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Markus 15, 01-15


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#1
Guest_Peter Wiem_*

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Das Markusevangelium Teil 2 – Jesus, der Menschensohn

e.) Jesus, der erhöhte Menschensohn 14,53-16,20

1.) Der Herr rettet durch sein Zeugnis über sich 14,53-15,15

B) Jesu Zeugnis vor der römischen Blutgerichtsbarkeit 15,01-15

Und am frühen Morgen faßten die Hohenpriester mit den Ältesten und Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat sogleich einen Beschluß, und sie banden Jesus und führten ihn weg und überlieferten ihn dem Pilatus. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er aber antwortete und spricht zu ihm: Du sagst es. Und die Hohenpriester klagten ihn vieler Dinge an. Pilatus aber fragte ihn wieder und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie vieles sie gegen dich vorbringen! Jesus aber antwortete gar nichts mehr, so daß Pilatus sich wunderte.
Zum Fest aber pflegte er ihnen einen Gefangenen loszugeben, wen sie sich erbaten. Es war aber einer, genannt Barabbas, mit den Aufrührern gefangen, die in dem Aufstand einen Mord begangen hatten. Und die Volksmenge ging hinauf und fing an zu bitten, wie er ihnen bisher getan habe. Pilatus aber antwortete ihnen und sprach: Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden losgebe? Denn er wußte, daß die Hohenpriester ihn aus Neid überliefert hatten.
Die Hohenpriester aber wiegelten die Volksmenge auf, daß er ihnen lieber den Barabbas losgebe. Pilatus aber antwortete wieder und sprach zu ihnen: Was soll ich denn mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Sie aber schrien wieder: Kreuzige ihn! Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien über die Maßen: Kreuzige ihn!
Da aber Pilatus der Volksmenge einen Gefallen tun wollte, gab er ihnen den Barabbas los und überlieferte Jesus, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, damit er gekreuzigt werde. Mk 15,1-15


Jesus aber wurde dem Statthalter vorgeführt. Und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst es. Und als er von den Hohenpriestern und den Ältesten angeklagt wurde, antwortete er nichts. Da spricht Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, wie vieles sie gegen dich vorbringen? Und er antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort, so daß der Statthalter sich sehr wunderte.
Zum Fest aber war der Statthalter gewohnt, der Volksmenge einen Gefangenen loszugeben, den sie verlangten. Sie hatten aber damals einen berüchtigten Gefangenen, mit Namen Barabbas. Als sie nun versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Wen wollt ihr, daß ich euch losgeben soll, Barabbas oder Jesus, der Christus genannt wird? Denn er wußte, daß sie ihn aus Neid überliefert hatten.
Während er aber auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ sagen: Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten! Denn im Traum habe ich heute um seinetwillen viel gelitten. Aber die Hohenpriester und die Ältesten überredeten die Volksmengen, daß sie den Barabbas forderten, Jesus aber umbrächten. Der Statthalter aber antwortete und sprach zu ihnen: Welchen von den beiden wollt ihr, daß ich euch losgebe? Sie aber sprachen: Barabbas.
Pilatus spricht zu ihnen: Was soll ich denn mit Jesus tun, der Christus genannt wird? Sie sagen alle: Er werde gekreuzigt! Er aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien über die Maßen und sagten: Er werde gekreuzigt! Als aber Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern vielmehr ein Tumult entstand, nahm er Wasser, wusch seine Hände vor der Volksmenge und sprach: Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten. Seht ihr zu! Und das ganze Volk antwortete und sprach: Sein Blut über uns und über unsere Kinder! Dann gab er ihnen den Barabbas los; Jesus aber ließ er geißeln und überlieferte ihn, damit er gekreuzigt werde. Mt 27,11-26

