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Der Doppelkern - Ehe und Familie aus christlicher Sicht


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Rolf

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Der Doppelkern - Ehe und Familie aus christlicher Sicht






Stabilität für die Gesellschaft, Freiheit für den Einzelnen /
Was die Ehe zusammenhält: Intimität und Kommunikation /
Vaterrolle, Mutterrolle / Hauskirche und Erziehung /
Die Liebe als Quelle und Ziel



Von Jürgen Liminski


Teil 1

Das Ja vor dem Traualtar hat zwei Komponenten, eine in terne und eine externe, man könnte auch sagen eine öffentliche und eine private. Denn der Ehebund ist ein öffentlich geschlossener Konsens zwe= ier Privatpersonen – ein Mann und eine Frau, spezifizieren der Katechismus und auch der Codex Canonicus. Beide Komponenten sind konstitutiv und untrennbar miteinander verwoben. Das Wort Liebe kommt übri­gens bei den Absätzen des Katechismus über den Ehekonsens (1625 ff.) nicht vor. Liebe ist aber indirekt vorhanden, weil wie Augustinus und Thomas von Aquin schon bemerkten, die Liebe der erste Willensakt überhaupt sei(1). Das Ja als Ausdruck des Willens zu diesem Bund ist mithin ein Ja zur Liebe. „Der Konsens muß ein Willensakt jedes der beiden Vertragspartner sein, und frei von Zwang oder schwerer Furcht, die von außen eingeflösst wird.“ heißt es in Punkt 1628 des Katechismus und weiter: „Keine menschliche Gewalt kann den Konsens ersetzen. Falls diese Freiheit fehlt, ist die Ehe ungültig“.

Ehe im Wandel der Geschichte

Das war zwar immer so, wurde aber nicht immer so gehan= dhabt. Die Liebesheirat als ein „personal freier Akt, in dem sich die Eheleute gegenseitig schenken und annehmen“ (GS, 48,1), ist relativ jungen Datums. Zur Zeit Luthers war die Ehe ein Mittel sozialer Kontrolle und ihr Zustandekommen meist von ökonomischen Erwägungen geleitet. Liebe als Ehemotiv schied weitgehend aus, wie Anette Völker-Rasor schon vor mehr als zehn Jahren oder Stephanie Coontz mit neuerem Datum nachwiesen (2). Die öffentlichexterne Komponente des Ja, das soziale Element überwog. Die Liebesheirat begann Platz zu greifen in den letzten zwei Jahrhunderten mit der Auf­lösung des Ständestaates, mit dem sozioökonomischen Wandel, der den Arbeits­platz von der Familie, oft auch vom Familienort entfernte und entfremdete, mit dem Aufkommen individualistisch geprägter Lebensformen und emanzipatorischer Bewegungen. Zur Zeit eines Adam Smith etwa war es jungen Frauen verboten, an den Universitäten zu studieren, seit dem Wintersemester 1996/97 immatrikulieren sich in Deutschland mehr Frauen als Männer. Universitäten und Fachhochschulen sind heute die Heiratsmärkte par excellence. Die persönliche und private Beziehung, die emo­tionale und sexuelle Wünsche erfüllen soll, wurde zum Hauptmotiv der Ehe, der Individualismus als Form der internen Komponente löste die vorwiegend wirtschaftl ich-soziale Motivation, die Zweckgemeinschaft ab.

Die Liebesheirat ist in unserer Zeit mit der Auflösung klassischer sozialer Milieus die Norm. Die Ehe gilt als letzte Zuflucht der Innerlichkeit und Intimität. Diese Entwicklung der Ehe entspricht auch der Entwicklung der Familie. Auch die Familie hat im Lauf der letzten zwei Jahrhunderte, also seit der Industrialisierung und der entste­henden Sozialgesetzgebung mehr und mehr die Aufgaben der wirtschaftlichen Erhaltung, der Daseinsvorsorge bei Krankheit, Invalidität, Alter usw. verloren oder an den Staat abgegeben und sich zunehmend auf die Funktionen der Zeugung des Nachwuchses, seiner Sozialisation und auf die Pflege der innerfamiliär en Intim- und Gefühlsbeziehungen beschränkt. Aber ihre Kernkompetenz hat sie noch nicht aufgegeben. Diese Kompetenz ist die Pflege und die Stabilität der emotionalen Befindlichkeit (3) und analog verlief die Entwicklung bei der Ehe. Gerade die Parallel-Ent­wicklung zeigt, wie wesenhaft Ehe und Familie miteinander verbunden sind und des­halb ist e= ine Scheidung oft mehr als eine Trennung. Sie ist eine emotionale Katastro­phe für die Partner wie für die Kinder. „Die Familie verfügt über große schöpferische Kräfte“, schreibt der amerikanische Soziologe Robin Skynner, „zerfällt sie, wächst ihr ein ähnlich großes Potential an Zerstörungskraft zu" (4). Deshalb blendet eine Scheidung oft mehr aus als nur eine gemeinsame Vergangenheit. Sie kann seelisch verstümmeln. Sie kann den Sinn für Gemeinschaft und Treue im Kern spalten, Ver­= lustängste durch Erziehung „vererben“ oder Lebensenergien zerstörerisch zur Explo­sion bringen.

Man könnte den Pendelausschlag zum Individualismu= s als Zeiterscheinung abtun. Aber im Fall von Ehe und Familie hat er eine gesellschaftliche Relevanz. Zunächst: Die IchGesellschaft – ein soziologischer Begriff – , ist in allen Ländern Europas eine dominierende Größe, überall boomt der Single-Markt, klettern die Wachstumskurven von Tiefkühlfirmen und – produkten stetig nach o= ben (5), steigen die Scheidungszahlen (bis 2004) oder stagnieren im Vergleich zur Zahl der Eheschließungen auf hohem Niveau (von 1000 bestehenden Ehen sind im Jahr 2006 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 10,39 Ehen aufgelöst worden) (6), nimmt die Zahl der außerehelichen Kinder rasant zu. Mittlerweile wird in Frankreich fast jedes zweite Kind außerhalb einer Ehe geboren. Im sogenannten Musterland Schweden sind es 55 Prozent und im Osten Deutsch­lands sind es rund 45 Prozent der Kinder, im Westen etwa 15 Pro= zent (7). Hinzu kommt noch, als Ergebnis einer seit ein paar Jahrzehnten geführten Debatte, die Re­lativierung der Ehe durch gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Im eher konservativen und analytischen amerika­nischen Wochenblatt Weekly Standard folgert Stanley Kurt aus diesen Tendenzen berei= ts im Jahr 2004 (2.Februar): „Die Ehe stirbt langsam aus in Skandinavien, die Mehrheit der Kinder in Schweden und Norwegen werden außerhalb der= Ehe geboren und in Dänemark sind die Eltern von sechzig Prozent der erstgeborenen Kinder nicht verheiratet. Es ist = kein Zufall, dass in diesen Ländern seit mehr als einer Dekade die Homo-Ehe hofiert und debattiert wird. Gleichgeschlechtliche Paare gehören zum Alltag und haben den in Skandinavien bereits vorherrschenden Trend bestärkt, Ehe und Elternschaft zu tren­nen. Das nordische Familienmuster – inklusive die gleichgeschlechtliche Partner­scha= ft – breitet sich über ganz Europa aus. Und wenn man es aus der Nähe betrach­tet, dann kann man eine Antwort auf eine Schlüsselfrage finden, die hinter der De­batte um die Homo-Ehe ste= ht: Können diese Partnerschaften das Institut der Ehe aushöhlen oder = ihm schaden? Die Antwort ist: Sie tun es bereits“.

