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Der lächelnde Ersatzgott im modernen Deutschland


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2 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Der lächelnde Ersatzgott im modernen Deutschland



24.07.2007

Nun hat es Deutschland wieder gepackt. Es wäre auch zu öde gewesen, wenn in Zeiten der lahmen, uninteressanten großen Koalition und der ausdiskutierten Weltuntergangsstimmung nicht immer wieder verheißungsvolle, extraordinäre und vor allem charismatische Führer auftauchen würden, die das Interesse des medial überfütterten Publikums wecken könnten. Unser deutscher Papst jedoch ist mittlerweile auch verbraucht. Zu dogmatisch, zu weit weg, zu ewig gestrig. Da hilft auch die Benedikt-Bibel der Bild nichts. Wirklich lange waren wir nicht Papst.

Da passt es dem postmodernen Individuum recht gut, dass der Dalai Lama Deutschland mal wieder mit einem Besuch unsicher macht und so ein wenig Unterhaltung ins beginnende Sommerloch bringt. Dieser fröhliche gute Opa mit seiner erbaulichen Religion zum Selberbasteln war schon immer sehr beliebt. Und jetzt propagiert er auch noch einen buddhistischen Gender-Mainstream-Verschnitt. "Grandios!" möchte man denken.

Und nein, nicht nur Esoteriker und Sektierer freuen sich. Auch die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen scheint hell auf begeistert zu sein. Als Belohnung wurde ihr dann auch gleich ein buddhistischer Schal durch den Dalai Lama höchstpersönlich umgelegt. Welch eine Ehre. Man erinnert sich auch gleich dankbar an die wunderbar inszenierte Selbstdarstellung des buddhistischen Oberhauptes auf dem ökumenischen Kirchentag 2003 mit minutenlangen Applaus.

Resümierend werden die gewollten oder ungewollten Nebeneffekte jedoch gern übersehen: Die klare Botschaft des Evangeliums Jesu Christi wird eingetauscht in eine weltmännische (oder weltfräuliche?), multireligiöse Gleichmacherei, die Verfolgung von Christen durch Buddhisten, wie im Königreich Bhutan, wird unter den Tisch gekehrt und der weiteren Verbreitung der buddhistischen Religion (oder Elementen derselben) Tür und Tor geöffnet. Ob dies im Sinne von Bischöfin Jepsen ist? Man hofft es nicht.
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#2
Rolf

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Jesus und der Dalai Lama: Zwei Götter in Hamburg






Von Rolf Krüger

23.07.2007

Ein Popstar in Hamburg. Ein Popstar im Stadion. Nicht Madonna. Nicht Ricky Martin. Keiner der die Arme hebt, wenn der Applaus anbrandet. Einer, der sich still verbeugt vor seinem Publikum. Keiner der singt. Einer der redet. Leise – und die Menschen lauschen gebannt. Stundenlang. Mitten in unserer lauten Zeit.

Er ist gekommen. Und Zehntausende pilgern zu ihm. „Eine Gottheit zum Anfassen“, titelt der Spiegel. Ein sanfter Gott, ein freundlicher, ein demütiger. Die Menschen haben genug von Geltungssucht und Selbstdarstellung. Genug von Popstars, die sich bejubeln lassen und dann das Geld der Jubelnden verprassen. Genug von Politikern, die versprechen und nicht halten. Genug von Eltern, die schreien, schlagen und versagen.

Ein Gott mit Aura. Makellos und doch ehrlich ob seiner Fehlbarkeit. Ein Gott, der leidet, der hadert, der zweifelt. Keiner, der Gebote aufstellt. Sondern einer, der zu Nächstenliebe und Vergebung aufruft. Ein lächelnder Gott. Ein Gott, den man fragen darf. Und der antwortet – persönlich, konkret und alles, nur nicht überheblich.

Natürlich – es geht um den Dalai Lama. Den Gottkönig aus Tibet. Den stets lächelnden Mönch aus den steilen Bergen, aus dem fernen Land, aus der faszinierenden, weil fremden Kultur. Er kommt an im säkularisierten und sehnsüchtigen Deutschland. Wir Christen stehen giftig daneben und neiden dem kleinen Mann mit der lustigen Lache den Erfolg.