Und die ganze Menge von ihnen stand auf, und sie führten ihn zu Pilatus. Sie fingen aber an, ihn zu verklagen, und sagten: Diesen haben wir befunden als einen, der unsere Nation verführt und abhält, dem Kaiser Steuer zu geben, indem er sagt, daß er selbst Christus, ein König, sei. Pilatus aber fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Er aber antwortete ihm und sprach: Du sagst es. Pilatus aber sprach zu den Hohenpriestern und den Volksmengen: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen. Sie aber bestanden darauf und sagten: Er wiegelt das Volk auf und lehrt durch ganz Judäa hin, angefangen von Galiläa bis hierher.
Als aber Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mensch ein Galiläer sei. Und als er erfahren hatte, daß er aus dem Machtbereich des Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes, der auch selbst in jenen Tagen in Jerusalem war. Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich sehr; denn er wünschte schon seit langer Zeit, ihn zu sehen, weil er vieles über ihn gehört hatte, und er hoffte, irgendein Zeichen durch ihn geschehen zu sehen. Er befragte ihn aber mit vielen Worten; er jedoch antwortete ihm nichts. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten standen nun auf und verklagten ihn heftig. Als aber Herodes mit seinen Kriegsleuten ihn geringschätzend behandelt und verspottet hatte, warf er ihm ein glänzendes Gewand um und sandte ihn zu Pilatus zurück. Pilatus und Herodes aber wurden an diesem Tag Freunde miteinander; denn vorher waren sie gegeneinander in Feindschaft.
Als aber Pilatus die Hohenpriester und die Obersten und das Volk zusammengerufen hatte, sprach er zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht, als mache er das Volk abwendig; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden, worin ihr ihn anklagt; aber auch Herodes nicht, denn er hat ihn zu uns zurückgesandt, und siehe, nichts Todeswürdiges ist von ihm getan. Ich will ihn nun züchtigen und losgeben.
Sie schrien aber allesamt und sagten: Weg mit diesem, gib uns aber den Barabbas los! Der war wegen eines Aufruhrs, der in der Stadt geschehen war, und wegen eines Mordes ins Gefängnis geworfen. Pilatus rief ihnen nun wieder zu, weil er Jesus losgeben wollte. Sie aber schrien dagegen und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn! Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat dieser denn Böses getan? Ich habe keine Ursache des Todes an ihm gefunden; ich will ihn nun züchtigen und losgeben. Sie aber setzten ihm zu mit lautem Geschrei und forderten, daß er gekreuzigt werde. Und ihr Geschrei nahm überhand. Pilatus aber entschied, daß ihre Forderung erfüllt werde. Er gab aber den los, der eines Aufruhrs und Mordes wegen ins Gefängnis geworfen war, den sie forderten; Jesus aber übergab er ihrem Willen. Lk 23,1-25