Aber es gilt auch: Auch in Deutschland steigt zwar die= Zahl der ohne Trauschein lebenden Paare kontinuierlich; vor zwanzig Jahren waren= es in Deutschland 5,8 Pro­zent aller Paare, heute sind es knapp doppelt so viel. Aber daraus lässt sich kein Ende der Ehe ableiten, wie etliche Medien das eilfertig tun. Der Mikrozensus in Deutschland (2006) sagt auch: = Fast neun von zehn Paaren leben in ehelicher Gemeinschaft. Der Anstieg der nichtehelichen Partnerschaften verläuft also recht langsam. Das gilt a= uch für Frankreich, auch dort steigen die Zahlen der nichtehelichen Partnerschaften langsamer als früher, signifikant war der Anstieg R= 11; übrigens wie in Deutschland – in den siebziger und achtziger Jah= ren des vergangenen Jahrhunderts vor allem bei jün­geren Paaren. Es wäre verfehlt zu glauben, dass die hohen Scheidungszahlen zu einer generellen Entwertung der Ehe führten. Im Gegenteil. Sie machen die Ehe für die Ehepartner nur noch attraktiver, weil man bewusster diesen Bund eingeht. Dem entspricht, dass seit 2005 die Scheidungszahlen stagnieren ode= r rückläufig sind. Hinzu kommt der Abbau sozialstaatlicher Sicherungssysteme, eine Unsicherheit, die den Wert vo= n Ehe und Familie als privates Sicherungssystem steigert. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, was Benedikt XVI in seinem Jesus-Buch so formuliert: „Die Familie ist der Kern aller Sozialordnung“ (8) und die Ehe als Voraussetzung für stabile Familien ist der Kern des Kerns. Dieser Doppelkern gibt der Gesellschaft Halt.

Ehe und Familie als kulturelles Kapital

Ehe und Familie schaffen die Voraussetzungen, die der = Staat nicht schaffen kann, von denen er aber lebt (Böckenförde). Zum Beispiel der Sinn für Solidarität und Nächstenliebe. Das ist einer der Gründe, warum das Grund­gesetz in Artikel 6 Ehe und Fami= lie unter den besonderen Schutz des Staates stellt (9). Es sind eben nicht nur Gründe, die sich auf eine „abendländische Gesinnung“ = beru­fen. Die Ehe nutzt dem Staat. Stabile Beziehungen senken die Risiken von Armut u= nd Krankheit und erhöhen die Lebenserwartung und Lebenszufriedenheit (10). Das kommt nicht nur den Partnern, sondern auch der Allgemeinheit zugute. Di= ese soge­nannten positiven externen Effekte sind empirisch in zahlreichen Studien nachgewie­sen, weshalb Fachleute bei der Ehe auch von einem „kulturellen Kapital“ (11) sprechen. Dieses Kapital ist auch gesellschaftspolitisch bedeutsam. Es stärkt die Sozialsysteme und die Wirtschaft. In Zeiten instabiler Renten und ande­rer wachsender Risiken aufgrund der demographischen Entwicklung ist die Ehe eine Lebensversicherun= g besonderer Art. Sie schafft einen Rahmen, in dem nicht nur Emotionen gedeihen kön= nen, sondern aus dem auch Stabilität für das Gemeinwesen erwächst= .

Das ist in einer Zeit, die hektisch der Arbeit den Vor= rang vor dem Leben einräumt (siehe die Kinderkrippen-und Elterngeld-Debatte) durchaus von Belang. Viele Poli­tiker und Medienleute leben in Stress u= nd Zeitnot. Personale Beziehung aber braucht Zeit. Das gilt für das Klein= kind und für Erwachsene. Ohne Zeit füreinander droht die Beziehung zu verdunsten. Wenn der Beruf zeitlich überhand nimmt, kann die Ehe gefährdet werden. An der Wallstreet und im Silicon Valley, wo, wie Edw= ard Lutt­wack sagt, der Turbokapitalismus wüte und die Zeit der Mensch= en absorbiere, betrage die Scheidungsrate fast hundert Prozent. Dort wird die = Zeit vom Job ver­schluckt, dort ist der Stress mit am stärksten. Der Doppelkern Ehe und Familie ist ein Garant für Stabilität, aber ein sozialer Rahmen, in dem Stabilität gedeihen kann und soziale Außenwirkung entfaltet, sof= ern der Wert dieser Institutionen auch gesellschaftlich und politisch anerkannt wird.

Eine noch höhere Stabilität erwächst aus einer anderen Kombination: Ehe und Religion. Nach einer amerikanischen Stud= ie, die von anderen belegt wurde, zerbrach jede zweite von nur standesamtlich geschlossenen Ehen, jede dritte von kirchlich ge­schlossenen Ehen, aber nur jede fünfzigste= von kirchlich verheirateten Paaren, die auch zusammen zur Kirche gehen. Bei kirchlich verheirateten Paaren, die zudem noch gemeinsam beten, zerbricht n= ur eine von 1429 Ehen. Das kulturelle Kapital hat, so könnte man folgern, auch eine Dimension, die sozusagen „ewige“ Stabilität ver&= shy;heißt. Aber die genannte Studie ist nicht sehr differenziert, es handelt sich um e= ine Umfrage, die zudem schon älter ist. Ihren Wert erhält sie aus gründlicheren Studien neueren Datums. Soziologen der Auburn-Universität in Alabama haben 2004 herausgefunden, dass es auch = auf die Art der Religion und Kirchenbindung an­kommt. Zuviel Vielfalt könne der Ehe auch schaden (12).

Die Forscher verglichen Daten aus dem amerikanischen Mikrozensus mit Daten aus 621 Kreisen in allen 50 US-Staaten. Entscheidend für das Gelingen einer Ehe sei auch das „religious makeup of a communitiy“ – das religiöse Gefüge einer Gemeinde, und nicht nur die Religiosität des Paares. Da, wo die Menschen in relativ homogenen religiösen Rahmenbedingungen (relatively homogeneous religio= us settings) lebten, gebe es signifikant weniger Scheidungen (13).

Das Paradoxon moderner Gesellschaften liegt, wie der Zürcher Soziologe Francois Höpflinger sagt, in der Koexistenz traditioneller und moderner Partner­schafts- und Familienformen (14). D= iese Gleichzeitigkeit von Wandel und Kontinuität kommt auch in Umfragen zum Ausdruck. Zum Beispiel kontrastiert der Wunsch, die Gesellschaft möge = künftig mehr Wert auf Familienleben legen (zum Beispiel in Deutschland bei 91 Proze= nt aller Befragten, in Frankreich bei 89, in Großbritannien bei 88) mit = den Einschätzungen, die Gesellschaft in Deutschland werde egoistischer, kälter (71 Prozent), Geld werde wichtiger, die Menschen materialistisc= her (68 Pro­zent). Die Familie werde an Bedeutung zunehmen, glauben nur 17 Prozent, und so­gar nur 6 Prozent nehmen an, dass es künftig mehr Solidarität, mehr Zusammenhalt gebe (15). Der Wunsch nach Kontinuit&au= ml;t ist da, Ehe und Familie sind nach wie vor ge­fragt. Der Wunsch wird sog= ar weitgehend verwirklicht, wie der Mikrozensus belegt. Der Wandel dürfte sich vor allem im politisch-medialen Establishment vollziehen, das auch ausgiebig darüber berichtet und somit das Bild von Ehe und Familien in= der öffentlichen Meinung verzerrt (16). Das kulturelle Kapital von Ehe und Familie ist, so könnte man sagen, trotz der verzerrten Berichterstattu= ng über diese Institutionen immer noch renditeträchtig.

