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Ein Palast für Scientology


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Rolf

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Ein Palast für Scientology






Glauben kostet Geld: In Florida baut die Sekte ein bombastisches Schulungszentrum


In dem Gebäude befinden sich eine "Schmerzstation" und eine "Zeitmaschine"


Die Kritik an der Führung aus den eigenen Reihen wird immer lauter.
Möglicherweise möchten die Scientologen den Vergleich anders verstanden haben: Im Mittelalter, argumentieren die Verantwortlichen der Sekte, habe ja auch die katholische Kirche gewaltige Kathedralen errichtet, um für sich zu werben, und diesem Vorbild folge man mit dem riesigen Bauwerk, das gerade in Clearwater in Florida entsteht. Ein gigantischer Glaubens- und Schulungskomplex für über 100 Millionen Dollar soll am geistigen Zentrum der in den USA als steuerbefreite Religionsgemeinschaft anerkannten Organisation noch in diesem Jahr eröffnet werden.

Das Mittelalter im Sonnenstaat. Oder Science-Fiction an Floridas Golfküste. Zuerst Mittelalter: Das siebenstöckige Bauwerk mit kirchenähnlichem Turm, das unter Bezug auf den seebegeisterten Glaubensstifter L. Ron Hubbard und in offenkundigem Wettbewerb mit muslimischer Glaubensstrenge "Flagge Mekka" genannt wird, beherbergt im fünften Stock einen mysteriösen Raum. Laut Plänen, die im Scientology-kritischen Blog "Villagevoice" veröffentlicht wurden, warten darin schwenkbare Platten in Form großer Tische, die mit "heiß-kalt-elektrisch", mit "heiß" und mit "kalt" ausgezeichnet sind. Ein Tisch, gespickt mit Nägeln, wird als "Schmerzstation" bezeichnet. Sollen in diesem Raum jene 57 übermenschlichen Fähigkeiten antrainiert werden, ohne die kein Scientologe auf die höchste Bewusstseinsstufe eines "Thetan" gelangt? Das wäre die harmlosere Spekulation.

Und dann Science-Fiction: Das Bauwerk beherbergt nicht nur modernste Multimediaräume, in die Wände eingelassene Flachbildschirme samt Überwachungskameras und ein so schickes wie ungemütliches Café, sondern auch eine ominöse Zeitmaschine. Was das sein soll, wird wohlweislich nicht erklärt. Um mit ihr reisen zu können, muss man mutmaßlich ein "Thetan" sein.




Als "Super Power Rundown", sinngemäß übersetzt als eine Art Ablaufplan zur Erlangung übermenschlicher Fähigkeiten, sollen die Kursangebote zur Stählung von Geist und Körper dienen, die der 1986 verstorbene Hubbard für dieses schon von ihm erträumte Gebäude vorsah. Das hohe Atrium mit kühn geschwungenen Freitreppen, kunstvollen Skulpturen und der Bombastik eines Dubaier Luxushotels dürfte empfängliche Geister durchaus überzeugen, dass hinter diesen Mauern Vervollkommnung zu erreichen sei. Gleichwohl dürfte es schwer für die Organisation werden, die Plätze für die 1600 Studenten, die dort laut einer Scientology-Broschüre Jahr für Jahr zu höherem Bewusstsein gelangen sollen, zu rekrutieren. Denn gar so mächtig, wie die Sekte von sich selbst und dem einen oder anderen hauptberuflichen Scientology-Beauftragten gern erklärt wird, ist sie keineswegs.

Scientology rechnet sich durch die Addition einmaliger Teilnehmer einzelner "Auditing-Kurse", den Meilensteinen auf dem Weg zum Thetan, auf zehn Millionen Jünger hoch. Nach seriösen Schätzungen kommt die Gemeinde aber weltweit kaum über 100 000 Mitglieder hinaus. Die meisten leben in den USA, wo ihnen die in der Verfassung garantierte Religionsfreiheit eine weitgehend ungestörte Entfaltung ermöglicht. Indes gibt es immer wieder Kritiker aus den eigenen Reihen. Unlängst behauptete der mit zwei Oscars ausgezeichnete Regisseur Paul Haggis, ein Ex-Scientologe, die Sekte lasse ihn überwachen. Privatdetektive durchwühlten seine Mülltonnen auf der Suche nach schriftlichen Notizen. Haggis hatte im Oktober 2009 nach langer Mitgliedschaft mit Scientology gebrochen und gesagt: "Ich war 34 Jahre lang in einer Sekte. Jeder konnte das sehen. Ich begreife nicht, warum ich es nicht konnte."

Neuerdings wird die Spitze der Sekte sogar von treuen Gefolgsleuten kritisiert. Debra "Debbie" Cook, die nach eigenen Angaben 29 Jahre lang in SeaOrg, einer Art Führungsorden innerhalb Scientology diente, 17 Jahre davon im Rang eines "Kapitäns", schrieb am Neujahrstag eine in der Geschichte der Organisation beispiellose E-Mail an Tausende Mitglieder. Darin warnte sie eindringlich vor dem Scientologen-Chef David Miscavige. Dieser habe sich zum "Führer" der Sekte gemacht, alle Kontrollorgane aufgelöst und deren Mitglieder entmachtet. Hubbard, von Cook durchgängig als "LRH" abgekürzt, habe hingegen "eine vollständige und brillante Organisationsstruktur, nicht ein einzelnes Individuum" gewollt.

Der Scientology-Chef lasse seine Mitglieder ständig Spenden sammeln, setze das Geld aber nicht für die Missionsarbeit oder Anzeigenkampagnen ein, sondern gebe es für Prunkbauten aus oder lasse es auf der Bank liegen und organisiere die Sekte ausschließlich über die Zinserträge. Scientology verfüge über ein Guthaben von einer Milliarde Dollar, so Cook. Sie versichert, weiterhin eine gläubige Scientologin im Sinne Hubbards zu sein.

Das Imperium schlug zurück: Cook sei "eine verärgerte Überläuferin", die bereits 2007 bei Scientology "aus Gesundheitsgründen" ausgeschieden sei, so Pressesprecherin Karin Pouw. Diese "kleinliche, ignorante und unaufgeklärte Sicht" werde "nicht geteilt von den Tausenden überglücklichen Scientologen". Und weiter: "Die Kirche betrachtet Personen wie Mrs. Cook als Eichhörnchen. Ein Eichhörnchen ist jemand, der die Schrift verfälscht: ein Ketzer."
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