Sie führen nun Jesus von Kaiphas in das Prätorium; es war aber frühmorgens. Und sie gingen nicht hinein in das Prätorium, damit sie sich nicht verunreinigten, sondern das Passah essen könnten. Pilatus ging nun zu ihnen hinaus und sprach: Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wenn dieser nicht ein Übeltäter wäre, würden wir ihn dir nicht überliefert haben. Da sprach Pilatus zu ihnen: Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Es ist uns nicht erlaubt, jemanden zu töten; damit das Wort Jesu erfüllt würde, das er sprach, um anzudeuten, welches Todes er sterben sollte.
Pilatus ging nun wieder hinein in das Prätorium und rief Jesus und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du dies von dir selbst aus, oder haben dir andere von mir gesagt? Pilatus antwortete: Bin ich etwa ein Jude? Deine Nation und die Hohenpriester haben dich mir überliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde, jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.
Da sprach Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, daß ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und spricht zu ihnen: Ich finde keinerlei Schuld an ihm; es ist aber ein Brauch bei euch, daß ich euch an dem Passah einen losgebe. Wollt ihr nun, daß ich euch den König der Juden losgebe? Da schrien wieder alle und sagten: Nicht diesen, sondern den Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber. Dann nahm nun Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und warfen ihm ein Purpurgewand um; und sie kamen zu ihm und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! Und sie gaben ihm Schläge . Und Pilatus ging wieder hinaus und spricht zu ihnen: Siehe, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr wißt, daß ich keinerlei Schuld an ihm finde.
Jesus nun ging hinaus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und er spricht zu ihnen: Siehe, der Mensch! Als ihn nun die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie und sagten: Kreuzige, kreuzige ! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn! Denn ich finde keine Schuld an ihm. Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.
Als nun Pilatus dieses Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr; und er ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Jesus aber gab ihm keine Antwort. Da spricht Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen? Jesus antwortete: Du hättest keinerlei Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre; darum hat der, welcher mich dir überliefert hat, größere Sünde.
Daraufhin suchte Pilatus ihn loszugeben. Die Juden aber schrien und sagten: Wenn du diesen losgibst, bist du des Kaisers Freund nicht; jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser. Als nun Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus hinaus und setzte sich auf den Richterstuhl an einen Ort, genannt Steinpflaster, auf hebräisch aber Gabbata. Es war aber Rüsttag des Passah; es war um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Siehe, euer König!
Sie aber schrien: Weg, weg! Kreuzige ihn! Pilatus spricht zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. Dann nun lieferte er ihn an sie aus, daß er gekreuzigt würde. Sie aber nahmen Jesus hin und führten ihn fort. Joh 18,28-19,16

1.) Das Verhalten unseres Erlösers Jesus Christus.

Z.Zt. Jesu spielte sich alles Lernen und Lehren im Wechsel lebendiger Frage und Antwort ab. Der Lehrer fragte, und der Schüler antwortete. Schon der zwölfjährige Jesus setzte im Tempel die Schriftgelehrten durch seine Antworten in Verwunderung (Lk 2,47).
Wer umgekehrt den Lehrer fragte, mußte selber bereit sein, sich fragen zu lassen und zur Rede zu stehen (Lk 20,1-8), denn in Glaubensdingen zählt nur die eigene und nicht die übernommene Antwort. So weckte die Frage Jesu das Bekenntnis des Petrus (Mt 16,16f; Joh 6,67-69), und auch sein Schweigen (Mt 15,23) war keine abweisende Härte, sondern wartete wie die wiederholte Frage (Joh 21,15-17) auf die Antwort des anderen, die nur aus Selbsterkenntnis, Umkehr und Glauben kommen konnte. Von der rechten Antwort wies er weiter auf das Tun (Lk 10,28).
Ein anderes Schweigen aber stand am Ende der Gespräche Jesu mit den Pharisäern, wenn sie nicht mehr zu fragen wagten noch antworten wollten (Mt 22,46; Lk 14,6; 20, 26). Wie in einem allerletzten Versuch hält Jesus ihnen das nach seiner Gefangennahme noch einmal vor (Lk 22, 68). Danach hat alles Reden seinen Sinn verloren, und der das Wort Gottes ist, hat keine Antwort mehr auf Anklagen und Fragen der Hohenpriester (Mt 26,62), des Pilatus (Mk 15,4f; Joh 19,9) und des Herodes (Lk 23,9).

2.) Das Verhalten des Provinzoberhauptes von Galiläa, Herodes Antipas.

