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Markus 01, 35-39


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#1
Guest_Peter Wiem_*

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Das Markusevangelium Teil 1 – Jesus, der Messias

Der Herr rettet durch Vollmacht in Wort und Tat 1,21-1,45

Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus und ging fort an einen einsamen Ort und betete(4178) dort. Und Simon und die, die mit ihm waren, eilten ihm nach; und sie fanden ihn und sagen zu ihm: Alle suchen dich. Und er spricht zu ihnen: Laßt uns anderswohin in die benachbarten Marktflecken gehen, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich ausgegangen. Und er ging und predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die Dämonen aus. Mk 1,35-39

Lex 4178 proseuchomai beten, geloben; von pros [(4156)], zu, und euchomai, wünschen, bitten (vgl. euche [(2152)], Gelübde, Gebet). Im NT ersetzt dieses zusammengesetzte Wort nahezu immer das einfache Verb (euchomai), wenn es ums Gebet geht. Die Vorsilbe pros- beinhaltet die Richtung des Gebets, nämlich zu Gott, auch wenn das nicht ausdrücklich gesagt wird. Es kann ein Gebet um den Erhalt von etw. Gutem oder für jmd., d. h. zugunsten jmd., oder um die Abwendung von Bösem sein (Mt 5,44; 6,5-7.9; 24,20; 26,36.39.41f.44; Lk 1,10; Apg 1,24 u. ö.). Proseuchomai schließt alles ein, was mit der Vorstellung von Gebet verbunden ist: Dank, Bitte, Fürbitte, Lob, Ersuchen Gottes um spezielle Dinge.
Das eigentliche Wort für anbeten, verehren ist allerdings nicht proseuchomai, sondern proskyneo [(4195)], welches ursprünglich bedeutet: sich bücken, kriechen, sich niederwerfen.

Als Mensch war Christus abhängig von der Führung und der Bevollmächtigung durch seinen Vaters.
Deshalb war dieser ”Austausch” und diese ”Ausrichtung” im Gebet mit Gott für Jesus überlebenswichtig.

Gedanken der Bibel über das Gebet im neuen und alten Testament

Ich ermahne nun vor allen Dingen, daß Flehen(1155), Gebete(4177), Fürbitten(1766), Danksagungen(2150) getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 1.Tim 2,1-4

Lex 1155 deesis Bitte oder Gebet um bestimmte Wohltaten. Proseuche [(4177)] ist ein allgemeineres Wort für das Gebet, besonders zu Gott. Deesis kann ein Ersuchen um spezielle Gefälligkeiten von Gott oder jmd. anderem sein, im NT ist es allerdings nur ein an Gott gerichtetes Flehen oder Bitten (Lk 1,13; Röm 10,1; 2Kor 1,11; Eph 6,18; Phil 1,4; 1Tim 2,1; 2Tim 1,3; Hebr 5,7; Jak 5,16; 1Petr 3,12 u. ö.).
Lex 4177 proseuche Gebet, Bitte oder auch Gebetsstätte, Platz, an dem man betet (Apg 16,13.16); von proseuchomai [(4178)], beten, geloben, vgl. dort; in Mt 17,21; 21,13.22; Mk 9,29; 11,17; Lk 6,12; u. ö. Proseuche ist immer ein Gebet zu Gott im Unterschied zu deesis [(1155)], Bitte um bestimmte Wohltaten, die an irgend jemanden gerichtet sein kann und nicht notwendigerweise an Gott gerichtet sein muß.
Lex 1766 enteuxis Bitte, Gebet, Eintreten vor Gott für sich und andere; von entynchano [(1776)], sich an jmd. wenden, vgl. dort; nur in 1Tim 2,1; 4,5.
Lex 2150 eucharistia Danksagung; von eucharisteo danken, vgl. dort. Eucharistia ist die Antwort auf den Empfang eines Gnadengeschenks, das mit dem Bewußtsein, es nicht verdient zu haben, angenommen wird. In Apg 24,3 geht die Danksagung in schmeichlerischer Weise an einen Menschen. Sonst ist mit eucharistia immer der Dank oder die Danksagung an Gott für die von ihm empfangenen Gaben, besonders für die Rettung, aber auch für alle Menschen gemeint (1Kor 14,16; 2Kor 4,15; 9,11f; Eph 5,4; Phil 4,6; Kol 2,7; 4,2; 1Thes 3,9; 1Tim 2,1; 4,3f; Offb 4,9; 12,7). So wurde das Wort Eucharistie in der frühen Christenheit zur Bezeichnung für das Herrenmahl, welches das Gedächtnis an und den höchsten Akt der Danksagung für das größte Geschenk von Gott, das Opfer Jesu Christi enthält. Eucharistia ist die dankbare Anerkennung bereits empfangener Wohltaten im Unterschied zur Bitte für die Zukunft.

