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Panik vor dem Pechtag


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Rolf

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Panik vor dem Pechtag



Abergläubige fürchten Freitag, den 13.


Diese Arbeitswoche endet mit einem gefürchteten Datum: Freitag, dem 13. Abergläubige nennen jede Menge Gründe, warum der Tag Pech bringt. Volkskundler verweisen dagegen darauf, dass er vor 70 Jahren in Teilen Deutschlands noch als Glücksbringer galt.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr fällt der Freitag auf einen dreizehnten, nach dem April nun im Juli. Sowohl die Zahl 13 als auch der Freitag stehen in der Tradition, Pech zu bringen. Die Kombination von beidem versetzt abergläubische Menschen erst seit etwas mehr als 50 Jahren in Panik. Die unheilvolle Kombination von Freitag und 13 ist weitaus jünger als die christliche Tradition - selbst wenn Judas als 13. Jünger bezeichnet wurde und Jesus an einem Freitag starb.

Vorstellungswelten verknüpft"

"Interessanterweise wurden die Wochentage und die Zahlen lange Zeit unabhängig von einander als glückbringend oder vom Pech bedroht betrachtet", entdeckte die Volkskundlerin Christiane Cantauw. Erst in den 1950er Jahren begannen Menschen, diese beiden Vorstellungswelten zu verknüpfen.

Freitag, der 13. wurde 1950 frei erfunden"

Am Freitag dem 13. fürchten sich viele Menschen vor einem Unglück - völlig zu Unrecht, wie der Augsburger Volkskundler Stephan Bachter betont. "Der vermeintliche Unglückstag ist eine modische Erfindung des 20. Jahrhunderts und gründet mitnichten auf uralten Überlieferungen und Erfahrungswissen", sagte das Mitglied im Wissenschaftsrat der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP e.V.). Er habe herausgefunden, dass "Freitag, der 13." erstmals 1950 in dem Zauberbuch "6. und 7. Buch Mosis" erwähnt wurde. "Vor dem Zweiten Weltkrieg kannte man diese Vorstellung überhaupt nicht."

Der Glauben, dass einzelne Tage mehr Glück oder Unglück bringen als andere, geht wahrscheinlich auf das Phänomen der "verworfenen Tage" zurück. Dies waren Tage, die besonders viel Unheil bringen sollten. "Sie werden in zahlreichen mittelalterlichen Handschriften erwähnt und wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein überliefert", erläutert Cantauw.

Napoleon mied freitags Schlachten

An das freitägliche Unglück sollen auch berühmte Staatsmänner geglaubt haben. So habe Napoleon an einem Freitag keine Schlacht geschlagen. Bismarck habe freitags keine Verträge geschlossen.
Allerdings verteilen sich Glück und Pech je nach Tradition und Region unterschiedlich über den Kalender. Im nördlichen Deutschland habe ein Freitag noch um 1930 als Glückstag gegolten, der sich besonders zum Heiraten eignete, erzählt die Volkskundlerin. Im mittleren und südlichen Deutschland habe man dem Tag dagegen eher eine Unglück verheißende Wirkung zugeschrieben.

Ähnlich diffus verhält es sich mit dem magischen Potenzial der 13. In Japan gilt die Zahl als Glückzahl, im Judentum sogar als Symbol Gottes. Andererseits setzt sich die Zahl 13 über die Zahl 12 hinweg, die in der abendländischen Geschichte eine besondere Prominenz hat. Es gibt zwölf Monate, zwölf Apostel, zwölf Tierkreiszeichen und das Zwölf-Götter-Regiment der Griechen und Römer.

Abbruch der Apollo-13-Mission

Wer an die Unglückzahl 13 glauben will, wird auch in der jüngeren Geschichte fündig. So war die Mission Apollo 13 die einzige des amerikanischen Raumfahrtprogramms, die vorzeitig abgebrochen werden musste. Die Rakete mit dem Apollo-Raumschiff war um 13.13 Uhr Houstoner Zeit gestartet - ein Sauerstofftank war explodiert.
Seitdem gingen viele Freitage am 13. eines Monats ins Land. Doch die Qualität des 13. als Pechtag konnte statistisch nicht belegt werden. Jüngst stellte die Techniker-Krankenkasse mit Blick auf Unfallstatistiken der vergangenen Jahre fest, dass ein Freitag, der 13. für ihre Versicherten nicht gefährlicher war als andere Tage.
Einer Allensbach-Umfrage zufolge will jeder Zehnte in Deutschland nicht ausschließen, dass besonders Freitage Unglück bringen. Jeder Vierte achtet auf die Zahl 13. Das sind elf Prozent mehr als noch im Jahr 1970. Manche Menschen glauben so fest an unheilvolle Daten und Zahlen, dass sie sich an Tagen wie dem 13. Juli nicht aus dem Haus trauen. Sie müssen psychologisch behandelt werden.

Kampagne fürs Glück

Die Feuerwehr- und Schornsteinfegerverbände nutzen derweil die Aufmerksamkeit für das vermeintlich unheilvolle Datum, um für ihre Kampagne "Rauchmelder retten Leben" zu werben. Das Motto ihres bundesweiten Aktionstages lautet: "Freitag der 13. wird Ihr Glückstag, wenn Sie heute Rauchmelder installieren."

Mit Material von dpa und epd



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