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Markus 03, 13-19


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#1
Guest_Peter Wiem_*

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Das Markusevangelium Teil 1 – Jesus, der Messias

c) Jesus, der klarstellende Messias 3,7- 5,43

2.) Der Herr rettet durch Vollmacht seiner Jünger 3,13-19

Und er steigt auf den Berg und ruft zu sich, die er wollte. Und sie kamen zu ihm; und er berief zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende, zu predigen und Vollmacht zu haben, die Dämonen auszutreiben.
Und er berief die Zwölf, und er gab dem Simon den Beinamen Petrus; und Jakobus, den des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und er gab ihnen den Beinamen Boanerges, das ist Söhne des Donners; und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, den des Alphäus, und Thaddäus und Simon, den Kananäer, und Judas Iskariot, der ihn auch überlieferte. Mk 3,13-19


Und als er seine zwölf Jünger herangerufen hatte, gab er ihnen Vollmacht über unreine Geister, sie auszutreiben und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.
Die Namen der zwölf Apostel(644) aber sind diese: der erste Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, sein Bruder; und Jakobus, der des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der des Alphäus, und Thaddäus; Simon, der Kananäer, und Judas, der Iskariot, der ihn auch überlieferte. Mt 10,1-4

Und es geschah in diesen Tagen, daß er auf den Berg hinausging, um zu beten; und er verbrachte die Nacht im Gebet zu Gott. Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel(644) nannte: Simon, den er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder, und Jakobus und Johannes und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, des Alphäus , und Simon, genannt Eiferer, und Judas, des Jakobus' , und Judas Iskariot, der Verräter wurde. Lk 6,12-16

A.) Apostel = Jünger Jesu + Christi Gabe

l) DER APOSTEL - VON JESUS ZUR GEMEINSCHAFT MIT IHM ERWÄHLT

Lex 644 apostolos ursprünglich ein Adj.: gesandt; es wird im NT nur als Subst. gebraucht: Gesandter, Botschafter, Apostel; von apostello , aussenden. Manchmal wird es als Syn. zu presbys (vgl. 4089), Gesandter, Alter gebraucht. Der Botschafter kann nie größer sein als der, der ihn gesandt hat (vgl. Joh 13,16). Der Grund, warum Jesus den Ausdruck apostoloi (Pl.) wählte, um das besondere Verhältnis zu den Zwölfen auszudrücken, die er als seine Zeugen auswählte (Lk 6,13; Apg 1,2.26), ist derjenige, daß es im klass. Griech. selten Verwendung findet. Deshalb bezeichnet es ein von Christus eingeführtes Amt, in dem man ihn vor der Welt bezeugen soll (Joh 17,18). Ebenso meint es die Autorität, mit der der zu diesem Amt Berufene ausgestattet ist (vgl. apostello , aussenden in Röm 10,15). Paulus vereinigt beide Bedeu-tungen (Röm 1,1; 1Kor 1,1; 9,1f; 15,9; 2Kor 1,1; 12,12; Gal 1,1 u. ö.). Der besondere Name der Zwölf (oder Elf), zu denen Paulus noch hinzukam, wie er in 1Kor 15,7.9 schreibt, wird von ihm für sich selbst mit der Rechtfertigung in Anspruch genommen, daß er von Christus selbst zu diesem Amt berufen wurde. Doch scheint der Name von Anfang an in einem viel weiteren Sinn auf all diejenigen bezogen worden zu sein, die von Christus Zeugnis ablegten (Apg 14,4.14; 15,2); auch von Paulus selbst (2Kor 11,13; 1Thes 2,7). Diese allgemeine Bedeutung hielt sich neben der speziellen und besonderen. Der Ausdruck wird einmal in Hebr 3,1 auf Christus angewandt, der von dem Vater in die Welt gesandt wurde, nicht um sie zu verdammen, sondern um sie zu retten (vgl. Joh 3,17; 17,3.8.21.23; 20,21).