Intimität als Lebensmitte in Ehe und Familie

Mit der Durchdringung des Wettbewerbsgedankens und ökonomischer Denkwei­se= n in alle Lebensbereiche, mithin auch in Ehe und Familie, sind Individualismus u= nd Ökono­mismus heute zu wichtigen Faktoren bei der Ehegestaltung geworden, sie sind aber auch gleichzeitig die Achillesferse der modernen Eh= e, wenn diese nicht als Liebes­bund im christlichen Sinne, sondern als Marktgeschehen im Sinne von Angebot und Nachfrage verstanden wird. Zum einen könnte man bei der Suche nach einem geeig­neten Ehepartner der Versuchung erliegen, den perfekten Mann, die perfekte Frau zu finden, so wie man auf dem Markt nur das Beste erwerben möchte. Aber der Prinz oder d= ie Prinzessin ist eine Wunschvorstellung, die der „anthropologischen und heil­bringenden Wahrheit der Ehe“ (17) nicht gerecht wird. Das Sakrament der Ehe spendet den göttlichen Beistand, um im Stand der Ehe gemeinsam, notfalls auch allein, zur Heiligkeit zu gelangen. Es liefert nic= ht den perfekten Partner. Es kommt darauf an, selbstlos zu lieben, das hei&szl= ig;t auch in Wahrheit zu lieben. Das macht, wie Paulus sagt, frei. Hier fließen die Worte vom Hohelied der Liebe und der Freiheit des Christenmenschen zusammen. Kardinal Ratzinger formulierte es so: „Die Liebe allein tut es nicht, nur wenn Liebe und Wahrheit übereinstimmen, dann wird der Mensch frei“ (18). Soll man deshalb die ganze Wahrheit verlangen, also die Perfektion des Partners? Nein, der Trugschluß bes= teht im Adressaten. Die ganze Wahrheit soll man von sich selbst verlangen und da= ran arbeiten. Mit anderen Worten: Die Frage lautet nicht, kann er/sie mich glück= lich machen, sondern wie kann ich ihn/sie glücklich machen? So entsteht gemeinsames Bemühen und Lieben. In diesem Sinn argumentierten schon die Kirchenväter, und das nicht nur, um die Unauflöslichkeit der Ehe zu begründen, sondern = auch das Wohlergehen der beiden Ehepartner (19).

Das Christentum hat die Ehe – wenigstens in den Lehraussagen – entsprechend der dualen Natur des Menschen immer als Antwort auf die sozialen Ansprüche und individuellen Sehnsüchte n= ach Liebe, Geborgenheit und Sinngebung verstanden, die Beziehung zwischen Mann = und Frau galt stets als die engste menschliche Beziehung, als die Ur-Beziehung, sofern sie in Gott verankert ist. Das setzt den Freiraum der In­timit&a= uml;t voraus. Das ist der Raum der Bedingungslosigkeit. In ihm werden wir nicht danach bemessen, was wir leisten oder haben, sondern weil wir sind. Intimität ist Grundfoli= e des Seins, ist Voraussetzung für die Erkenntnis seiner Identität. Die= ser Raum der Intimität und des Urvertrau­ens ist auch das Grundmuster = der Familie. Es ist bezeichnend, daß der Große Brockhaus und auch andere große Lexika diesen Begriff fast nur in Verbindung sehen mit Intimsphäre, Sexualität. Aber es ist mehr. Intimität ist das= In­nerste, ist absolutes Vertrauen, Urvertrauen. Sie ist das Wohnzimmer des Urvertraue= ns, des Humanums. Das ist der Ort, wo der Mensch sozusa­gen sich selbst beg= egnet, wo er sich auch als Geschöpf wahrnimmt. Intimität ist existentiel= l. Deshalb ist sie auch der Raum der reinen, ungeschminkt aufrichtigen Beziehu= ng zu Gott. Intimität ist vor allem eine geistige Dimension. Sie gehö= ;rt zum Menschsein. In ihr wohnt das Ich. Sie ist der Mantel für die anthropologische Aus­sage, daß der Mensch nach dem Ebenbilde Gott= es geschaffen ist. Und weil die Be­gegnung der Ehepartner in diesem Raum s= o bedingungs- und rückhaltlos, so existentiell naturgegeben ist, ist die Verbindung = auch unauflöslich. So argumentieren übrigens schon die Kirchenvät= er und so tut es auch Papst Benedikt (20).

Das Meinungsforschungsinstitut Emnid befragte Ende 200= 3 im Auftrag der Zeitschrift Readers Digest 1000 repräsentativ ausgewä= hlte Ehe­paare zum Thema Sexualität. Demnach reden 79 Prozent über= das gemeinsame Lie­besleben. Allerdings finden 32 Prozent, dass in ihrer Ehe nicht genügend Zeit für zärtliche Begegnungen aufgebracht we= rde. Das hat mit dem Fernsehen, dem großen Zeitschlucker, zu tun und auch = mit dem ökonomistischen Denken in unserer Gesell­schaft, in der der Betrieb oft mehr zählt als Ehe und Familie. Die Grenzen zwischen ̶= 2;Ar­beitsfamilie“ und Familienarbeit verschwimmen. Die Zeitschrift zieht den Schluß: „Ein erfülltes Liebesleben trägt zum Eheglück bei, abe= r es gibt Dinge, die sind wich­tiger. Etwa mit dem Partner über alles r= eden können“ (21) Es gilt generell die Formel: Sex ist Silber, Intimi= tät ist Gold, am wertvollsten ist wohl beides.

Auch die körperliche Liebe bedarf immer wieder der Bestätigung, der Vollzug der Ehe, die Hingabe braucht die Aktualisie&s= hy;rung, das Jetzt in Raum und Zeit. Der Leib ist das Gut der vollständigen Hingabe. „Wir haben keinen Körper, wir sind Körper“, schreibt Johannes Paul II und in dem Büchlein „Mann und Frau schuf er – Grundlagen menschlicher Sexualität“ erklärt er weiter die Hingabe dies= es „in­nersten Kerns anthropologischer Wirklichkeit, die da Leib heißt“ mit diesen Worten: „Das Geschlecht ist mehr als die geheimnisvolle Kraft der menschlichen Leibhaftig­keit, die gleichsam instinktmäßig handelt. Auf der Ebene des Menschen und in der wechselseitigen Beziehung der Personen ist das Geschlecht Ausdruck einer im= mer neuen Überwindung der Grenze der Einsamkeit des Menschen, die seiner körper­lichen Verfassung innewohnt und seine ursprüngliche Bedeutung ausmacht. Diese verlangt immer, die Einsamkeit des Leibes des and= eren ‚Ich’ so wie die des eigenen ‚Ich’ anzunehmen“= ; (22). Die gefundene Einheit im Leib („sie werden ein Fleisch“, Gen. 2= ,24) enthalte zwei sich ergänzende Dimensionen des Selbstbewusstseins. Die = Frau „entdeckt in gewissem Sinn sich selbst angesichts des Mannes, während der Mann durch die Frau seine Bestätigung erfährt= 220; (23). Es geht darum, existentiell angenommen zu sein, sozusagen mit Haut und Haaren. Aus dieser gegenseitigen Hingabe und An­nahme kann neues Leben erwachsen, kann Schöpfung aus Liebe geschehen, kann vom Innersten hera= us die Liebe belebt und die Beziehung verwirklicht werden, kann die Wirklichke= it der Liebe ins Leben treten. „Kinder sind sichtbar gewordene LiebeR= 20;, schrieb der Frühromantiker Novalis. In der Zeugung und gegenseitigen „Er­kenntnis“ wiederholt und erneuert sich das Schöpfungsgeheimnis, das „Erkennen“ ist Teilhabe an der Sc= hau des Schöpfers (24). Man kann in der Tat die Dimension der Leibhaftigke= it kaum überschätzen. Wer sie freilich nur auf ihre emotionalen und sensuellen Aspekte reduziert und die geis­tige Tiefe nicht wahrnimmt, d= er verflacht sie auf eindimensionale Instinkte. Es ist auch unsinnig, eine Norm für das Sexualverhalten aus der menschlichen Leibhaftig­keit abzuleiten, wie Luther es getan hat, als er empfahl: „In der Woche zw= ier, scha­det weder dir noch mir“. Ob zweimal, fünfmal oder einmal –das Paar muß wie bei der Sprache auch beim Sexualverhalten sei= nen eigenen Erkenntnis-und Kommunika­tionsraum schaffen. Der wird oft auch von den äußeren Umständen bestimmt, was natürlich nicht die Regel sein sollte. Oh= ne Signale, Worte oder eine eigene Sprache der Liebe, wird es nicht mögli= ch sein, diesen Intimraum zu gestalten und auszustat­ten. Hier ist Phantas= ie und Feinfühligkeit gefragt.