Besonders, weil er eigentlich so ist wie unser eigener Protagonist, weil er das sagt, was wir sagen wollen und sich so verhält, wie man es von uns erwartet. Aber wir versagen. Wir streiten uns. Wir sähen Ressentiments. Wir schaffen es nicht, das Evangelium, so gut es doch ist, vom negativen Besatz zu befreien. Jesu Erlösung, verabreicht durch unsere Hand, mundet bitter - wie sehr auch immer wir uns bemühen. Die des Mönchs aus Tibet schmeckt süß – und das scheinbar mühelos.

Aber darf ich einmal mit dem Feuer spielen? Wenn wir uns zweitausend Jahre zurück versetzten in die Wüstenlandschaft Israels und unsere Eingangsszene in das römisch besetzte Palästina transferierten – wäre der Auftritt unseres Helden dann so gänzlich anders?

Wäre nicht die Kulisse ähnlich? Könnten wir nicht genau dieselben Worte benutzen? Vom Gott zum Anfassen, der sich nicht im Jubel suhlt, sondern demütig ist, leise – und die Menschen lauschen gebannt? Mitten in dieser derben Welt, in der es nur ums Überleben geht? Die Leute hatten doch genug von Regenten, die sich nur um ihr eigenes Wohl kümmerten, von Geistlichen, die den Glauben knebelten, von Arbeitgebern, die ihre Mitarbeiter ungerecht behandelten.

Da zog einer die Massen an, der anders ist. Der von Demut redet und sie auch lebt. Der keine Gebote aufstellt, sondern sagt: Was ich euch auferlege ist leicht! Der von Nächstenliebe und Vergebung predigt. Ein lächelnder Gott. Einer, den man fragen darf – und der antwortet: persönlich, konkret und alles, nur nicht überheblich.

Darf man den Dalai Lama mit Jesus vergleichen, ohne von seinen christlichen Mitgeschwistern gesteinigt zu werden? Darf man darauf hinweisen, dass wir viele Dinge vom Dalai Lama lernen können? Demut. Sanftheit. Langsamkeit zum Reden, zum Zorn? Gelassenheit? Die Fähigkeit, unsere Botschaft so zu vermitteln, dass sie die Menschen fasziniert – so wie vor 2000 Jahren?

Ja, man darf. Man könnte diese Dinge freilich auch von Jesus lernen – aber dessen Auftritt ist weit weg, und was vor Augen ist, berührt mehr als das, was im Kopf verweilt. Jesus hat stets den Menschen respektiert und das bereits erreichte honoriert, bevor er ihm die Hand gab, um seinen Weg zu korrigieren. Und die ersten Christen haben wie Paulus auf dem Aeropag die Gelegenheiten genutzt, die sich boten. Um Evangelium zu verkünden, um Gemeinde zu bauen.

Vergleichen dürfen wir, lernen dürfen wir. Wichtig ist freilich, den Dalai Lama nicht mit Jesus zu verwechseln: Beide hätten sich gut miteinander verstanden, aber Jesus hätte gewusst und gesagt, wo der sanfte Buddhist seine blinden Flecken hat. Wo er auf Allgemeinplätzen verharrt statt klare Worte zu finden, wenn sie notwendig sind. Wo er -statt echte Hoffnung geben zu können- nur die trostlose Reinkarnationsidee zu bieten hat. Wo am Ende beim Mönch aus Tibet eben doch nur der göttliche Glanz bleibt, wo Jesus tatsächlich Gott ist, Schöpfer der Welt, Allmächtiger, Ewiger.

Die Medienberichte aus Hamburg können uns ein Stück miterleben lassen, wie es damals am Ufer des Sees Genezareth gewesen sein muss. Aber Hamburg ist nur ein Schattenspiel. Wir dürfen nicht vergessen: Der Dalai Lama fasziniert uns aufgrund seiner Fremdheit. Jesus war einer vom Volk und beeindruckte trotzdem. Dahinter steckt etwas ganz anderes. Etwas, was wir dem Dalai Lama nur wünschen können zu erfahren. Aber etwas, was jeder Christ ihm bereits voraus hat: Das Wissen um die Liebe des Schöpfers und das Vertrauen auf unsere bereits vollendete Erlösung.