Der erste und wichtigste Grund der Erwählung zum Apostel ist sein Zusammensein mit Jesus.
Ein Apostel ist zuallererst zur Gemeinschaft mit seinem Herrn berufen und erst dann dazu, die Früchte dieser Gemeinschaft in Wort und Tat an Andere weiterzugeben.

ll) DER APOSTEL - VON JESUS IN DEN DIENST FÜR IHN GESTELLT

Was aber die geistlichen betrifft, Brüder, so will ich nicht, daß ihr ohne Kenntnis seid. Ihr wißt, daß ihr, als ihr zu den Heiden gehörtet, zu den stummen Götzenbildern hingezogen, ja, fortgerissen wurdet. Deshalb tue ich euch kund, daß niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: Fluch über Jesus! und niemand sagen kann: Herr Jesus! außer im Heiligen Geist.
Es gibt aber Verschiedenheiten(1233) von Gnadengaben(5298), aber derselbe Geist; und es gibt Verschiedenheiten(1233) von Diensten(1239), und derselbe Herr; und es gibt Verschiedenheiten(1233) von Wirkungen(1739), aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt. 1.Kor 12,1-6

Lex 1233 diairesis Scheidung, Verteilung, Einteilung, Trennung; von dia [(1214)], durch, und haireomai [(143)], nehmen, ergreifen, an sich reißen. Es ist nur in 1Kor 12,4-6 gebraucht in bezug auf die Gaben, Dienste und Wirkungen der Kräfte und Handlungen in der Gemeinde, deren Verteilungen oder Aufteilungen (im deutschen Text »Verschiedenheiten«) zum Ausdruck gebracht wird.

Der Apostel meint hier nicht nur, daß der Heilige Geist verschiedene Gaben gibt, sondern auch daß er gewisse Gaben gewissen Personen verleiht, nicht jedem dieselbe. Die Träger dieser Gaben werden zum gegenseitigen Austausch und zur Gemeinschaft aufgefordert.

Die geistlichen Gaben sind das wirksamste Gegenmittel Gottes gegen die Faszination der Welt und ihrer Werte.
Wo diese Gaben, Dienste und Wirkungen in Aktion sind, da verliert die Welt ihre Anziehungskraft!
Wo nicht, ist der Kampf gegen diese Anziehungskraft ein stetiger Begleiter meines Glaubenslebens.
Der heilige Geist und seine Gaben verherrlichen Jesus, d. h., ich lerne erkennen, wie Christus wirklich ist.

a) Lex 5298 charisma Gnadengabe, unverdientes Geschenk; von charizomai [(5295)], freundlich sein, schenken, vgl. dort; in Röm 1,11; 5,15f; 6,23; 11,29; 12,6; 1Kor 1,7; 7,7; 12,4.9.28.30f; 2Kor 1,11; 1Tim 4,14; 2Tim 1,6; 1Petr 4,10. Die Endung -ma zeigt an, daß das Ergebnis oder die Auswirkung von charizomai gemeint ist. Charisma geht im NT immer von Gott aus.
b) Lex 1239 diakonia dienende Arbeit, Dienst (Lk 10,40; Hebr 1,14); Dienst, Unterstützung (2Kor 11,8; 2Tim 4,11). Diakonia schließt eine erbarmende Liebe zu den Bedürftigen in der christlichen Gemeinschaft ein (Apg 6,1.4; 2Kor 8,4; 9,12f; Offb 2,19 u. ö.). Jede Beschäftigung, jeder Beruf, sofern es eine Arbeit ist, die anderen zugute kommt, ist eine diakonia. In diesem Sinn gebrauchen Paulus und Lukas (in der Apg) das Wort, um die Berufung derer zu bezeichnen, die das Evangelium predigen und für die Gemeinden sorgen (Apg 20,24; Röm 11,13; 1Kor 12,5; Kol 4,17; 1Tim 1,12; 2Tim 4,5). Daraus folgt, daß diakonia ein Amt oder eine Aufgabe in der christlichen Gemeinschaft ist, im Hinblick auf die Arbeit, die ein anderer nötig hat (1Kor 12,5 u. ö.). Es ist außerdem ein umfassender und allgemeiner Begriff, der alle Bereiche des Dienens einschließt (Röm 12,7; 2Kor 4,1; 6,3; Eph 4,12; 1Tim 1,12
c) Lex 1739 energema Wirkung; von energeia [(1737)], Wirksamkeit, Eingreifen; die Endung -ma bezeichnet energema als das Ergebnis von energeia. Im NT ist es nur in 1Kor 12,6 (allgemein: Wirkungen) und in V. 10 (spezieller: Wirk- oder Wunderkräfte) für das Ergebnis der gnädigen Wirksamkeit Gottes in den Glaubenden gebraucht.