Zweiter Sohn Herodes des Grossen von der Samariterin Malthake, der mit seinem älteren Bruder Archelaus und Halbbruder Philippus wie mit Manaën, dem späteren Propheten und Lehrer der Christengemeinde in Antiochien (Apg 13,1), in Rom erzogen wurde.
Nach dem Tode ihres Vaters (4 v.Chr.) teilten sich die drei Brüder seine Herrschaft, wie Herodes es in seinem letzten Testament angeordnet und Kaiser Augustus bestätigt hatte. Herodes Antipas erhielt dabei als Tetrarch das Gebiet von Galiläa und Peräa im Ostjordanland.
Er befestigte den galiläischen Ort Sepphoris und machte ihn zu seiner Hauptstadt. Der wiederaufgebauten Grenzfestung Bet-Haran gab er zu Ehren der Frau des Augustus den Namen Livias und änderte ihn nach dem Tod des Kaisers, dem Namen der neuen Kaiserin entsprechend, in Julias um. Dann gründete er das nach Tiberius benannte Tiberias am See Genezareth ganz als hellenistische Stadt.
Im NT wird er nur Herodes genannt, mit seinem Titel Landesfürst (Mt 14,1; Lk 3,1) oder auch König (d.h. Herrscher) nach dem damals üblichen umfassenderen Gebrauch des Wortes (Mt 14,9; Mk 6,14. 22-27).
Bei einem Aufenthalt im Hause seines Halbbruders Philippus (nicht zu verwechseln mit dem Vierfürsten Philippus, der gleichzeitig mit ihm zur Herrschaft kam) verliebte sich Herodes Antipas leidenschaftlich in seine Schwägerin und Nichte Herodias, die ihren Mann um seinetwillen verließ. Um sie heiraten zu können, verstieß er seine erste Frau, die Tochter des arabischen Königs Aretas IV. in Petra. Dieser doppelte Ehebruch erregte allgemeinen Anstoß. Der beleidigte Schwiegervater Aretas brachte Herodes Antipas in einem Grenzkrieg eine schwere Niederlage bei, und Johannes der Täufer hielt ihm seinen schweren Gesetzesverstoß (3.Mo 18,16; 20,21) öffentlich vor. Daraufhin ließ Herodes Antipas ihn verhaften und in die Bergfestung Machärus östlich vom Toten Meer bringen, wagte aber nicht, den Propheten weiter anzutasten. Er fürchtete ihn und hörte ihn zugleich gern (Lk 3,19f; Mk 6,17-20).
Herodias benutzt jedoch die günstige Gelegenheit eines Gelages, in dessen Hochstimmung ein Tanz ihrer Tochter Salome aus erster Ehe Herodes Antipas zu einem übereilten Versprechen hinreißt, und fordert den Kopf des Täufers, den sie auch erhält (V. 21-28). Herodes Antipas aber hat bei der Einlösung seines Versprechens kein ruhiges Gewissen behalten. Als ihm zu Beginn des Wirkens Jesu von dessen Taten berichtet wird, meint er erschrocken, Johannes der Täufer sei auferstanden (Mt 14,1f; Mk 6,14-16).
Jesus wird von einigen Pharisäern vor Herodes Antipas gewarnt und nennt ihn in seiner abweisenden Antwort einen »Fuchs« (Lk 13,31f). Seine Warnung vor dem Sauerteig des Herodes zielt wohl auf den niederziehenden Einfluß des Unglaubens und der Sittenlosigkeit des Hofes. Aber erst als sich Herodes Antipas während des Prozesses Jesu zum Passafest in Jerusalem aufhält, begegnen sich beide persönlich.
Pilatus sendet Jesus, als er von seiner galiläischen Herkunft erfährt, zu seinem Landesherrn. Herodes Antipas hätte ihn schon immer gern gesehen (Lk 9,9; 23,8) und hofft auf ein Wunder; als der Gefangene aber enttäuschend unzugänglich bleibt, weiß er ihn nur zu verhöhnen - die politischen Anklagen der Hohenpriester scheint er ebensowenig ernstzunehmen wie Pilatus - und im Spottkleid zurückzuschicken.
Damit ist dem Prokurator zwar die Verantwortung für den Urteilsspruch nicht abgenommen, aber seine korrekte Geste, Jesus zunächst einmal der zuständigen Obrigkeit vorzuführen, wird belohnt. Von nun an sind alle alten Spannungen zwischen Pilatus und Herodes vergessen (V. 9-12. 15). Dafür ist der Vierfürst am Tode Jesu mitschuldig geworden (Apg 4,27).
Kaiser Caligula hatte kurz nach seiner Thronbesteigung im Jahre 37 n.Chr. Herodes Agrippa I., dem Bruder der Herodias, den Königstitel verliehen, und das ließ ihrem Ehrgeiz keine Ruhe. Wieder treibt sie ihren Mann an, der bei aller Verschlagenheit einen Zug zur Unentschlossenheit besitzt. Als Herodes Antipas nun 39 n.Chr. nach Rom reist, um vom Kaiser die Königswürde auch für sich zu erlangen, trifft er dort auf schwere Anklagen, darunter die eines heimlichen Einverständnisses mit den Parthern. Die Unterlagen dafür hatte sein Neffe und Schwager Agrippa dem Caligula verschafft. Herodes Antipas wurde daraufhin nach Südfrankreich verbannt, wo er starb. Sein Reich wurde mit dem Herrschaftsgebiet des Agrippa vereinigt.