Vor allen anderen Dingen in unserem Leben betont die Bibel im neuen Bund die Wichtigkeit des Gebets.
Dabei sind Enteuxis und Eucharistia (Fürbitte und Danksagung) mehr situationsgeprägte Gebete als Deesis und Proseuche.
Deesis betont die Intensität der Gebetsausführung, Proseuche die Eindeutigkeit des Gebetsempfängers.

a) Der Unterschied zwischen dem neuem und altem Testament

Unsere Tüchtigkeit ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. Wenn aber der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben, in Herrlichkeit geschah, so daß die Söhne Israels nicht fest in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, die verging, wie wird nicht vielmehr der Dienst des Geistes in Herrlichkeit bestehen? Denn wenn der Dienst der Verdammnis Herrlichkeit ist, so ist der Dienst der Gerechtigkeit noch viel reicher an Herrlichkeit. Denn in dieser Hinsicht ist sogar das Verherrlichte nicht verherrlicht wegen der überragenden Herrlichkeit. Denn wenn das Vergehende in Herrlichkeit war, wieviel mehr das Bleibende in Herrlichkeit! Da wir nun eine solche Hoffnung haben, so gehen wir mit großer Freimütigkeit vor 2.Kor 3,5b-12

Im alten Bund geht es in erster Linie darum, die Gemeinschaft in Gerechtigkeit zwischen Gott und den Menschen durch dementsprechende Worte und Taten des Menschen so gut wie nur möglich zu gestalten.

Im neuen Bund geht es darum, die durch Jesu Leben und Sterben bestmöglich von Gott her geschenkte Gerechtigkeit praktisch umzusetzen. Logischerweise hat das Reden mit Gott im alten und im neuen Bund einen völlig anderen Charakter, da sich die Gebetsgrundlagen und die Gebetsinhalte total geändert haben.
Im alten Bund regiert der Buchstaben des Gesetzes, im neuen Bund die Kraft des heiligen Geistes, die sich im wesentlichen aus Jesu Gnade, Glaube, Liebe und Hoffnung zusammensetzt.

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, daß er von dem Meinen nimmt und euch verkündigen wird. Joh 16,13-15

Wenn man den neuen Bund mit einem Auto vergleichen würde, dann ist Jesu Glaube der Führerschein, der mir ausgehändigt wird, und der mich legimitiert, ein Auto fahren zu dürfen.
Jesu Liebe ist der Zündschlüssel, Jesu Gnade ist der Kraftstoff und Jesu Hoffnung ist die Strassenkarte und die Wegweiser, die mir auf der Fahrt zu meinem vorgegebenen Ziel die Richtung weisen.

b) Das Gebet im neuen Testament

1.) Der Inhalt unserer Gebete

Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft in den Himmeln und auf Erden benannt wird: er gebe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen; daß der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes. Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken, gemäß der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde und in Christus Jesus auf alle Geschlechter hin von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Eph 3,14-21

Die ganze Fülle Gottes liegt in der Liebe Christi zu uns verborgen.
Beides ermöglicht uns eine Qualität der Gemeinschaft mit Gott, die mit Worten schwer zu beschreiben ist.

Die Gebete im neuen Bund sind in aller Regel von den Eigenschaften aller vier möglichen Gebetsformen (deesis, proseuche, enteuxis, eucharistia) geprägt. Sowohl die Intensität, als auch die eindeutige Zielrictung dieser Gebete plus dem häufigen Vorhandensein von Fürbitte und Danksagung gleichzeitig zeigt, dass die aus dem 1. Timotheusbrief erwähnten vier Gebetsbegriffe oftmals gemeinsam auftreten.
Somit ist im neuen Testament weniger die Gebetsform als solches wichtig, als vielmehr meine innere Einstellung und Einsicht, was das Reden mit Gott anbelangt.

Diese unsere Einstellung und Einsicht unserem himmlischen Vater gegenüber sollen die Substanz unserer Gebete ausmachen. So wie vor allem Paulus, als auch Petrus, Johannes, Jakobus usw. ihr Gottvertrauen in den Gebeten der Bibel in Worte gefasst haben, so dürfen wir das ebenfalls tun.

Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, allezeit, wenn wir für euch beten, da wir von eurem Glauben in Christus Jesus gehört haben und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung, die für euch in den Himmeln aufbewahrt ist. Kol 1,3-5a

Das thematische Schwergewicht aller neutestamentlichen Gebete liegt neben der gebührenden Erweisung der Ehre Gottes in aller Regel bei den Werten Gnade, Glaube, Liebe und Hoffnung.
Durch Jesu Treue uns gegenüber in seinem Leben und Sterben sind seine Liebe zu uns, sein Glaube in uns, und seine Hoffnung durch uns aufgrund seiner Gnade erfahr- und erlebbar.
Diese Qualitäten prägen den Alltag eines jeden Gläubigen oder Heiligen, deshalb sollen sie auch unsere Gebetsinhalte prägen.

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werdet zur Rettung, bereit , in der letzten Zeit geoffenbart zu werden.
Darin jubelt ihr, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, in mancherlei Versuchungen betrübt worden seid, damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer befunden wird als die des vergänglichen Goldes, das durch Feuer erprobt wird, zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi; den ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht, <über den> ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude jubelt; und erlangt ihr das Ziel eures Glaubens: die Rettung der Seelen. 1.Petr 1,3-9

Unser himmlischer Vater ist in grosser Barmherzigkeit, sein Sohn überdies in Gnaden uns zugewandt.
Das Erstere ist die Quelle von Gottes Liebe und Gottes Glaube, das Letztere der Grund, das diese beiden Qualitäten dadurch unsere Hoffnung, unsere Freude, unsere Liebe und unseren Glauben bewirken.

2.) Die Form unserer Gebete

Der hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit starkem(2448) Geschrei und Tränen dem dargebracht, der ihn aus dem Tod erretten kann, und ist um seiner Gottesfurcht willen erhört worden und lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam; Hebr 5,7-8

Lex 2448 ischyros stark, kräftig; das Wort ist abgeleitet von dem Stamm ischy- (vgl. 2449), dessen Wortgruppe die Bedeutung »vermögen, fähig sein, Kraft, Stärke« hat. Ischyros wird absolut, in Verbindung mit Personen und in Verbindung mit Sachen gebraucht (Lk 15,14; 1Kor 4,10; Hebr 5,7 u.ö)
Jesus ging unter anderem an einsame Örter, um, wenn es ”dran” war, sich beim Beten akkustisch nicht zurückhalten zu müssen. Dieses Vorgehen empfiehlt Paulus auch den Männern in der Gemeinde:

Ich will nun, daß die Männer an jedem Ort beten(4718), indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung, ebenso, daß auch Frauen sich in würdiger Haltung mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern mit dem, was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, durch gute Werke. 1.Tim 2,8-10

Lex 4718 synarpazo packen, gewaltsam ergreifen (Lk 8,29;Apg 6,12; 19,29; 27,15;1.Tim 2,8).
Das Reden mit Gott darf und soll ab und zu durchaus zeitlich und praktisch den Rahmen sprengen, der heutzutage gerne um das Gebet gezogen wird (z. B. beim ”Gänsemarschgebet”).
Besonders die Männer sind an dieser Stelle gefordert, dem Reden mit Gott eine ”zupackende” Form zu verleihen. Erinnert sei an dieser Stelle an das Ringen Jakobs mit Gott (1.Mo 32,25-32).
Wie sehr die von Gott geschenkte Einmütigkeit und Freimütigkeit des neuen Bundes Inhalt und Form unser Gebet prägen kann und durchaus auch soll, zeigt das nachfolgende Gebet der ersten Gemeinde:

Als sie aber entlassen waren, kamen sie zu den Ihren und verkündeten alles, was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Sie aber, als sie es hörten, erhoben einmütig Stimme zu Gott und sprachen:
Herrscher, du, der du den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hast und alles, was in ihnen ist; der du durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters, deines Knechtes David, gesagt hast: »Warum tobten die Nationen und sannen Eitles die Völker? Die Könige der Erde standen auf und die Fürsten versammelten sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten.« Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluß vorherbestimmt hat, daß es geschehen sollte.Und nun, Herr, sieh an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, dein Wort mit aller Freimütigkeit zu reden; indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, und daß Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.
Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren: und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit. Apg 4,23-31

c) Das Gebet im alten Testament

Wenn man den alten Bund mit einem Auto vergleichen würde, dann zeigt das Gesetz Mose die Mitfahrbedingungen auf. Gott als Chauffeur dieses Autos achtet darauf, dass die Bedingungen auch eingehalten werden. Alle anderen Dinge, die man benötigt, um mit diesem Auto tatsächlich fortbewegt zu werden, muss man aus diesen Vorschriften heraus kennenzulernen und sich anzueignen versuchen.

