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Johannes Gerloff: DIE PALÄSTINENSER


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Rolf

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Rezension:

Johannes Gerloff:





DIE PALÄSTINENSER.




Volk im Brennpunkt der Geschichte,

SCM Hänssler, Holzgerlingen, September 2011, 378 Seiten, 19,95 Euro



New York, 23. September 2011: Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas beantragt die Vollmitgliedschaft für einen Staat Palästina bei den Vereinten Nationen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bittet die UN-Vollversammlung, diesem Antrag nicht zu entsprechen. Er lädt die Palästinenser ein, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Große Unruhen im Westjordanland, Gazastreifen und verschiedenen arabischen Staaten kündigen sich an...

Genau in diesem Augenblick ist das Buch "Die Palästinenser" des christlichen Nahost-Korrespondenten Johannes Gerloff erschienen. Johannes Gerloff lebt seit 1994 in Israel und kennt die Situation aus erster Hand.

In seinem Buch erzählt er von vielen persönlichen Begegnungen mit Israelis und Palästinensern, die einem dadurch menschlich näher kommen. Der Kampf, die Verzweiflung und die Ängste auf beiden Seiten werden unparteiisch und fair beschrieben. Dabei fließen auf leicht verständliche Weise auch politische und theologische Hintergründe des Nahost-Konflikts ein.

Aufschlussreich sind insbesondere die historischen Passagen. In diesen findet sich zum Beispiel der Nachweis, dass es die Palästinenser als Volk eigentlich erst seit 1974 gibt – vorher sprach man von arabischen Flüchtlingen, die in dieses Gebiet eingewandert waren (Seite 21). Freilich sind ebenso die heute in Israel lebenden Juden bzw. deren Vorfahren im 19. und 20 Jahrhundert nach und nach in das Gebiet eingewandert, was die Lage nur noch schwieriger macht. So beanspruchen beide Seiten das Land für sich und Jerusalem bzw. Al-Quds als Hauptstadt. Vor allem Jerusalem ist der Zankapfel, was haargenau der biblischen Prophetie entspricht: "Siehe, ich will Jerusalem zum Taumelbecher zurichten für alle Völker ringsumher, und auch Juda wird`s gelten, wenn Jerusalem belagert wird ... Ich werde alle Völker versammeln zum Kampf gegen Jerusalem ... " (Sacharja 12, 2; 14, 2).

Johannes Gerloff geht ausführlich auf die Wieder-Entstehung Israels im 20. Jahrhundert, die Rolle Jassir Arafats und seiner Nachfolger, die Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern, die Situation der Christen im Palästinensergebiet, etliche Flüchtlingsschicksale, die Intifada, den langen Friedensprozess und die Teilung Jerusalems ein und beleuchtet schließlich die Suche nach einem Ausweg. Wobei es allerdings bei der Suche bleibt, denn eine palästinensische "Friedensbewegung" ist in weiter Ferne. Gerloff schreibt mit einer gewissen Resignation:

"Irgendwann wagte ich die Frage, ob es denn möglich sei, auch auf der Seite der Palästinenser für Gewaltfreiheit zu demonstrieren ... Darüber würde ich gerne berichten: Palästinenser demonstrieren gegen die Gewalt aus ihren eigenen Reihen, genau wie linke Israelis gegen ihre Armee und Regierung...` Die Antwort (meiner palästinensischen Gesprächspartner) war kurz und knapp: ´Das würden wir nicht überleben!`".

Im letzten Teil seines Buches geht Johannes Gerloff auf die Frage ein: "Was sagt die Bibel zur Palästinenserfrage?". Und er gelangt zum Ergebnis:

"Die Vision des Schöpfers ist ein Miteinander von Israel und seinen nichtjüdischen Nachbarn im Heiligen Land und sein Wort verheißt eine gemeinsame Zukunft. Voraussetzung dafür ist, dass alle – Juden wie Nichtjden – die Ordnungen des lebendigen Gottes in Theorie und Praxis achten. Das jüdische Israel hat dem nichtjüdischen Einwohner gleiche Rechte bei gleichen Pflichten zu gewähren. Fremdlinge haben zwar kein Recht auf das Land, wohl aber ein von Gott verliehendes Recht im Land ... Für Juden wie Nichtjuden, ´Israelis` wie ´Palästinenser`, entscheidet die Loyalität gegenüber dem Gott Israels über Sein oder Nichtsein. Und diese Loyalität erweist sich nicht zuletzt an der Loyalität gegenüber dem auserwählten Volk" (Seite 374).

Dieses Buch kann angesichts der weithin gefühlsgeladenen und polemischen Diskussion zur Klärung und Versachlichung beitragen. Ihm ist weite Verbeitung zu wünschen.

Dr. theol. Lothar Gassmann, Pforzheim, 24.9.2011

www.L-Gassmann.de
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