3.) Das Verhalten des Provinzoberhauptes von Judäa, Pontius Pilatus.

a) Sein Amt

Statthalter im AT sind die Stellvertreter des Königs in einem besetzten Gebiet des Südreichs Judas (1.Kön 22,48). Weiter bezeichnet Statthalter einen Beamten des Königs von Babylon (Dan 3,2.3; 6,2) sowie einen persischen Satrapen (Est 1,3; 3,12; 8,9; 9,3) oder einen Beamten, der die Aufsicht über einen kleineren Bezirk innerhalb einer Satrapie innehatte (Es 5,14; 8,36; Neh 2,7.9; 5,14). In Es 2,63; Neh 7,65.69; 8,9; 10,2 steht Statthalter für den persischen Statthaltertitel Tirsata (RevEB).
Im NT steht es für den römischen Prokonsul, Leiter der Verwaltung einer senatorischen Provinz, wie Sergius Paulus in Zypern (Apg 13,7) und Gallio in Achaja (Apg 18,12); für den Legaten des Kaisers, Leiter der Verwaltung und zugleich Militärbefehlshaber in einer kaiserlichen Provinz, wie Quirinius in Syrien (Lk 2,2), und den Prokurator, den obersten Verwaltungsbeamten einer kaiserlichen Provinz, die keinen Legaten hatte, etwa Pontius Pilatus in Judäa (Lk 3,1). Pontius ist dabei der Familienname des Pilatus. Er gehörte danach zum römischen Geschlecht der Pontier, ob von Geburt oder durch Adoption, ist nicht bekannt (Lk 3,1 u.ö.).

b) Sein Amtssitz

Prätorium bezeichnet den Amtssitz eines römischen Statthalters, dessen Gebäude zugleich als Kaserne (Mt 27,27; Mk 15,16) dienten.
Hier wird Jesus von Pilatus verhört. Somit war es wohl auch Gefängnis.
Über die Lage des Prätoriums in Jerusalem (Joh 18,28) enthält nur Mk 15,8 einen Hinweis, daß es sich in einem der höhergelegenen Teile der Stadt befand: Das Volk ging hinauf zum Prätorium. Vor dem eigentlichen Gebäude, in dem Jesus von Pilatus verhört (Joh 18,33; 19,9) und von den Soldaten verspottet wurde (Mt 27,27; Mk 15,16), befand sich ein Steinpflaster (Gabbata) mit dem Richterstuhl (Jo19,13).
Nach der Tradition haben wir das Prätorium innerhalb der Burg Antonia zu suchen. Obgleich dort nicht die übliche Residenz der Prokuratoren in Jerusalem war, wäre es doch denkbar, daß Pilatus während der erfahrungsgemäß unruhigen Passazeit mit ihren Massen von Festpilgern die unmittelbar am Tempelplatz gelegene Festung vorgezogen hat, um bei einem Tumult sofort selber eingreifen zu können (vgl. Apg 21,31ff).
Zudem war der Binnenhof der Antonia mit großen Kalksteinplatten gepflastert, in denen man vielfach das Hochpflaster von Joh 19,13 wiederzufinden meint. Da dieser Hof innen lag, hätten sich die Hohenpriester jedoch in die heidnische Burg hineinbegeben und damit verunreinigen müssen (vgl. Joh 18,28).
Andererseits sucht man das Prätorium im Herodespalast auf dem Westhügel, wo sich die Prokuratoren in Jerusalem gewöhnlich aufhielten. Josephus berichtet auch, daß der Statthalter Gessius Florus, als er dort wohnte, vor dem Palast Gericht hielt. Demnach haben wir im Prätorium wahrscheinlich einen Teil dieser Palastanlage zu sehen, dem das Hochpflaster (Gabbata) im Osten vorgelagert war, so daß die Hohenpriester es, ohne sich zu verunreinigen, betreten konnten

