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Markus 10, 32-45


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#1
Guest_Peter Wiem_*

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Das Markusevangelium Teil 2 – Jesus, der Menschensohn

b) Jesus, der gehorsame Menschensohn Mk 10,32-11,26

1.) Der Herr rettet durch seine Bereitschaft zum Leiden 10,32-10,45

Sie waren aber auf dem Weg und gingen hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging vor ihnen her; und sie erschraken.
Die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich.
Und er nahm wieder die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren sollte: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten überliefert werden; und sie werden ihn zum Tod verurteilen und werden ihn den Nationen überliefern; und sie werden ihn verspotten und ihn anspeien und ihn geißeln und töten; und nach drei Tagen wird er auferstehen.
Und es treten zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sagen zu ihm: Lehrer, wir wollen, daß du uns tust, um was wir dich bitten werden. Er aber sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich euch tun soll? Sie aber sprachen zu ihm: Gib uns, daß wir einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen in deiner Herrlichkeit! Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werde? Sie aber sprachen zu ihm: Wir können es. Jesus aber sprach zu ihnen: Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, werdet ihr getauft werden; aber das Sitzen zu meiner Rechten oder Linken zu vergeben, steht nicht bei mir, sondern , denen es bereitet ist.
Und als die Zehn es hörten, fingen sie an, unwillig zu werden über Jakobus und Johannes. Und Jesus rief sie zu sich und spricht zu ihnen: Ihr wißt, daß die, welche als Regenten der Nationen gelten, sie beherrschen und ihre Großen Gewalt gegen sie üben. So aber ist es nicht unter euch; sondern wer unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer von euch der Erste sein will, soll aller Sklave sein. Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. Mk 10,32-45


Und als Jesus nach Jerusalem hinaufging, nahm er die zwölf Jünger allein zu sich und sprach auf dem Weg zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden, und sie werden ihn zum Tode verurteilen; und sie werden ihn den Nationen überliefern, um ihn zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen; und am dritten Tag wird er auferweckt werden.
Dann trat die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen zu ihm und warf sich nieder und wollte etwas von ihm erbitten. Er aber sprach zu ihr: Was willst du? Sie sagt zu ihm: Bestimme, daß diese meine zwei Söhne einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen mögen in deinem Reich! Jesus aber antwortete und sprach: Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagen zu ihm: Wir können es. Er spricht zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und zu Linken zu vergeben, steht nicht bei mir, sondern , denen es von meinem Vater bereitet ist.
Und als die Zehn es hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder. Jesus aber rief sie heran und sprach: Ihr wißt, daß die Regenten der Nationen sie beherrschen und die Großen Gewalt gegen sie üben. Unter euch wird es nicht so sein; sondern wenn jemand unter euch groß werden will, wird er euer Diener sein, und wenn jemand unter euch der Erste sein will, wird er euer Sklave sein; gleichwie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. Mt 20,17-28

Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des Menschen hin geschrieben ist; denn er wird den Nationen überliefert werden und wird verspottet und geschmäht und angespien werden; und wenn sie ihn gegeißelt haben, werden sie ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen. Und sie verstanden nichts von diesen , und diese Rede war vor ihnen verborgen, und sie begriffen das Gesagte nicht. Lk 18,31-34

Der Rahmen um diesen Bibelabschnitt wird durch die Furcht und das Erschrecken der Begleiter Jesu gezogen.
Die Erschrockenen erkannten jetzt, dass Jesus nach Jerusalem wollte, seine Nachfolger, die schon länger bei Jesus waren, hegten aus diesem Grund Furcht vor allem um Jesus, aber auch um sich selbst.
Das Erschrecken war also eher sachbezogen, die Furcht eher personenbezogen.

Als Reaktion auf diese Furcht spricht Jesus detailliert mit den Zwölfen (nicht mit den übrigen Erschrockenen!) von dem, was Ihn in Jerusalem erwarten wird, und erwähnt dabei das Leid als unabdingbare Komponente sowohl in seinem Leben, als auch im Leben seiner Nachfolger.

