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Markus 02, 23-3, 6


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#1
Guest_Peter Wiem_*

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Das Markusevangelium Teil 1 – Jesus, der Messias

b) Jesus, der unbequeme Messias 2,1-3,6

Der Herr rettet vom gesetzlichen Denken und Handeln 2,18-3,6

b) Die Frage nach dem Sabbat

Und es geschah, daß er am Sabbat(4359) durch die Saaten ging; und seine Jünger fingen an, im Gehen die Ähren abzupflücken. Und die Pharisäer sagten zu ihm: Sieh, was tun sie am Sabbat(4359), das nicht erlaubt ist? Und er spricht zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel hatte und als ihn und die, die bei ihm waren, hungerte? Wie er in das Haus Gottes ging zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und die Schaubrote(732,4127) aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch denen gab, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat(4359) ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats(4359) willen; somit ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats(4359).
Und er ging wieder in die Synagoge; und es war dort ein Mensch, der eine verdorrte(3435) Hand hatte. Und sie lauerten auf ihn, ob er ihn am Sabbat(4359) heilen würde, damit sie ihn anklagen könnten. Und er spricht zu dem Menschen, der die verdorrte(3435) Hand hatte: Steh auf in die Mitte! Und er spricht zu ihnen: Ist es erlaubt, am Sabbat(4359) Gutes zu tun oder Böses zu tun, das Leben zu retten oder zu töten? Sie aber schwiegen. Und er blickte auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verhärtung ihres Herzens, und spricht zu dem Menschen: Strecke die Hand aus! Und er streckte sie aus, und seine Hand wurde wiederhergestellt. Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten mit den Herodianern sofort Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten. Mk 2,23-3,6


Lex 4359 sabbaton Sabbat; ein griech. Fremdwort von dem hebr. schabbat. Der Pl. ta sabbata bedeutet entweder: die Sabbate (Apg 17,2); oder er ist gleichbedeutend mit dem Sg., der folgende Bedeutungen hat: Sabbat, jüdischer Feiertag, der auf unseren Samstag fällt und an dem keine Arbeit getan werden darf (Mt 12,8; 28,1; Mk 2,27f; 6,2; 16,1; Lk 4,16; 6,5; 14,5; 23,54.56; Joh 5,9 u. ö.); Woche als Zeit zwischen zwei Sabbaten (Mt 28,1; Mk 16,2.9; Lk 18,12; 24,1; Joh 20,1.19; Apg 20,7; 1Kor 16,2).
Lex 732 artos Brot, Brotlaib, auch iSv. Verdienst oder Nahrung; in Mt 4,3f; 6,11; 7,9; 12,4; 14,17.19; u. ö.
Lex 4127 prothesis Aufstellung, Ausstellung, Vorsatz; von protithemi , vorsetzen, vorlegen. Es schließt Absicht, Entschluß und Planung ein. Die Vorsilbe pro- vor hat hier nicht in erster Linie eine zeitliche Bedeutung, sondern vor allem lokale Bedeutung, so daß prothesis ein Vorsetzen zum Anschauen, ein Offen-vor-Augen-Stellen meint. Es kann auch den Vorgang bezeichnen, bei dem dem Denken etw. vorgesetzt wird, so daß es heißt: Vorstellung, Vorsatz, Absicht. Von diesem Wort kommt unser Fremdwort Prothese. Bedeutungen im NT: Vorsetzen, Vorlage, Ausstellung; »die Schaubrote« (hoi artoi tes protheseos) heißen wörtl.: die Brote der Vorlage (Mt 12,4; Mk 2,26; Lk 6,4; Hebr 9,2); schon die LXX verwendet dieses Wort für die Schaubrote (2Chr 13,11), wodurch keine zeitliche Beziehung ausgedrückt werden soll, sondern eine örtliche, nämlich daß diese Brotfladen Gott vorgelegt wurden auf dem heiligen Tisch (vgl. 2Mo 25,30; 40,23); weil ein Teil des Weihrauches, der auf die Brote gestreut wurde, als Zeichen für die Brote auf dem Altar als Feueropfer für Gott verbrannt wurde und weil Aaron und seine Söhne die Brote im Heiligtum verzehren mußten (vgl. 3Mo 24,5-9), ist es offensichtlich, daß die Schaubrote ein vorschattendes Bild für Christus waren, der sich zuerst Gott, dem Vater, als Opfer darbrachte als der wahre geistliche Hohepriester und sich dann als Brot des Lebens den Menschen anbietet, das sie zu Gottes Priestern macht (vgl. Joh 6,27.33.35.48.51; Hebr 9,14; 1Petr 2,5; Offb 1,6; 5,10; 20,6
Lex 3435 xeraino austrocknen, trocken machen, verwelken oder verdorren lassen; von xeros , trocken, vertrocknet; so nur in Jak 1,11. Sonst im NT nur im Pass., welches bedeutet: trocken werden, vertrocknen, verdorren, verwelken, austrocknen (Mt 13,6; 21,19f; Mk 4,6; 5,29; 11,20f; Lk 8,6; Joh 15,6; 1Petr 1,24; Offb 16,12). In Mk 3,1 ist das Partizip Perfekt Pass. exerammenos als Adj. gebraucht mit der Bedeutung: vertrocknet, ausgetrocknet, d. h. erstarrt, bewegungsunfähig. In Mk 9,18 umschreibt xeraino das Starrwerden eines Fallsüchtigen. In Offb 14,15 ist das Vertrocknen Zeichen der Überreife des Getreides.

