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Die erste Kirche, die islamisches Gotteshaus wird


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Die erste Kirche, die islamisches Gotteshaus wird






In Mönchengladbach wird zum ersten Mal in Deutschland eine Kirche in ein alevitisch-muslimisches Gotteshaus umgewandelt. Ausgerechnet eine Freikirche bekennt sich zu dem Tabubruch.


Von Till-R. Stoldt


Einen Moment schaut Klaus Thimm über seine Schulter. Dort, hinter ihm, hing beim letzten Mal noch ein Kreuz. Darunter zierte ein Altar mit kleinen Kerzenleuchtern und großer weißer Jahreskerze den Kirchenraum. Er selbst stand damals an einem Holzpult und predigte. An diesem Tag aber, dem vergangenen Samstag, ist alles anders: Wo einst das Kreuz hing, bedecken nun die mannshohen Gemälde dreier Männer die Wand.

Es sind alevitische Heilige – mit Bart, Turban und wallenden Gewändern. Der Altar wurde ebenfalls ausgetauscht gegen eine leuchtend rote und goldbestickte Couch. Und ein Predigerpult gibt’s auch nicht mehr. Denn: Der Gemeindesaal im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt ist keine Kirche mehr.

Islamisierungsängste sollten vermieden werden

Zum ersten Mal in der deutschen Geschichte wurde hier ein christliches in ein alevitisch-muslimisches Gotteshaus umgewandelt. Wo bislang zu Jesus gebetet wurde, werden fortan der Prophet Mohammed und sein Gefährte Ali verehrt. Kreuz raus, Turban rein. Man könnte von einem kirchengeschichtlichen Tabubruch sprechen.

Bislang waren sich die deutschen Kirchen einig, aufgegebene Gotteshäuser dürften zwar in Museen oder Synagogen, nicht aber in islamische Gotteshäuser umgewandelt werden. Diese Linie vertraten in Deutschland, anders als etwa in Großbritannien, ausnahmslos alle: die evangelische und die katholische Großkirche ebenso wie kleine Freikirchen. Damit wollten sie erstens inhaltlichen Unterschieden zum Islam gerecht werden und zweitens angesichts verbreiteter Islamisierungsängste eine heikle Symbolik vermeiden.

Jetzt kündigt die evangelisch-methodistische Kirche und damit die erste Kirche der Republik diesen Konsens auf. Methodistenprediger Klaus Thimm hält gerade "wegen der Symbolik des Tages" eine fröhliche Abschiedsrede, während Bischof Walter Klaiber betont, ihm sei diese Übergabe "nicht ganz leicht gefallen".

Aleviten freuen sich über Offenheit

Selbstverständlich wisse er um die Sorgen mancher Alteingesessener: Die Zahl der Christen schrumpfe, die Zahl der Gläubigen aus islamisch geprägten Gemeinschaften steige. Und jetzt helfe die Kirche den Muslimen auch noch bei ihrem Durchmarsch – so werde mancher Zeitgenosse die Kirchenumwidmung wohl einordnen.

Klaiber selbst liest diesen Tag allerdings anders: Christen bräuchten sich auch angesichts der demografischen Entwicklung nicht ängstlich in ein Bollwerk zurückzuziehen. Auch unter den neuen "wachsenden Glaubensgemeinschaften könnten sie vertrauenswürdige Gleichgesinnte" finden. Diesen neuen Freunden dürften Christen zuversichtlich und mit offenen Armen begegnen, sagt er.

Die rund 100 Aleviten im Saal, zumeist aus der Türkei eingewandert, sind sichtlich ergriffen. Andächtig sitzen sie an langen Tischreihen, rühren den Löffel durch Teegläser und lauschen den Reden. Einige von ihnen werden später berichten, wie sie es sehr genossen hätten: so viel Freundlichkeit, Offenheit und Nähe.

Christen und Aleviten plaudern einträchtig

Das hätten sie bei manchen Christen schon anders erlebt (wobei immer wieder Thilo Sarrazin als Beispiel genannt wird). Entsprechend leidenschaftlich beteuert auch die junge alevitische Geistliche in ihrem Einsegungsgebet, wie nahe sich Christen und Aleviten stünden. In beiden Gemeinschaften gelte, dass sich "der Weg zu Gott nur über die Liebe zum Mitmenschen" öffne. Bei diesen Worten sehen wiederum die Kirchenvertreter gerührt aus.