c) Sein oberster Vorgesetzter

Der römische Kaiser Tiberius, der in der Zeit des öffentlichen Wirkens Jesu herrschte, wird in der Zeitangabe in Lk 3,1 genannt, spielt jedoch weiter in den Berichten des NT keine Rolle. Die Angabe in Lk 3,1 ist nicht absolut eindeutig, denn ehe Tiberius Alleinherrscher wurde (14 n. Chr.), hatte er von Augustus schon die volle Befehlsgewalt über die Provinzen erhalten.
Tiberius Klaudius Nero, nach seiner Adoption (durch Augustus) Tiberius Julius Cäsar, auf den Inschriften Tiberius Cäsar Augustus genannt, war der Sohn des Tiberius Klaudius Nero und der Livia. Er wurde 42 v. Chr. geboren. Augustus ernannte ihn 13 n.Chr. zum Mitregenten, nach seinem Tode wurde er sein Nachfolger (14 n.Chr.); er starb 37 n.Chr.
Tiberius war ein tapferer Soldat und guter Kaiser, jedoch zugleich mißtrauisch und grausam gegen seine Gegner. Vor allem seine letzten Regierungsjahre waren voller Denunziationen und Hinrichtungen.
Pilatus hatte ihn besonders nach dem Sturz des mächtigen Gardepräfekten Sejan zu fürchten (Joh 19,12f).