Zu jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Saaten; es hungerte aber seine Jünger, und sie fingen an, Ähren abzupflücken und zu essen. Als aber die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist. Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und die bei ihm waren hungerte? Wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die er nicht essen durfte, noch die bei ihm waren, sondern allein die Priester? Oder habt ihr nicht in dem Gesetz gelesen, daß am Sabbat die Priester in dem Tempel den Sabbat entheiligen und schuldlos sind? Ich sage euch aber: Größeres als der Tempel ist hier. Wenn ihr aber erkannt hättet, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer«, so würdet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt haben. Denn der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats.
Und als er von dort weiterging, kam er in ihre Synagoge. Und siehe, da war ein Mensch, der eine verdorrte Hand hatte. Und sie fragten ihn und sprachen: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen? damit sie ihn anklagen könnten. Er aber sprach zu ihnen: Welcher Mensch wird unter euch sein, der ein Schaf hat und, wenn dieses am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergreift und herauszieht? Wieviel wertvoller ist nun ein Mensch als ein Schaf! Also ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun. Dann spricht er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere. Die Pharisäer aber gingen hinaus und hielten Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten. Mt 12,1-14

Und es geschah am Sabbat, daß er durch die Saaten ging und seine Jünger die Ähren abpflückten und aßen, indem sie sie mit den Händen zerrieben. Einige der Pharisäer aber sprachen zu ihnen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht zu tun erlaubt ist? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr auch dieses nicht gelesen, was David tat, als ihn und die, die bei ihm waren, hungerte? Wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote nahm und aß und auch denen gab, die bei ihm waren – die doch außer den Priestern allein niemand essen darf? Und er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats.
Es geschah aber auch an einem anderen Sabbat, daß er in die Synagoge ging und lehrte; und es war dort ein Mensch, dessen rechte Hand verdorrt war. Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber lauerten darauf, ob er am Sabbat heilen würde, damit sie eine Beschuldigung gegen ihn fänden. Er aber kannte ihre Überlegungen und sprach zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte: Steh auf und stelle dich in die Mitte! Er aber stand auf und stellte sich hin. Jesus sprach nun zu ihnen: Ich frage euch, ob es erlaubt ist, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu verderben. Und nachdem er sie alle ringsum angeblickt hatte, sprach er zu ihm: Strecke deine Hand aus! Und er tat es; und seine Hand wurde wiederhergestellt. Sie aber wurden mit Unverstand erfüllt und besprachen sich untereinander, was sie Jesus tun sollten. Lk 6,1-11