a) die Charismen ( nach 1.Kor 12,8-10)

Wort der Weisheit, Wort der Erkenntnis, Glauben, Gnadengaben der Heilungen, Wunderwirkungen, Weissagung, Unterscheidungen der Geister; verschiedene Arten von Sprachen, Auslegung der Sprachen.

b) die Dienstgaben (nach Eph 4,11)

Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer.

c) die Wirkungen des Geistes

Hier tut sich ein weites Feld mit manchesmal fliessend scheinenden Grenzen auf. Der heilige Geist führt durch diese Wirkungen Werte, Personen und Erkenntnisse zur Verherrlichung Jesu zusammen und hilft, sie ”durch Jesu Augen” sehen zu könnnen. Die Wirkungen des Geistes befähigen also im weitesten Sinne, den Nutzen einer Sache oder Gabe für die Sache Jesu richtig einschätzen und umsetzen zu können

lll) DER APOSTEL – VON JESUS MIT GNADE UND KRAFT BEGABT

zur Ausrüstung der Heiligen
für die Erbauung des Leibes Christi

Jedem einzelnen von uns aber ist die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi gegeben worden. Darum heißt es: »Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er Gefangene gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.« Das Hinaufgestiegen aber, was besagt es anderes, als daß er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde? Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte.
Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi.
wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum. Eph 4,7-14

c) für die Einheit (Funktionsfähigkeit) der Gemeinde

Ihr aber seid Christi Leib und, einzeln genommen, Glieder. Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens als Apostel, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer, sodann Kräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Leitungen, Arten von Sprachen. 1.Kor 12,27-28

lV) DER APOSTEL UND SEINE BEURTEILUNG DURCH ZEITGMÄSSE THEOLOGIE

Und in diesen Tagen stand Petrus in der Mitte der Brüder auf und sprach – und es war eine Menge von etwa hundertzwanzig Personen beisammen -:
Ihr Brüder, es mußte die Schrift erfüllt werden, die der Heilige Geist durch den Mund Davids vorhergesagt hat über Judas, der denen, die Jesus festnahmen, Wegweiser geworden ist.
Denn er war uns zugezählt und hatte das Los dieses Dienstes empfangen. Dieser nun hat zwar von dem Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker erworben, ist aber kopfüber gestürzt, mitten entzweigeborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden. Und es ist allen Bewohnern von Jerusalem bekanntgeworden, so daß jener Acker in ihrer eigenen Mundart Hakeldamach, das ist Blutacker, genannt worden ist. Denn es steht im Buch der Psalmen geschrieben: »Seine Wohnung werde öde, und es sei niemand, der darin wohne«! und:
»Sein Aufseheramt(1968) empfange ein anderer!« Es muß nun von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und ausging, angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns hinweg aufgenommen wurde – von diesen einer Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden.
Und sie stellten zwei auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Und sie beteten und sprachen: Du, Herr, Herzenskenner aller, zeige von diesen beiden den einen an, den du auserwählt hast, damit er die Stelle dieses Dienstes und Apostelamtes empfängt, von dem Judas abgewichen ist, um an seinen eigenen Ort zu gehen. Und sie gaben ihnen Lose; und das Los fiel auf Matthias, und er wurde den elf Aposteln zugezählt. Apg 1,15-26

Lex 1968 episkope Aufsicht; von episkopeo [(1967)], sehen auf etw., vgl. dort. Es ist ein rein biblisches und patristisches Wort und kann entweder das Aufsichtsamt in der Gemeinde Christi (Apg 1,20; 1Tim 3,1) oder Heimsuchung bedeuten. In Lk 19,44 ist mit einiger Sicherheit die pos. Heimsuchung durch die Gnade Gottes gemeint, während in 1Petr 2,12 auch von einer Heimsuchung durch das Gericht Gottes die Rede sein kann, obwohl das Wort »verherrlichen« oder »preisen« (doxazo [(1387)], vgl. dort) eher auf das gnädige Eingreifen Gottes im Leben der Ungläubigen schließen läßt. Vgl. episkopos [(1969)], Aufseher

Dieser Bibeltext wird in grossen Teilen der Christenheit als masstabgebend gesehen, wenn es darum geht, den Begriff Apostel lehrmässig einordnen zu wollen. Zuerst werden die Auswahlkriterien die Petrus (vor Pfingsten!) hier aufführt, als verbindlich für jeden Apostel übernommen (obwohl Apostel in der Schrift erwähnt werden, die diese Kriterien nicht erfüllen!), und nicht zuletzt wird aus einer Aufsichtsfunktion ein Aufsichtsamt ”gemacht”, um zu den von vorneherein gewünschten Auslegungsergebnissen zu gelangen.

