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Radioandacht: „Ich glaube nicht an Gottes Allmacht“


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Rolf

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Radioandacht: „Ich glaube nicht an Gottes Allmacht“







Bonn (idea) – Hörfunkandachten, in denen die Allmacht Gottes bezweifelt wurde, sind auf Kritik gestoßen. „Glauben Sie an Gottes Allmacht? An den Allmächtigen als Lenker der Weltgeschichte? Ich nicht.“

Mit diesen Worten begann der ehemalige Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Bonn, Burkhard Müller, eine Morgenandacht im Deutschlandfunk. Müller sprach dort vom 19. bis 24. September. Sein Glaube an Gottes Allmacht sei angesichts der millionenfachen Ermordung von Juden in Auschwitz zerbrochen, sagte Müller. Der Tod Jesu am Kreuz lasse ihn an dessen Allmacht zweifeln. Gegenüber idea erklärte Müller, er wolle dafür werben, die Macht Gottes anders zu sehen: „Als eine Macht, die auf äußere Gewalt verzichtet, sondern auf die innere Kraft von Wort und Geist setzt.“ Der Theologe war in der Vergangenheit wiederholt durch Äußerungen in die Kritik geraten, mit denen er etwa die Bedeutung des Sterbens Christi als stellvertretendes Opfer ablehnte. Die evangelische Senderbeauftragte für Deutschlandradio und Deutsche Welle, Pfarrerin Petra Schulze (Berlin), sagte, auf Müllers Andachten habe es eine große und überwiegend positive Resonanz gegeben. Der Bonner Theologieprofessor Ulrich Eibach kritisierte, Müller habe „in eloquenter und suggestiver Weise nur seine eigene Meinung mitgeteilt, und zwar mit dem Anstrich, dass sie wissenschaftlich wie theologisch sehr gut begründet sei“. Davon könne aber keine Rede sein, so Eibach. Müller verwechsele „Allmacht mit ‚allmächtiger Verursachung alles Seienden‘ in der Natur“.

Die ausführliche Stellungnahme von Prof. Ulrich Eibach bieten wir hier zum Download.



Allmacht und Güte Gottes.



Kritische Bemerkungen zu Andachten von Burkhard Müller im
Deutschlandfunk


Burkhard Müller, Superintendent i.R. des Kirchenkreises Bonn, hat im Deutschlandfunk
vom 19.-24.Sept. 2011 Andachten gehalten; in denen er in suggestiver Sprache erklärt, dass er
sich klar gegen die Vorstellung von der „Allmacht Gottes entschieden“ habe. Der Glaube an
Gottes Allmacht sei an der Ermordung von Juden in den KZ’s zerbrochen. Müller konstruiert
einen Gegensatz zwischen Allmacht und Güte bzw. Liebe Gottes, indem er die Allmacht ohne
weitere Erörterung in unbiblischer Weise mit Allverursachung (allmächtiger Verursacher
alles Seienden) gleichsetzt. Ist diese Gleichsetzung erst einmal vollzogen, so kann man auf
diesem irrigen Konstrukt in der Tat zu einem Gegensatz zwischen Allmacht und Güte bzw.
Liebe Gottes kommen.

1. Allmacht und Allverursachung

Das Prädikat Allmacht kommt zweimal im „Apostolischen Glaubensbekenntnis“ vor. In
der Bibel wird Gottes Allmacht Gottes Treue und Liebe ein- und untergeordnet. Das Alte
Testament kennt den Begriff „Allmacht“ nicht, das Neue Testament nur als Vorstellung vom
Allherscher (Pantokrator) oder dem Herrschen des erhöhten Christus. Sie kommen nur im
Rahmen von Anbetungstexten (Doxologien) vor, in denen Gott bzw. Christus schon jetzt als
Allherrscher angebetet werden, der Gott erst in Zukunft sein wird, wenn seine Macht nicht
nur im „Himmel“, sondern über die ganze vom Bösen erlöste und vollendete Schöpfung
herrschen wird. Aus dieser Hoffnung heraus preisen die verfolgten Gläubigen in der
„Offenbarung Johannes“ Gott als „Allherrscher“. Sie bekennen so, dass nicht der sie
verfolgende Kaiser in Rom die letzte Macht hat, sondern Gott. Sie glauben an die jetzt noch
nicht offenbare, sondern an die unter dem Gegensatz des Kreuzes Christi verborgene, zuletzt
aber siegende Macht Gottes. Der Gedanke, dass Gott es ist, der ihre Verfolgung verursacht hat
oder auch nur will, ist ihnen sicher nicht gekommen.
In diesem Sinne ist auch die 3. Strophe von D. Bonhoeffers Gedicht zu verstehen: „Und
reichst du uns den schweren Kelch, den bittern ..., so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.“ Man muss Bonhoeffer nicht, wie es Müller nahelegt,
unterstellen, dass er nicht wusste, dass der bittere Kelch des Todes ihm von Hitlers Schergen
verabreicht wird. Menschliches und göttliches Handeln sind für Bonhoeffer nicht – wie für

