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Esoterik an der Fachhochschule


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Rolf

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Esoterik an der Fachhochschule






Wünschel Dir was



Von Bernd Kramer



Angehende Landschaftsarchitekten lernen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf den Umgang mit der Wünschelrute und Raumplanung nach fernöstlicher Qi-Energie. Kritiker sind entsetzt über das Esoterik-Seminar. Die Hochschule aber meint: Wo ein Markt ist, da muss auch ein Angebot her.


Ein mit Plastik ummantelter Draht in V-Form soll den Weg zum heilenden Wasser weisen. Landschaftsarchitekturstudent Peter Doll balanciert die Wünschelrute in den Händen, versucht sie still zu halten, damit künstliche Zuckungen die natürlichen nicht überdecken.

Er und rund 20 Kommilitonen durchschreiten den Hofgarten auf dem Weihenstephaner Berg, mit geschlossenen Augen, mit offenen Augen, nebeneinander, hintereinander, durcheinander. Spürt ihr schon was? "Anfangs waren wir natürlich alle skeptisch", erinnert sich Doll an die Praxisübung. "Es war aber in jedem Fall sehr interessant, ein Instrument kennenzulernen, das über Jahrhunderte im Gebrauch war." Und tatsächlich: Manchmal habe die Rute bei mehreren Studenten gleichzeitig ausgeschlagen. Manchmal aber auch nicht.

Dozent Stefan Brönnle hat eine Vermutung, was dieses Instrument so wundersam bewegt haben könnte: mikrowellenähnliche Strahlungen aus dem Erdreich, ausgehend von einer alten Heilquelle unter dem Berg. Der Legende nach soll der heilige Korbinian sie vor 1200 Jahren entdeckt haben, als er nach einem Gebet mit dem Spazierstock am Hang in den Boden schlug. Und Korbinian sprach: Ein Kloster entstehe an dieser Stelle.

Alles mittelalterlicher Aberglaube? Im Gegenteil, meint Brönnle, alles hochaktuell. "Wenn man heute als Landschaftsarchitekt auf einer Baustelle ist, kann es gut sein, dass da der Baggerfahrer oder ein anderer Arbeiter mit der Rute nach der Lage von Rohrleitungen sucht", erklärt er. "Damit werden die Studenten in der Praxis konfrontiert und dazu müssen sie was sagen können."

Hochschuldozent mit "grenzenlosen Sinnen"

Wunderliches tut sich da an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, 5400 Studenten, im beschaulichen Freising bei München. Seit dem Wintersemester 2011/2012 gibt es dort ein Wahlmodul zum Thema "Feng Shui und Geomantie in der Landschaftsarchitektur", samt theoretischer Einführung und praktischen Übungen. Nicht etwa als spirituelles Erbauungsangebot im Semesterprogramm des Asta, sondern hochoffiziell im Vorlesungsverzeichnis der staatlichen Hochschule.

Geomantie bedeutet so viel wie "Weissagung aus der Erde". Feng Shui ist gewissermaßen das fernöstliche Pendant, bei dem es darum geht, Räume und Landschaften so zu gestalten, dass eine ominöse Qi-Energie sie gut durchfließen kann.

Ein Hokuspokus-Seminar also für angehende Landschaftsarchitekten? In Esoterik-kritischen Blogs erntet die Hochschule Spott für ihre eigenwillige Lehrveranstaltung. "Bayern wird dumm", schreibt dort einer. Und der Wiener Wirtschaftsprofessor Ulrich Berger, der sich in der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) engagiert, fordert Hochschulpräsidenten Hermann Heiler per E-Mail gar zum Einschreiten auf: "Ich empfehle dringend, diesen für eine Hochschule peinlichen Unsinn abzustellen!"

Zur Verwunderung trägt auch bei, dass der Dozent nicht gerade als jemand auffällt, der esoterischen Theorien mit wissenschaftlicher Distanz gegenübersteht. Brönnle arbeitet als "geomantischer Berater" und hat als Autor unter anderem eine Anleitung zum Hellsehen verfasst mit dem Titel "Grenzenlose Sinne". Wenn Brönnle von der Kraft der Rute spricht, beruft er sich auf viele mit Doktorgrad dekorierte Namen. Tatsächlich ist sich die Wissenschaft allerdings ziemlich einig in ihrem Urteil: Wünschelrutengehen ist Blödsinn.