Unser Herr ist uns Vorbild im Gebet, was die praktischen Details des Betens anbetrifft In seinen Lehren über das Beten ist die Einbeziehung des Textzusammenhanges, innerhalb dessen Jesus über das Gebet lehrt, zwingend erforderlich.
Da das ”Vaterunser” aus der Bergpredigt kirchlicherseits zu einer Art ”Standartgebet” für die Christenheit aufgewertet wurde, ist es ein Akt der Klugheit, zu untersuchen, ob überhaupt, und wenn ja, wie stark alttestamentliche Werte und Vorgaben dieses Gebet inhaltlich beeinflussen

1.) Die Stellung des "Vaterunsers" im biblischen Gesamtzusammenhang

Matthäus – Evangelium

Die Bergpredigt ist eine Auslegung Jesu den Juden gegenüber, wie eine in Gottes Augen korrekte Erfüllung des Gesetzes Mose auszusehen hat.
Im Laufe dieser Auslegung setzt sich Jesus auch mit den drei ”Frömmigkeitsübungen” dieses Gesetzes auseinander, dem Beten, dem Geben und dem Fasten. Dabei erklärt Er seinen Zuhören , wie Gott sich diese Dinge im alten Bund eigentlich vorgestellt hat, dass sie hätten ausgeübt werden sollen.

Habt acht auf eure Gerechtigkeit(1335), daß ihr ‹sie› nicht vor den Menschen übt, um von ihnen gesehen zu werden! Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist.
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn sie meinen, daß sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.
Betet ihr nun so: Unser Vater, der ‹du bist› in den Himmeln, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden! Unser tägliches Brot gib uns heute; und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben; und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen! - Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt,
so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben. Mt 6,1+5-15

Lex 1335 dikaiosyne Gerechtigkeit. Nach Paulus wird erst im Evangelium von Jesus Christus vollgültig offenbart, was »Gerechtigkeit Gottes« heißt (Röm 1,1-4.16-17). Im Zentrum dieses Evangeliums steht die durch Jesus Christus vollbrachte Erlösung, insbesondere sein Sühnetod für die Sünder (Röm 3,24-25; 5,6-10). Alle anderen Wege zur Gerechtigkeit des Menschen vor Gott schließt das Evangelium aus, insbesondere den Weg, durch Werke bzw. durch die Erfüllung des Gesetzes die Rechtfertigung verdienen zu wollen. Zusammenfassend stellt sich die Gerechtigkeit Gottes als zu Gottes Wesen gehörig dar. Er gewährt sie aus Gnade jedem Glaubenden, damit dieser im Gericht vor ihm bestehen und in zuversichtlicher Freude dem Tag der Ankunft Jesu Christi entgegengehen kann.

Wenn Jesus in der Bergpredigt über die Gerechtigkeit seiner Zuhörer spricht, dann nimmt er das Gesetz Mose als Grundlage seiner Argumentation. Dementsprechend verbindet Jesus die Gerechtigkeit an dieser Stelle weder mit seinem Erlösungswerk, noch dessen Aneignung durch Glauben. Sowohl der Ansatz als auch der Inhalt des "Vaterunsers" ist demzufolge durchgängig alttestamentlich. Eine Lehre, die dieses Gebet als Vorbild und Richtschnur eines Jünger Jesu bezeichnet, muss diese Tatsache berücksichtigen.

b) Lukas - Evangelium

Und es geschah, als er an einem Ort war und betete, da sprach, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte! Er sprach aber zu ihnen:
Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; unser nötiges Brot gib uns täglich; und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig ist; und führe uns nicht in Versuchung. Lk 11,1-4

