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Die Ehe - eine intime Entscheidung von Bedeutung für...


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Rolf

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Norbert Geis: Die Ehe - eine intime Entscheidung von Bedeutung für unsere Gesellschaft






Kontroverse, ob grundgesetzliche Stellung von Ehe und Familie auch in hohen Staatsämtern wie dem Amt des Bundespräsidenten sichtbar sein sollte


(MEDRUM) Die Äußerung des Bundestagsabgeordneten Norbert Geis, dass es im Interesse von Joachim Gauck liegen dürfte, seine Lebensverhältnisse zu ordnen, hat bundesweit Schlagzeilen gemacht. Joachim Gauck ist verheiratet, lebt von seiner Ehefrau getrennt und unterhält daneben seit vielen Jahren eine Beziehung zur Journalistin Daniela Schadt, von der er sich im Amt des Bundespräsidenten anstelle seiner Ehefrau als "First Lady" begleiten lassen will. Geis muss wegen seines lauten Nachdenkens über diese Umstände Titulierungen wie Sittenwächter oder Hardliner ertragen. Selbst vom bayerischen Taliban war die Rede. Sind derartige Etikettierungen angebracht oder ersticken sie nicht vielmehr eine Diskussion, die der Bedeutung der Ehe und des Amtes unseres Staatsoberhauptes angemessen wäre?

Gegenüber der FAZ hat sich der Politiker der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion mit Blick auf den Artikel von Georg Paul Hefty "Der Präsident ist nicht allein zu denken" (Ausgabe vom 23.02.12) gegen den Vorwurf verwahrt, er wolle Gauck Vorschriften für sein Privatleben machen und habe der Ehe einen "Bärendienst" erwiesen. Das sieht der Politiker anders. Er macht sich immer wieder für den Erhalt des besonderen Status von Ehe und Familie stark, wie er im Grundgesetz verankert ist, und tritt dafür ein, dies auch in hohen öffentlichen Ämtern sichtbar werden zu lassen. MEDRUM dokumentiert die Antwort von Norbert Geis.

Eine intime Entscheidung und wichtiges Ordnungsprinzip

Norbert Geis:

Zum Beitrag „Der Präsident ist nicht allein zu denken" von Georg Paul Hefty in der F.A.Z. vom 23. Februar: Hefty hat in seinen Ausführungen wichtige Einwände gegen meine Wortmeldung, die ich im Zusammenhang mit der Nominierung von Joachim Gauck geäußert habe, angeführt. Das schwerwiegendste Argument sehe ich darin, dass weder Gauck noch sonst jemand, sich öffentlich auffordern lassen muss, eine Heirat einzugehen.

Die Entscheidung, ob und wer mit wem eine Ehe eingeht, gehört in der Tat zu den intimsten Entscheidungen, die jemand in seinem Leben trifft. Sie geht nur die beiden Partner an, die sich entschließen, sich gegenseitig ein Leben lang die Treue zu halten.

Die Ehe selbst ist dann aber nicht nur eine private Angelegenheit dieser beiden, sondern hat zugleich einen öffentlichen Charakter. Sie gilt als ein wichtiges Ordnungsprinzip unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens und wird deshalb auch durch unsere Verfassung privilegiert.

Fehlentwicklungen sollten nicht befördert werden

Norbert Geis:

Dieses Prinzip verliert jedoch mehr und mehr an Bedeutung. Die Zahl derer, die ohne Trauschein zusammenleben, wachst seit Jahren. Die einen halten dies für einen großartigen Fortschritt, andere befürchten eine Fehlentwicklung. Ich fürchte, dass Gauck als Bundespräsident mit hohem Ansehen, was man ihm nur wünschen kann, als Vorbild für die Menschen im Land diese Entwicklung, ohne es vielleicht zu wollen, befördert.