d) Sein Regierungsstil

Nachdem Archelaus (Mt 2,22) abgesetzt worden war (6 n. Chr.), kam Judäa unter römische Verwaltung. An der Spitze der Provinz stand ein Prokurator, der dem Prokonsul von Syrien unterstellt war (Statthalter).
Der fünfte in der Reihe dieser Statthalter, der Nachfolger des Valerius Gratus, war Pontius Pilatus, der im Jahre 26 auf Veranlassung des mächtigen Sejan von Kaiser Tiberius eingesetzt wurde.
Die Amtszeit des Pilatus ist gekennzeichnet durch vielfache Provozierung des jüdischen Volks- und Glaubensbewußtseins.
Kurz nach seinem Eintreffen sandte er nachts eine Truppenabteilung mit ihren Feldzeichen, die das Bild des Kaisers trugen, nach Jerusalem. Eine jüdische Gesandtschaft nach Cäsarea, dem Sitz des römischen Statthalters, konnte die Entfernung der anstößigen Feldzeichen nur mit viel Mühe erlangen.
Später verwendete er Geld aus dem Tempelschatz, um eine Wasserleitung nach Jerusalem zu bauen. Das führte bei einem Aufenthalt des Pilatus in Jerusalem zu Tumulten; er hatte jedoch damit gerechnet und verkleidete Soldaten unter die protestierende Menge verteilt, die sie auseinandertrieben. Die Wasserleitung wurde angelegt.
Dann ließ Pilatus eine Anzahl goldener Schilde mit einer Aufschrift zu Ehren des Tiberius im Palast des Herodes in Jerusalem aufstellen. Das erregte neuen Anstoß, und wieder weigerte sich der Statthalter, nachzugeben. Schließlich wandten sich einflußreiche Juden an den Kaiser, der Befehl gab, die Schilde nach Cäsarea zu schaffen.
Weiter ließ Pilatus Münzen mit einem römischen simpulum (Kultgefäß) prägen.
Außerdem war er der Bestechung zugänglich und schreckte vor Gewalt nicht zurück (Lk 13,1).
Das Volk haßte ihn, und nach dem Sturz Sejans i. J. 31 hatte er eine Anklage beim Kaiser (Tiberius) zu fürchten. Das erklärt seine Haltung im Prozeß Jesu (Mt 27,2.11-26; Mk 15,1-15, Lk 23,1-25; Joh 18,28-19,16), falls die Kreuzigung erst 32 n. Chr. stattfand.
Er mußte jetzt auf die Juden Rücksicht nehmen, darum gibt er Jesus gegen besseres Wissen preis (Joh18,38; 19,4.6). Letzthin geht es ihm nicht um das Recht, sondern um den eigenen Vorteil, wobei er auch die günstige Gelegenheit benutzt, sich mit Herodes Antipas gutzustellen (Lk 23,7-12).
Gegen Ende der Statthalterschaft des Pilatus versammelte sich eine große Volksmenge, die Waffen mitführte, auf dem Garizim, weil ein Samariter behauptet hatte, er könne zeigen, wo Mose auf dem Berg goldene Gefäße verborgen habe. Pilatus überfiel sie, erschlug einige und ließ die Gefangenen, die er gemacht hatte, hinrichten. Die Samariter richteten eine Beschwerde an Vitellius, den Prokonsul von Syrien, der i. J. 36 einen anderen Prokurator einsetzte und Pilatus zur Verantwortung nach Rom schickte (Josephus).
Er soll dann nach Vienne in Südfrankreich verbannt worden sein und schließlich Selbstmord begangen haben.

e) Sein Selbstverständnis

Pilatus erkannte die Dinge, die für ihn und sein Amt wichtig waren, sofort.
Er merkte recht schnell, dass die Hohepriester und das jüdische Volk Jesus nur aus Neid überantwortet hatten.
Pilatus wollte durchaus von Jesus die Gründe für seine Anklage wissen, aber er wollte sich nicht von Ihm belehren lassen.
Als ihm Jesus auf seine präzisen Fragen Antworten gab, die indirekt sein Selbstverständnis in Frage stellten, wich er mit einer philosophisch – rhetorischen Frage aus. Aber das lebendige Wort Gottes, durch das alles Seiende geschaffen wurde (Joh 1,3f), hat mit dem rhetorischen Gedankengut der Philosophie nichts zu tun.
Der Herr bietet sich dem Statthalter als Zeuge der Wahrheit an. Pilatus aber will sein Zeugnis nicht und stellt ihm deshalb die Frage, was eigentlich Wahrheit sei. Diese Frage kann man sowohl als skeptische Frage (»Was ist schon Wahrheit?«) als auch als die philosophische Frage nach einem Wahrheitsbegriff deuten.
Doch Jesus antwortet eben nicht in den Kategorien, in denen Pilatus denkt.
Pilatus will sich aber auch nicht als Schuldiger vor dem Schuldlosen beugen, den er eigentlich freisprechen müßte - um der Juden und der eigenen Sicherheit willen (Joh 19,12) verurteilt er ihn zum Tode.

f) Zusammenfassung

Irrt euch nicht, Gott läßt sich nicht verspotten! Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten. Gal 6,7-8

Das Fehlurteil der Geschichte schlechthin spielt sich in einem Umfeld ab, die Pilatus wenig eigenen Spielraum lässt.
Durch den Sturz seines Gönners und Förderers Sejan war er politisch geschwächt, durch den Regierungsstil seines obersten Vorgesetzten (Kaiser Tiberius) war er gewarnt. Ausserdem hatte er so gut wie jedlichen Kredit bei den Juden durch die selbstherrliche und anmassende Ausübung seiner Statthalterschaft verspielt.