Müller – sich ausschließende Gegensätze, denn sie liegen auf ganz anderen seinsmäßigen
Ebenen. Bonhoeffer nimmt den Kelch aus Gottes Hand, weil er darauf vertraut, dass nicht
Hitler, sondern Gott das letzte Wort hat, dass Gott auch das Böse durch das Gute besiegen
wird (vgl. Römer 8,28), wenn auch in einer diese irdische Weltzeit übersteigenden und sie
vollendenden zukünftigen und „eschatologischen“, also nur Gott und nicht dem Menschen
möglichen Weise. Auf diesem Hintergrund ist die „eschatologische Allmacht“ Gottes niemals
ein Gegensatz zur Güte und Liebe Gottes. Diese Allmacht Gottes wird im Glauben schon jetzt
„doxologisch“ als die letzte, allein Gott und nicht dem Menschen mögliche, das Böse
besiegende und die Schöpfung vollendende Macht bekannt.
Weil Müller eine solche eschatologische Besiegung des Bösen und Vollendung der
Schöpfung offensichtlich als „mythologisches Konstrukt“ abtut, will er auch nicht glauben,
dass es ein Endgericht gibt, in dem das Böse gerichtet und durch das hindurch die
Gerechtigkeit des Reiches Gottes aufgerichtet wird. Ein Endgericht widerspricht der Botschaft
des von Müller gemäß seinem Vorverständnis konstruierten „historischen Jesus“, der eine
reine Liebe Gottes ohne Gericht und Aufrichtung der Gerechtigkeit Gottes durch das Gericht
hindurch verkündigt habe. Von dieser „Allmacht Gottes am Weltende“ zu träumen, ist für
Müller eine illusionäre Mythologie.

2. Gottes Allmacht und das Böse in der Natur

Weil B. Müller die Allmacht Gottes mit „Allverursachung“ gleichsetzt, muss er vorgeben,
das Prädikat Allmacht impliziere, dass das die Schöpfung zerstörende Böse dann auch von
Gott verursacht sein müsse. Müller hat natürlich recht, dass das eine in jeder Hinsicht
problematische Aussage ist. Man kommt nicht umhin, zwischen Gottes gewollter guter, wenn
auch nicht vollendeter Schöpfung einerseits und dem die Schöpfung in ihr zerstörenden Bösen
zu unterscheiden, das Gott nicht gewollt und geschaffen hat, das aber in und an der Schöpfung
doch ständig seine zerstörerische Macht ausübt. Die vorfindliche Natur ist nicht Gottes gute
Schöpfung, in ihr liegen Schöpfung einerseits und zerstörerisches Böses und Chaos
andererseits gleichzeitig und oft vermisch vor. Zu letzterem steht Gott nur in einem Verhältnis
des Widerspruchs, des verneinenden Kampfes.
Müller findet einen anderen Ausweg. Charles Darwin habe ihm diese Sicht vermittelt.
Gott habe der Natur „die Freiheit gelassen, sich selbständig zu entwickeln“, ganz ohne Gottes
Zutun und eingreifendes Handeln. Gott und Natur haben nichts mehr miteinander zu tun.
Daraus folgt natürlich, dass man für die „Produkte“ der Evolution, die positiven wie die
negativen, niemand verantwortlich machen kann. Sie sind weder gut noch böse, sondern nur
naturgesetzlich notwendig oder dem blinden Zufall zuzuschreiben. Gott wird so vom Bösen in
der Natur entlastet, bleibt der „allgütige Vater-Gott“, der gegenüber der Natur ohnmächtig
ist.

3. Gottes angebliche Ohnmacht gegenüber der Natur

Darwin hat auf das Leben übertragen, was andere vor ihm nur von der toten Materie
ausgesagt haben. Die Welt ist ein für das Eingreifen eines Gottes kausal verschlossener
Mechanismus. Die idealistische Philosophie (I.Kant u.a) und die ihr folgende liberale
Theologie des 19. Jh.’s fanden jedoch eine Lücke für Gottes Wirken in der Welt. Gott handelt
in dieser Welt nicht, indem er in die Natur eingreift, denn das kann er gar nicht, sondern allein
durch die Bestimmung des menschlichen Selbstbewusstseins. Müller folgt dieser Sicht, spricht
aber noch in nichtwissenschaftlicher Weise von „Seele“. D. Sölle hat diese Sicht einmal auf
die Formel gebracht: „Gott hat keine anderen Hände als die menschlichen Hände.“ Dem
Menschen soll also möglich sein, was Gott nicht mehr möglich sein soll.
Gott wird durch den Menschen ersetzt, ganz vom Menschen abhängig. Der Mensch ist der
einzige Akteur in der Natur und der Geschichte. Glaube wird in menschliche Aktion
aufgelöst, und diese ist Kriterium des Glaubens. Diese Form der „Anthropotheologie“ führt
zur Vergottung des Menschen. Sie hat weitgehende Folgen. Das Bittgebet um Gottes Handeln,
z.B. sein heilendes und errettendes Handeln in der leibhaften Welt, muss dann als „magische
Verzerrung“, ja mit dem liberalen Theologen D.F. Schleiermacher als ganz und gar
unchristliches Gebet abgetan werden. Müller schließt sich dieser Sicht voll an. Er unterstellt
sogar, dass es Bonhoeffer mit seinem Gedicht „Von guten Mächten…“ gar nicht darum
gegangen sei, dass Gott andere und ihn auch vor dem Tod durch Hitlers Hand erretten möge.
Der Wortlaut der Strophen 4-5 besagt allerdings das Gegenteil.

4. Zusammenfassung

Man kann von Andachten nicht verlangen, dass sie die Komplexität dieser Thematik
eingehend entfalten. Man muss vom Autor aber erwarten können, dass der Stand der
Überlegungen zu dem Thema ihm bekannt ist und dass er seine Aussagen bestimmt. Bei der
Aufklärung, die B. Müller über die „Allmacht Gottes“ vornehmen wollte, ist dies nicht zu
erkennen. Vielmehr hat er in eloquenter und suggestiver Weise seine Meinung mitgeteilt, und
zwar mit dem Anstrich, dass sie wissenschaftlich wie theologisch sehr gut begründet sei.

Davon kann aber keine Rede sein. Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, das hier kurz
dargelegte biblische Verständnis von der Allherrschaft Gottes zu erwähnen. Er verwechselt
Allmacht mit „allmächtiger Verursachung alles Seienden“ in der Natur.
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