1.) Die Schaubrote am Sabbat

Die Schaubrote waren 12 Brote, die in zwei Stapeln zu je sechs Stück auf einem besonderen Tisch im Heiligtum mit Weihrauch zusammen aufgeschichtet lagen. Ihre Zwölfzahl bezog sich auf die 12 Stämme Israels. An jedem Sabbat wurden sie gegen frische, von den Leviten gebackene Brote ausgewechselt, während die alten Brote von den Priestern im Heiligtum gegessen wurden.
Nach 1. Chr 9,32 hatten einige Kehatiter die Aufsicht über die Schaubrote und waren wohl auch für ihre Zubereitung verantwortlich. Auf seiner Flucht vor Saul erhielt David in Nob Schaubrote vom Priester. Daran erinnert Jesus die Pharisäer, als er ihre starre Gesetzlichkeit angreift:
Oder habt ihr nicht in dem Gesetz gelesen, daß am Sabbat die Priester in dem Tempel den Sabbat entheiligen und schuldlos sind? Ich sage euch aber: Größeres als der Tempel ist hier. Wenn ihr aber erkannt hättet, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer«, so würdet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt haben. Denn der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats. Mt 12,5-8
Jesus bezeichnet seine Jünger damit als schuldlos und die Pharisäer als unbarmherzig, was die von ihnen gestellte Frage über den Sinn und Zweck des Sabbats anbetrifft.

2.) Das Textzeugnis des Markusevangeliums über Jesus und den Sabbat

Die Textaussage im Markusevangelium ist insofern bemerkenswert, weil sich einerseits der Widerstand Jesu und seiner Lehre gegenüber immer mehr konkretisiert, andererseits sich Jesus von den Juden weg- und den Heiden hinzuwenden beginnt.
Im entsprechenden Paralleltext im Matthäusevangelium, der zeitlich genaue Rückschlüsse zulässt, was diese Entwicklungen angehen, ist die Wegwendung Jesu von seinem Volk bereits geschehen und der Beschluss, Jesus umbringen zu wollen, wird zeitgleich gefasst.
All dies lässt erahnen, wie wichtig die Sabbatfrage damals für die religiöse Elite war, weil der Tötungsvorsatz der Pharisäer gerade im Zusammenhang mit diesem Thema gefasst wurde.

3.) Das Gesamtzeugnis der Bibel über den Sabbat (nach Rienecker Bibellexikon)

I) WORTBEDEUTUNG

Das hebräische Verb schabat bedeutet: aufhören von etwas, ruhen, den Sabbat halten; das Hauptwort schabbat bezeichnet den Ruhe- und Feiertag, den Sabbat.
Der Begriff wird aber nicht nur für den 7. Tag der Woche, sondern auch für Festtage mit Arbeitsruhe gebraucht, die nicht mit der Woche zusammenhängen, z.B. für den Versöhnungstag.
Einen solchen Tag nennt man im Unterschied zum Wochensabbat auch Festsabbat.

II) ÄUSSERER RAHMEN

1) EINSETZUNG DES SABBATS
Der Sabbat als Ruhetag am Abschluß jeder 7-tägigen Woche wurde für Israel zuerst bei der Ankündigung des Mannas eingesetzt und dann bei der Gesetzgebung am Sinai begründet und bestätigt.
Ob die Woche und vielleicht auch ein entsprechender Schlußtag den Israeliten schon vorher bekannt waren, muß offen bleiben. Hinweise auf einen festen Zeitraum von sieben Tagen finden sich in der Bibel vor der Gesetzgebung nur im Sintflutbericht und als Festdauer in 1. Mo 29,27f

2) VORSCHRIFTEN
Jeder 7. Tag war als Sabbat ein Tag heiliger Ruhe, an dem keine Arbeit getan werden durfte, was auch für die Sklaven, Fremdlinge und das Vieh galt. Ausdrücklich verboten war das Feueranzünden; das für den Sabbat nötige Essen sollte am Tag vorher, dem Rüsttag oder Vorsabbat, zubereitet werden. Das Manna-sammeln (V. 27-29) wie das Sammeln von Feuerholz bedeutete einen Bruch des Sabbats, an dem man den Wohnort nicht verlassen sollte. Amos erwähnt die Unterbrechung des Geschäftslebens, und Jeremia nennt das Verbot, am Sabbat Lasten zu tragen. Auf Übertretung dieser Vorschriften stand die Todesstrafe.
Der Grundcharakter des Sabbats aber war der eines Freudentages, an dem man zum Gottesdienst und Lob des Herrn zusammenkam. Das tägliche Brandopfer wurde verdoppelt, und neue Schaubrote wurden im Heiligtum aufgelegt.