Sicher ist: Die sogenannte Josefsehe ist keine Norm für die christlich= e Ehe und widerspricht auch der Lehre der Kirche insofern, als es heißt, da= ss der „Konsens, der die Brautleute aneinander bindet, dadurch vollzogen wird, dass die beiden ein Fleisch werden“ (25). Wohl kann der heilige Josef und Pflegevater Jesu als Vorbild für viele Tugenden gelten, zum Beispiel für die Feinfühligkeit und den Starkmut, auch für d= ie Treue. Sein Beispiel für die absolute Enthaltsamkeit ist eine Ausnahme, sie widerspricht der Intimität, der vollständigen Hingabe in der = Ehe. Natürlich hat er die vollkommene Hingabe gelebt auf seine Weise und es= kann auch durchaus Situationen geb= en, in denen diese Form der Keuschheit geboten ist und in denen die Ehepartner im Konsens das für eine gewisse Zeit beschließen. Grundsätzlich aber gehört es zur christlichen Ehe, dass „die beiden ein Fleisch werden“, dass sie Erfüllung in der Intimität der Liebe find= en.

Die Interdependenz zwischen Intimität und Glü= ;ck, Vertrauen und erfüllter Sexualität ist nicht nur eine Binsenweish= eit, sondern auch demoskopisch erforscht. Bei Befragten, die vermuten, dass ihr Partner/Partnerin eine außereheliche Bezie­hung hat, fällt d= ie Zustimmung zur Aussage „Ich bin glücklich verheiratet“ um = mehr als 30 Prozent weit unter den Durchschnitt. Nur 55 Prozent bejahen die Frag= e, ob das Paar nach einer Affäre wieder zusammengefunden habe (26). Das Misstrauen aber bleibt lange. Die Verwundung kann als existentiell empfunden werden und nur der Liebe dürfte es gelingen, diese Wunde heilen zu las= sen. Werner Bergengruen hat das dem Heldenpaar seiner märchenhaften Novelle „Der spanische Rosenstock“, Lysan­der und Oktavia beim Wiedersehen, so in den Mund gelegt: „Es muß wohl ein jedes von = uns seine Schuld an allem Geschehenen haben, wenn wir diese Schuld auch nicht deutlich zu erkennen vermögen. Und vielleicht soll ein Tropfen Schuld = in je­dem Becher Liebe sein. Denn wohl erprobt sich die Liebe in der Treue, aber sie voll­endet sich erst in der Vergebung“.

Das ist leichter geschrieben als getan, auch die Verge= bung stößt oft an Grenzen. Der französische Psychiater Dominique Megglé schrieb 2002 in der Zeitschrift „Famille Chrétienne“: „Es ist in bestimmten Fällen unmöglich zu vergeben. Manche = Men­schen haben solch traumatische Schrecknisse erlebt, dass die Forderung, du musst = dem Vergewaltiger deiner Tochter verzeihen oder dem Mann, der dir deine Frau weggenommen hat, oder demjenigen, der dein Kind getötet hat, diesen Menschen in die legitime Unfähigkeit zu vergeben zurückwirft und damit Schuldgefühle hervor­ruft. Wenn solche Patienten, von denen = ich weiß, dass sie Christen sind, zu mir kommen, sage ich ihnen: ‚Christus wird an Ihrer Stelle verzeihen. Das Böse ist eine zu große Macht für uns. Legen Sie diese Geschichte in Seine Hä= nde und an Sein Herz, lassen Sie Ihn das machen. Er, der Allmächtige, kann vergeben....’ Nach die­sen Worten stelle ich meist eine Befriedung fest und dieser innere Frieden führt manchmal auch zur Vergebung. Denn ohne ein befriedetes, ruhiges Herz kann es keine Vergebung geben“.

Hier zeigt sich ein genuin christlicher Wesenszug der = Ehe. In der Kraft des Sakramentes, in der Kraft der Gottbezogenheit ist Vergebung möglich, weil die göttliche Barmherzigkeit die Vergebung aller Verfehlungen und Sünden ermöglicht, auch die Verletzung der exklusiven Intimität. Der ökonomistisch geprägten Konsumgesellschaft fehlt diese geistige Dimension. Die Wegwerf-Gesellschaft käm= pft nicht um den Erhalt von Beziehungen, sie „recycelt“ sie nur, indem sie die Form = und Kombination der Beziehungen wechselt. So aber geht das Bewusstsein für= Privatheit und Intimität verloren und damit auch die Stabilitätskraft der ehelichen Institution für die Gesellschaft. Wer Ehe und Familie schwächt, löst die inneren Bindekräfte der Gesellschaft, betreibt indirekt den Zerfall des Gemeinwesens.

Ehe als christliche Berufung

Erziehung und Beziehung, Kinder und Ehepartner, brauch= en diesen Raum des Urvertrauens. Ihn zu gestalten erfordert Zeit. Man kön= nte auch sagen: Ehe und Familie brauchen die existentiellen Bedingungen und Umstände von Intimraum und Intimzeit. Sie sind ihre conditio humana. O= hne sie verlieren wir uns in funktionaler Geschäftigkeit, ohne sie baut si= ch kein Vertrauen auf, auch wenn alles funktio­niert. Ohne Raum und Zeit fü= ;r die vertrauensvolle Beziehung laufen wir Gefahr, das Herz zu verschütt= en. „Liebe ist letztlich ein Geschenk, widerfahrene Gnade“, erin&sh= y;nerte Benedikt XVI. (noch als Kardinal Ratzinger), „man entschließt s= ich nicht ein­fach zu ihr. Sie hat den Charakter der Antwort und ist daher = zuerst dem verdankt, das von der anderen Person her auf mich zukommt, in mich eindringt und mich öffnet, Du zu sagen und so wahrhaft Ich zu werden. = Sie ist mir eigentlich vom anderen ge­schenkt und doch bin ich daran tiefer= und umfassender beteiligt als an irgendeinem Werk, das aus meinem eigenen Entsc= hluß hervorgeht“ (27).

Es kommt auf die persönliche Beziehung an, zum Ehepartner und zu Gott. Die christliche = Ehe ist ein Dreiecksverhältnis. Keine andere Religion hat eine personale Beziehung zwischen Geschöpf und Schöpfer. Wer die Liebe Gottes ni= cht annimmt, sie nicht sucht, sich nicht nach ihr umschaut, besser: in sich hineinschaut= , um sie zu entdecken, der kann religiös, aber kaum christlich sein. Und er kann die göttliche Liebe nicht weitergeben. Sie ist grundgelegt in uns. Reinhold Ortner sagt es so: „Je­der Mensch ist eine einmalige Liebesidee Gottes“(28). Und ein Wort Dostojewskis setzt diesen Gedanken für die= Ehe fort, wenn es feststellt: „Einen Menschen lieben heißt, ihn so sehen wie Gott ihn gemeint hat“.