Hier ist die Antwort Jesu ein Resultat einer ”falsch” gestellten Frage! Wo immer die Menschen zu Jesus kamen, und mit alttestamentlichem Gedankenhintergrund (Werkgerechtigkeit) Fragen nach dem rechten Tun stellten, um Gott auf diese Weise zu gefallen, verwies Jesus die Fragesteller jedesmal auf die Erfüllung des Gesetzes.
Erstaunlicherweise wird diese Frage von seinen Jüngern gestellt, die zu diesem Zeitpunkt mehr als zwei Jahre bereits mit Jesus zusammen waren und Jesu Gebetsleben kannten.
Hier wollten sie, wie die Jünger des Johannes, eine Art ”Patentrezept” für das Gebet von Jesus haben. Prompt verweist sie Jesus auf die Bergpredigt, welche die Jünger viel früher schon einmal gehört hatten. Die Frage nach dem richtigen Beten wurde von den Jüngern daraufhin nie mehr gestellt - sie hatten begriffen, das das Beten kein Ritual darstellt, sondern zuallererst eine ganz persönliche Angelegenheit als Resultat der eigenen inneren Stellung vor Gott ist.

2) Der Inhalt des "Vaterunsers" im Lichte des neuen Testamentes:

Unser Vater, der ‹du bist› in den Himmeln,

Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba(4), Vater! Röm 8,15
Lex 4 abba Papa, Vater; Wort, das die vertrauensvolle Anrede eines Kleinkindes seinem Vater gegenüber wiedergibt


geheiligt werde dein Name;

Gerechter Vater! - Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen. Joh 17,25-26

Jesus hat uns mit der Persönlichkeit des Vaters vertraut gemacht in einer Art und Weise, die den Vater als Masstab aller Herrlichkeit, Ehre und Liebe gleichzeitig ausweist.
Deshalb ist im neuen Bund das Erkennen und Bekennen der Person, des Namens und der Erlösung Jesu Christi der Lebensstil und die Handlung, die den Namen des Vaters heiligt (Joh 14,6).

dein Reich komme;

er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe. Kol 1,13
Das Reich Gottes ist: Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. Röm 14,17

dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!

Er hat uns ja das Geheimnis seines Willens zu erkennen gegeben nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgenommen hat in ihm für die Verwaltung der Erfüllung der Zeiten: alles zusammenzufassen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist - in ihm. Eph 1,9-10
Alle wichtigen Dinge sind durch die Erlösung Christi Jesu geregelt - aufgrund des geschehenen Willens des Vaters.

Unser tägliches Brot gib uns heute;

Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten. Joh 6,35

Auch hier verschiebt sich im neuen Bund die Gewichtung: Jesus warnt davor, den Dingen des täglichen Lebens zuviel und den göttlichen Dingen zuwenig Aufmerksamkeit zu schenken:
Wirket nicht ‹für› die Speise, die vergeht, sondern ‹für› die Speise, die da bleibt ins ewige Leben, die der Sohn des Menschen euch geben wird (Joh 6,27)!

und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben;

In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen (Schulden!), nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich gegeben hat in aller Weisheit und Einsicht. Eph 1,7-8

Unsere Schulden sind vom Vater ans Kreuz Jesu genagelt (Kol 2,14).
Die Vergebung wird allerdings unwirksam, wenn wir nicht vergeben.

und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen!

Nach Kol 1,13 ist unsere Errettung bereits vollzogen, wir müssen sie lediglich im Glauben an unseren Erlöser Jesus Christus als bereits geschehene Tatsache annehmen. Dadurch hat auch die Versuchung oder Anfechtung nunmehr den Charakter einer Bewährung im Glauben und ist laut Jak 1,2 Grund zur Freude.

3.) Der Stellenwert des "Vaterunsers" für einen Jünger Jesu

Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertrifft, so werdet ihr keinesfalls in das Reich der Himmel hineinkommen. Mt 5,20

Dieser Vers beinhaltet den Hauptgedanken der Bergpredigt. Darin präzisiert Jesus die Gerechtigkeit aus dem Gesetz dahingehend, dass sie diejenige der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertreffen muss.
Indirekt erteilt Jesus damit den Gerechtigkeitsbemühungen dieser Leute eine glatte Absage!
Die damaligen anerkannten "Frömmigkeitsübungen", nämlich Geben, Beten und Fasten legt Jesus im Hinblick auf diese Gesetzesgerechtigkeit aus. Das "Vaterunser" ist also eine Art Richtschnur für einen Menschen, der sich um die Gerechtigkeit durch die Erfüllung des alttestamentlichen Gesetzes bemüht.

Dieses Gebet im neuen Bund inhaltlich zum Masstab für einen Jünger Jesu zu machen ist unweise, weil es die Erlösung und damit die Rechtfertigung aus Glauben Christi ausklammert:
da wir wissen, daß der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu, haben wir auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus dem Glauben Christi gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird. Gal 2,16
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