III) BEGRÜNDUNG UND BEDEUTUNG DES SABBATS

Der Ruhetag des Sabbat bedeutete für den Israeliten ein Teilhaben an der Ruhe Gottes.
Weil Gott am 7. Tag von den Werken der Schöpfung geruht hatte, heiligte und segnete er jeden 7. Tag und gebot Israel, ihn heilig zu halten, d.h. als einen besonderen Tag für den Herrn aus der Reihe der übrigen Tage herauszuheben. So war der Sabbat für die Israeliten, die Gott aus dem pausenlosen Frondienst der ägyptischen Knechtschaft befreit hatte, um sie zur Ruhe zu bringen, ein Zeichen, daß der Herr sie heiligte, herausnahm aus den übrigen Völkern; das Bundesvolk Gottes lebt nicht von der eigenen Arbeit, sondern allein vom Segen des Herrn. Das wird besonders deutlich an der Erweiterung des Sabbat-gebotes im Sabbatjahr und im Erlaßjahr. Der Sabbat war also ein »Platzhalter der gütigen Herrschaft Gottes« (Zimmerli), und das Halten dieses Tages oder Brechen seiner Vorschriften kann gleichbedeutend sein mit dem Halten bzw. Brechen des Gottesbundes überhaupt.

IV) DER SABBAT IM SPÄTJUDENTUM

Um dieser Bedeutung des Sabbats willen wird er bei der Bundeserneuerung unter Nehemia ausdrücklich genannt, und der Statthalter setzte seine Beachtung mit allen Mitteln durch.
Die Rabbinen wußten, daß der Sabbat »zur Wonne, nicht zum Schmerz gegeben ist«, aber da nach ihrer Überzeugung das Sabbatgebot so schwer wiegt, wie alle anderen Gebote Gottes zusammen, versahen sie es mit besonders umfassenden Ausführungsbestimmungen.
Aus den 39 Arbeiten beim Bau der Stiftshütte leiteten sie eine Liste der am Sabbat verbotenen Tätigkeiten ab. Darunter fiel jede gewerbliche und handwerkliche Arbeit, jedes Neuschaffen eines Gegenstandes durch Verbindung (z.B. Kleben) oder Trennung (z.B. Pflücken), jedes Tragen, jedes Gehen, Reiten, Fahren über den Sabbatweg (rund 1 km) hinaus. Zugleich aber tüftelten die Schriftgelehrten raffinierte Möglichkeiten aus, einzelne Verbote zu umgehen. Man kaufte etwa, ohne gleich zu bezahlen und die Bezahlung zu erwähnen; man legte einen Wassersack auf den Sattel des Esels, um so am Sabbat eine Reise »auf dem Wasser« unternehmen zu können, die nicht verboten war. Durch diese Veräußerlichung war der Sabbat als Zeichen der Gemeinschaft mit Gott und der Abhängigkeit von ihm völlig entwertet.

A) JESUS UND DER SABBAT
Mit solchem rabbinischen Sabbatverständnis mußte Jesus notwendig in Konflikt geraten.
Wenn schon die Priester im Tempel beim Sabbatopfer ohne schuldig zu werden, Arbeiten verrichteten, die sonst verboten waren, und niemand Anstoß daran nahm, einen Menschen am Sabbat zu beschneiden, so war Jesus, dessen Leben aus einer einzigen Erfüllung des Gotteswillens bestand, größer als der Tempel und damit auch Herr des Sabbats. Er wußte, daß der Sabbat um des Menschen willen gemacht war, und darum tat er Gutes am Sabbat und wirkte wie sein Vater, erlöste Menschen aus der Gefangenschaft Satans und heilte sie. Darin offenbarte er sich als der, der den Menschen die wahre Ruhe Gottes bringt und damit die Verheißung des Sabbat erfüllt.

