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Koalition der Missionare – Evangelikale und Katholiken


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#1
Rolf

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EZW-Newsletter 9/2011





Koalition der Missionare – Evangelikale und Katholiken






Das Verhältnis von Evangelikalen und Katholiken hat sich in bemerkenswerter Weise verändert. In weiten Teilen des konservativen Protestantismus evangelikaler und charismatischer Prägung wird ein durchaus grundlegender Wandel in der Verhältnisbestimmung zum Römischen Katholizismus erkennbar. Seine Entsprechung hat dieser Wandel in der Wahrnehmung evangelikaler und freikirchlicher Gemeinschaften durch die römisch-katholische Kirche. Nicht die Abgrenzung steht im Vordergrund, sondern die Frage, wofür evangelische und katholische Christen gemeinsam öffentlich eintreten können. Neue geistliche Bewegungen und die ökumenisch ausgerichtete Spiritualität evangelischer Kommunitäten haben zu diesen Veränderungen mit beigetragen. Neben der offiziellen Kooperation von Kirchen und den wichtigen Impulsen der ökumenischen Theologie hat sich eine transkonfessionell orientierte Gesinnungsökumene auf der Basis gleichartiger Glaubenserfahrungen und -überzeugungen entwickelt, die auch im Zusammenhang des Papstbesuches erkennbar wird:

• Leitungspersonen des evangelikalen und konservativen Spektrums bekunden offen ihre Sympathie und ihren großen Respekt für Papst Benedikt. Umgekehrt sieht der offizielle römische Katholizismus heute die Notwendigkeit mit der Weltweiten Evangelischen Allianz Lehrgespräche zu führen.
• Von beiden Seiten sind in den letzten Jahren zahlreiche gemeinsame Anliegen entdeckt worden: in ethischen Orientierungen, etwa zu den Themen Ehe und Familie, Homosexualität, Lebensschutz am Anfang und Ende des Lebens. Vor allem die Evangelisierung Europas wird als zentrale Aufgabe beiderseits unterstrichen.
• In seiner Modernitäts- und Relativismuskritik spricht Papst Benedikt vielen Evangelikalen aus dem Herzen, ebenso in seinen religionstheologischen Überlegungen (vgl. Dominus Jesus), seinen hermeneutischen Anliegen und der Christuszentriertheit vieler seiner Predigten.
• Die beiden Bücher des Papstes "Jesus von Nazareth" I und II haben in evangelikalen Kreisen ein überaus positives Echo hervorgerufen. Dabei wird u. a. gelobt, mit welcher Entschiedenheit der Papst die Autorität und Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift hervorhebt.

Angesichts des bisherigen Verhältnisses zwischen römischem Katholizismus einerseits und Evangelikalismus anderseits wird man von deutlichen Annäherungen und einer grundlegenden Veränderung des Stils sprechen können. Bisher waren solche Annäherungen für einzelne Ökumeniker denkbar, für die meisten Evangelikalen schlechterdings nicht vorstellbar. Im Kontext einer fortschreitenden Verdunstung des Christlichen in unserer Gesellschaft und einem wachsenden weltanschaulichen Pluralismus treten gemeinsame missionarische, diakonische und pastorale Herausforderungen in den Vordergrund. Zugleich ergeben sich neue Koalitionen, die in anderen protestantischen und katholischen Milieus Irritationen hervorrufen.

Wie immer man die Annäherung zwischen Evangelikalen und Katholiken bewerten mag, deutlich wird dabei: Kontroversen und Grenzlinien verlaufen heute nicht nur entlang der Konfessionsgrenzen. Konservative und modernitätsorientierte Milieus sind in allen Kirchen auseinandergetreten. Für den Aufbau religiöser Identität hat die Milieuzugehörigkeit häufig eine wichtigere Bedeutung als die Zugehörigkeit zu einer Konfession. Wer freilich denkt, die Grenzen der Konfessionen seien dadurch unbedeutend geworden, täuscht sich. Selbstverständlich bestehen die Unterschiede zwischen evangelisch und katholisch fort, aber es ergeben sich neue Allianzen. Die Grenzen der Konfessionen werden relativiert, sie werden durchlässiger, auch wenn Differenzen bleiben.

Dr. Reinhard Hempelmann
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#2
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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"Heute schließen sich Katholiken und evangelikale Protestanten zusammen, um gemeinsam auf dem Schlachtfeld der Politik gegen Abtreibung, Homosexualität und andere Bedrohungen des gesellschaftlichen Sittengefüges zu kämpfen. Auf beiden Seiten vertreten etliche Führungspersönlichkeiten die Meinung, die sittlichen Fragestellungen, in denen wir übereinstimmen, seien wichtiger als die uns trennenden lehrmäßigen Unterschiede. Sie sagen, Protestanten und Katholiken sollten sich nicht weiter um Lehrfragen streiten, sondern sich vielmehr gegenseitig als Brüder und Schwestern in Christus annehmen.