Diese Ergebnisse sehen unter anderem so aus:

Es gibt heutzutage keine Apostel mehr, da die dafür notwendigen Auswahlkriterien (die angeblich von Petrus in Apg 1 aufgezählt worden sind) nicht mehr erfüllt werden können.
Da das Aposteltum eine Art Amt darstellen sollte, waren Apostel im weitesten Sinne Beamte.
Die entsprechenden Verse aus dem Epheser- und 1. Korintherbrief über Apostel sind zeitbedingt und deshalb heute nicht uneingeschränkt gültig. In der Gemeinde gibt es heute ”nur” Älteste und Diakone.
Da diese nicht von Jesus selbst, sondern von der Gemeinde einzusetzen sind, sind dem heiligen Geist die Hände gebunden, wenn es um seine Einflussnahme innerhalb solch einer Gemeinde geht.

Der letzte Punkt erklärt meiner Meinung nach die Denk- und Vorgehensweise grosser Teile der heutigen Christenheit, wenn es um die Dienstgaben (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer) und da besonders um die Apostel geht.
Da den Aposteln in aller Regel mehrere und grössere Charismen (Gnadengaben) anvertraut worden sind, hat er damit Einflussmöglichkeiten innerhalb und ausserhalb der Gemeinde, die nicht von allen Gemeindegliedern und –mitarbeitern gerne gesehen werden.

Um vor allem den Ältesten und Diakonen in den Gemeinden den Rücken zu stärken, wurde der Dienst des Apostels und auch der Propheten ”wegtheologisiert.” Damit erspart man sich vor allem im Umgang mit dem heiligen Geist und seinen Charismen im Zweifelsfalle unnötiges Kopfzerbrechen, wenn beispielsweise von aussen an solch eine Gemeinde Lehren und ”Strömungen” (z. B. Erweckungen) herangetragen werden, die aus welchen Gründen auch immer in der Gemeinde nicht uneingeschränkt willkommen sind.

Schwierig wird es natürlich, wenn ”Christen” wie beispielsweise Wesley, Finney, Müller oder Bruder Yun durch ihr Leben und ihre Lehren Zeugnis davon ablegen, dass die ”Zeichen und Wunder der Apostel in aller Ausdauer” heute noch von demjenigen wahrgenommen werden könnnen, der sie tatsächlich wahrnehmen will.
Hier kann entweder nicht sein, was nicht sein darf (mit dementsprechenden Reaktionen), oder ich entschliesse mich, wegzuschauen und mich bewusst mit diesem Thema nicht auseinandersetzen zu wollen.
Beides beraubt mich einer Sicherheit in dem Umgang mit dem heiligen Geist, der mich zuverlässig daran hindert, seine Kraft in meinem Leben und durch mein Leben an Anderen erfahren zu können.

Nicht zuletzt zeigt der Epheserbrief ein Zusammenhang auf zwischen den Dienstgaben und dem Vermeiden von Unmündigkeit durch ”windigen Lehren”, die sich auf Betrügerei, Falschheit, Verschlagenheit und bewusst konstruiertem Irrtum gründen.
Wo diese Dienstgaben und da besonders die Apostel ”wegtheologisiert” wurden, da sind diesen windigen Lehren samt ihren Begeleiterscheinungen Tür und Tor geöffnet.