Die christliche Ehe lebt von der Beziehung zu Gott, de= r die Liebe ist. Deshalb ist sie Lebensmitte und Lebensrahmen zugleich. Das war s= ie von Anfang an. Tertullian etwa schreibt zu Beginn des dritten Jahrhunderts geradezu schwärmend: „Wie ver­mag ich das Glück jener Ehe zu schildern, die von der Kirche geeint, vom Opfer ge­stärkt und vom Segen besiegelt ist, von den Engeln verkündet und vom Vater aner­k= annt?....Welches Zweigespann: Zwei Gläubige mit einer Hoffnung, mit einem Ver­lange= n, mit einer Lebensform, in einem Dienste; Kinder eines Vaters, Diener eines Herrn! Keine Trennung im Geist, keine im Fleisch...Wo das Fleisch eins ist, dort ist auch der Geist eins“ (29). Etwas weniger schwärmerisch, aber dafür noch tiefer pflügend, drückt es Johannes Paul II = in seiner großen Enzyklika Familiaris Consortio aus: „Die eheliche Liebe hat etwas Totales an sich, das alle Dimensionen der Person um­fas= st....sie ist auf eine zutiefst personale Einheit hingeordnet, die über das leibliche Einswerden hinaus dazu hinführt, ein Herz und eine Seele zu werden“ (30). Und Papst Benedikt XVI. setzt dem sozusagen die Krone d= er Schöpfung auf, wenn er schreibt: „Das Sakrament der Ehe ist keine Erfindung der Kirche, sondern es ist wirklich mit dem Menschen als solchem mit-geschaffen worden, als Frucht der Dynamik der Liebe, in der Mann und Fr= au einander finden und so auch den Schöpfer finden, der sie zur Liebe ber= ufen hat“ (31). In der gültig geschlossenen Ehe ist der Ehepartner so= zu­sagen das Gestalt gewordene Sakrament. Man könnte auch sagen: Die Berufung z= ur Ehe ist im Ehepartner Fleisch geworden. Wunderbar hat das Gertrud von Le Fo= rt in ihrem Roman Der Kranz der Engel formuliert, als sie die Liebe der gläubigen Vero­nika zum ungläubigen Enzio beschreibt und die Berufung zur Ehe in die verzweifel­ten Worte der Veronika kleidet: „Du Enzio, Du selbst bist doch Gottes Ruf an mein Leben“.<= /o:p>

Bei der Ehe geht es um die Freundschaft des Lebens. Di= e Ehe ist, wie Paul VI in der prophetischen Enzyklika Humanae vitae schreibt, die „innigste und um­fassendste Form personaler Freundschaft“ (= 32). Schon vor ihm bezeichnete Papst Leo XIII die Ehe als „die höchste Gemeinschaft und Freundschaft“ (33). Thomas von Aquin hat die Gedanken des großen Griechen Aristoteles zur Freundschaft aus der niccomachisc= hen Ethik aufgegriffen und bezeichnete sogar die Gottesliebe als „eine Art Freundschaft des Menschen mit Gott“ (34). Aus dieser Definition heraus erscheint es nur natürlich, dass der Codex des ka­nonischen Rechts= als eine der zwei Hauptaufgaben der Ehe „das Wohl der Ehegat­ten̶= 0; anführt. Das ist das Ziel. Das gemeinsame Wohl in der Liebe, genauer: = in der Gottesliebe. Dieses Ziel umfasst das Wesen und deshalb geht die eheliche Freundschaft auch so tief. Deshalb ist sie unauflöslich. „Was Go= tt verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen“ (Mk. 10,9). Deshalb ist= das gemeinsame Ziel die Heiligkeit. Und deshalb ist der permanente Austausch, d= ie Kommunikation in der Ehe auch nicht nur eine menschliche Notwendigkeit, son= dern heilsnotwendig für die Ehepart­ner. Es gibt zur wahren Liebe keine Alternative in der Ehe. Das macht die Kommu­nikation zur Notwendigkeit.= Die Wahrheit erfüllt sich zu zweit. Sie setzt sich fort in der Erziehung. Aufrichtigkeit und Integrität gehören in christlichen Ratgebern i= mmer zu den Hauptzielen der Erziehung (35) und führen dann zur Freundschaft= der Eltern mit den (erwachsenen) Kindern.

So verstandene eheliche Liebe verlangt auch Verzicht u= nd Hingabe. Sie schenkt aber auch Freude und Erfüllung. Die heutige Emotionalisierung der Gesellschaft, vor allem durch das Fernsehen, und der anhaltende Trend zur Individualisierung er­schweren diese Erfüllung und bedrohen die partnerschaftliche Ehe, weil und sofern die Tiefe der Wahr= heit – „sie erkannten einander“ - fehlt. Eine gängige Reaktion ist die Flucht in eine überkommene, feste Rollenverteilung, in die Routine. Sie aber führt auf Dauer ins familiäre und eheliche Getto. Die Zahl der Scheidungen gerade nach 20, 30 und mehr Jahren Ehe stei= gt. Die Kinder sind aus dem Haus, der Mann ist, nach seiner Pensionierung, im H= aus – manche Paare werden mit der neuen Situa­tion nicht fertig und trennen s= ich. Sie haben sich nichts zu sagen, weil sie nicht mit­einander redeten. Es fehlte die wahre Kommunikation zuvor.

Kommunikation in der Ehe

Es gibt natürlich keine fertigen Rezepte gegen das Schweigen oder Vielreden. Das Maß der Kommunikation ist eine Frage der Person und ihres Persönlichkeitsraums. Und der Kommunikation selbst. In den siebziger Jahren kam – vor allem an der Münchner Universität und ihrer Denkwerkstatt der Publizistik - eine Theorie auf, nach der es bei der Kommunikation weniger auf das gesprochene Wort als auf = das Sprechen selbst und seine Umstände ankomme. Es ist die Theorie vom Kommunika­tionsraum. Sie wurde später vielfach bestätigt. In = der Tat ist nicht nur der Inhalt eines artikulierten Sachverhalts entscheidend,= um andere Menschen von ihm zu überzeu­gen, sondern mehr noch die Körpersprache, die Stimme, der Augenkontakt. Sie sa­gen mehr als tausend Worte. Kommunikation ist eben nicht nur eine Sache des Verstandes. = Das Herz hat Gründe, die der Verstand nicht begreift, sagt Blaise Pascal u= nd Jean Jacques Roussau kam zu dem Ergebnis: „Der Mensch, das soziale We= sen, ist immer wie nach außen gewendet: Lebensgefühl gewinnt er im Gr= unde erst durch die Wahrnehmung, was andere von ihm denken“ (36). Ohne anerkennende Beziehung ist der Mensch nicht denkbar. Es ist nicht gut, dass= der Mensch alleine sei, heißt es schon in der Genesis, und die zehn Gebote regeln eben die Beziehungen des Men­schen, zunächst zu Gott (die ersten drei Gebote) und dann zu den Mitmenschen, wo­bei die Ehe mit mehreren Hinweisen den ersten Platz einnimmt. Sie ist der mensch­lich intimste Kommunikationsraum. Sie erkannten einander, heißt es bezeichnender­weise im Alten Testament, wenn vom ehelichen Akt die Rede ist. Und auch Maria sagt zum Engel: „Wie wird das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ (Lk, 1,34). Intimer als diese Erkenntnis ist nur der Raum des Gebetes, der Selbsterkenntnis vor Gott.