A) Jesus spricht von seiner kommenden dreifachen Überlieferung in Jerusalem

1.) Die legislative (widergesetzliche) Überlieferung Jesu

Die Schriftgelehrten wurden so genannt, weil es ihre Aufgabe war, Abschriften von den heiligen Schriften zu machen und die Vorschriften des mündlich verbreiteten Gesetzes einzuteilen und zu lehren; auch hatten sie mit Sorgfalt über jeden Buchstaben in den Schriften des AT zu wachen. Ein solches Amt war gewiß nötig in einer Religion des Gesetzes und der Vorschriften; es war ein alttestamentlicher Dienst (2 Sam 8,17; 20,25; 1Kö 4,3; Jer 8,8; 36,10.12.26).
Zu dieser rechtmäßigen Aufgabe fügten die Schriftgelehrten aber noch die Sammlung der Überlieferungen hinzu, die rabbinische Entscheidungen über Fragen der religiösen Gebräuche enthielten.
In späteren Jahrhunderten entstand daraus ein neues Gesetzbuch (Mischna); ferner die Kommentare (Gemara, die mit der Mischna zusammen den Talmud bilden); dazu kamen Kommentare über das AT (Midrasch); Betrachtungen über diese Kommentare (Hagada) und endlich mystische Auslegungen (die Kabbala), eine Methode, die der allegorischen Methode eines Origenes gleicht.
In der Zeit unseres Herrn betrachteten die Pharisäer es als moralisch zwingend, diese Überlieferungen einzuhalten, die sich über die Heilige Schrift gelagert und sie entwertet hatten. Wer sich gegen diesen religiösen und traditionellen Gesetzesmischmasch auflehnte, galt als potentieller Todeskandidat.

2.) Die judikative (widerrechtliche) Überlieferung Jesu

Zwei Rechtssysteme haben Christus verurteilt: das jüdische und das römische, gerade die beiden, die der modernen Jurisprudenz zu Grunde liegen.
Die Gefangennahme und die Verhandlungen unter Hannas, Kaiphas und dem Hohen Rat waren unter jüdischem Gesetz; die Verhandlungen unter Pilatus und Herodes standen unter römischem Gesetz.
Das jüdische Verhör war in so gut wie allen Einzelheiten ungesetzlich und ungerecht:
Der Richter war nicht unparteiisch; er beschützte den Angeklagten nicht.
Es wird nirgends gesagt, daß das Quorum (Beschlußfähigkeit) durch Anwesenheit der dreiundzwanzig Richter erfüllt war; die Richter hatten sich an der Gefangennahme beteiligt; sie waren feindlich (Mt 26,62.63).
Die Gefangennahme war ungesetzlich, weil sie ohne offizielle Anklage geschah.
Bei kriminellen Verhören mußten alle Sitzungen während des Tages angefangen und beendet werden.
Nächtliche Verhandlungen waren ungesetzlich.
Ein Urteil auf schuldig konnte nicht an demselben Tag verhängt werden, an dem das Verhör abschloß.
Es mußte am nächsten Tage gegeben werden.
Das Suchen nach feindlichem Zeugnis war ungesetzlich (Mt 26,59; Mk 14,56; Joh 11,53).
Kein Angeklagter konnte durch sein eigenes Zeugnis beschuldigt werden, dennoch suchten sie Antworten und Zugeständnisse aus den Worten Christi, um Ihn zu verurteilen (Mt 26,63-66; Joh 18,19). Und
keine gültige, gesetzliche Anklage wurde gegen Ihn vorgebracht.

Nachdem Pilatus Christus für unschuldig erklärt hatte (Mt 27,24), waren alle seine weiteren Handlungen Jesus gegenüber unrecht und standen im Gegensatz zu Geist und Buchstaben des römischen Gesetzes.