Lasst uns das den Menschen im Hamburger Stadion sagen, statt den Dalai Lama zu richten. Denn auch er ist nur ein erlösungsbedürftiger Mensch. Und immerhin ist er sich dieses Punktes bewusst.
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#3
Rolf

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DALAI-LAMA-MANIE



"Vielleicht sind Buddhisten die besseren Christen"


Von Erich Follath

Zehntausende sind in dieser Woche nach Hamburg gepilgert, um den Dalai Lama zu sehen und zu hören - für viele "ein spiritueller Sechser im Lotto". Schon zu Lebzeiten konnten die Fans des sanftmütigen Tibeters drei Inkarnationen des 14. Dalai Lama erleben.


Hamburg - Drei von 30.000, die in diesen Tagen nach Hamburg zum Dalai Lama gepilgert sind: Claudia aus dem Umfeld der Yogacara-Meditationsstätte in Neckarbischofsheim und buddhistisch vorgeprägt, nennt die Vorträge des tibetischen Religionsführers "einen spirituellen Sechser im Lotto". Der Gottkönig fasziniert und inspiriert sie, "weil er der Welt Sanftmut predigt und vorlebt".

Auch Ingrid, Lehrerin aus Lübeck und auf der Suche nach der "richtigen" Religion, hat glänzende Augen: "Genauso hab ich ihn mir vorgestellt, spontan auf Menschen zugehend, herzlich, voller Wärme. Er hat ausdrücklich gesagt, wir sollten uns seinetwegen nicht gleich vom Christentum abwenden, sondern uns prüfen, er wolle uns nicht bekehren."

Und Christoph, gelegentlicher Kirchgänger und bisher in Kiel eher evangelisch geprägt, wagt einen ketzerischen Gedanken: "So friedfertig sich der Dalai Lama gibt, so freundlich und unaggressiv seine Anhänger hier auftreten - vielleicht sind Buddhisten inzwischen die besseren Christen."

Da widerspricht ein anderer Herr vehement. Er verteilt vor dem Tennisstadion am Rothenbaum, das von den Fernost-Gläubigen zum Zentrum für Meditation umfunktioniert wurde - zum Zennis-Stadium sozusagen - Broschüren eines "Christlichen Schriftendiensts". Darin wird der Buddhismus als im wahrsten Sinn gottlos niedergemacht und es wird aus dem Johannes-Evangelium der Christus-Satz zitiert: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben."

Bischof kritisiert Buddhismus

Bei einer vom SPIEGEL Anfang Juli in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage entschied sich allerdings eine Mehrheit für den Dalai Lama als Vorbild, der deutsche Papst und Stellvertreter Christi auf Erden war bei den Deutschen überraschenderweise etwas weniger populär; auch in Sachen "friedfertige Religion" landete der Buddhismus auf Platz eins.

Wie sehr sich die katholische Kirche im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit weiß - und wie empfindlich sie auf die Dalai-Lama-Begeisterung reagiert -, zeigt auch eine anlässlich des Besuchs veröffentlichte Pressemitteilung des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick: Er schreibt dem Christentum "einen Mehrwert gegenüber dem Buddhismus zu" (so die Katholische Nachrichtenagentur). Das Christentum biete alles, was die Menschen an der fernöstlichen Religion schätzten, gehe aber durch den "persönlichen Vatergott" darüber hinaus. Außerdem fehle dem Buddhismus der Einsatz für das Gemeinwohl, befand der Erzbischof sehr pauschal.

Der Dalai Lama, der heute seinen Hamburg-Besuch abschließt und morgen in Freiburg noch einen "Friedens-Stupa" einweiht sowie eine Grundsatzrede hält, möchte das nicht kommentieren. Er betont stets das Verbindende, das Ethische der Religionen, ohne die Unterschiede verwischen zu wollen. Für seine Anhänger ist die Sache sowieso klar: Da sprach wieder einmal eine anmaßende Institution, die weltweit missionierende Amtskirche - wie angenehm dagegen die Lehre des Buddha, die zum Ausprobieren einlädt und zum kritischen Ausprobieren ermuntert, in einer Welt ohne Schöpfer, ohne Erbsünde, ohne Seele. Und mit einem Kreislauf von Wiedergeburten, den man durch gute Taten und Gedanken zumindest positiv beeinflussen kann, bevor dann dem Erleuchteten das Verlöschen winkt, das Nirwana.