B) DIE URGEMEINDE UND KIRCHE DER ERSTEN JAHRHUNDERTE
a) Ebenso wie ihr Herr wußten sich die Christen im NT frei vom äußeren Sabbatgebot, weil sie ihr Leben als ganzes aus und nach dem Willen Gottes führten. Das ließ dem einzelnen die Freiheit, bestimmten Tagen besondere Bedeutung beizulegen, aber ebensogut konnte er alle Tage als gleich ansehen.
Die Forderung aber, den Sabbat zu halten, betrachtete Paulus als Rückfall ins Gesetz, der den Verlust der Gnade bewirkte (Gal 4,8-11). Ebenso urteilen die christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte (Ignatius, Justin, Tertullian).
b) Als Tag des Gottesdienstes trat an die Stelle des Sabbats der erste Tag der Woche, der Tag der Auferstehung und der Erscheinungen des auferstandenen Herrn. Er wird im NT als Tag des Abendmahls, der Predigt und der Sammlungen erwähnt und ist vielleicht auch mit dem »Tag des Herrn« in Off 1,10 gemeint, obwohl hier wahrscheinlich die Bedeutung »Gerichtstag« (Tag des Herrn) mit hineinspielt.
Neben die in den ersten Jahrhunderten übliche Bezeichnung des ersten Wochentages als »Herrentag« trat später die als »Sonntag«, die auf den Namen des entsprechenden heidnischen Festtages (lat. dies Solis) zurückgeht.
c) Aber nicht nur die Verlegung vom letzten auf den ersten Tag der Woche unterscheidet den Herrentag der Christen vom Sabbat der Juden. Ihm fehlt außerdem das auffälligste Kennzeichen des jüdischen Feiertages, die Arbeitsruhe, auf Grund deren die Juden in der antiken Welt allgemein als Faulenzer verschrien waren. Abgesehen von der Zeit zum Gottesdienst, die man auch den Sklaven freigab, gingen die Christen wie ihre gesamte heidnische Umwelt am Herrentag weiter der täglichen Arbeit nach. Das galt nach dem Aufkommen des frühen Mönchtums auch noch für die strengsten Klöster.
Erst nachdem Kaiser Konstantin 321 den Tag, der den Christen als Herrentag, den Heiden als Sonntag heilig war, zum Staatsfeiertag erklärt hatte, ruhte an ihm wie an den übrigen Staatsfeiertagen zunächst die Arbeit der Behörden. Erst die späteren Kaiser Theodosius und Justinian haben dann auch die private Arbeit weitgehend eingeschränkt.

4.) Der Sabbat im alten Bund

Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den HERRN, deinen Gott.
Du sollst keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore . Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn. 2.Mose 20,8-11

Und der HERR redete zu Mose und sprach: Du aber, rede zu den Söhnen Israel und sage :
Haltet nur ja meine Sabbate! Denn sie sind ein Zeichen zwischen mir und euch für eure Generationen, damit man erkenne, daß ich, der HERR, es bin, der euch heiligt.
Haltet also den Sabbat, denn heilig ist er euch. Wer ihn entweiht, muß getötet werden, ja, jeder, der an ihm eine Arbeit verrichtet, eine solche Seele soll aus der Mitte seiner Völker ausgerottet werden.
Sechs Tage soll man Arbeit verrichten, aber am siebten Tag ist Sabbat, völliger Ruhe, heilig dem HERRN. Jeder, der am Tag des Sabbats eine Arbeit verrichtet, muß getötet werden.
So sollen denn die Söhne Israel den Sabbat halten, um den Sabbat in ihren Generationen zu feiern, als ewigen Bund. Er ist ein Zeichen zwischen mir und den Söhnen Israel für ewig.
Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, am siebten Tag aber hat er geruht und Atem geschöpft. Und als er auf dem Berg Sinai mit Mose zu Ende geredet hatte, gab er ihm die zwei Tafeln des Zeugnisses, steinerne Tafeln, beschrieben mit dem Finger Gottes. 2.Mose 31,12-18