3.) Die executive (praktische) Überlieferung durch Judas, Juden und Römer.

Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht. Wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre. Mk 14,21

Als aber Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern vielmehr ein Tumult entstand, nahm er Wasser, wusch seine Hände vor der Volksmenge und sprach: Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten. Seht ihr zu!
Und das ganze Volk antwortete und sprach: Sein Blut ‹komme› über uns und über unsere Kinder! Dann gab er ihnen den Barabbas los; Jesus aber ließ er geißeln und überlieferte ihn, damit er gekreuzigt werde. Mt 27,24-26

B) Jesus spricht mit Jakobus und Johannes über ihre Zukunft.

1.) Die Lebensläufe von Jakobus und Johannes (nach Rienecker Bibellexikon)

Jakobus ist der Sohn des Zebedäus und Bruder des Johannes.
Jakobus gehörte zu den zuerst berufenen Jüngern (Mt 4,21) und mit Petrus und Johannes zu den dreien, die im Jüngerkreis eine besondere Stellung einnahmen (Mt 17,1; 26,37; Lk 8,51).
Darum erscheint es merkwürdig, daß wir von dem Wirken des Jakobus so gut wie nichts erfahren.
Er war Fischer wie sein Vater und arbeitete mit Petrus und Andreas zusammen (Mt 4,21; Lk 5,10). Seine Mutter hieß wahrscheinlich Salome und war wohl die Schwester Marias, der Mutter Jesu, so daß Jakobus ein Vetter Jesu war (vgl. Mt 27,56 mit Mk 15,40; 16,1 und Joh 19,25). In den Apostellisten finden wir Jakobus stets neben Johannes, wobei der Name des Jakobus meist zuerst genannt wird, vielleicht als der des älteren der beiden Brüder (Mt 10,2; Mk 3,17; Lk 6,14; in Apg 1,13 gibt es bezüglich der Reihenfolge abweichende Lesarten).
Jesus gab den Zebedäussöhnen den Beinamen Boanerges, Donnersöhne (Mk 3,17), wohl um ihres Eifers willen.
Er tadelte ihr vorschnelles Urteil über die Samariter (Lk 9,54f) und ihr Streben nach eigener Ehre (in Mt 20,20 bittet die Mutter für ihre Söhne; Mk 10,35-40). Nach der Auferstehung ist Jakobus bei den anderen Aposteln in Jerusalem (Apg 1,13). 44 n.Chr. hat ihn Herodes Agrippa I. hinrichten lassen (Apg 12,1f).

Auch Johannes ist der Sohn des Zebedäus und der Salome.
Seine Mutter war eine Schwester Marias, der Mutter Jesu.
Johannes und sein älterer Bruder Jakobus arbeiteten bei ihrem Vater, einem Fischer (Mt 4,21).
Zebedäus war anscheinend kein armer Mann; denn außer seinen Söhnen arbeiteten noch Tagelöhner mit ihm in dem Schiff, das sein Eigentum gewesen sein wird (Mk 1,20).
Johannes gehörte zu den Jüngern Johannes des Täufers. Dieser wies ihn zu Jesus.
So wurde er mit Andreas einer der ersten Jünger Jesu (Joh 1,40), unter denen er eine besondere Stellung einnimmt.
Mit Petrus und Jakobus tritt er bei verschiedenen Gelegenheiten hervor: bei der Auferweckung der Tochter des Jaïrus (Mk 5,37), bei der Verklärung Jesu (Mt 17,1) und in Gethsemane (Mk 14,33).
Die beiden Brüder scheinen einen Zug zum Übereifer gehabt zu haben, denn Jesus gibt ihnen den Beinamen Boanerges, »Donnersöhne« (Mk 3,17). Diese Art zeigt sich auch in dem Wunsch, es möge Feuer vom Himmel fallen und die Samariter verzehren, die Jesus die Gastfreundschaft versagt hatten (Lk 9,54), und in ihrer - durch ihre Mutter vorgebrachten - Bitte, in der Herrlichkeit zur Rechten und Linken Jesu sitzen zu dürfen (Mt 20,20f; Mk 10,35ff).