Fast schrammt die Feier das Klischee der harmonieseligen Dialogveranstaltung; so einträchtig plaudern Christen und Aleviten anschließend bei Bulgur und gefüllten Weinblättern, während Saz-Musiker spirituelle Lieder spielen; und so begeistert feiern die christlichen Redner, allen voran Laienprediger Thimm die Begegnung zwischen Christen und Aleviten als "große Bereicherung".

Allein: Nichts läge diesem Prediger ferner als klassischer Multikulturalismus. Der freundliche Herr Thimm, im dunklen Anzug mit korrekt sitzender Krawatte, ist bekennender Christdemokrat, dem seine Kanzlerin eher zu locker als zu konservativ ist. Mit Argusaugen verfolgt er überdies die Aktivitäten traditioneller Muslimverbände.

Aleviten weichen vom klassischen Islam ab

Und dann gehört er auch noch einer Freikirche an, die gemeinhin als pietistisch, also besonders fromm eingestuft wird. Auch Bischof Klaiber bezeichnet sich selbst als (wenngleich "progressiven") Evangelikalen. Ausgerechnet diese theologisch eher konservativen Christen wagen es nun, mit der vorsichtigen Linie aller anderen Kirchen zu brechen – und genießen die Erotik des Dialogs. Wie passt das zusammen?

Die Antwort hat wenig mit der Kirche, aber viel mit den Aleviten zu tun, meint Thimm. Aleviten unterschieden sich fundamental von traditionellen sunnitischen Muslimen. Dieser Einschätzung stimmen fast alle hiesigen Religionswissenschaftler zu. Zwar bezeichnen sich die rund 600.000 Aleviten in Deutschland häufig als Muslime, sie weichen vom klassischen Islam aber grundlegend ab.

So respektieren sie zwar den Propheten Mohammed und den Koran als göttliche Offenbarung. Ihnen gelten aber auch der Prophetengefährte und vierte Kalif Ali, Einheitsmystiker wie Mansur al-Halladsch oder türkische Volksdichter wie Yunus Emre als inspiriert. Und diese Lehrer späterer Jahrhunderte zielten alle auf eine Reform des Islam: hin zur Verinnerlichung, zum Ideal der Allverbundenheit, zu mehr Herzensgüte und weniger Gesetzesstrenge.

Das Kopftuch spielt keine Rolle

Daher praktizieren Aleviten auch keine Geschlechtertrennung, verzichten auf Pflichtgebete, favorisieren individuelles Herzensgebet, lehnen Kopftuch und Pilgerfahrt nach Mekka als Äußerlichkeiten ab und achten andere Religionen als Wege zu Gott.

Auch ihre Gotteshäuser nennen sie nicht Moschee, sondern Cem-Haus – und bei dessen Einweihungsfeier steigen sie nach dem Tee auf Sekt um. Inzwischen ist unter Aleviten sogar umstritten, ob sie überhaupt noch als Muslime oder aber als selbstständige Religion zu begreifen seien.

Ihrem Ansehen hat das nicht geschadet. In acht Bundesländern wurde bereits alevitscher Religionsunterricht eingeführt – lange bevor den konservativen Muslimverbänden Unterricht für sunnitische Muslime auch nur in Aussicht gestellt wurde. Dennoch zögern die Kirchen, Aleviten anders zu behandeln als traditionelle Muslime. Erst kürzlich lehnte es etwa die evangelische Landeskirche Westfalens ab, ein ehemaliges Kirchengebäude an Aleviten zu verkaufen.

"Liebesreligion" als Maßstab

Methodisten-Bischof Klaiber hält das für zu kurz gedacht. Er rät den anderen Kirchen, vor allem ein Kriterium anzulegen, wenn es darum gehe, ein Gotteshaus an eine Glaubensgemeinschaft zu verkaufen: die Frage, ob diese Gemeinschaft das "Humanum, das Wohlergehen unterschiedslos aller Menschen ins Zentrum" stelle. Bei einer "Liebesreligion" wie der alevitischen sei dies gegeben. Darum könne man ihr eine ehemalige Kirche guten Gewissens anvertrauen.