B) Der Apostel im biblischen Gesamtzusammenhang (nach Rienecker Bibellexikon)

I) DER BEGRIFF

Der griech. Ausdruck apostolos entspricht dem hebr. schaliach und bedeutet »Gesandter«. In der LXX wird es auch in dem schlichten Wortsinn von »Bote« (1Kön 14,6) und »Botschafter« (Jes 18,2) gebraucht.
Das NT bezeichnet als Apostel einen bevollmächtigten Gesandten, der das Evangelium vom Reich Gottes und der Auferstehung Jesu von den Toten zu verkündigen und darüber hinaus einen besonderen Dienst
(Amt) vom Herrn übertragen bekommen hat.
Jeder Apostel ist ein Jünger, aber nicht jeder Jünger ein Apostel. Apostel im engeren Sinn sind offenbar (so schon die Urgemeinde) Augenzeugen des Auferstandenen (Apg 1,21f; vgl.1.Kor 15,1ff).
Nach dem NT lassen sich mehrere Gruppen unterscheiden, die im Grundtext Apostel genannt werden.

1) Apostel als Untergebener des Herrn, der ihn sendet (Joh 13,16).

2) Apostel als Abgesandte von Gemeinden (Titus: 2.Kor 8,23; Epaphroditus, Phil 2,25, LÜ: Abgesandte; Andronikus und Junias: Röm 16,7; Paulus mit seinen Mitarbeitern: Apg 14,14).

3) Apostel, die Missionare (= Gesandte) der Urchristenheit (Apg14,14: »Als das die Apostel Barnabas und Paulus hörten...«).

4) Die Zwölf, die Jesus Apostel genannt hat (Mk 3,14ff; Lk 6,13).

5) Selbst Jesus wird in Hebr 3,1 Apostel und Hoherpriester genannt, als der von Gott in die Welt Gesandte und zugleich die Welt vor Gott Vertretende.

6) Es gibt falsche Apostel (Lügenapostel, Offb 2,2), Irrlehrer, die Paulus ironisch »Überapostel« (LÜ), im Grundtext mit einer eigenen Wortprägung »übergroße« Apostel nennt (2.Kor 11,5; 12,11), die in Wirklichkeit aber Betrüger sind (2.Kor 11,13).

II) DIE ZWÖLF APOSTEL

A) IHRE NAMEN
Der Name Apostel für die Zwölf geht auf Jesus zurück (Lk 6,13).
1) Simon, Sohn des Johannes, Beiname: Petrus, aram. kephas, zu dt. Fels (Joh 1,42).
2) Der Bruder des Simon: Andreas (Joh 1,42).
3) Jakobus, Sohn des Zebedäus (Mk 1,19).
4) Der Bruder des Jakobus: Johannes (Verfasser des Evangeliums, der drei Briefe und der Offenbarung). Die beiden Zebedäussöhne werden Mk 3,17 Boanerges, d.h. Donnersöhne, genannt.
5) Philippus (Mt 10,3, nicht zu verwechseln mit dem Diakon Philippus: Apg 6,5; 8,5ff).
6) Bartholomäus = Nathanael (Mt 10,3; Joh 1,43 - 51).
7) Thomas (Joh 20,24 - 29).
8) Matthäus, der Zöllner (Mt 9,9). Er wird auch Levi genannt (Lk 5,27).
9) Jakobus, des Alphäus Sohn (Mt 10,3).
10) Thaddäus = Judas, des Jakobus Sohn (Mt 10,3; Lk 6,16; Joh 14,22; Apg 1,13).
11) Simon Kananäus oder Zelot, d.h. Eiferer (Mt 10,4; Lk 6,15).
12) Judas Iskariot, der »Mann aus Kariot«, der Verräter: Mt 26,14-16; Mk 14,10f; Lk 22,3-6; Joh 13,21-30.
Nach dem Selbstmord des Verräters wurde durch Los Matthias hinzugewählt (Apg 1,15 - 26).
Das NT hat vier Apostellisten (Mt 10,2-4; Mk 3,16-19; Lk 6,14-16; Apg 1,13).

B) DIE BERUFUNG DER ZWÖLF
Im Predigen, Lehren und Heilen (Mt 4,23; 9,35) ging es Jesus Christus während seiner knapp dreijährigen Wirksamkeit auf Erden um die Ausbreitung des Reiches Gottes. Zu Gehilfen berief er die Zwölf als Apostel und unterwies sie. Viele Jünger berief Jesus zu Lebzeiten: Da waren der Kreis der 500 (1.Kor 15,6) und der Siebzig (Lk 10,1), der der Zwölf und innerhalb der Zwölf die Drei, d.h. die vertrautesten Jünger: Petrus, Jakobus und Johannes. Mit den Dreien hatte er besonders vertrauten Umgang, sie durften bei der Auferweckung der Tochter des Jaïrus dabei sein: Mk 5,37; auch auf dem Berg der Verklärung: Mt 17,1; im Garten Gethsemane: Mt 26,37. Unter den Dreien nahmen Petrus (Mt 16,13-20) und Johannes (Joh 13,23; 19,26f) wieder eine Sonderstellung ein.