Die Anerkennung durch Kommunikation ist existentiell. = Wer heiratet, tut dies in der Regel, um glücklich zu werden mit diesem Menschen, der ihm/ihr anver-und an­getraut ist. Hier wird der innere Zusammenhang deutlich zwischen Glück und Wahr­heit, mithin auch über das Wesen der Kommunikation. Sie muß wahrhaftig sein. Augustinus kleidete es in diese Worte: „Das glückliche Leben ist nichts anderes als die Freude, welche die Wahrheit erzeugt. Und diese Wahrh= eit findet man in Dir, Herr, in Dir der höchsten Wahrheit“(37). Die<= span style=3D'mso-spacerun:yes'> Kommunikation im intimen Raum der = Per­son lebt von der Voraussetzung der Wahrheit. Die Erkenntnis muß auf der Wahrheit ruhen. Deshalb ist die Aufrichtigkeit für die Kommunikation in der Ehe unverzicht­bar. Das erfordert sicher manchmal auch den Mut, eig= ene Schwächen und Fehler einzugestehen. Aber ohne das Bemühen um abso= lute Aufrichtigkeit läuft das Schiff der Ehe Gefahr, auf eine Sandbank aufzulaufen oder gar an den Klippen des Lebens zu zerschellen.

Wie sieht das konkret aus? Eigene Wünsche und Erwartungen müssen mit denen des Partners abgestimmt werden. Das kann = durch Gesten, Haltungen, Blicke und Worte geschehen. Geschieht es nicht, findet d= ie Abstimmung nicht statt, kann es zu Enttäuschungen kommen. Die geheimen Wünsche müssen kommuniziert werden. Sie müssen aus der singulären Intimität heraus in den Raum der Zweisamkeit. „W= as nur einer weiß, weiß keiner“, sagt der Philosoph Wittgens= tein in verblüffender Klarheit. Selbstbezogene Grübeleien und Geheimniskrämereien verzerren die Kommunika­tion. Noch einmal: Die Wahrheit beginnt zu zweit.

Kommunikation ist zunächst eine Frage des persönlichen Stils. Sprache, nicht nur die gesprochene und geschrieben= e, ist „die Physiognomie des Geistes“, meinte Schopenhauer, sie ist „der Geistleib des Menschen“, so Humboldt. Sie kann grobschlächtig und holzschnittartig sein und auf Ansprüchen und Rechten beharren. Sie kann überaus feinfühlig und exzessiv ziseli= ert daherkommen, schön aber verwirrend. Es gibt keine allgemeingültige Grammatik für die Sprache der Ehe. Jedes Ehepaar findet, ja erfindet s= eine eigene Sprache, weil es in seinem eigenen, unverwechselbaren Kommunikations= raum lebt. Dieser Raum ist organisch, er entwickelt sich. Oder er wuchert dahin.= Was sich allgemein sagen lässt ist dies: Ehepartner sollten aktiv an diesem Kommunikationsraum arbeiten, am bes­ten auch gemeinsam. Die Sprache der Liebe, auch des Leibes, sollte gelegentlich thematisiert werden, nicht nur = in puncto Sexualität, sondern auch bei den vielen an­deren Ausdrucksformen der Liebe. Dazu gehören Offenheit und Aufrichtigkeit. = Sie sind Schlüsselelemente zum Verständnis der persönlichen Grammatik. Auch der Großmut zum Öffnen des eigenen Herzensbuches gehört dazu. Und das feinfühlige Bemühen, es dem anderen leichter zu machen, sein Herz zu öffnen. Diese Offenheit verobjektivie= rt in einem positiven Sinn, sie schafft Distanz zum Ich und Zuwendung zum Du. Johannes Paul II sieht darin das Geheimnis des Glücks. In seiner Anspr= ache an die Jugend in Paris formuliert er es so: „Wer großmütig ist, weiß ganz selbstlos Liebe, Ver­ständnis, materielle Hil= fe zu geben. Er gibt und vergisst, was er gegeben hat und darin liegt sein gan= zer Reichtum. Er hat entdeckt, dass Lieben wesentlich bedeutet, sich für andere hinzugeben. Weit entfernt davon, eine gefühlsmäßige, instinktmäßige Zuneigung zu sein, ist die Liebe vielmehr eine bewusste Willensentscheidung, auf die anderen zuzugehen. Um wahrhaft lieben= zu können, muß man sich von allen Dingen und vor allem von sich sel= bst absehen und unentgeltlich geben können. Diese Selbstentäuße= rung – ein Werk, das lange Zeit beansprucht – ist mühsam und er= he­bend. Sie ist die Quelle des inneren Gleichgewichts. Sie ist das Geheimnis des Glücks“ (38).

Zur unbefangenen Erkenntnis des anderen gehört si= cher auch das Bemühen, die Unterschiede in der Psyche zwischen Mann und Frau kennenzulernen. In der Duali­tät der Personen liegen nicht nur Ergänzung, sondern auch Erfüllung. Das setzt vor­aus, seine eigene innere Begrenztheit wahrzunehmen und damit auch seinen Bedarf an Ergänzung, vor allem in der Erziehung der Kinder. Über die Dualität sind Bib­liotheken geschrieben worden. Der Feminismus hat sich an diesem Thema ausgetobt, übrigens mit fatalen Folgen für d= ie moderne Gesellschaft. Es mag genügen, in die­sem Zusammenhang an d= as weise Wort von Jutta Burggraf zu erinnern: „Das eigentliche Problem unserer Zeit liegt nicht in der Emanzipation, sondern in der Identität“ (39). Nur die zwei Originale, Mann und Frau, wer­= den zur Ergänzung, zur Erfüllung des Menschseins gelangen. Es schadet= daher nicht, sich über hormonale Prozesse und Bedingtheiten bei Mann und Fra= u kundig zu machen. Das fördert das Verständnis für Launen und Zustände und erleichtert auch Einblicke in das eigene Verhalten. Die „Chemie der Gefühle“ – so ein Buchtitel – ist = eine reale Wirklichkeit. Sie erklärt allerdings nur die Prozesse, sie beeinflusst, aber sie bestimmt nicht den freien Willen. Der Mensch ist mehr= als Chemie. Trotzdem ist es sinnvoll, sich dieser Prozesse im Menschsein bewuss= t zu sein. Viele sinnliche Wahrnehmungen – ich kann ihn/sie nicht riechen, sie/er sieht aber alt und grau aus, – sind Teil von Kommunikationsprozessen. Auf solche Kleinigkei= ten zu achten, ist auch für Ehepartner sinnvoll.

