Momentan gibt es Gabenmissbrauch zuhauf:
Viele "Christen" verstecken sich hinter den Charismen, um ihre Gewohnheiten und ihre Stellung nicht ändern zu müssen.
All dies gibt ein uneinheitliches und stellenweise durchaus hässliches Zeugnis ab, wenn es um die Ausübung der Geistesgaben geht.
Leider fallen viele Christen unter dem Eindruck dieser Zerrbilder auf der anderen Seite vom Pferd.
Anstatt sich angemessen mit den oft fehlgeleiteten Auswüchsen des Charismen - Dienst auseinanderzusetzen, werden die Charismen selbst als die Wurzel allen Übels angesehen.
Natürlich lässt sich eine Theologie, die patentrezeptartig aufgezogen und auch durchgezogen wird, viel leichter handhaben und sie bringt auch viel schneller die gewünschten Ergebnisse.
Nur vermag sie nicht, dem jeweiligen Einzelfall Rechnung zu tragen, weil die Rahmenbedingungen darüber bereits festgelegt sind.
Einmal verurteilt = immer verurteilt (siehe Berliner Erklärung)!
Es wäre eine Sache der Weisheit und auch der Aufrichtigkeit, die Einstellung der Schrift den Geistesgaben gegenüber zumindest etwas differenzierter und etwas weniger ergebnisorientiert betrachten zu wollen.
Wenn die dies Schrift fertig bringt, dann sollten wir Jünger Jesu dies auch fertig bringen.
1.) Der Grund, warum es geistliche Gaben gibt.
Was aber die geistlichen
Es gibt aber Verschiedenheiten(1233) von Gnadengaben(5298), aber
Lex 1233 diairesis Scheidung, Verteilung, Einteilung, Trennung; von dia [(1214)], durch, und haireomai [(143)], nehmen, ergreifen, an sich reißen. Es ist nur in 1Kor 12,4-6 gebraucht in bezug auf die Gaben, Dienste und Wirkungen der Kräfte und Handlungen in der Gemeinde, deren Verteilungen oder Aufteilungen (im deutschen Text »Verschiedenheiten«) zum Ausdruck gebracht wird.
Lex 5298 charisma Gnadengabe, unverdientes Geschenk; von charizomai [(5295)], freundlich sein, schenken, vgl. dort; in Röm 1,11; 5,15f; 6,23; 11,29; 12,6; 1Kor 1,7; 7,7; 12,4.9.28.30f; 2Kor 1,11; 1Tim 4,14; 2Tim 1,6; 1Petr 4,10. Die Endung -ma zeigt an, daß das Ergebnis oder die Auswirkung von charizomai gemeint ist. Charisma geht im NT immer von Gott aus.
Lex 1239 diakonia dienende Arbeit, Dienst (Lk 10,40; Hebr 1,14); Dienst, Unterstützung (2Kor 11,8; 2Tim 4,11). Diakonia schließt eine erbarmende Liebe zu den Bedürftigen in der christlichen Gemeinschaft ein (Apg 6,1.4; 2Kor 8,4; 9,12f; Offb 2,19 u. ö.). Jede Beschäftigung, jeder Beruf, sofern es eine Arbeit ist, die anderen zugute kommt, ist eine diakonia. In diesem Sinn gebrauchen Paulus und Lukas (in der Apg) das Wort, um die Berufung derer zu bezeichnen, die das Evangelium predigen und für die Gemeinden sorgen (Apg 20,24; Röm 11,13; 1Kor 12,5; Kol 4,17; 1Tim 1,12; 2Tim 4,5). Daraus folgt, daß diakonia ein Amt oder eine Aufgabe in der christlichen Gemeinschaft ist, im Hinblick auf die Arbeit, die ein anderer nötig hat (1Kor 12,5 u. ö.). Es ist außerdem ein umfassender und allgemeiner Begriff, der alle Bereiche des Dienens einschließt (Röm 12,7; 2Kor 4,1; 6,3; Eph 4,12; 1Tim 1,12
Lex 1739 energema Wirkung; von energeia [(1737)], Wirksamkeit, Eingreifen; die Endung -ma bezeichnet energema als das Ergebnis von energeia. Im NT ist es nur in 1Kor 12,6 (allgemein: Wirkungen) und in V. 10 (spezieller: Wirk- oder Wunderkräfte) für das Ergebnis der gnädigen Wirksamkeit Gottes in den Glaubenden gebraucht.
Das Wort Gottes schreibt ausdrücklich an dieser Stelle, das die Erkenntnis der geistlichen Gaben keine Nebensächlichkeit ist.
Paulus ist von dem Willen beseelt, seinen Lesern das Gegengewicht zur Anziehungskraft des Götzendienstes anzubieten.