In der Leidenszeit Jesu hebt sich dann Johannes allein besonders heraus.
Er liegt beim letzten Mahl an der Brust des Herrn und fragt ihn, wer der Verräter sei (Joh 13,23).
Als Jesus nach seiner Gefangennahme von dem Hohenpriester verhört wird, betritt Johannes dessen Palast und führt auch Petrus hinein (Joh 18,15f). Er steht mit Maria unter dem Kreuz, und der Gekreuzigte überträgt ihm die Fürsorge für seine Mutter (Joh 19,26f). Johannes ist Zeuge des Todes Jesu (V. 35).
Als nach der Auferstehung des Herrn die Frauen erschreckt vom Grab geflohen sind, läuft Johannes mit Petrus hin und sieht die Leinentücher liegen. Er betritt die Grabkammer nach Petrus, sieht und glaubt (Joh 20,1-10).
Anscheinend erkennt er aus der Lage der Binden, daß der Leichnam nicht von Menschenhand entfernt sein kann.
Dann ist Johannes bei verschiedenen Erscheinungen des Auferstandenen anwesend, auch bei der am See Tiberias (Joh 21,2). Nach dem Gespräch Jesu mit Petrus fragt dieser, was mit Johannes werden soll.
Der Herr antwortet, daß es allein seine Sache sei, das Los des Johannes zu bestimmen.
Ein Mißverständnis seiner Worte hat dann zu der Meinung geführt, Johannes werde nicht sterben (V. 20-23).

In der Apostelgeschichte finden wir Johannes bei den anderen Aposteln, besonders wieder mit Petrus zusammen.
Sie heilen einen Gelähmten, werden gefangengenommen und vor dem Hohen Rat zur Verantwortung gezogen, jedoch wieder freigelassen (Apg 3,1-4,23).
Kurz darauf wird Johannes. mit den anderen Aposteln wieder verhaftet, aber durch einen Engel aus dem Gefängnis befreit.
Nach einem zweiten Verhör werden sie geschlagen und erneut entlassen (Apg 5,17-42).
Dann begleitet Johannes Petrus nach Samarien (Apg 8,14). Mit Petrus und Jakobus gehört er zu den Säulen (Gal 2,9) der Gemeinde. Weiter hören wir, abgesehen von dem, was wir aus seinen eigenen Schriften erfahren, im NT nichts mehr über ihn.
Johannes war der Jünger, den Jesus liebhatte. Es ist müßig, nach einem Grund dafür zu fragen, aber die Frucht dieser Liebe spüren wir in der Art und dem Verständnis, mit dem Johannes vom Herrn spricht und sein Bild so zeichnet, wie Jesus sich im vertrauten und engsten Jüngerkreis offenbart hat.

2.) Die Bitte und ihre Folgen.

Jesus sagt den Bittstellern dass sie nicht wissen (können?), um was sie hier bitten.
Da Jesus nacher im Gespräch zusammen mit den übrigen Jüngern den Aspekt des selbstlosen Dienens besonders hervorhebt, scheinen die Motive der Bittsteller nicht uneigennützig Jesus gegenüber gewesen zu sein.

Jesus ermutigt zwar in der „Bergpredigt“ zur Bitte, aber frei von selbstsüchtigen Motiven Gott gegenüber!
Gleichzeitig hat solch ein Ehrenplatz, wie ihn die „Donnersöhne“ gerne von Jesus zugesichert bekommen hätten, gewisse Vorlaufbedingungen, welche die Jünger und ihre Mutter in ihrem Ausmass zu keiner Zeit auch nur ansatzweise in Betracht gezogen haben.