Eine Form der Kommunikation ist auch das gemeinsame Be= ten. Gemeinsam beten weitet den Raum der Inti­mität und stärkt die Einheit. Das kann der Rosenkranz sein oder das Tisch- und Abendgebet. Sicher ist, dass die sich beim Beten öffnende Seele stärker und bis be&s= hy;dingungslos dem anvertraut, der mitbetet und so die gleiche Lebensperspektive bis ü= ;ber den Tod hinaus teilt. Wo die Gebets-und Gesprächskultur im Sinn des Evangeliums gepflegt wird („..wo zwei in meinem Namen versammelt sind= , da bin ich mitten unter ihnen“), da gibt es einen Rückhalt, der auch größere Krisen zu überwinden vermag. Geistliche Ratgeber empfehlen Eltern oft, zu den Schutzengeln der Kinder zu be­ten. Selten dagegen liest oder hört man die Empfehlung, auch zum Schutzengel des Ehepartners zu beten. Wer für den anderen betet, kommuniziert in einem Sinn und in solcher Dichte, wie sie von Worten und Gesten nicht ausgedrückt werden kann. Es gibt die Seelenverwandtschaft, die Einheit= im Geiste. In der comunio personae der Ehe, jener „intima communitas vit= ae et amoris“ (GS, 48) erreicht sie ihren Höhe­punkt. Übri= gens kann man nicht nur mit dem Schutzengel des Ehepartners kommunizieren, sonde= rn im Ehepartner auch ein Kind Gottes sehen.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-N= eumann hat einmal die öffentliche Meinung als die „soziale Haut“ = der Gesellschaft bezeichnet (40). Es gibt diese schützende, atmende und lebendige Haut auch in Ehe und Familie. Es ist die Kommuni­kation im Konsens oder wenigstens mit der Absicht, im Konsens zu leben. Ohne Konsens, ohne diese Haut ist alles wund, wird jedes Wort schmerzhaft empfunden, wird= die Beziehung überempfindlich. Die permanente Kommunikation ist wie eine Hautcreme. Sie hält die eheliche Haut gesund, jung, faltenlos. Wichtig sind nicht unbedingt die Worte. Ähnlich wie bei der Beziehung zu den Kindern geht es auch darum, den emotionalen Tank zu füllen. Das geschi= eht vorrangig über den Augen­kontakt, wie die meisten Psychologen versichern. Er macht manches Wort überflüs­sig. Es geht darum, den Kommunikationsraum immer neu zu erhellen, Scheite nach­zulegen in d= as Feuer des Herzens. Schließlich sollen die beiden gemeinsam heilig wer= den und nicht der eine wegen des anderen.

Vater – Wächter der Solidarität

Es ist auffallend, dass die allmähliche Abwendung= von der Ehe zeitlich Hand in Hand ging mit dem Pillenknick und damit mit der Abwendung von der Mehrkinderfamilie. Darauf machte Kardinal Ratzinger schon 1980 aufmerksam: „Hier wird der unlösliche innere Zusammenhang zwischen Ehe und Familie auch statistisch sichtbar: In dem Augenblick, in d= em das Sexuelle völlig losgetrennt wird von der Fruchtbarkeit, droht es s= ich auch dem geistigen Zusammenhang der Liebe von Mann und Frau und der mit ihr wesentlich verbundenen Gemeinschaft der Treue zu lösen. So wird sichtb= ar, dass ein scheinbar eher pharmazeutisches und technisches Ereignis, das Auftreten der Pille und die Folgen ihrer Anwendung, Ausdruck für eine tiefgehende geistige und moralische Revolution ist, die bis an die Fundamen= te unserer Gesellschaft rührt“. Gewiss könne man für „das Absinken der Bereitschaft zur Bindung in Ehe und Familie auch ei= ne Reihe eher vordergründiger Ursachen nennen: Wohnungsprobleme, wirtschaftliche Probleme, berufliche Probleme. Aber damit ist die eigentlic= he Tiefe des Ganzen nicht ausgelotet. Hier ist ein merkwürdiger Kreislauf zwischen äußeren und inneren Veränderungen des Menschlichen= im Spiel“ (41).

Die Erfüllung des Mensc= hseins durch symbiotische Ergänzung gilt nicht nur in der Ehe, sondern auch in der Erziehung. Mann und Frau sind Originale, gleichwertig aber nicht gleichartig und haben deshalb auch unterschiedliche Funktionen in der Famil= ie. Die Funktionen sind in der Lebens-, Wirtschafts- und Hausgemeinschaft wie Johannes Messner die Familie definierte, nicht chemisch sa= uber zu trennen, aber es lassen sich doch aufgrund der unterschiedlichen, natürlichen Gegebenheiten dominante Funktionen ausmachen. Man spricht = in diesem Zusammenhang von einem neuen Vaterbewußtsein. Es drückt s= ich weniger in der Teilnahme an der Hausarbeit aus – allgemein signifikan= te Änderungen sind statistisch kaum nachweisbar -, sondern durch die Anwesenheit bei der Geburt (gut drei Viertel nach einer Erhebung von Allens= bach aus dem Sommer 2007). In Amerika werden diese Unterschiede frei von ideologischen Vorgaben erforscht, insbesondere Patrick Fagan hat Daten und Ergebnisse aus Dutzenden von Studien zusammengetragen und aufbereitet (42). Demnach haben, summarisch gesehen, Kinder aus intakten Familien, in denen d= er Vater sich auch und zwar nicht nur gelegentlich um die Erziehung kümme= rt, erhebliche Vorteile. So sind zum Beispiel Jugendliche, deren (leiblicher) V= ater sich intensiv um sie und ihr Leben kümmert, nicht nur weniger bis kaum aggressiv als andere, sondern legen auch ein deutlich sozialeres Verhalten = an den Tag. „Sich kümmern“ wurde dabei definiert mit wie oft = ein Vater mit den Jugendlichen redet, wie viel Zeit er mit ihnen verbringt, was= er über ihre Pläne weiß und wie nah sich seine Kinder ihm fühlen. Andere Ergebnisse zeigen, dass das religiöse Glaubensleben des Vaters starke Auswirkungen auf sein familiäres Engagement und auf = das Verhältnis Eltern-Kind hat, dass umgekehrt das väterliche Engagem= ent bei den Aktivitäten der Kinder sich auf die schulischen und akademisch= en Leistungen auswirkt, ferner dass jugendliche Mädchen mit einer gesunden und engen Vaterbeziehung erheblich weniger anfällig sind für Depressionen und auch deutlich später sexuelle Erfahrungen haben, dass gesunde und enge Vater-Kind-Bindungen den Einfluss von Peergroups schmälern, etc.etc. Diese und viele weitere Ergebnisse erscheinen logi= sch. In intakten christlichen Familien ist die emotionale Stabilität gr&oum= l;ßer, die Vorbildfunktion klarer, die Freiräume deutlicher abgesteckt. Und n= icht zuletzt: Das Vorbild, besser: das gelebte Beispiel der Eltern übt nach= wie vor einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten der Kinder aus. Das gilt insbesondere für die Urerfahrungen. Kardinal Ratzinger nannte deshalb Erziehung „Einführung in die Kunst des Menschseins“. Zum W= esen der Familie gehöre es „vor allem, dass sie in den menschlichen Grundbeziehungen von Mann und Frau, von Eltern und Kindern, von Bruder und Schwester die Urerfahrungen des Vertrauens, der Liebe, der Toleranz, des Verzeihens, des Verzichtens und des Schenkens formt“ (43).

Das gilt natürlic= h auch für den Vater. Zum einen erwarten die Kinder offensichtlich von ihm, daß er nach innen und nach außen seine Autorität und die d= amit verbundene Macht gebraucht und zwar im Sinne Pascals: „Das Eigentliche jeder Macht ist, daß sie schützt“. Hier ist das Proprium, = das Wesentliche, die Urfunktion des Vaters. Er ist Garant des familiären Konsenses, der Wächter der Solidarität. In der partnerschaftlichen Ehe, die dem Bild der christlichen Ehe&nbs= p; entspricht, wird das Ja am Traualtar zur Lebensmethode. Ja zum Du, Ja zum Alltag mit Dir. In diesem Alltag muß das Ja mit dem des Partners abgestimmt werden. Der gemeinsam gefundene Wille, das gemeinsame Denken und Fühlen, der Konsens, wird umgesetzt in Handlungen. Der permanente Aust= ausch im Beziehungsprozess muß beschützt und freigehalten werden von d= en Einflüßen der Außenwelt. Er muß garantiert werden. D= as ist vor allem die Aufgabe des Ehemannes und Vaters in der Familie – n= eben seiner Funktion als (Mit-)Ernährer.

