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Die Gründe, weswegen Jesus von Pilatus verurteilt wurde.


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#1
Guest_Peter Wiem_*

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Die Gründe, weswegen Jesus von Pilatus verurteilt wurde.

a) Die unweise Ausübung seines Amtes schmälert seinen politischen Spielraum.

Nachdem Archelaus (Mt 2,22) abgesetzt worden war (6 n. Chr.), kam Judäa unter römische Verwaltung. An der Spitze der Provinz stand ein Prokurator, der dem Prokonsul von Syrien unterstellt war (Statthalter).
Der fünfte in der Reihe dieser Statthalter, der Nachfolger des Valerius Gratus, war Pontius Pilatus, der im Jahre 26 auf Veranlassung des mächtigen Sejan von Kaiser Tiberius eingesetzt wurde.
Die Amtszeit des Pilatus ist gekennzeichnet durch vielfache Provozierung des jüdischen Volks- und Glaubensbewußtseins.
Kurz nach seinem Eintreffen sandte er nachts eine Truppenabteilung mit ihren Feldzeichen, die das Bild des Kaisers trugen, nach Jerusalem. Eine jüdische Gesandtschaft nach Cäsarea, dem Sitz des römischen Statthalters, konnte die Entfernung der anstößigen Feldzeichen nur mit viel Mühe erlangen.
Später verwendete er Geld aus dem Tempelschatz, um eine Wasserleitung nach Jerusalem zu bauen. Das führte bei einem Aufenthalt des Pilatus in Jerusalem zu Tumulten; er hatte jedoch damit gerechnet und verkleidete Soldaten unter die protestierende Menge verteilt, die sie auseinandertrieben. Die Wasserleitung wurde angelegt.
Dann ließ Pilatus eine Anzahl goldener Schilde mit einer Aufschrift zu Ehren des Tiberius im Palast des Herodes in Jerusalem aufstellen. Das erregte neuen Anstoß, und wieder weigerte sich der Statthalter, nachzugeben. Schließlich wandten sich einflußreiche Juden an den Kaiser, der Befehl gab, die Schilde nach Cäsarea zu schaffen.
Weiter ließ Pilatus Münzen mit einem römischen simpulum (Kultgefäß) prägen.
Außerdem war er der Bestechung zugänglich und schreckte vor Gewalt nicht zurück (Lk 13,1).
Das Volk haßte ihn, und nach dem Sturz Sejans i. J. 31 hatte er eine Anklage beim Kaiser (Tiberius) zu fürchten. Das erklärt seine Haltung im Prozeß Jesu (Mt 27,2.11-26; Mk 15,1-15, Lk 23,1-25; Joh 18,28-19,16), falls die Kreuzigung erst 32 n. Chr. stattfand.
Er mußte jetzt auf die Juden Rücksicht nehmen, darum gibt er Jesus gegen besseres Wissen preis (Joh18,38; 19,4.6). Letzthin geht es ihm nicht um das Recht, sondern um den eigenen Vorteil, wobei er auch die günstige Gelegenheit benutzt, sich mit Herodes Antipas gutzustellen (Lk 23,7-12).
Gegen Ende der Statthalterschaft des Pilatus versammelte sich eine große Volksmenge, die Waffen mitführte, auf dem Garizim, weil ein Samariter behauptet hatte, er könne zeigen, wo Mose auf dem Berg goldene Gefäße verborgen habe. Pilatus überfiel sie, erschlug einige und ließ die Gefangenen, die er gemacht hatte, hinrichten. Die Samariter richteten eine Beschwerde an Vitellius, den Prokonsul von Syrien, der i. J. 36 einen anderen Prokurator einsetzte und Pilatus zur Verantwortung nach Rom schickte (Josephus).
Er soll dann nach Vienne in Südfrankreich verbannt worden sein und schließlich Selbstmord begangen haben.

b) Sein unscharfes Selbstverständnis führt zu einer verschwommenen ethischen Einstellung

Pilatus erkannte die Dinge, die für ihn und sein Amt wichtig waren, sofort.
Er merkte recht schnell, dass die Hohepriester und das jüdische Volk Jesus nur aus Neid überantwortet hatten.
Pilatus wollte durchaus von Jesus die Gründe für seine Anklage wissen, aber er wollte sich nicht von Ihm belehren lassen. Als ihm Jesus auf seine präzisen Fragen Antworten gab, die indirekt sein Selbstverständnis in Frage stellten, wich er mit einer philosophisch – rhetorischen Frage aus. Aber das lebendige Wort Gottes, durch das alles Seiende geschaffen wurde (Joh 1,3f), hat mit dem rhetorischen Gedankengut der Philosophie nichts zu tun.
Der Herr bietet sich dem Statthalter als Zeuge der Wahrheit an. Pilatus aber will sein Zeugnis nicht und stellt ihm deshalb die Frage, was eigentlich Wahrheit sei. Diese Frage kann man sowohl als skeptische Frage (»Was ist schon Wahrheit?«) als auch als die philosophische Frage nach einem Wahrheitsbegriff deuten.
Doch Jesus antwortet eben nicht in den Kategorien, in denen Pilatus denkt.
Pilatus will sich aber auch nicht als Schuldiger vor dem Schuldlosen beugen, den er eigentlich freisprechen müßte - um der Juden und der eigenen Sicherheit willen (Joh 19,12) verurteilt er ihn zum Tode.

