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Gaddafi - eine Einschätzung


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2 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Gaddafi - eine Einschätzung






von Daniel Pipes
National Review Online
30. August 2011

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Englischer Originaltext: Assessing Qaddafi
Übersetzung: H. Eiteneier



Der dienstälteste Staatschef der Welt, Mu'ammar al-Qadhdhafi (so die korrekte Transliteration seines Namens) wäre am 1. September genau 42 Jahre der Herrscher Libyens gewesen. Während er die Bühne verlässt, verdient seine erbärmliche Herrschaft eine Einschätzung.


Bei seiner Machtübernahme war Gaddafi eine der gut attraktivsten öffentlichen Personen.

Gaddafi übernahm die Macht im Alter von 27 Jahren in der Endphase der Zeit des Gamal Abdel Nasser, des immens einflussreichen panarabischen Führer Ägyptens; er sah sich als Gefolgsmann Nassers, allerdings mit weiter gehenden Ambitionen: Während Nasser von einer einzigen arabischen, sich vom Atlantik bis zum Persischen Golf erstreckenden Nation als Endziel träumte, sah Gaddafi die arabische Einheit als den ersten Schritt zur muslimischen Einheit. Obwohl er damit scheiterte überhaupt eine Einheit irgendeiner Art zu erzielen und seine im Grünen Buch von 1975 ausführlich beschriebene "Dritte Internationale Theorie" sich als völlige Pleite erwies, hatte Gaddafi einen frühen und deutlichen Einfluss auf zwei wichtige Entwicklungen.

Erstens hatte er eine Schlüsselrolle beim Anstieg der Energiepriese, der 1972 begann und sich bis heute fortsetzt. Durch die Herausforderung der Kontrolle der internationalen Ölfirmen über die Erdölproduktion und die Preisgestaltung begann er den Transfer der Macht von Vorstandsälen des Westens in die Paläste des Nahen Ostens. Insbesondere halfen Gaddafi die von ihm eingegangenen Risiken dabei die Vervierfachung des Ölpreises 1973/74 herbeizuführen.

Zweitens trat Gaddafi los, was damals islamisches Wiedererwachen genannt wurde und ebenfalls heute noch weiter geht. In einer Zeit, als niemand sonst so weit war das zu tun, trieb er stolz und provokativ die islamische Sache durch Anwendung von Teilen des islamischen Rechts voran; er rief die Muslime weltweit auf, das auch so zu tun und half allen Muslimen, die in Konflikt mit Nichtmuslimen standen.

Gaddafis lange Herrschaft kann in vier Epochen gegliedert werden. Die erste und bedeutendste (1969-1986) bestand aus frenetischer Aktivität seinerseits, als er sich in Probleme und Konflikte von Nordirland bis zu den Philippinen einmischte. Eine unvollständige Liste beinhaltet, dass er beinahe Jimmy Carters Wahlkampf 1980 lahmlegte, indem er dessen Bruder Billy Geld zahlte; eine politische Union mit Syrien verkündete; dem Iran militärisch gegen den Irak half; Malta wegen Ölerkundungen in umstrittenen Gewässern drohte; die zypriotische Regierung bestach einen libyschen Radiosender im Land zu akzeptieren; Truppen in den südlichen Tschad schickte, um das Land zu kontrollieren und es mit Libyen zu vereinen; und einer muslimischen Gruppe in Nigeria half, deren Gewalttätigkeit mehr als 100 Tote zurückließ.


Symbolisch für den Verfall des Regimes: Gaddafi wurde schließlich zu hässlichsten Person der Öffentlichkeit.

Doch diese Bemühungen führten zu nichts. In einer Einschätzung von 1981 schrieb ich: "Nicht einer der Umsturzversuche Gaddafis hat eine Regierung zu Fall gebracht, nicht eine Rebellenstreitmacht hatte Erfolg, keine Separatisten haben einen neuen Staat gegründet, keine Terrorkampagne hat die Entschlossenheit eines Volkes gebrochen, kein Plan zur Union mit einem anderen Staat ist zu Ende geführt worden und kein Land außer Libyen folgt der "Dritten Theorie". Gaddafi hat Bitternis und Vernichtung geerntet, ohne dass er auch nur eines seiner Ziele erreicht hätte. Mehr Vergeblichkeit ist kaum vorstellbar."

Die erste Epoche endete 1986 mit dem Bombardement durch die USA als Vergeltung für den Bombenanschlag auf eine Diskothek in Berlin; dieser Angriff schien Gaddafis Psyche beeinträchtigt zu haben. Sein rabiates Abenteurertum ließ dramatisch nach, begleitet von einer Hinwendung nach Afrika und der Ambition Massenvernichtungswaffen zu bauen. So wie seine Präsenz auf der Bühne der Welt schrumpfte, wurde er als Spinner abgetan.