Wie und wann hat Jesus die Zwölf berufen? Darauf haben die Evangelien keine eindeutige Antwort. Nebeneinander stehen: die ausführlichen Berufungsgeschichten bei Johannes, die deutlich erkennen lassen, daß hier ein Augen- und Ohrenzeuge spricht, der die Stunde der ersten Begegnung mit Jesus nicht vergessen konnte (Joh 1,35-51,vor allem V. 39); der Bericht vom Fischzug des Petrus und seiner Berufung in Lk 5,1-11 und die inhaltsschweren kurzen Berufungsgeschichten in den drei ersten Evangelien: Mt 4,18-22; Mk 3,13-19 und Lk 6,12-16. Daß Jesus die Zwölf um sich sammelte, ist wohl die besondere Frucht einer Gebetserhörung: Lk 6,12. Die Sammlung der Jünger entspricht daher auch dem Willen seines Vaters im Himmel.

Was in dem Herzen eines Apostels bei der Berufung vorging, ahnt man aus den verschiedenen Berufungsgeschichten, z.B. aus der des Petrus: Überwältigt vom Reden (Lk 5,1ff), Befehlen (V. 4) und Handeln (V. 6) Jesu, sieht er den lebendigen Gottessohn vor sich und erkennt sich als Sünder (V. 8). Das Vergebungswort Jesu (V. 10) macht aus ihm einen neuen Menschen, schenkt ihm eine neue Existenz, die nun nicht mehr unter dem Vorzeichen des »Ich«, sondern unter der Führung Jesu Christi steht (V. 11). Aus Dank für die Rettung zum Leben aus dem Tod (Joh 5,24) muß nun Petrus die Konsequenzen ziehen (Lk 5,10b. 11): Er muß weitersagen und weiterschreiben, weil er er nun nicht mehr lassen kann, von dem zu reden, was er gehört und gesehen hat (Apg 4,20).

Alle Berufungen sind die Folge einer Begegnung mit dem Sohn Gottes. Nüchterne Menschen verlassen alles, was sie haben, und folgen ihm nach (Mt 4,18-22; Lk 5,11; Joh 1,43-45). Die zwölf Apostel traten nicht in die Nachfolge, weil sie für Jesus »begeistert« waren oder weil sie in sich einen Drang verspürten, Jesu Reich ausbreiten zu müssen, sondern - weil er sie rief. Immer ging die Initiative von Jesus aus.

C) DIE AUFGABEN DER APOSTEL
Die einmal in die Nachfolge Jesu Berufenen bleiben nun nicht passiv: Jesus macht sie zu aktiven Mitarbeitern. Er unterrichtet sie nicht, damit sie diese ihre »Lehre« für sich behalten sollen, sondern damit sie das, was sie hören und sehen (sein Unterricht besteht ja auch in seinen Taten), weitersagen und niederschreiben. Das Evangelium muß wachsen und laufen. Darum sendet Jesus seine Boten aus (Mt 10,5ff.16ff), damit sich seine Wirksamkeit - das Predigen, Verkündigen und Heilen - vervielfältigt und Frucht bringt (Mt 13,23; Joh 15,2.5.8).

D) VERSTÄNDNIS
Obwohl die Apostel ständig in der Umgebung Jesu lebten, bewiesen sie wenig Verständnis für seine Sendung (Mk 10,35-40; Lk 9,54). Es fiel ihnen schwer, in der Knechtsgestalt Jesu und in seinem Leiden die Herrlichkeit des Messias zu erkennen.
Das zeigt sich besonders im MkEv.
Vor dem Bekenntnis des Petrus (8,27-30) wahrte Jesus das Geheimnis seiner Person, etwa indem er Geheilten verbot, das Erlebte weiterzusagen (7,36). Nachdem seine Jünger das Geheimnis seiner Person erfahren hatten, machte er sie nach und nach mit dem Geheimnis seines Leidens vertraut (8,31ff; 9,30ff; 10,32ff).
Auch hier hatten die Jünger zunächst kein Verständnis. Sie verstanden das alles erst nach Jesu Auferstehung (Mt 16,22; Lk 24,25f; Joh 2,22; 16,12; 20,9). So kamen sie auch erst mit Hilfe einer Erklärung Jesu hinter den gleichnishaften Sinn seiner Rede (Mt 15,15f) und baten um Stärkung ihres Glaubens, als sie versagt hatten (Lk 17,5; vgl. Mt 17,20).