Zuerst einmal ist der Sabbat das Kennzeichen Gottes für einen Rhythmus aus sechs Tagen Arbeit und einem Tag Ruhe.
Dieser Rhythmus ist von Gott erdacht und bei der Schöpfung erstmalig umgesetzt worden. Interessanterweise segnete Gott nicht einen der Arbeitstage, sondern den Ruhetag, was ein Hinweis für den Menschen sein soll, wo eigentlich seine wahre Bestimmung liegt.
Konsequenterweise wird bei der Beschreibung des neuen Himmels und der neuen Erde diesem Zustand der Ruhe und des Feierns noch einen viel breiteren Raum eingeräumt werden.
Dann ist der Sabbat das Kennzeichen des auserwählten Volkes Gottes auf ewig. Im alten Bund sind dies die Juden, im neuen Bund kommen alle diejenigen dazu, die Gott im Glauben an Jesus Christus zu ihrem Herrn gemacht haben.
Im alten Bund muss den Gesetzesvorschriften bezüglich des Sabbats Genüge getan werden, im neuen Bund stehen wir als Priester Gottes über diesen Vorschriften.
Ausserdem ist Jesus des Gesetzes Ziel und Ende (Rö 10,4), so dass von dieser Seite aus keinerlei Anspruch bestehen kann und bestehen darf, der mich unter irgend eine Gesetzesvorschrift zwingen will, was das Halten des Sabbats oder sonst eines Ruhetages anbetrifft.

5.) Der Sabbat im neuen Bund

l) JESU VERHALTEN DEM SABBAT GEGENÜBER

Es war aber ein Mensch dort, der achtunddreißig Jahre mit seiner Krankheit behaftet war. Als Jesus diesen daliegen sah und wußte, daß es schon lange Zeit steht, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, daß er mich, wenn das Wasser bewegt worden ist, in den Teich werfe; während ich aber komme, steigt ein anderer vor mir hinab. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett auf und geh umher! Und sofort wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett auf und ging umher. Es war aber an jenem Tag Sabbat.
Und darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke. Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob(3061), sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich selbst Gott gleich machte. Joh 5,5-9+16-18

Lex 3061 lyo lösen im Ggs. zu deo [(1202)], binden. Es bedeutet: etw. Gebundenes oder An- bzw. Festgebundenes losbinden, lösen (Mt 21,2; Mk 1,7; 11,2.4f; Lk 3,16; 13,15; 19,30f.33; Joh 1,27; 11,44; Apg 7,33; 13,25; 22,30; Offb 9,14f); (Siegel) brechen, lösen (Offb 5,2); Sünden lösen, jmd. von der Sünde lossprechen, für los erklären (Mt 16,19; 18,18); (von den Banden der Sünde) lösen, erlösen (Offb 1,5); (das Gesetz) auflösen, brechen, für ungültig erklären (Mt 5,19); (den Sabbat als Ruhetag) auflösen, (das Sabbatgebot) brechen (Joh 5,18); auflösen, zerstören, abbrechen (Joh 2,19; Apg 2,24; Eph 2,14; 1Jo 3,8); im Pass.: los, frei, ungebunden sein (von einer Frau) (1Kor 7,27); aufgelöst werden, sich auflösen usw.

Johannes stellt in der Erzählung über die Heilung des Kranken am Teich Betesda unter anderem fest, das Jesus die Vorschriften über den Sabbat qualitativ entscheidend verändert und sich selbst Gott gleichmacht. Diese qualitative Veränderung wird zwar von den Juden als unerlaubte Gesetzesverletzung gesehen, aber Johannes formuliert diese Veränderung als uneingeschränkt gültig.
Damit bezieht sich diese Lösung der Gesetzesvorschriften, die Jesus durch seinen Dienst und seine Aufforderungen anordnet und Johannes kommentiert, nicht nur auf die zusätzlichen Sabbatgebote der ”Satzungen der Ältesten”, sondern auch auf die ursprünglichen Anordnungen Gottes im Gesetz Mose.

