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Freimaurer-Einfluss förderte Millerbewegung


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Freimaurer-Einfluss förderte Millerbewegung






11. Februar 2012



William Miller (1782-1849)

Von Dietmar Päschel


Der baptistische Prediger William Miller wurde in seiner Entwicklung entscheidend von Freimaurern gefördert. Das geht aus der Miller-Biographie „God’s Strange Work“ (deutsch: „Gottes seltsames Werk“) des US-amerikanischen Historikers David Rowe hervor. Miller hatte das Weltende für die Jahre 1843/44 erwartet und mit der Ankündigung eine nationale Bewegung ausgelöst. Aus der religiösen Strömung gingen in der Folgezeit verschiedene adventistische Kirchen hervor.

Die Schlüsselpersonen, die im Vorfeld zu Millers gesellschaftlichem Aufstieg von einem einfachen Farmer zu einer angesehenen Persönlichkeit beitrugen, fand der spätere Erweckungsprediger in einer Freimaurerloge. So geht aus Millers Tagebucheinträgen hervor, dass er bereits im Alter von zehn Jahren im Januar 1793 an einem Treffen von Freimaurern in dem kleinen Ort Hampton (New York) teilnahm. Später trat Miller der „Morning Star“-Loge Nr. 27 in der Nachbarstadt Poltney bei. Hinweise lassen darauf schließen, dass er dort auch Großmeister wurde.

Durch die Loge fand Miller Aufnahme in gehobene Kreise. Der Gründer von Poltney, Thomas Ashley, wurde Millers engster Vertrauter. Ashley verschaffte ihm Zugang zu Politik und Gesellschaft. Miller fand Interesse an Philosophie und Naturwissenschaft, er wurde Demokrat und Politiker. Eine Serie von Wahlämtern, die er wahrnahm, markierte seinen gesellschaftlichen Aufstieg. Auch für kalendarische Berechnungen entwickelte er ein Interesse. Aus der baptistischen Kirche, der er bis dahin angehörte, zog er sich zurück. Er betrachtete sich als Deist und las Voltaire, Hume und Paine.

Im Britisch-Amerikanischen Krieg diente Miller als Hauptmann. Als er 1815 zurückkehrte, stürzten ihn traumatische Kriegserfahrungen in eine tiefe Sinnkrise. Er wandte sich erneut dem baptistischen Glauben zu und betrachtete fortan die Bibel als Wort Gottes, die er intensiv studierte. Aufgrund seines autodidaktischen Studiums des alttestamentlichen Danielbuches war er seit 1818 überzeugt, dass die Weltgeschichte bald ihr Ende nehmen würde und die Wiederkunft von Jesus Christus nah bevorstand. Doch erst ab 1831 sprach er öffentlich in Predigten vom baldigen Kommen Christi. Ein Jahr später veröffentlichte er erste Zeitungsartikel zu diesem Thema. Schnell fand er zahlreiche Anhänger in ganz Nordamerika. Auf dem Höhepunkt seines Wirkens existierten 48 eigenständige milleritische Zeitungen in den USA. Miller hatte eine nationale Bewegung ausgelöst.

Seine neuerliche Hinwendung zum Baptismus nach dem Krieg hatte Miller zunächst nicht davon abgehalten, Mitglied der Freimaurerloge zu bleiben. Erst als Miller mit seiner Botschaft von der baldigen Wiederkunft Christi in den Fokus der Öffentlichkeit rückte, wurde seine langjährige Zugehörigkeit zu den Freimaurern hinterfragt. Seit dem Kriegsende gab es eine starke antifreimaurerische Strömung in den christlichen Kirchen, die in den Jahren 1826 bis 1836 besonders anschwoll. Freimaurer standen im Kreuzfeuer der Kritik. Ihnen wurden ein elitäres Verhalten und eine geheime Machtausübung über Politik und Justiz nachgesagt. In den noch jungen protestantischen Kirchen befürchtete man, dass Freimaurer eine starke Nationalkirche nach britischem Vorbild gründen wollen, die sich dann gegen freie Kirchen richten könnte. Die Angst vor einer Einheitskirche war groß. Denn unzählige Einwanderer hatte die Sehnsucht nach religiöser Unabhängigkeit in die USA geführt. Viele Amerikaner hielten Freimaurer deshalb für unamerikanisch und unchristlich. Die Gegner des Freimaurertums organisierten sich und forderten kirchliche Gemeinschaften auf, gegen Freimaurer in ihren Reihen vorzugehen.

Die Welle der Freimaurerfeindlichkeit brachte auch Miller in Bedrängnis. Im September 1831 erklärte er seinen Austritt aus der Loge. Es war jedoch nicht eine innere Abkehr vom Freimaurertum, die ihn zu diesem Schritt veranlasst hatte. Sein Beweggrund bestand vielmehr darin, auf „die Gefühle meiner Brüder in Christus“ Rücksicht zu nehmen, wie Miller schrieb. Dennoch musste er sich noch mehrere Jahre gegen Angriffe wegen seiner langjährigen Logenzugehörigkeit zur Wehr setzen. Im Zuge der Auseinandersetzung trug Miller 1833 schließlich eine Empfehlung mit, dass Kirchengemeinden Freimaurerei als Übel betrachten sollten. Dessen ungeachtet schrieb Millers Sohn William S. im Jahr 1850 über seinen inzwischen verstorbenen Vater, dass dieser seinen engsten Vertrauten aus dem Freimaurerkreis, Thomas Ashley, „immer als eine Art Vater betrachtet“ habe.

Ohne die Vernetzung mit Freimaurern hätte der einstige Farmer William Miller kaum eine Bewegung ins Leben rufen können, die hunderttausende Anhänger fand. Denn erst die Förderung durch die Logenbrüder vermittelte Miller eine humanistische Bildung. Das erweiterte maßgeblich seinen Horizont, befähigte ihn zu einem eigenständigen Denken und ließ ihn gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Deshalb sind nicht allein Millers neuerliche Hinwendung zum Baptismus und sein autodidaktisches Bibelstudium als Voraussetzungen für das Entstehen der Millerbewegung anzusehen, sondern auch seine prägenden Erfahrungen unter Freimaurern.
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