Der dreifaltige Dalai

Drei Versionen, drei verschiedene "Inkarnationen" des Dalai Lama haben die Hamburger in diesen Tagen kennen gelernt: den privaten, den spirituellen, den politischen. Der Private gab sich locker und einnehmend, erzählte von seinem gelegentlichen Jähzorn, und davon, dass Frauen die "besseren Menschen" seien, jedenfalls meist. Er bekannte, dass auch ihm das Studium komplizierter buddhistischer Texte gelegentlich Kopfzerbrechen bereite. Und wie immer, wenn sich Verlegenheit auszubreiten drohte, lachte er sie mit seinem charakteristischen, dröhnenden Nikolaus-Lachen weg.

Der Spirituelle betonte seinen Wunsch, die Frauen auch im Klosterleben des tibetischen Buddhismus gleichzustellen und sie wie die Männer zur Ordinierung zuzulassen. Ferner unterstrich er immer wieder das "Recht auf Glück", die "Notwendigkeit des Mitgefühls" - allgemein gehaltene Floskeln, die nirgendwo aneckten und für Nicht-Buddhisten seltsam oberflächlich wirkten. Anders bei den ausführlichen Text-Exegesen: Da zeigte sich, wie kompliziert und auch wie dogmatisch der "echte" gegenüber dem nur "gefühlten" Buddhismus sein kann. Wie seltsam mystisch etwa in seinem Festhalten an grausam-düstere Schutzgottheiten, an Orakel- und Würfelweisheiten, bei gleichzeitiger Betonung der Wissenschaft. Mal M.I.T., mal Mittelalter.

Der Gott zum Anfassen

Der Politische verblüffte mit einer - für einen privaten Besuch - überraschend deutlichen Verurteilung der Volksrepublik China und ihrer Politik in der "Autonomen Region Tibet". Er setzte allerdings beschwichtigend hinzu, zum "Mittelweg" der Gewaltlosigkeit sehe er keine Alternative. Fast naiv mutete seine Überzeugung an, dass man böse Absichten bei Politikern generell ausschließen und Terroristen mit Nächstenliebe zur Aufgabe bewegen könnte.

Der Dalai Lama von Hamburg: Er hat in Nuancen überrascht, im Prinzip aber das getan, was er immer tut, er erfüllte Erwartungshaltungen. Seine drei Versionen des Privaten, Spirituellen, Politischen sind drei Seiten einer einzigen Pyramide, Ausdruck einer Gesamt-Persönlichkeit. Diese Persönlichkeit will zum Denken anregen, zum Weltfrieden beitragen, zum Glück jedes Einzelnen beisteuern - bei einigen seiner Vorträge auch auf die Gefahr hin, sich im Ungefähren zu verlieren. "Ich bin für Sie immer das, was Sie wollen, das ich bin", hat er in einem Interview einmal gesagt. Manche wünschen sich, er wäre mehr.

Ein Überirdischer? Nein, sagt der Dalai Lama über sich selbst in einem Anflug von Koketterie, nur ein einfacher Mönch wolle er sein. Und doch ist er für viele seiner Anhänger etwas ganz anderes: ein Gott zum Anfassen, ein spiritueller Superstar unserer Zeit. Wo andere Religionen einen Verkünder haben, ist er ein Vermittler. Und für die anderen, die Skeptiker, die Neugierigen, ist er ein fehlbarer, aber ein vorbildlicher Mensch. Ein weiser Clown.

Tibetischer Gottkönig, Friedensnobelpreisträger, spiritueller Superstar - wer ist der Mensch hinter dem Klischee des Dalai Lama? Lesen Sie mehr zum Thema in dem eben erschienenen Buch "Das Vermächtnis des Dalai Lama" von SPIEGEL-Reporter Erich Follath.




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