Jesus sichert Jakobus und Johannes die Teilnahme an seinem Leid zu.
Das Leid, das Jesus selbst getragen hat, ist für einen Menschen wie du und ich nicht zu schultern!
Das Kreuz Jesu ist untragbar gewaltig gross. Aber das Leid als Zeichen der Leidenschaft für den Dienst Jesu ist „normal“.
Das kann, aber muss nicht den leiblichen Tod um Jesu willen einschliessen.
Aber die Bereitschaft, um Jesu willen evtl. diesen Tod erleiden zu müssen, sollte bei einem Jünger Jesu vorhanden sein.

C) Jesus spricht mit den Zwölfen über das selbstlose Dienen. (überwiegend nach Rienecker)

Wenn ein Mensch die Herrschaft Jesu anerkennt, so darf er diesem Herrn nichts vorenthalten:
Mit seinem ganzen Sein, Denken und Tun gehört er dem, in dessen Nachfolge er getreten ist.
Jesus heiligt alle Bereiche des Lebens, auch die »profanen« der Arbeit und des Dienstes.
Gott hat den Menschen in sein Dasein gerufen (Röm 4,17), hat ihm Gaben und Fähigkeiten gegeben (1Kor 4,7), die er ausnützen, ja mit denen er handeln soll (Lk 19,11-27).

Gott will den Menschen nicht untätig, sondern tätig sehen (1Mo 1,28; 2,5; 1Thess 4,11f; 2Thess 3,10ff).
Jesus stellt allerdings in diesem Textzusammenhang die richtige Gesinnung eines Dieners Jesu heraus: die Demut!
Das deutsche Wort »Demut« ist ein aus »dio«, Knecht, Diener und »muot«, Gesinnung zusammengesetzter Begriff und bezeichnet vor allem den Mut zum bewussten und selbstlosen Dienen.
Demut meint dabei keine passive Unterwürfigkeit, sondern eine aktive, mutige Handlung.
Der Hochmütige hält mehr von sich, als er in Wirklichkeit ist.
Demut ist jedoch nicht ein Sich-kleiner-machen-als-man-ist, sondern das konsequente Bekenntnis zur eigenen Niedrigkeit, also zu der Stellung, die man vor Gott hat (für Jesus: zum angenommenen Menschsein).

Die Demut ist praxisgewordene Aufrichtigkeit, ein Erkennen und Stehen in der Wahrheit.

Dem, der seine Niedrigkeit nicht einsieht und anerkennt, kann Gott nicht sein Alles werden: »den Demütigen gibt er Gnade« (1Petr 5,5; Jak 4,6; vgl. Hiob 22,29; Jes 57,15) und läßt es den Aufrichtigen gelingen (Spr 2,7; vgl.1Kön 9,4; 1Chr 29,17).
Die Sünde Laodizeas in Offb 3,17 ist ihr Hochmut, daß es sich für reich hält, der aber als Selbsttäuschung entlarvt wird, weil bei Gott andere Maßstäbe gelten.

D) Die Gesamtaussage der Schrift über das Dienen (Nach Rienecker Bibellexikon)

1.) Grundsätzliche Bedeutungen

Im AT und NT gibt es dafür eine Reihe Worte, die in ihrer Grundbedeutung alle ähnlich sind, aber Dienen und Dienst unter verschiedenen Aspekten beschreiben.

Im AT: Die im AT meist gebrauchten Worte sind scheret und abad.
Beide können im profanen und religiösen Sinn gebraucht werden.