Die dritte Epoche begann 2002, als ein gezähmter Gaddafi Entschädigungen für die Rolle Libyens beim Anschlag auf und Absturz eines PanAm-Flugzeugs zahlte und seine atomaren Ambitionen aufgab. Da die Grundsätze seines Regimes bestehen blieben, wurde er in westlichen Ländern zur persona non grata, während der britische Premierminister und der amerikanische Außenminister ihm in Libyen Respekt zollten.

Die vierte und letzte Epoche begann Anfang dieses Jahres mit der Rebellion in Benghazi, als Gaddafi beim Rückzug auf die eindeutige Brutalität seiner frühen Herrschaft zurückgriff und das sorgfältig aufgebaute Image eines Mannes wegwarf, der den internationalen Erwartungen Beachtung schenkt. Da sein Regime auf dem Spiel stand, rückten seine Boshaftigkeit und sein Wahn ins Zentrum. Die Folgen waren verheerend – die Libyer lehnten ihn, seine Familie, sein Regime und sein Vermächtnis in großer Zahl ab.

Nach Jahrzehnten der Unterdrückung und Irreführung stehen die Libyer jetzt vor der Herausforderung dieses faule Vermächtnis loszuwerden. Sie müssen darum kämpfen, sich von Paranoia, Schlechtigkeit und Verzerrung zu befreien. Andrew Solomon vom New Yorker fasst das Problem so zusammen: Die Libyer "mögen sich von Gaddafis Unterschlagungen und Brutalität erholen, aber es wird lange dauern, bis das Falsche im Leben der Großen Sozialistischen Jamahiriya der Libyschen Araber verblasst".

In der Tat.
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#2
Guest_Peter Wiem_*

Guest_Peter Wiem_*
  • Guests
Gaddafi mag eine zweifelhafte und ziemlich erbärmliche Persönlichkeit gewesen sein.
Aber was Macht ist, und wie man sie zementiert, das wusste er genau!

Sowohl der Islam, als auch die Ölpreispolitik waren für ihn nichts als Mittel zum Zweck der Bereicherung und der Machterhaltung.
Mit der Radikalisierung des Islams wurde eine Entwicklung losgetreten, die ihn wahrscheinlich am Schluss selbst überrollt hat.
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#3
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Die mysteriösen Machenschaften des Gaddafi-Clans






Noch kein Jahr ist es her, dass sich der Gaddafi-Clan bester Gesellschaft erfreute. Trotz mehrerer unentschuldbarer Eskapaden, zeigten sich Barack Obama, Nicolas Sarkozy, Tony Blair und Silvio Berlusconi, um nur einige zu nennen, mit dem libyschen Staatsoberhaupt in bester Vertrautheit. Saif Gaddafi, ältester Sohn und designierter Nachfolger Muammars, erfreute sich Einladungen von Jacob und Nat Rothschild. Auch mit dem Mittelmeerstaat Israel schienen die Beziehungen bestens. Immerhin, Muammar Gaddafi ist mütterlicherseits jüdischer Abstammung. Welche Pläne der Langzeitdiktator jedoch schmiedete, auf dass sich die „internationale Gemeinschaft“ gegen ihn erhob, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.


Nachdem Bilder aus Tunesien und Ägypten tatsächlich Hunderttausende von unbewaffneten Demonstranten gezeigt hatten, tauchten im Februar plötzlich Berichte über Revolten in Libyen auf. Im Gegensatz zu den beiden anderen nordafrikanischen Staaten, zeigten die Videoaufnahmen jedoch bewaffnete Kämpfer, die vor laufender Kamera begeistert Salven in die Luft feuerten. Die Vereinten Nationen erteilten im März die fragwürdige Ermächtigung, Libyen aus der Luft zu attackieren. Der bewaffnete Aufstand einer Minderheit wird seit damals als Erhebung des Volkes gegen den Diktator erklärt. Regelmäßige Widersprüche und Ungereimtheiten in der Berichterstattung werden geflissentlich übergangen.

Doch was könnte tatsächlich zur Abkehr von diesem bis vor kurzem so willkommenen Geschäftspartner geführt haben? Die Erinnerung an Treffen mit Staatsoberhäuptern jener Länder, die sich nun aktiv an der Bombardierung Libyens beteiligen, scheinen langsam zu verblassen. Zwar existieren bei Wiki-Commons noch Bilder des libyschen Revolutionsführers mit Putin, Medwedew und dem spanischen Ministerpräsidenten Zapatero, Aufnahmen, die ihn gemeinsam mit Bush, Sarkozy, Berlusconi und Blair zeigen, finden sich jedoch nur mehr bei Google.

Oft ließ sich das Familienoberhaupt vom ältesten Sohn und geplanten Nachfolger Saif al-Islam al-Gaddafi repräsentieren. Ein, kürzlich bei Mail-Online erschienener, Artikel erinnert diesbezüglich an einige sonderbare Zusammenkünfte. Mit dem hochrangigen britischen Politiker Peter Benjamin Mandelsohn pflegte Saif gemeinsam auf die Jagd zu gehen. Auch zu Prinz Andrew, zweitältester Sohn der englischen Königin, unterhielt Saif, dem Artikel zufolge, beste Beziehungen. Sein fast makelloser britischer Akzent sei allgemein gewürdigt worden. Was jedoch seinen Doktortitel von der London School of Economics betrifft, häufen sich die Verdächtigungen, dass dieser nicht auf ehrlichem Wege zustande gekommen sei. Der Direktor des Instituts, Sir Howard Daves, trat im März zurück, nachdem bekannt wurde, dass er eine Spende über anderthalb Millionen Pfund akzeptiert hatte.