"Es gibt zahllose Studien und immer kommt heraus, dass sie nur raten", sagt Erhard Wielandt, emeritierter Professor für Geophysik an der Universität Stuttgart. Die GWUP etwa testet jedes Jahr Rutengänger; ihnen winken 10.000 Euro Preisgeld, sollten sie ihr Talent auch unter kontrollierten Bedingungen beweisen können. Sie müssen dafür zum Beispiel aus einer Reihe verdeckter Behälter signifikant öfter als nach dem Zufallsprinzip den ausfindig machen, der Wasser enthält. Bisher hat das noch niemand geschafft. Dass der ein oder andere Rutengänger außerhalb des Labors trotzdem gelegentlich auf Wasser stößt, hat Wielandt zufolge einen simplen Grund: Man findet es so gut wie überall. Es fließt eben nicht durch unterirdische Bäche oder Flüsse, wie Geomanten gern behaupten, sondern liegt großflächig im Boden.

Erklärung der FH: Wo ein Markt ist, muss ein Angebot her

Nun ist Landschaftsarchitektur ein künstlerisches Fach und keine harte Wissenschaft wie etwa die Geologie. Die Hochschule will den Studenten die Weissagungsmethoden vor allem an die Hand geben, damit sie ihre intuitiven Eindrücke absichern können. Und ein Gelände mit der Rute nach vermeintlich störenden Wasseradern abzulaufen oder den Fluss fernöstlicher Energien in Bebauungsplänen zu berücksichtigen, kann ja zu durchaus ästhetischen Gärten und Gebäuden führen.

Das gesteht auch Wielandt den Jüngern von Geomantie und des Feng Shui zu. "Aber muss man dafür wirklich so eine närrische Ideologie bemühen? Für mich gibt es eine Grenze, ab der der Zweck nicht mehr die Mittel heiligt", sagt er. "Es ist einfach übel, wenn Esoterik Einzug in die Hochschulen hält und die Leute denken, das wäre jetzt wissenschaftlich begründbar.


So viel Aufregung kann Frieder Luz nicht nachvollziehen. Er ist Professor für Landschaftsarchitektur an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und verantwortet das neue Wahlfach. "Wir stellen die Rute einfach als Messinstrument vor, das bei manchen funktioniert und bei anderen nicht", sagt Luz. "Was die Studierenden dann daraus machen, müssen sie selber entscheiden."

Vor allem aber ein Grund hat Luz dazu bewegt, die Geomantie ins Vorlesungsverzeichnis aufzunehmen: Es gibt einen Markt dafür. "Wenn solche alternativen Methoden angefragt werden, haben die Teilnehmer des Wahlfachs nun auch die Möglichkeit, sie zu bedienen. Natürlich ist es jedem frei gestellt, ob er das auch möchte."

Wünschelruten-Kritiker Wielandt ist entsetzt über solche Argumente für Hokuspokus im Lehrplan: "Kritisch zu denken sollte den Studenten beigebracht werden", sagt er. "Nicht die Fähigkeit, mit jedem Unsinn Geld zu verdienen."



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Guest_Peter Wiem_*

Guest_Peter Wiem_*
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Angehende Landschaftsarchitekten lernen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf den Umgang mit der Wünschelrute und Raumplanung nach fernöstlicher Qi-Energie. Kritiker sind entsetzt über das Esoterik-Seminar. Die Hochschule aber meint: Wo ein Markt ist, da muss auch ein Angebot her.

Die Argumentation ist ein Paradebeispiel dafür, was passieren kann, wenn man willkürlich Ursache und Wirkung vertauscht.
In Deutschland gäbe es z. b. einen Markt für Amokläufer, Terroristen, Hexen, Selbstmörder usw.
Die Hochschule kann also noch in vielen Punkten "Pionierarbeit" leisten.
Wo ein Wille ist (und sei er noch so fehlgeleitet), da ist auch ein Weg!
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