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Wie sieht eine christlich eingefärbte Wunschvorstellung aus?


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#1
Guest_Peter Wiem_*

Guest_Peter Wiem_*
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Wie sieht eine christlich eingefärbte Wunschvorstellung ganz praktisch aus?

Die Geschichte der neunstündigen Bootsüberquerung des Sees Genezareth ist ohne die Vorhergehende im Grunde nicht verstehbar.
Ohne die Speisung der Fünftausend und vor allem ohne Ihren Folgen fehlt dieser Geschichte der tragende Unterbau.

Hier geht es darum, den Glauben an Jesus in einer Art und Weise wiederzufinden, die Jesus ehrt und den Jüngern nützt.
Dieser Glaube war aufgrund der Speisung der Fünftausend und vor allem den Reaktionen darauf selbstsüchtig und zweckbestimmt geworden.

Daraufhin musste Jesus schnell und bestimmt reagieren und daraufhin erlebten die Jünger die wahrscheinlich härtesten neun Stunden ihres bisherigen Lebens.
Da sie mehr von Jesus erkannt hatten als das übrige Volk, war Ihnen auch mehr von Jesus anvertraut.
Da ihnen von Jesus mehr anvertaut war, wurden sie auch mehr zur Rechenschaft gezogen, als sie das ihnen Anvertraute gegen eine ihnen leichter erscheinende „Glaubensvariante“ (Brotkönigtum = inhaltlich ein Linsengericht) eintauschen wollten.
Dieser gedankliche Unglaube musste in neun notvollen Stunden wieder rückgängig gemacht werden.

Nach diesen neun Stunden waren die Jünger körperlich und emotional fix und fertig!
Und genau dann kam ihnen Jesus auf dem See entgegen.
Das war mehr, als manche Jünger ertragen konnten: sie schrien vor Furcht, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit.

Weil das Markusevangelium alles weglässt, was Petrus eine positive Sonderrolle einräumen könnte, wird seine Reaktion auf diese Begegnung dort nicht erwähnt. Wohl aber in den anderen Evangelien!
Petrus vergewissert sich, wer ihm gerade auf dem See wandelnd erscheint, und bittet Jesus, zu ihm kommen zu dürfen.
Auf seine Zustimmung hin geht Petrus auf dem Wasser, bis seine Zweifel die Oberhand über seinen Glauben gewinnen.
Er geht unter, wird aber von Jesus gerettet und nach seinen Glaubenszweifeln gefragt.

Eine Unsitte in Bezug auf eben diese Geschichte ist die Behauptung vieler Christen, das Verhalten des Petrus insgesamt gesehen als „Versagen“ zu beurteilen. Auch etliche Schriftwerke und Bibelkommentare darüber schliessen sich dieser Beurteilung an.
Genau dieses Verhalten lässt Rückschlüsse auf den eigenen Glauben zu.

Wo ich bei meinem Mitchristen etwas nicht erkennen kann, da stehe ich in der Gefahr, dies auch bei mir selbst nicht erkennen zu können.
Wo ich den kleinen Glauben von Petrus in dieser Situation nicht würdigen kann, da kann ich meinen kleinen Glauben während meiner Anfechtungen auch nicht würdigen.
Wo ich deshalb die geschehenen Wunder durch Petrus im Zusammenhang damit nicht einordnen kann, da will und da werde ich sie in meinem Leben auch nicht erleben.

Wo mir als Jünger Jesu ein Glaubensideal frei von Schwankungen, seelischen Nöten und äusserlich widrigen Umständen vorschwebt, da habe ich mich entschlossen, mehr einer christlich eingefärbten Wunschvorstellung, als den Masstäben der Schrift über meinen Glauben zu vertrauen.
Wo ich mich deshalb als Jünger Jesu leichthin von dem Zweifel und dem Kleinglauben des Petrus distanziere, da bin ich im Grunde nicht mehr bereit, meinen Glauben in einer ähnlichen Situation durch Jesus auf die Probe stellen lassen zu wollen.
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