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Dreyer-Biografie: Wie gläubig ist der Volxbibel-Autor?


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Rolf

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Nachfolgend ein Artikel aus TOPIC, Mai 2012 (mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers).

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Dreyer-Biografie: Wie gläubig ist der Volxbibel-Autor?






Martin Dreyer (47) ist ein Mann, der die deutschen Evangelikalen spaltet: in glühende Verehrer, vor allem unter Jugendlichen, und in Verächter, die meinen, er produziere Gotteslästerliches. Die Kritik wegen Gotteslästerung wird vor allem wegen der „Volxbibel“ erhoben, einer Übertragung der Heiligen Schrift durch Dreyer in den Jargon einer gewissen Unterschicht der Jugendszene. So formuliert Dreyer einen Text aus Philipper 3 ab Vers 7 so: „Aber alles, was mir früher sonst wie wichtig gewesen ist, bedeutet für mich heute einen Haufen Scheiße, wenn ich es mit dem vergleiche, was ich jetzt mit Jesus habe. Mir ist echt klar geworden, dass im Vergleich mit den unbeschreiblichen geilen Sachen, die ich jetzt mit Jesus habe, mir alles andere in der Welt echt am Arsch vorbeigeht.“ Dreyer übertrug Gottes Wort nicht nur in einen umstrittenen Jargon, sondern veränderte den Bibeltext auch durch Verfälschung: So bekommt Mose in 2. Mose 34 von Gott den Auftrag, zwei Stahlplatten in seiner Werkstatt zu flexen, auf die Gott die Zehn Gebote neu eingravieren will.

Viele Christen haben sich in den vergangen Jahren gefragt, wie ein gläubiger Christ so respektlos mit dem Wort Gottes und seinen Inhalten umgehen kann – und das bis zum heutigen Tag. Aktuell teilt Dreyer auf seiner Internetseite mit: „Ich spiele jetzt seit einigen Wochen regelmäßig mit dem Heiligen Geist ‚Predigt-Roulette‘ und hab voll gute Erfahrungen gemacht.“ Er gebe dazu ein Stichwort ins Internet ein und die erste Predigt, die er zu diesem Stichwort im Internet fände, würde er anhören.

Wer sich fragt, welcher Geist Dreyer im Griff hat und vorantreibt, wird jetzt in seiner Biographie fündig. Sie heißt „Jesus-Freak – Leben zwischen Kiez, Koks und Kirche.“ Der einst drogenabhängige Dreyer schildert darin, wie er als Erstes in einem charismatischen Gottesdienst des Hamburger Pastors Wolfram Kopfermann eine „warme Energie“ gespürt habe, „ein Anflug von Glücksgefühl, ähnlich wie auf Drogen, aber total anders.“ Kurze Zeit später übergibt Dreyer in Kopfermanns St. Petri-Kirche sein „beschissenes Leben“ in einem Gebet an Jesus. Doch sein entscheidendes spirituelles Erlebnis hat Dreyer später. Er befreundet sich mit Kopfermanns Sohn Matthias, der ihm eines Tages den Heiligen Geist inklusive der Zungensprache verpassen will. Dreyer schildert in seiner Biografie die Szene so: „Wir stellten uns in der Mitte seines Zimmers einander gegenüber auf. Dann sollte ich meine Hände nach vorne strecken, Handflächen nach oben. Jetzt leitete er mich an, ein Gebet zu sprechen …“ Nachdem Dreyer um die Erfüllung des Heiligen Geistes gebetet hatte, geschieht etwas auch für Dreyer Merkwürdiges: „Dann umrundete mich Matthias, wie es die Indianer um ein Lagerfeuer machen, und das mit vergleichbaren Geräuschen.“ Was danach eintrat, schildert der Volxbibel-Autor so: „Aber plötzlich empfand ich so eine Art warmes Licht um mich herum. Je mehr ich mich auf dieses Licht, auf diese Energie, konzentrierte, desto wärmer wurde es in mir. Und dann war ich auf einmal wie selbst weggetreten.“ Dreyer beginnt danach zu zittern und unverständliche Laute zu stammeln: „ ‚Das ist es! Das ist es!‘ rief Matthias begeistert. ‚Ja, du hast es bekommen‘!“ Dreyer schildert dann weiter, dass damals ein Anfang gemacht wurde, aus dem sich bei ihm die „Gabe des Sprachengebets“ ständig weiterentwickelt habe.

Fortan wird Dreyer aus dieser okkulten Welt, die er mit Matthias Kopfermann anzapfte und die in der Christenheit auch in der Maske einer extremen Charismatik auftritt, wie ein Agent geführt. In Amsterdam zeigt ein Pastor aus John Wimbers charismatischer Vineyard-Gemeinde während eines Gottesdienstes plötzlich mit dem Finger auf Dreyer, der dort zufällig zu Gast ist, und fordert ihn auf, das Evangelium neu zu übersetzen. Für den jungen Deutschen ist sofort klar: Da der Pastor mich nicht kennt, muss das ein göttlicher Auftrag sein. Spontan habe er gedacht: „Ich bin ein Matthäus! Ich soll meinen Leuten das Evangelium in ihrer Sprache übersetzen!“. Seine Leute, das sind die Punker-Szene und ihr Umfeld, aus der Dreyer selbst kam. 1992 gründete Dreyer deshalb die Jugendbewegung Jesus Freaks, in der er Punks das Evangelium nahe bringen will. Dreyer schildert in seiner Biografie, wie ihm bei der Übertragung des Luther-Textes in den Punk-Jargon der Volxbibel die Formulierungen nur so in die Hand geflossen seien.

Angesichts der okkulten Einweihung Dreyers bei Matthias Kopfermann lässt das flotte Schreiben der Volxbibel an mediale Übertragung denken. Auch die aggressive Respektlosigkeit gegenüber der Heiligkeit Gottes und seinem Wort sind ein Hinweis dafür.

Für Frank Pohl, der Dreyer aus der Frühzeit seines Wirkens persönlich gut kennt, ist Dreyer immer ein Punker geblieben und habe nie eine wirkliche Lebenswende gezeigt. Dies belegten auch seine stets aufgefrischten Tätowierungen, wie Pohl gegenüber TOPIC berichtete. Er habe erlebt, wie auf Jesus-Freaks-Abenden schwarz gekleidete junge Leute bei Kerzenschein wild herumgetanzt seien und gebrüllt hätten: „Jesus, du bist geil!“ Als er die jungen Leute gefragt habe, woher sie kämen, waren es keine echten Punker, sondern junge Leute aus christlichen Gemeinden gewesen. Pohl: „Dreyer schuf also einen Ort, wo man als Christ endlich mal ein Punker sein konnte, und das im Namen des Herrn.“

Es stellt sich nach Lesen der Biografie tatsächlich die Frage: Spricht Dreyer mit seiner Art und mit seiner Volxbibel tatsächlich Außenstehende an oder trägt er nicht vielmehr einen extremen, weltlichen Stil in christliche Gemeinden hinein. Dreyer schildert in seinem Buch, dass kein weltlicher Verlag zunächst seine Volxbibel haben wollte. Erst als die evangelikale Stiftung Christlicher Medien (SCM) die Volxbibel veröffentlichte, sei „die Post abgegangen“.
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