c) Ein willentlich unweiser und unscharfer Charakter bekommt dafür eine furchtbare Quittung

Irrt euch nicht, Gott läßt sich nicht verspotten! Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten. Gal 6,7-8

Das Fehlurteil der Geschichte schlechthin spielt sich in einem Umfeld ab, die Pilatus wenig eigenen Spielraum lässt.
Durch den Sturz seines Gönners und Förderers Sejan war er politisch geschwächt, durch den Regierungsstil seines obersten Vorgesetzten (Kaiser Tiberius) war er gewarnt. Ausserdem hatte er so gut wie jedlichen Kredit bei den Juden durch die selbstherrliche und anmassende Ausübung seiner Statthalterschaft verspielt.

In dieser Situation wird ihm nun der Prozess um die Person Jesus aufgezwungen. Da kurze Zeit vor diesem Prozess die Entscheidung über Todesurteile aus den Händen der Juden genommen und den Römern übertragen wurde, stand Pilatus in der Pflicht, über einen Menschen ein Urteil zu fällen, den er von vorneherein für unschuldig hielt. Nunmehr holte Pilatus aber seine eigene Vergangenheit ein! Die früher begangenen Fehler, die vor allem darauf abzielten, das jüdische Volk zu provozieren, kehrten sich im Laufe des Prozesses gegen ihn.

Der Hohe Rat nahm Pilatus jegliche Chance, ein Urteil fällen zu können, das zwischen Recht und Unrecht hätte unterscheiden können.
Die anklagenden Juden nutzten das „Vorleben“ ihres Statthalters aus, um ihn zu erpressen, und damit ein in seinen Augen angemessenes Urteil verhindern zu können.
Dieses Vorgehen macht Pilatus gleichzeitig furchtsam und hilflos. Die Geister, die er durch seine früheren Regierungsstil gerufen hat, wird er im gesamten Verlauf dieses „Schauprozesses“ nicht mehr los. Gegen seine Erkenntnis und gegen seine Überzeugung muss der Statthalter Jesus dem Willen seiner Ankläger preisgeben.

4.) Willentliche Charakterschwäche ist eine ideale Ausgangsbasis für die Pläne Satans

Vordergründig sind in diesem „Schauprozess“ die Juden aufgrund ihrem Neid Jesu und ihrem Hass Pilatus gegenüber die handelnden Personen. Der Statthalter war hier lediglich Statist und Marionette zugleich, da er durch sein Vorleben seinen Handlungsspielraum verscherzt hatte. Die politische Situation liess ihn um sein politisches und persönliches Überleben fürchten, dementsprechend war er als Person, als Politiker und als Richter in dieser Situation beeinflussbar und teilweise sogar manipulierbar.
Dahinter steht aber „die Stunde der Finsternis“ und ihr Regisseur! Mit satanischer Präzision hat der Teufel die an dieser Stunde beteiligten Personen und Umstände jahrelang dementsprechend vorbereitet, um Jesus aus dem Wege räumen zu können. Dieser „Schauprozess“ um die Person Jesu Christi ist nur die sichtbare Spitze eines Eisberges, das eigentliche Ringen um die Person Jesu begann mit seiner Versuchung und erlebte hier einen scheinbaren wichtigen Sieg, der den Weg zum Endziel, die Vernichtung Jesu am Kreuz, freimachen sollte.

5.) Willentliche Charakterschwäche vermag die unsichtbaren Realitäten nicht richtig einzuordnen

Dennoch war weder Pilatus noch Satan, sondern Jesus der eigentlich Handelnde in diesem „Prozess“!
In seiner Furcht übersah Pilatus, und in seinem Hass übersah der Teufel, dass Jesus das Heft des Handelns zu keiner Zeit aus seinen Händen gegeben hatte. Seine scheinbare Passivität gab den beiden ein Gefühl der Überlegenheit Jesus gegenüber, was sie in der Praxis niemals auch nur eine Sekunde lang hatten.
Diese scheinbare Überlegenheit bewog Pilatus, Jesus den Juden zur Kreuzigung auszuliefern, obwohl er unschuldig war, und sie bewog Satan, Jesus zu Tode zu bringen, obwohl er rechtlich dazu keinerlei Handhabe hatte. Dieses Fehlverhalten Jesus gegenüber führte zu einer grossen Sünde im Leben von Pilatus, und gleichzeitig war dies der Anfang vom Ende des Widersachers.
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