Andererseits ist das Sabbatgebot von Gott als ewiges Zeichen zwischen Ihm und seinem Bundesvolk eingesetzt worden.
Die ergänzenden Aussagen beispielsweise bezüglich des Fastens, wo Jesus ausdrücklich mit dem neuen Bund auch eine neue Handhabung des Fastens einfordert, stellt Jesus im Zusammenhang mit dem Sabbat nicht. Er würdigte den Sabbat beispielsweise dergestalt, dass er am Tag danach von den Toten auferstand und am Sabbat einen ”Ruhetag” einlegte.
Ist das Sabbatgebot für einen Jünger Jesu also tatsächlich vollständig aufgehoben, oder ist es nur von seinen ursprünglichen Vorschriften losgelöst?

ll) DIE AUSSAGEN IM NEUEN BUND BEZÜGLICH DES HALTENS VON TAGEN

Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag . Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt! Wer den Tag beachtet, beachtet ihn dem Herrn. Und wer ißt, ißt dem Herrn, denn er sagt Gott Dank; und wer nicht ißt, ißt dem Herrn nicht und sagt Gott Dank. Röm 14,5-6

Wie wendet ihr euch wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurück, denen ihr wieder von neuem dienen wollt? Ihr beobachtet Tage und Monate und bestimmte Zeiten und Jahre. Ich fürchte um euch, ob ich nicht etwa vergeblich an euch gearbeitet habe. Gal 4,9-11

So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats, die ein Schatten der künftigen Dinge sind, der Körper aber ist des Christus. Kol 2,16-17

Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen. Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, an heiliger Stätte stehen seht – wer es liest, der merke auf! –, dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen; wer auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen, um die aus seinem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Betet aber, daß eure Flucht nicht im Winter geschehe noch am Sabbat! Denn dann wird große Bedrängnis sein, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nie sein wird. Mt 24,14-20

Diese Textpassagen decken eine grosse Bandbreite ab, was deren Aussagen über das Halten von Tagen anbetrifft.
Prinzipiell lässt der neue Bund dem Jünger Jesu Freiheit in der Gestaltung seiner Feier- und Ruhetage, warnt aber davor, Sie in ihrer Bedeutung neben oder gar über Gott zu setzen.
In der Endzeitrede Jesu spricht unser Herr über den Sabbat als einen möglichen Hinderungsgrund, um bei Bedarf sofort handeln (fliehen!) zu können. Diese Prophezeihung erlebte ihre erste Vorerfüllung im Jahre 68 nach Christus, als das römische Heer unter Vespasian vor Jerusalem stand. Die nachfolgenden Verse weisen aber relativ sicher auf eine mehrfache Erfüllungsmöglichkeit dieser Vorraussagen hin.
Das Vorhandensein des und das Ruhen am Sabbat ist für Jesus in dieser Textpassage normal.

lll) RUHE - UND FEIERTAGE HEUTE

Das Überwechseln des Feiertages vom Sabbat auf den Sonntag wäre ohne die dementsprechenden Initiativen der römisch- katholischen Kirche nicht denkbar gewesen. Ihr hauptsächlich haben wir den Sonntag in unserer heutigen Form zu "verdanken" und darüberhinaus eine Menge andere Feiertage wie zum Beispiel ”Weihnachten” oder ”Frohnleichnahm” bis hin zu ”Mariä Himmelfahrt”.

Somit sind unsere heutigen Ruhe- und Feiertagsgewohnheiten nicht nur von der heiligen Schrift, sondern auch von kirchlichen Traditionen geprägt. Diese Gewohnheiten können unseren Stand in Christus nicht untergraben, aber sie können ein ungenaues Zeugnis über unseren Glauben nach aussen hin abgeben.

Die meisten grossen Religionen dieser Erde haben ihre speziellen wöchentlichen Feiertage, wie zum Beispiel der Islam mit dem Freitag, deshalb darf es uns nicht verwundern, wenn durch uns ”Christen” mit der Sonntagsruhe in allererster Linie das Glaubensverständnis der katholischen Kirche bezeugt wird.

Was eine eventuelle Neuorientierung unsererseits anbetreffen könnte, was den Umgang mit Sabbat, Sonntag und sonstigen christlich geprägten Feiertagen angeht, da lässt uns Gott die Freiheit der Liebe:
Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen!
Diese besagte Liebe sollte uns aber nicht träge, sondern erfinderisch Gott gegenüber machen, vor allem, wenn sie zu Gedanken und Taten hinführen könnten, die von unseren bisherigen religiös und tradi-tionell beeinflussten Gedanken, Taten oder Gewohnheiten dieses Thema betreffend abweichen würden.
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