Aber wie edel die Motive für ein solches Bestreben auch sein mögen - wir müssen zur harten Wirklichkeit zurückkommen, dass das trennende Element zwischen Katholiken und Protestanten eine unterschiedliche Ansicht darüber ist, was das wahre Evangelium ausmacht. Das kann einfach nicht als nebensächlich betrachtet werden.


Der Apostel Paulus schrieb an die Gemeinde von Galatien: 'Ich wundere mich, dass ihr euch so schnell von dem, der euch durch die Gnade Chrisi berufen hat, abwendet zu einem anderen Evangelium, wo es doch kein anderes gibt;
einige verwirren euch nur und wollen das Evangelium des Christus umkehren. Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas anderes als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht!
Wie wir früher gesagt haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem, was ihr empfangen habt: er sei verflucht! (Galater-Brief 1,6-9)


Bevor wir Katholiken und Protestanten allesamt als Brüder und Schwestern in Christus bezeichnen, müssen wir ehrlich und sorgfältig die Frage klären, welche der beiden Seiden denn nun 'ein anderes Evangelium' verdündigt. Wer immer dessen schuldig ist, der ist verflucht - verdammt durch das wahre Wort Gottes. Das ist keine Nebensächlichkeit, die man beiseite stellen oder ignorieren kann.

Sowohl Katholiken als auch Protestanten haben, geschichtlich betrachtet, die Tragweite des Unterschieds zwischen ihren jeweiligen Glabuenssystemen verstanden. Da er die wesentliche Kernaussage des Evangeliums betrifft, ist dieser Unterschied so gewaltig, dass daraus zwei gänzlich verschiedene Religionen erwachsen sind. Wenn eine davon das wahre Christentum ist, dann kann die andere es nicht sein. Das ist seit Anbruch der Reformation die fast einmütige Ansicht von Katholiken und Protestanten gewesen.

Wir müssen akzeptieren, dass die den Katholiken und Evangelikalen gemeinsamen sittlichen Meinungen nicht
wichtiger sind dals die trennenden Lehrfragen. Das Evangelium ist eine Angelegenheit von allerhöchster Tragweite -in Anbetracht der Ewigkeit sicherlich weit schwerwiegender als selbst die momentan wichtigsten sittlichen und politischen Belange.

Wer meint, die katholisch-protestantische Auseinandersetzungen sollten ins finstere Mittelalter verbannt werden, dem mag solch eine Haltung schockieren und antiquiert erscheinen. Schließlich leben wir doch in einer aufgeklärten Zeit - oder etwa nicht?

Aber von einer aufgeklärten Zeit sind wir weit entfernt; vielmehr leben wir in einer Zeit von noch nie dagewesener geistlicher Ignoranz. Viele "Protestanten" haben keine Ahnung, worin die Botschaft des Evangeliums überhaupt besteht. Eine aktuelle Umfrage in den USA gegab, dass die Hälfte der Personen, die sich als 'wiedergeboren' bezeichnen, noch nicht einmal Johannes 3,16 kennt. Viele von den Befragten heilten das Wort 'gospel', die englische Bezeichnung für Evangelium, für eine Musikrichtung.
Gleichzeitig haben viele Katholiken keine Vorstellung davon, was die römisch-katholische Kirche lehrt. Ich rede des öfteren mit Katholiken, die mir sagen, die Lehre der Kirche hätte sich seit dem 16.Jahrhundert auf dramatische Weise geändert. Sowohl Katholiken als auch Protestanten haben in diesem Punkt oftmals verworrene Vorstellungen. Viele meinen, es gäbe zwischen offizieller römisch-katholischer Lehre und dem Glauben evangelikaler Protestanten keinen grundlegenden Unterschied mehr.

Doch die das Gegenteil beweisenden Fakten sind eindeutig und äußerst gut dokumentiert. Die katholische Kirche hat ihre Unterschiede zur protestantischen Reformation zum ersten Mal im 16.Jahrhundert auf dem Konzil zu Trient formuliert. Jedes folgende Kirchenkonzil bestätigte und bekräftigte dann die Lehrsätze und Dekrete dieses sogenannten Tridentinums. Diese Verkündigungen stellen auch heute noch die offizielle Position der Kirche dar. Und das von ihnen beschriebene Evangelium - das Evangelium nach Rom - ist dem Evangelium das die historische evangelikale Bewegung verkündigt, völlig entgegengesetzt."


Das ist ein Auszug aus dem Vorwort zu dem Buch "Das Evangelium nach Rom" von James G. McCarthy. Es ist das Seriöseste, was ich über die Frage der Rechtgläubigkeit je gefunden habe.

Wahrscheinlich sollten viele dieses Buch doch einmal lesen.
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