Darauf durch eine entsprechende öffentlich Wortmeldung, die in ihrer Kürze nicht alle Aspekte beinhalten konnte, hinzuweisen, mögen die einen als Fehler werten, was ich respektiere, viele sind jedoch auch dankbar, wie zahlreiche unterstützende Zuschriften zeigen.

Jedenfalls musste diese Wortmeldung vor der Wahl erfolgen, um das Amt des Bundespräsidenten nicht zu beschädigen. Dass ich mir dadurch viel Spott und Hohn eingehandelt habe, muss ich ertragen. Es gibt jedoch auch Gegenargumente, mit denen sich im Sinne der Sache selbst eine Auseinandersetzung lohnt.

Einen Einwand weise ich jedoch zurück: Horst Seehofer hat im vorgenannten Sinn seine „Lebensverhältnisse" geordnet. Ich habe mich im Übrigen immer gegen die gewandt, die auf ihn in einer schwierigen Lebensphase mit Steinen geworfen haben.

NORBERT GEIS, MDB, BERLIN

Mut zur offenen Diskussion

Wer diese Replik von Norbert Geis durchdenkt, kann zu einer anderen Auffassung als Hefty kommen, der meinte, Geis habe der rechtlichen und religiösen Sonderstellung der Ehe mit seiner Äußerung einen Bärendienst erwiesen. Die Ehe sei nicht einforderbar, so Hefty. Der Familienpolitiker und Rechtsexperte Geis weiß dies natürlich auch selbst, ist aber zugleich bisher der Einzige auf weiter Flur, der die öffentliche Bedeutung der Ehe als verbindliche Einstandsgemeinschaft für die Lebensverhältnisse in der Gesellschaft ins Bewusstsein rücken will.

Weder für den Menschen als Einzelindividuum noch für die Gesellschaft als Ganzes kann Leben auf Dauer gelingen, wenn die Ehe als ein im Grundgesetz verankertes, ordnendes Prinzip für das Zusammenleben von Mann und Frau durch das Prinzip der Beliebigkeit ersetzt wird. Diese Erkenntnis hat auch die EKD geleitet, als sie das neue Pfarrdienstgesetz verabschiedete und in ihren Pfarrämtern nur diejenigen Partner von Pfarrerinnen und Pfarrern duldet, die eine Ehe oder Lebenspartnerschaft verbindet, weil, so die EKD, nur dann Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und gegenseitige Verantwortung bestehen. Doch selbst Vertreter der Kirche wie die Generalsuperintendentin von Berlin, Ulrike Trautwein, scheuen davor zurück, diese Kriterien auch beim höchsten Amt im Staate in den Blick zu bringen. Sie beschränken sich stattdessen auf den banalen und eigentlich überflüssigen Hinweis, das Eingehen einer Ehe sei eine private Lebensentscheidung.

Umso wichtiger ist es, dass eine Stimme wie die von Norbert Geis zu vernehmen ist, der den Mut hat, über Banalitäten hinauszudenken und dabei auch das ungern Gehörte auszusprechen. Das hätten auch ein Hefty und viele andere tun können, die sich zu Wort gemeldet haben. Das höchste Staatsamt würde sicher keinen Schaden durch eine offene und kontrovers geführte Diskussion nehmen. Zudem unterschätzt Hefty die Person Joachim Gauck, wenn er meint, dessen Bereitschaft, sich für eine Ehe mit Daniela Schadt zu entscheiden, könne etwa abnehmen, wenn er öffentlich dazu aufgerufen werde. Nein, gerade Joachim Gauck ist souverän genug, sich nur von Beweggründen und Argumenten leiten zu lassen, die ihn selbst überzeugen. Ausschlaggebend dürften am Ende weniger die besondere Wertschätzung der Ehe und Familie durch Norbert Geis sein, sondern seine Beziehungen zu seiner Ehefrau Hansi Gauck und zur Journalistin Daniela Schadt sowie sein eigener Wille, Dinge anders als bisher zu ordnen.

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