Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!

Der Unterschied zwischen urteilen und verurteilen


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Guest_Peter Wiem_*

Guest_Peter Wiem_*
  • Guests
Der Unterschied zwischen urteilen und verurteilen

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr meßt, wird euch zugemessen werden. Mt 7,1-2


Richten verunehrt Gott, da es ein unbefugter Eingriff in Gottes Aufgabenbereich ist.
Urteilen in Übereinstimmung mit Gottes Willen ehrt Gott.
Aber: wie sieht der Unterschied konkret aus?

Mein Vater übte jahrelang das Ehrenamt als Schöffe aus.
Das sind Beisitzer bei Gericht, mit denen der Richter das Urteil abspricht, das er zu fällen gedenkt.
Aus manchen dieser Verhandlungen kam mein Vater mit neuen Erfahrungen nach Hause, die er dann in vorsichtiger Form auch an uns Kindern weitergab. Eine davon möchte ich hier weitergeben:

Es ging um eine Lapallie, und die Beteiligten an der Verhandlung waren sich über diese Tatsache einig.
Alle - bis auf den Kläger!
Dieser hatte schon eine gewisse Berühmtheit, was die Qualität und auch die Quantität der Verhandlungen anbetraf, an denen er als Ankläger ursächlich beteiligt war. Und das waren nicht Wenige!
Im Laufe einer solchen Verhandlung, bei denen es nicht viel mehr als um des Kaisers Bart ging, fragte der Richter den Ankläger:
"Sind sie vielleicht ein Prozesshansel?"
Natürlich strebte dieser dann einen Antrag wegen Befangenheit des Richters an, aber dieser schüttelte nur den Kopf und antwortete:
"Ich bin schon zu lange in diesem Geschäft! Ich habe sie nicht verurteilt, sondern lediglich eine Frage gestellt!
Wie sie darauf reagieren ist ihre Sache, aber lassen sie mich aus dem Spiel."

Zweierlei fand ich daran Bemerkenswert:
Erstens die Weisheit des Richters, der genau wusste, was er sagen durfte und damit den Ankläger durch dessen eigene Reaktion blosstellte;
zweitens den genau definierten Unterschied des Urteilens und des Verurteilens. Von beiden Dingen können wir Christen nur lernen!

Laut dieser Geschichte (und auch laut Bibel) richte ich, wenn ich ein Urteil ohne wenn und aber stehenlasse, ohne dies mit der Eingeschränktheit meines eigenen Horizontes oder meiner eigenen Erfahrungen abzugleichen.

Die scheinbare Ausnahme ist dann gegeben, wenn ich das Zeugnis des Wortes Gottes durch die Bestätigung des heiligen Geistes habe - ohne Wenn und Aber!
Was zwangsläufig eine umfassende Kenntnis des Wortes Gottes und des Redens in dem und durch (!) den heiligen Geist vorraussetzt!

Jesus spricht in Joh 12,47-50 folgendermassen:

Und wer meine Worte hört, und glaubt nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt selig mache. Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon seinen Richter; das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. Denn ich habe nicht von mir selber geredet; sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. Und ich weiß, daß sein Gebot ist das ewige Leben. Darum, was ich rede, das rede ich also, wie mir der Vater gesagt hat.

Jesus hat sehr wohl die Pharisäer als Heuchler bezeichnet, aber er hat auch begründet, warum!
Dabei war er sich seiner Wortwahl und seiner Argumentation absolut sicher, und auch der Tatsache, das er selbst nicht richtet, sondern das Wort Gottes, welches er ausspricht.
Und diese Sicherheit müssen wir als Kinder Gottes haben, wenn wir uns zum Beispiel mit theologischen und religiösen Fragen oder sonstigen Dingen auseinandersetzen, oder wir müssen unseren Mund halten!

Wir müssen wissen, dass das, was wir darüber äussern, Worte Gottes sind, oder wir müssen in solchen Fällen relativieren.
(Zum Beispiel: Ich meine, dass... laut meiner Meinung... in meinen Augen).
Aber ich darf mich nicht auf die Autorität des Wortes Gottes berufen und richten, wenn ich im Grunde nicht weiss, was darin geschrieben steht und wenn ich keine Sicherheit im Umgang mit dem heiligen Geist habe.
Mit den Worten Jesu bedeutet das: Ich rede also, wie mir der Vater gesagt hat durch seinen Geist.
Und diese Gewissheit muss ich haben, sonst bin ich ein Richter und ein Verurteiler.

Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt 2.Tim 3,16

Wo ich mich auf die Masstäbe von Gottes Wort berufe, da habe ich sie auch an mir selbst zu akzeptieren.

Gott gibt seine Ehre keinem anderen, deshalb sorgt er durch die Masstäbe seines Wortes und durch den heiligen Geist stets dafür, dass wir vollkommen und zu allem guten Werk geschickt bleiben.
Das bedeutet wiederum, dass wir uns unserer menschlichen Unvollkommenheit und unserr Bereitschaft, selbst Ehre empfangen zu wollen, immer wieder (schmerzlich) bewusst werden müssen.

Darf der heilige Geist mich deshalb lehren, mich strafen, mich bessern, mich züchtigen?

Erlaube ich ihm das, oder soll er sich gefälligst jemanden anderen suchen, der in meinen Augen viel geeigneter dafür zu sein scheint?
Halte ich das Ungetrübtsein der Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit mir und durch mich für ein erstrebenswertes Ziel? Ist mir meine Beurteilung und die Beurteilungungen Anderer über mich letzten Endes doch wichtiger als die Ansicht Gottes und seines Wortes darüber?

Verurteilendes Richten ist ein Produkt aus persönlicher Unreife, Unkenntnis dem Worte Gottes und Unehrlichkeit Gott und unseren Mitmenschen gegenüber.
Je sicherer und ehrlicher ich mir aber im Umgang mit Jesus, seinem Wort und seinem Geist geworden bin, desto sicherer und gründlicher befähigt mich dies zu einem richtigen Denken und Handeln in den Augen Gottes.
Dem Aufrichtigen lässt es Gott auch hier gelingen!
  • 0