Scheret bezeichnet einen ehrenvollen Dienst, zu dem jemand berufen wird, den er vielleicht sogar freiwillig übernimmt.
So setzt Potifar den Josef zum Hausverwalter ein und läßt sich von ihm persönlich bedienen (1Mo 39,4).
Josua dient dem Mose (2Mo 24,13; 33,11; 4Mo 11,29; das Partizip im Hebr. wird mit »Diener« übersetzt).
Scheret wird immer dort benutzt, wo der Dienst der Priester beschrieben wird (2Mo 28,35.43; 1Kön 8,11;Hes 44,17).
Die Leviten dienen dem Hohenpriester Aaron (4Mo 3,6), den Priestern (4Mo 18,2), dem Heiligtum und der Gemeinde (4Mo 16,9).
Elisa veranstaltet ein Festmahl für sein Haus und folgt dann dem Propheten Elia, um ihm zu dienen (1Kön 19,21).
Immer ist diese Weise zu dienen Folge einer Berufung oder Einsetzung, Dienen ist hier ausschliesslich Vorrecht und Ehre.

Abad heißt arbeiten, ein Werk ausführen, als Knecht dienen.
Es kann ebenso für Gottes Wirken (Jes 28,21) wie für die Arbeit der Menschen gebraucht werden (2Mo 20,9 par.).
Jakob dient dem Laban um Rahel zweimal sieben Jahre (1Mo 29,18ff).
Ein Sklave kann auf die Freilassung verzichten und aus Liebe zu seinem Herrn ihm lebenslänglich dienen (2Mo 21,5f).
Israel dient verschiedenen Herrschern in der Zeit der Richter (Ri 9,28), dient heidnischen Gottheiten (2Kön 10,18) und fremden Königen (Jer 25,11).
Fast immer bedeutet abad einen Dienst, der befohlen ist, der unfrei macht, in dem der Mensch nicht über sich selbst verfügt.
Der Diener ist meist der Sklave.
Das Substantiv äbäd, Knecht, Diener, wird in Jes 53 inspezieller Bedeutung für den leidenden Gottesknecht gebraucht.
Selten wird für den Dienst gegenüber heidnischen Gottheiten das Wort zamad gebraucht (4Mo 25,3.5; Ps106,28).
Dienen kann auch mit dem Begriff »vor jem. stehen« ausgedrückt werden (1Mo 41,46; 5Mo 1,38 u.a.).

b) Im NT: Hier sind es sechs Begriffe, die in unterschiedlicher Häufigkeit, aber mit gleichem theologischem Gewicht das Leben der Christen als »Dienst für Gott« umschreiben:

Douleuein steht insgesamt 25mal, in ähnlicher Bedeutung douloun achtmal; gemeint ist der Dienst des Sklaven, der von ihm getan werden muß, ob er will oder nicht, weil der dem Willen seines Herrn untersteht (Mt 6,24; Lk 15,29; Apg 20,19; Kol 3,24).

Das Wort diakonein hat ursprünglich den Sinn von »zu Tisch dienen, den Lebensunterhalt besorgen« (Lk 10,40; 12,37; Joh 12,2; Apg 6,2). Während es im Griechentum eine Tätigkeit beschrieb, die als minderwertig und eines freien Mannes unwürdig galt, wird diakonein im NT für die Sendung Jesu (Mk 10,45 par.) gebraucht, für den Dienst des Apostels (2Kor 3,3 vgl. 6,3) und erhält so eine zentrale Bedeutung für den Dienst des Christen (1Petr4,10). Dienst erhält durch Jesus eine ganz neue Würdigung. diakonein (vgl. Mt 4,11) erscheint im NT 37mal, der Begriff »Dienst« 34mal (Lk 10,40; Apg 1,25; 6,4; 2Kor 4,1 u.a.), das Wort »Diener« 29mal (Mt 20,26; 23,11; Joh 12,26; Phil 1,1 u.a.).
In der LÜ ist diakonein meist mit Amt wiedergegeben, was die Bedeutung allerdings kaum trifft.

Latreuein (vgl. Apg 24,14) wird normalerweise nur im kultischen Umfeld verwendet. Dafür benutzt das NT auffallenderweise mehr profane Begriffe. Latreuein wird gebraucht, um das ganze Leben des Christen als einen Dienst im umfassenden Sinn zu beschreiben (wie 5Mo 10,12 LXX). Damit wird ausgedrückt, daß Gott nicht nur ein Teil des Lebens, nicht nur ein abgegrenztes Stück Zeit (der Gottesdienst) gehört, sondern das ganze Leben (Röm 12,1f!). Das Wort erscheint im NT 21 mal, das Substantiv latreia(vgl. Joh 16,2) insgesamt fünfmal.