Klaiber geht aber noch weiter. Grundsätzlich könne dieses Kriterium auch von sunnitischen Muslimen erfüllt werden, sagt er. Beispielhaft schwebt ihm der strikt verfassungstreue und reformerische Liberal-Islamische Bund (LIB) vor. Auch bei solchen sunnitischen Muslimen sollten Kirchen offen prüfen, ob man ihnen Gotteshäuser übergeben könne, fordert er. Klaibers Argument: Wer sonst könne so glaubwürdig wie die Kirche signalisieren, dass Zuwanderung aus der islamischen Welt kein Grund zum Verzagen sei?

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Katholische Kirche: "Das ist eine harte Zumutung"






Der erstmalige Verkauf einer evangelischen Kirche an eine muslimische Glaubensgemeinschaft stößt auch in der katholischen Kirche auf Kritik. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke (Foto), der in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig ist, warnte davor, die Religionen zu vermischen.

Mönchengladbach/Hamburg/Köln (idea) – Der erstmalige Verkauf einer evangelischen Kirche an eine muslimische Glaubensgemeinschaft hat eine heftige Debatte ausgelöst. Eine alevitische Gemeinde hatte die ehemalige evangelisch-methodistische Kirche in Mönchengladbach-Rheydt erworben und in ein sogenanntes Cem-Haus umgewandelt, das einer Moschee vergleichbar ist. Der Vorgang stieß in der katholischen Kirche auf Kritik. „Das ist schon eine harte Zumutung“, sagte der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke dem Kölner „domradio“. Jetzt werde nach Christus in einer Kirche der Prophet Mohammed angebetet: „Das können wir als katholische Christen mit Sicherheit nicht akzeptieren.“ Der Weihbischof, der in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig ist, warnte davor, die Religionen zu vermischen: „Christen haben nun mal den hohen Anspruch, dass sie sagen: Jesus Christus ist der Mittler zu Gott hin und das für alle Menschen.“ Man könne Christus nicht einfach in eine Reihe stellen mit religiösen Führern wie Buddha oder Mohammed. Jaschke: „Wir als Christen müssen sagen: Bei aller Liebenswürdigkeit, bei aller Einigkeit in der Sorge um Frieden und den Kern des Religiösen haben Christen und Muslime grundlegende Unterschiede. Und das können wir nicht verwischen, indem wir sagen: Wir lösen uns in einem Gotteshaus nacheinander ab.“ Jaschke wandte sich auch dagegen, Kirchen in weltliche Veranstaltungsräume umzuwandeln: „Auch das entspricht nicht einem katholischen Verständnis. Ich bin dann schon für einen Abriss eines Gottesdienstraumes. Dann kann Neues entstehen. Eine Disko oder moralisch Zweideutiges – das ist in einer ehemaligen Kirche unerträglich.“

Aleviten: Kirchenkauf ist Ergebnis jahrelangen Dialogs

Die Alevitische Gemeinde Deutschland (Köln), die rund 130 Ortsgemeinden vertritt, wies die Kritik von Jaschke zurück. Die Umwandlung der Kirche sei Ergebnis eines jahrelangen Dialogs mit der Evangelisch-methodistischen Kirche. Das verdiene nicht Ablehnung, sondern Würdigung. Die alevitische Gemeinde in Mönchengladbach nutzt die ehemalige Kirche seit dem 2. Juni. „Wir haben nicht viel verändert, nur die Bänke und das Kreuz rausgenommen“, sagte der „Dede“ (religiöses Oberhaupt) der Gemeinde, Solmaz Feramuz, der Bild-Zeitung. Zwei- bis dreimal im Monat werde mit dem Dede künftig in der ehemaligen Kirche gebetet. Die Zahl der Aleviten in Deutschland wird auf rund 600.000 geschätzt. Ihr Name bezieht sich auf Ali, den Schwiegersohn des Propheten Mohammed, den die Aleviten gemeinsam mit den Schiiten als ersten legitimen Kalifen anerkennen. Nach Angaben der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin) betrachten die Aleviten den Koran nicht als Wort Gottes, sondern als durch die Sunniten manipuliert. Die islamische Gesetzgebung, die Scharia, lehnen sie ab.

Großkirchen gegen Umwidmung in Moscheen

Die Deutsche Bischofskonferenz hat in einer Richtlinie die Umwidmung von Kirchengebäuden in Moscheen ausgeschlossen. Auch die evangelischen Landeskirchen lehnen eine solche Umwandlung ab. Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea bestätigten die Evangelische Kirche von Westfalen und die Evangelische Kirche im Rheinland, dass es klare Beschlüsse gebe, Kirchengebäude nicht an muslimische Gemeinden zu verkaufen.

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