Die geistlichen Gaben sind also das wirksamste Gegenmittel Gottes gegen die Faszination der Welt und ihrer Werte.
Wo diese Gaben, Dienste und Wirkungen in Aktion sind, da verliert die Welt ihre Anziehungskraft!
Wo nicht, ist der Kampf gegen diese Anziehungskraft ein stetiger Begleiter meines Glaubenslebens.
Der heilige Geist und seine Gaben verherrlichen Jesus, d. h., ich lerne erkennen, wie Christus wirklich ist.
Der Apostel meint hier nicht nur, daß der Heilige Geist verschiedene Gaben gibt, sondern auch daß er gewisse Gaben gewissen Personen verleiht, nicht jedem dieselbe.
Die Träger dieser Gaben werden zum gegenseitigen Austausch und zur Gemeinschaft aufgefordert.
Was diese Tatsache anbetrifft befinden wir uns in diesem Forum auf einem guten biblischen Fundament!
2.) Ein Überblick über die geistlichen Gaben
a) die Charismen ( nach 1.Kor 12,8-10)
Wort der Weisheit, Wort der Erkenntnis, Glauben, Gnadengaben der Heilungen, Wunderwirkungen, Weissagung, Unterscheidungen der Geister; verschiedene Arten von Sprachen, Auslegung der Sprachen.
b) die Dienstgaben (nach Eph 4,11)
Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer.
c) die Wirkungen des Geistes
Hier tut sich ein weites Feld mit manchesmal fliessend scheinenden Grenzen auf.
Der heilige Geist führt durch diese Wirkungen Werte, Personen und Erkenntnisse zur Verherrlichung Jesu zusammen und hilft, sie ”durch Jesu Augen” sehen zu könnnen. Die Wirkungen des Geistes befähigen also im weitesten Sinne, den Nutzen einer Sache oder Gabe für die Sache Jesu richtig einschätzen und umsetzen zu können
3.) Der Umgang mit den geistlichen Gaben
Jedem einzelnen von uns aber ist die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi gegeben worden.
Darum heißt es: »Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er Gefangene gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.«
Das Hinaufgestiegen aber, was besagt es anderes, als daß er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde?
Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte.
Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi.
a) Ihre Glaubwürdigkeit
Zuerst einmal stellt Paulus klar, dass jedem einzelnen von uns die Gnade widerfahren ist, Gaben empfangen zu haben.
Weder du noch ich sind von dieser Gnade ausgenommen.
Paulus geht in seiner Beweisführung so weit, dass er das Hinabsteigen Jesu ins Totenreich und seine anschliessende Himmelfahrt argumentatorisch fest mit der Zuteilung der Gaben verknüpft.
Wer also diese Zuteilung anzweifelt, der zweifelt damit auch die Himmelfahrt Jesu an!
Der Vorgang des Zuteilens der Gaben ist im griechischen Urtext im Aorist geschrieben.
Das bedeutet ein Beginn in der Vergangenheit und ein immerwährendes Bleiben dieses Zustandes.
Eine andere Deutung lässt die Verwendung des Aorist m. E. nicht zu!
b) Ihre Zuordnung
Die Dienstgaben (wie z. B. die Apostel) werden in dieser Textstelle aus dem Epheserbrief unter die geistlichen Gaben eingereiht. Wer also z. B. einen Apostel als "Amt" begreift, der hat nicht verstanden, was ein Apostel sein soll.
c) Ihre Zielrichtung
Die geistlichen Gaben haben eine zweifache Zielrichtung:
- zur Ausrüstung der Heiligen
- für die Erbauung des Leibes Christi
wo diese Zielrichtung nicht angestrebt oder eingehalten wird, da ist der Gaben - Missbrauch vorprogrammiert.
4.) Einige zusätzliche Gedanken über Apostel heutzutage
Und in diesen Tagen stand Petrus in der Mitte der Brüder auf und sprach – und es war eine Menge von etwa hundertzwanzig Personen beisammen -: Ihr Brüder, es mußte die Schrift erfüllt werden, die der Heilige Geist durch den Mund Davids vorhergesagt hat über Judas, der denen, die Jesus festnahmen, Wegweiser geworden ist.