E) DIE NEUE SITUATION NACH DER AUFERSTEHUNG.
1) Man kann mit Recht sagen, daß der Begriff Apostel »erst durch die Osterwirklichkeit seine bleibende Bedeutung erhalten« hat (H. W. Beyer, Galaterbrief im NTD: Gal 1,5). Petrus versteht darunter: einen »von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist, - von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde«. Er muß »mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden« (Apg 1,21f). Nun, nach der Auferstehung, sprengt der Auftrag, den der Auferstandene den Aposteln gegeben hat, alle Grenzen im örtlichen und zeitlichen Sinn: Bis an die Enden der Erde (Apg 1,8) und alle Tage bis an der Welt Ende (Mt 28,18-20) soll das Evangelium verkündigt werden.
2) Weil aber Jesus als Auferstandener nicht nur den Zwölfen erschienen ist, geht der Begriff Apostel auch auf andere über: Auch der leibliche Bruder Jesu, Jakobus, wird Apostel genannt (Gal 1,19).
3) Die Apostel waren die Führer der Urgemeinde. Paulus nennt sie unter den Ämtern immer an erster Stelle: 1.Kor 12,28; Eph 4,11; Apostel, Propheten, Lehrer.
Weil die Erscheinungen des Auferstandenen bei der Himmelfahrt aufhörten (Apg 1,3), ist die Zahl und die Zeit der Apostel begrenzt (lt. Rienecker). Nur eine Ausnahme gibt es, gleichsam eine »unzeitige Geburt«: Paulus (1.Kor 15,8). Was vor Damaskus geschah, das war eine Begegnung mit dem Auferstandenen, durch die der Christenverfolger Saulus zu einem »auserwählten Werkzeug« in der Hand Jesu (Apg 9,15) wurde.
In dieser besonderen Lebensführung wurzelt das besondere Sendungsbewußtsein des Apostels Paulus (1.Kor 15,10; Gal 1,8.15ff). Dabei geht es ihm niemals um seine Person, sondern immer um die Sache (1.Kor 3,5). In seinem besonderen Auftrag wird er - wenn auch nicht ohne Widerspruch - von den anderen Aposteln anerkannt (Apg 15,22ff; 16,3; 21,17ff; Gal 2,9ff).

III) DIE APOSTEL UND DIE GEMEINDE

Durch die Apostel wurde die Gemeinde gegründet (Apg 2,1ff). Immer weiter wuchs diese Gemeinde - durch das Zeugnis der Apostel, das sich durch Drohungen (Apg 4,17.20) und Verfolgungen (Apg 12,1ff) nicht aufhalten ließ. Der Wille der Apostel zur Verkündigung war stärker als ihr Wille zum Leben (2.Kor 11,23-28). Ihr Zeugnis hing nicht vom Stand ihrer Bildung ab (Apg 4,13; 2.Kor 11,6), sondern von dem Feuer, das in ihren Herzen brannte (Lk 12,49; 24,32; Apg 4,20) und das um so heller aufloderte, je mehr man es zu ersticken suchte (Apg 4,1-4; vgl. auch 2.Kor 13,8). Durch nichts ließen sie sich daran hindern, dem Befehl ihres Meisters gehorsam zu sein: »Gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern und tauft diese« (Mt 28,19 nach dem Grundtext). Darum bewies sich ihr Wort als »Dynamis«, als Sprengkraft und vorwärtsdrängende geschichtsgestaltende Macht (Röm 1,16).
So ist ihr Zeugnis von den »großen Taten Gottes« (Apg 2,11) und die »Lehre der Apostel« (Apg 2,42) das Fundament, auf dem sich der Bau der Gemeinde erhebt: Alle, die in diesen Bau eingefügt werden (Eph 3,6), werden »erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn« (Eph 2,20f).
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