In dieser Situation wird ihm nun der Prozess um die Person Jesus aufgezwungen.
Da kurze Zeit vor diesem Prozess die Entscheidung über Todesurteile aus den Händen der Juden genommen und den Römern übertragen wurde, stand Pilatus in der Pflicht, über einen Menschen ein Urteil zu fällen, den er von vorneherein für unschuldig hielt.
Nunmehr holte Pilatus aber seine eigene Vergangenheit ein!
Die früher begangenen Fehler, die vor allem darauf abzielten, das jüdische Volk zu provozieren, kehrten sich im Laufe des Prozesses gegen ihn.

Der Hohe Rat nahm Pilatus jegliche Chance, ein Urteil fällen zu können, das zwischen Recht und Unrecht hätte unterscheiden können.
Die anklagenden Juden nutzten das „Vorleben“ ihres Statthalters aus, um ihn zu erpressen, und damit ein in seinen Augen angemessenes Urteil verhindern zu können.
Dieses Vorgehen macht Pilatus gleichzeitig furchtsam und hilflos.
Die Geister, die er durch seine früheren Regierungsstil gerufen hat, wird er im gesamten Verlauf dieses „Schauprozesses“ nicht mehr los.
Gegen seine Erkenntnis und gegen seine Überzeugung muss der Statthalter Jesus dem Willen seiner Ankläger preisgeben.

4.) Der Blick in die unsichtbare Wirklichkeit

Vordergründig sind in diesem „Schauprozess“ die Juden aufgrund ihrem Neid Jesu und ihrem Hass Pilatus gegenüber die handelnden Personen.
Der Statthalter war hier lediglich Statist und Marionette zugleich, da er durch sein Vorleben seinen Handlungsspielraum verscherzt hatte.
Die politische Situation liess ihn um sein politisches und persönliches Überleben fürchten, dementsprechend war er als Person, als Politiker und als Richter in dieser Situation beeinflussbar und teilweise sogar manipulierbar.
Dahinter steht aber „die Stunde der Finsternis“ und ihr Regisseur! Mit satanischer Präzision hat der Teufel die an dieser Stunde beteiligten Personen und Umstände jahrelang dementsprechend vorbereitet, um Jesus aus dem Wege räumen zu können.
Dieser „Schauprozess“ um die Person Jesu Christi ist nur die sichtbare Spitze eines Eisberges, das eigentliche Ringen um die Person Jesu begann mit seiner Versuchung und erlebte hier einen scheinbaren wichtigen Sieg, der den Weg zum Endziel, die Vernichtung Jesu am Kreuz, freimachen sollte.

Dennoch war weder Pilatus noch Satan, sondern Jesus der eigentlich Handelnde in diesem „Prozess“!
In seiner Furcht übersah Pilatus, und in seinem Hass übersah der Teufel, dass Jesus das Heft des Handelns zu keiner Zeit aus seinen Händen gegeben hatte. Seine scheinbare Passivität gab den beiden ein Gefühl der Überlegenheit Jesus gegenüber, was sie in der Praxis niemals auch nur eine Sekunde lang hatten.
Diese scheinbare Überlegenheit bewog Pilatus, Jesus den Juden zur Kreuzigung auszuliefern, obwohl er unschuldig war, und sie bewog Satan, Jesus zu Tode zu bringen, obwohl er rechtlich dazu keinerlei Handhabe hatte. Dieses Fehlverhalten Jesus gegenüber führte zu einer grossen Sünde im Leben von Pilatus, und gleichzeitig war dies der Anfang vom Ende des Widersachers.
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