Ihm inhaltlich verwandt ist leitourgein, durch das der Gedanke des priesterlichen Diensts in das NT kommt. Wir finden es nur Apg 13,2; Röm 15,27 und Hebr 10,11. Das Substantiv (vgl. Lk 1,23) erscheint sechsmal, das Wort »Diener«, leitourgos fünfmal. In diesem Wort schwingen die Gedanken von Berufung und Beauftragung zum Dienen mit. In Röm 15,27 wird das Wort im Sinn von materieller Hilfeleistung gebraucht.

Hierourgein, ursprünglich »als Priester dienen«, steht nur in Röm 15,16. Paulus versteht hier seinen Dienst der Verkündigung als priesterlichen Dienst Der Textabschnitt zeigt deutlich, wie nahe verwandt die verschiedenen Worte für dienen in Röm 15,16.25. 27 -hierourgein, diakonein und leitourgein in ihrer Bedeutung sind.

Das Wort hypäretein steht nur in Apg 13,36; 20,34;24,23, wogegen das Substantiv »Diener« (vgl. Mt 5,25) 20mal gebraucht wird. Es ist denkbar, daß hypäretäs im NT auch ein Spezialausdruck ist für Leute, die die Überlieferung von Jesus (auswendig) kannten und den Neubekehrten vermittelten. Im Lukasprolog werden hypäretai (»Diener des Worts«) in diesem Zusammenhang erwähnt. Als hypäretäs des Paulus und Barnabas wird auch Markus bezeichnet (Apg 13,5), der ja auch der erste war, der die Jesusüberlieferung umfassend schriftlich niedergelegt hat.
Wenn er diese Funktion - Weitergabe der Jesusüberlieferung - ausgeübt hat, wird auch verständlich, warum die Trennung des Markus von ihnen ihren Dienst so empfindlich beeinträchtigte.

2.) Gottes Dienst an uns

Gottes Dienst an uns ist die Voraussetzung alles Dienstes für Gott.
Jesus »ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben ...« (Mk 10,45).
Gott sandte seinen Sohn zum Dienst an den Menschen, und er sendet seine Boten und Engel zum Dienst an denen, die auf Erden wohnen und das Heil ererben sollen (Hebr 1,14).

3.) Unser Dienst Gott gegenüber

Im AT waren die Leviten zum Gottesdienst ausgesondert (5Mo 18,5).
Der Ernst des Versöhnungsopfers Christi war im blutigen Tieropfer vorgeschattet (Jos 22,27).
Man mußte sich zwischen Gottesdienst und Götzendienst entscheiden (Jos 24,14f.18.31). Die Veräußerlichung, die Zerstreuung, den vielerlei anderen Göttern zu dienen wurde untersagt (2Mo 20,5; 23,24.33).
Wer sich nicht in dem einen Gott sammelte, der diente damit notwendig den Nichtigkeiten, den Vergänglichkeiten, den Götzen.
Schon der Weg über die Grenze des verheißenen Landes hinaus, aus dem Herrschaftsbereich des Herrn in den der Götzen, wird als Dienst an anderen Göttern bezeichnet (1Sam 26,19).