Denn er war uns zugezählt und hatte das Los dieses Dienstes empfangen. Dieser nun hat zwar von dem Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker erworben, ist aber kopfüber gestürzt, mitten entzweigeborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden. Und es ist allen Bewohnern von Jerusalem bekanntgeworden, so daß jener Acker in ihrer eigenen Mundart Hakeldamach, das ist Blutacker, genannt worden ist. Denn es steht im Buch der Psalmen geschrieben: »Seine Wohnung werde öde, und es sei niemand, der darin wohne«! und:
»Sein Aufseheramt(1968) empfange ein anderer!« Es muß nun von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und ausging, angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns hinweg aufgenommen wurde – von diesen
Und sie stellten zwei auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Und sie beteten und sprachen: Du, Herr, Herzenskenner aller, zeige von diesen beiden den einen an, den du auserwählt hast, damit er die Stelle dieses Dienstes und Apostelamtes empfängt, von dem Judas abgewichen ist, um an seinen eigenen Ort zu gehen. Und sie gaben ihnen Lose; und das Los fiel auf Matthias, und er wurde den elf Aposteln zugezählt. Apg 1,15-26
Lex 1968 episkope Aufsicht; von episkopeo [(1967)], sehen auf etw., vgl. dort. Es ist ein rein biblisches und patristisches Wort und kann entweder das Aufsichtsamt in der Gemeinde Christi (Apg 1,20; 1Tim 3,1) oder Heimsuchung bedeuten. In Lk 19,44 ist mit einiger Sicherheit die pos. Heimsuchung durch die Gnade Gottes gemeint, während in 1Petr 2,12 auch von einer Heimsuchung durch das Gericht Gottes die Rede sein kann, obwohl das Wort »verherrlichen« oder »preisen« (doxazo [(1387)], vgl. dort) eher auf das gnädige Eingreifen Gottes im Leben der Ungläubigen schließen läßt. Vgl. episkopos [(1969)], Aufseher
Dieser Bibeltext wird in grossen Teilen der Christenheit als masstabgebend gesehen, wenn es darum geht, den Begriff Apostel lehrmässig für hier und jetzt einordnen zu wollen.
Zuerst werden die alttestamentlichen Auswahlkriterien die Petrus (vor Pfingsten - Losverfahren!) hier aufführt, als verbindlich für jeden neutestamentlichen Apostel übernommen (obwohl Apostel in der Schrift erwähnt werden, die diese Kriterien nicht erfüllen!).
Nicht zuletzt wird aus einer Aufsichtsfunktion ein Aufsichtsamt ”gemacht”, um zu den von vorneherein gewünschten Auslegungsergebnissen zu gelangen.
Diese Ergebnisse sehen unter anderem so aus:
Es gibt heutzutage keine Apostel mehr, da die dafür notwendigen Auswahlkriterien (die angeblich von Petrus in Apg 1 aufgezählt worden sind) nicht mehr erfüllt werden können (Logisch: im NT können keine AT-Kriterien mehr erfüllt werden).
Da das Aposteltum eine Art Amt darstellen sollte, waren Apostel im weitesten Sinne Beamte.
Die entsprechenden Verse aus dem Epheser- und 1. Korintherbrief über Apostel sind zeitbedingt und deshalb heute nicht uneingeschränkt gültig. In der Gemeinde gibt es heute normalerweise ”nur” Älteste und Diakone.
Da diese nicht von Jesus selbst, sondern von der Gemeinde einzusetzen sind, sind dem heiligen Geist die Hände gebunden, wenn es um seine Einflussnahme innerhalb solch einer Gemeinde geht.
Der letzte Punkt erklärt meiner Meinung nach die Denk- und Vorgehensweise grosser Teile der heutigen Christenheit, wenn es um die Dienstgaben (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer) und da besonders um die Apostel geht.
Da den Aposteln in aller Regel mehrere und grössere Charismen (Gnadengaben) anvertraut worden sind, hat er damit Einflussmöglichkeiten innerhalb und ausserhalb der Gemeinde, die nicht von allen Gemeindegliedern und –mitarbeitern gerne gesehen werden.
Um vor allem den Ältesten und Diakonen in den Gemeinden den Rücken zu stärken, wurde der Dienst des Apostels und auch der Propheten ”wegtheologisiert.” Damit erspart man sich vor allem im Umgang mit dem heiligen Geist und seinen Charismen im Zweifelsfalle unnötiges Kopfzerbrechen, wenn beispielsweise von aussen an solch eine Gemeinde Lehren und ”Strömungen” (z. B. Erweckungen) herangetragen werden, die aus welchen Gründen auch immer in der Gemeinde nicht uneingeschränkt willkommen sind.
Der Epheserbrief zeigt einen Zusammenhang auf zwischen den Dienstgaben und dem Vermeiden von Unmündigkeit durch ”windigen Lehren”, die sich auf Betrügerei, Falschheit, Verschlagenheit und bewusst konstruiertem Irrtum gründen.
Wo diese Dienstgaben und da besonders die Apostel ”wegtheologisiert” wurden, da sind diesen windigen Lehren samt ihren Begeleiterscheinungen Tür und Tor geöffnet.