Außerdem gehört es zu den wunderbaren Eigenschaften der Bibel, daß ein und der selbe Text sehr viele Auslegungen haben kann, die sich gegenseitig wie ein Blumenstrauß ergänzen dürfen. Es wäre fatal, wenn man immer nur eine Auslegung zulassen würde. Wie Rolf schon oben angedeutet hat, hängt das Auslegen ja auch von der Übersetzung ab.
So weit, so gut!
Kann es sein, dass wir vor lauter Begeisterung für die Möglichkeiten, die ein Internet-Forum bietet, dessen Nachteile aus den Augen verloren haben?
Der Glaube kommt aus der Predigt, also aus dem gesprochenen und nicht aus dem geschriebenen Wort.
Das liegt schlicht und einfach daran, dass sehr viel mehr Menschen hören als lesen können.
Und Gott wählt immer Methoden aus, die möglichst Vielen die gleiche Chance einräumt.
Wenn wir uns also hier austauschen, geht es nicht um den glauben des Einzelnen, weil die Schrift dafür keine Verheissung im neuen Bund hergibt.
Laut 2. Tim 3 geht es hier um Weisheit, wenn wir uns schriftlich mit dem Wort Gottes auseinandersetzen.
Und laut Einstein meint jeder, auch jeder Christ, in aller Regel davon genug zu haben.
Ich persönlich sehe das Problem hier, dass wir permament Glauben und Weisheit miteinander verwechseln.
Wir appelieren unbewusst mit unseren Argumenten an den Glauben des Anderen, obwohl die Schrift das in dieser Form nicht hergibt.
Diese Diskussion soll unsere Weisheit schärfen, stattdessen lassen wir zu, dass sie unseren Glauben demontiert!
Deshalb kann es in dieser Diskussion bei allem persönlichen Engagement nur Verlierer geben!
Wir haben auch Unterforen, die sich mit Bibeltreue, Hermeneutik usw. befassen. Ich ermutige zum Selber-Auslegen und darüber nachdenken, was in den Schöpfungsberichten steht. Dann werden wir der Bibel gerechter, als wir Ping-Pong spielen mit irgendwelchen Zitaten von Autoritäten aus der Evolutionslehre und der Evolutionskritik.
Genau so äussert es sich in der Praxis, wenn Weisheit und Glauben verwechselt wird.
Ich habe dieses Beispiel hier nicht gewählt, um auf bestimmte Personen zu zielen, sondern weil es so schön plakativ den grundlegenden Fehler dieser Diskussion offenlegt.
Weisheit ist in erster Linie eine Sache des Kopfes, Glauben ist in erster Linie eine Sache des Herzens.
Wo ich mich also in meinem Glaubensverständnis angegriffen meine, da wird meine gesamte Persönlichkeit in Frage gestellt.
Wo es "nur" um Weisheit geht, da wird meine Art und Weise zu Denken auf den öffentlichen Prüfstand gestellt.
Es gab im Verlauf dieser Diskussion immer wieder beachtliche Ansätze, die Sache wieder ins rechte Gleis zu bringen.
Meine Anerkennung an alle Hauptbeteiligten in dieser Auseinandersetzung.
Aber der entscheidende Fehler wurde nie erkannt, und deshalb fiel diese Diskussion inhaltlich stets wieder auf das Niveau einer persönlichen Auseinandersetzung herab.
Und dieses Niveau scheint nunmehr seine Opfer fordern zu wollen!
Der Schöpfungsbericht ist nämlich nicht als Polemik gegen die Evolutionstheorie geschrieben worden. Und wer ihn darauf verkürzt, verpaßt vielleicht das Wichtigste.
Wo diese Auseinandersetzung als Prüfstein meines Glaubens verstanden wird, da fällt es schwer, auf Dauer sachlich zu bleiben.
Deshalb meine Bitte: Es geht im Forum so gut wie niemals um meinen Glauben, weil dies normalerweise eine Privatsache zwischen Gott und mir ist.
Es geht aber darum, wie ich diesen Glauben am Besten leben kann, also um Erlernen von Erkenntnis, damit ich weise werde.
Es kann nicht sein, dass hier auch nur leise Zweifel an meiner Aufrichtigkeit und Nüchternheit als Christ geäussert wird, weil dies hier nicht das Thema sein kann!
Es kann hier nur um einen evtl. Mangel an Erkenntnis gehen, und meine Diskussionskultur hat sich danach zu richten!
Die Frucht des Geistes (meines Geistes!) ist: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Beständigkeit. Mit diesen Vorgaben müsste sich eine Diskussion, die sich um Erkenntnis bemüht, positiv gestalten lassen.