Im NT steht dem Gottesdienst auch ein Götzendienst gegenüber.
Es geht dabei um die Erlösung von den »toten Werken«, von dem »Mammondienst«, d.h. von der Verherrlichung der Materie, des Irdischen und des Menschengeistes; der Dienst soll allein dem »lebendigen und wahren Gott« gelten (1Thess 1,9).
Nur in der Konzentration auf den lebendigen Gott, im Blick auf Jesus Christus, verlieren die Götzen ihre Anziehungskraft (Phil 4,13).
Dagegen verliert der Mensch in der Ablehnung der Herrschaft des lebendigen Gottes (Ps 2,3; Lk 19,14) sowohl persönlich, als auch in Wissenschaft, Kultur und Politik seine Mitte und seinen Halt; er wird dann von seinen Götzen beherrscht.
»Niemand kann zwei Herren dienen« (Mt 6,24), »schämen sollen sich alle, die den Bildern dienen« (Ps 97,7).
Der Gottesdienst ist ein Teilnehmen an der Wirklichkeit des lebendigen Gottes.
Es handelt sich nicht um ein vielgeschäftiges Gott-Dienen (Lk 10,40), sondern um das Hören auf ihn und das Erleben seiner Gegenwart.
Der Gottesdienst ist ein Teilhaben am Dienst der Engel vor Gott (Dan 7,10; Hebr 1,14).
Im Gemeindegottesdienst geht es nicht nur um die Belehrung der Menschen, sondern auch um die Anbetung und Verherrlichung Gottes. Unser »vernünftiger Gottesdienst« geschieht nach den Worten des Apostels Paulus, indem wir nicht nur unsere Worte und Gedanken Gott weihen, sondern auch unsere Leiber als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer hingeben (Röm 12,1).
Paulus und Petrus betrachten sich als Knechte (Sklaven) und Diener Jesu Christi (Röm 1,1; 1Kor 3,5; 4,1; Eph 3,7; Phil 1,1; Tit 1,1; 2Petr 1,1). Als »Diener Gottes« wird auch ganz Israel bezeichnet (Lk 1,54), auch die Propheten (Hes 38,17), die Priester (Joel 1,9) und der König David (Jes 37,35), ja selbst gelegentlich Heiden (Jer 43,10).

4.) Unser Dienst dem Mitmenschen gegenüber

Jeder Dienst am Nächsten, ja überhaupt jeglicher Dienst soll dem Herrn getan werden, soll Gottesdienst sein (Eph 6,6f; Kol 3,22f).
Es geht auch im Nächstendienst um das Stehen vor Gott ohne Seitenblick auf das Publikum und ohne Berücksichtigung des eigenen Ansehens und des Wohlgefallens der Menschen.

a) Im AT kommt das Wort Diener außer für persönliches Dienstverhältnis (1Mo 39,4; 2Mo 24,13) auch als Redewendung der Höflichkeit oder Untertänigkeit vor (1Mo 42,11; 44,16).

b) Im NT ist allem Dienst in Jesus ein Vorbild gegeben: »ich bin unter euch wie ein Diener« (Lk 22,27). »Der Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele« (Mk 10,45). Das Dienen ist durch Christi ganzes Leben geadelt, d.h. vor Gottes Augen zu einer besonderen Ehrenstellung erhoben worden; der Mensch darf das Gleiche tun, was Jesu Lebensinhalt war. Christus hat uns ein »Beispiel« gegeben, daß wir ebenso tun (Joh 13,15-17). Er verheißt Lohn für jeden in seiner Gnade getanen Nächstendienst, als hätte man ihn ihm selber geleistet (Mt 25,40.45). So kann alles, was man Jesus Gutes tun will, an dem Nächsten praktiziert werden.
Im Reiche Gottes ist groß, wer dient: »wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht« (Mt 20,26f), »der Vornehmste wie ein Diener« (Lk 22,26). Das ausgeübte Diener- und Knechtsein für den Nächsten ist demnach der Maßstab für die geist-liche Bildung, nicht das Predigen und der Reichtum an Gaben, Erkenntnis oder Wissen. Es ist der Dienst, dessen Wert nur Gott sieht und der vielleicht sonst keine Anerkennung findet (Röm 8,36; 2Kor 6,3-10). Durch die Liebe soll man einander dienen (Gal 5,13) mit den empfangenen Gaben (1Petr 4,10).
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