Sein eher unislamischer Lebenswandel, wilde Partys sowie einige gewalttätige Ausschreitungen, schienen die britische Gesellschaft jedoch keineswegs gestört zu haben. Im Sommer des Jahres 2008 fanden sich in einer Rothschild-Residenz auf Korfu sowohl Peter Mandelson, der britische „Schattenkanzler“ George Osborne, der dubiose russische Multimilliardär Oleg Deripaska und auch Saif Gaddafi ein. Ist ja auch irgendwie verständlich. Wenn’s um viel Geld geht, lässt sich über kleine Fehler schließlich hinwegsehen. Immerhin investierte Libyen 300 Millionen Dollar in Deripaskas Aluminium-Geschäfte.

Über detaillierte Geschäftsbeziehungen mit dem Haus Rothschild, der legendären Bankiers-Familie, deren weltweiter Einfluss vermutlich weit unterschützt wird, fehlen im besagten Artikel leider nähere Angaben. Auf dieser Ebene lässt man sich auch nicht gerne in die Karten sehen. Erwähnung findet jedoch, dass Saif Gaddafi sowohl bei Jacob als auch bei Nat Rothschild zu Gast war.

Was die jüdische Abstammung der Gaddafis betrifft, erschienen diesbezüglich schon vor Monaten mehrere Meldungen in israelischen Medien. Am 11. März ließ Arutz Sheva die israelische Staatsbürgerin Gita Boaron zu Wort kommen, die sich als Cousine des libyschen Diktators bezeichnete. „Gaddafis Großmutter ist die Schwester meiner Großmutter“, erklärt sie im Detail. Sie konvertierte zum Islam, bevor sie einen Scheich geheiratet hatte. „Er (Gaddafi) ist Jude, nachdem seine Mutter die Tochter einer Jüdin war“, verweist Boaron auf die traditionellen Abstammungsregeln.

Was kann also zur plötzlichen Abkehr von diesem Clan geführt haben, mit dem sich bis vor kurzem so rege Geschäfte betreiben ließen? Waren es seine Bestrebungen, der Afrikanischen Union vorzustehen? Stimmen die Gerüchte, dass er eine afrikanische Währung einführen wollte, durch libysches Gold gedeckt? War der Clan finanzkräftig genug, um das sogenannte Islamic Banking massiv voranzutreiben, ein System, das statt Zins und Zinseszins festgesetzte Gebühren verrechnet? Oder wollte er sich schlicht gegen die, vermutlich geplante, Oberhoheit der saudischen Königsfamilie in der gesamten Region, den Wahabiten, deren langer Arm die muslimische Sekte der Salafin ist, auflehnen? Immerhin, Einfluss von dieser Richtung, teils über die „Muslimische Bruderschaft“, zeichnet sich in allen von Unruhe befallenen Gebieten ab.

Mit Sicherheit verdient der Gaddafi-Clan nicht mehr Sympathien als jede andere Dynastie von skrupellosen Diktatoren, die ihre Position im Lande dazu nützen, im großen Spiel der Mächtigen mitzumischen. Schade ist jedoch, dass die Kriegspropaganda in der westlichen Presse die möglichen Hintergründe weitgehend ignoriert. Es wird einheitlich vorgezogen, einen bewaffneten Stammeskonflikt fälschlich als Volksaufstand zu bezeichnen. Der Tod von Zivilisten durch NATO-Angriffe wird regelmäßig übergangen. Dass Gaddafi die Profite aus dem Ölgeschäft für seine persönlichen Ziele verwendete, der Bevölkerung gleichzeitig aber ein akzeptables Dasein ermöglichte, dabei handelt es sich um eine Tatsache. Unverständlich bleiben diesbezüglich die Sympathiekundgebungen für den bewaffneten Aufstand, für Bomben- und Raketenangriffe durch die NATO, denn unter all dem leidet das Volk wesentlich mehr als unter den obskuren Geschäften des Gaddafi-Clans.
Dass dieses Regime unter dem Druck der „internationalen Gemeinschaft“ über nicht die geringste Überlebenschance verfügt, ist mittlerweile offensichtlich. Was auf die Bürger des Landes, wenn dieses erst einmal in Händen der „internationalen Investoren“ sein wird, noch alles wartet, das wird die Zukunft zeigen. Im Irak denkt man mittlerweile schließlich auch voller Wehmut an die „gute alte Zeit“ unter Saddam Hussein zurück. So wie viele mittlerweile in Armut lebende Russen, seit deren Land im Besitz einer Handvoll von Oligarchen ist, wenig Gutes über Kapitalismus und Demokratie zu sagen haben.

aus:

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