Natürlich ist der Vater auch bedeutsam als Identifikationsperson, als ein Teil des Beziehungsdreiecks vom Kind zu den Eltern, das für die Ich-Findung notwendig ist. Der Psychologe Horst Schetelig beschreibt dieses Beziehungsdreieck, die so genannte „Triangulation“ in einem Kapitel seines Büchleins „Entscheidend sind die ersten Lebensjahre“ so: „Der Vater verkörpert ein anderes Leitbild als die Mutter. Das allmähliche K= ennenlernen und Aufwachsen zwischen den beiden Polen des väterlichen und mütterlichen Prinzips bereitet bereits in den ersten Lebensjahren auf = die spätere Identität vor. Die Verschiedenheit und nicht die Gleichhe= it von Vater und Mutter erleichtert die Ich-Findung und Identifikation mit dem eigenen Geschlecht. Die Tatsache, daß Vater und Mutter geschlechtlich unterschiedliche Wesen sind, hat für die Erziehung der Kinder insofern eine Bedeutung, als sie Vorbild und Identifikation ermöglichen. Denn sowohl der kleine Sohn als auch die kleine Tochter identifizieren sich bere= its im Kleinkindalter mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil. Darüber hinaus erhält d= er gegengeschlechtliche Elternteil Vorbildfunktion für die spätere Partnerwahl“ (44). In diesem Kontext ist die Rolle des Vaters als Vor= bild für die Beziehung zu Gott und als Beispiel eines betenden, mithin sich willentlich unterordnenden Menschen auch nicht zu unterschätzen. So sa= ugen die Kinder und Jugendlichen die Urprinzipien des Lebens wie durch Osmose au= f, sie lernen, was gut und böse ist. Entwicklungspsychologische Untersuchungen aus der Aggressionsforschung haben ergeben, dass sich ein Verhalten verstetigt. Wer dauernd auf der Hut sein müsse vor potentiel= len Schlägen, lebe sich in einen permanenten Alarmzustand hinein, der die Fähigkeit zur Empathie, zum Mitleiden und Mitempfinden für andere verdränge. Das Opfer werde nicht mehr als solches wahrgenommen, es ist= nur noch Objekt, zufällig gerade greifbar, um den Alarm und die damit verbundene Aggressionsbereitschaft zu rechtfertigen. Es entstehe eine Denk-= und Gefühlsstruktur der Aggression. Umgekehrt entsteht eine Gefühlsstruktur der Liebe, wenn das Kind in einem Ambiente der Anerkennung, der Motivation, der Zuneigung und Zuwendung aufwächst, wa= s später zu mehr Empathie und Humanvermögen führe (45).

Die Präsenz des Vaters ist heute umso wichtiger, = als die Medien, insbesondere das Fernsehen, die Identifikations- und Vorbildfunktion erheblich erschwer= en. Fast immer sieht man die Männer als monströs kämpfende Helden oder als Versager, als Liebhaber oder als Verbrecher, höchst selten ab= er als liebende Väter, schon gar nicht als solche, die Windeln wechseln o= der beim Hausputz helfen. Hinzu kommt, daß auch im Kindergarten und in der Grundschule es keine oder kaum Erzieher gibt. In den ersten zehn Jahren hab= en die Kinder es fast ausschließlich mit Frauen zu tun, als Mutter, Erzieherin, Lehrerin. Da sollten die Väter wenigstens in der Familie präsent sein. Noch einmal Schetelig: „Nicht dasselbe tun wie die Mütter heißt Vater sein, sondern als männliches Vorbild in gütiger Liebe die geistige und reale Orientierung der Familie zu schaf= fen und zu erhalten...Nicht der unbarmherzige, nach Fehlern suchende Inquisitor erzeugt Achtung und Liebe, sondern der verständnisvolle und seiner Ver= antwortung bewußte Vater, der sich dennoch nicht um den Finger wickeln läss= t. Sowohl die geopferte und gemeinsam mit den Kindern verbrachte Zeit ist entscheidend als auch die nicht nachlässige Führung der Familie o= hne Machtanmaßung“ (46).
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Der Doppelkern - Ehe und Familie aus christlicher Sicht






Stabilität für die Gesellschaft, Freiheit für den Einzelnen /
Was die Ehe zusammenhält: Intimität und Kommunikation /
Vaterrolle, Mutterrolle / Hauskirche und Erziehung /
Die Liebe als Quelle und Ziel


Von Jürgen Liminski



Teil 2




Mutterliebe – vom Genius der Frau

Der Vater mag das Vorbild für ein Gottesbild sein, es ist die Mutter, die das Kind in das Geheim= nis der selbstlosen Liebe einführt. Thomas von Aquin vergleicht deshalb die Gottesliebe mit der Mutterliebe, weil „die Mütter mehr daran den= ken zu lieben als geliebt zu werden“(47). Papst Johannes Paul II. hat die Arbeit der Hausfrau und Mutter wiederholt gewürdigt und in seinem Brie= f an die Familien vom 2. Februar 1994 auch als lohnwürdig anerkannt. In die= sem Brief schreibt er: „Die Mühen der Frau, die, nachdem sie ein Kind zur Welt gebracht hat, dieses nährt und pflegt und sich besonders in d= en ersten Jahren um seine Erziehung kümmert, ist so groß, daß= sie den Vergleich mit keiner Berufsarbeit zu fürchten brauchen. Das wird k= lar anerkannt und nicht weniger geltend gemacht als jedes andere mit der Arbeit verbundene Recht. Die Mutterschaft und all das, was sie an Mühen mit s= ich bringt, muß auch eine ökonomische Anerkennung erhalten, die wenigstens der anderer Arbeiten entspricht, von denen die Erhaltung der Fam= ilie in einer derart heiklen Phase ihrer Existenz abhängt“ (48).

Papst Benedikt XVI. ha= t, noch als Präfekt der Glaubenskongregation, in einem Schreiben „ü= ber die Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und der Welt“ die Lehre der Kirche auch über die einzigartige Bedeutung der Frau formuli= ert. Darin nimmt er auch Stellung zum Thema Frau und Mutterschaft: „Auch w= enn die Mutterschaft eine zentrale Bedeutung für die weibliche Identit&aum= l;t hat, ist es aber nicht richtig, die Frau nur unter dem Aspekt der biologisc= hen Fortpflanzung zu sehen. In dieser Hinsicht kann es schwerwiegende Übertreibungen geben, welche die biologische Fruchtbarkeit mit vitalistischen Ausdrücken verherrlichen und oft mit einer gefährlichen Abwertung der Frau verbunden sind“ (49). Die christliche Berufung zur Jungfräulichkeit mache das klar, denn „diese Berufung widerlegt radikal jeden Anspruch, die Frauen in ein bloß biologisches Schicksal einzuschließen. Wie die Jungfräulichkeit durch die leibliche Mutterschaft daran erinnert wird, dass zur christlichen Berufung immer die konkrete Selbsthingabe an den ande= ren gehört, so wird die leibliche Mutterschaft durch die Jungfräulich= keit an ihre wesentlich geistliche Dimension erinnert: Um dem anderen wirklich d= as Leben zu schenken, darf man sich nicht mit der physischen Zeugung begnügen. Dies bedeutet, dass es Formen der vollen Verwirklichung der Mutterschaft auch dort geben kann, wo keine physische Zeugung erfolgt“= ; (50). Ein geradezu klassisches Beispiel ist Mutter Teresa.

In dieser Perspektive werde, so Ratzinger, „die unersetzliche Rolle der Frau in allen Bereichen des familiären und gesellschaftlichen Lebens verständlich, bei denen es um die menschlich= en Beziehungen und die Sorge um den anderen geht“. Johannes Paul II. hab= e in diesem Sinn vom „Genius der Frau“ gesprochen. Dieser Genius kom= me vor allem in der Familie, „der anfänglichen und in gewissem Sinn souveränen Gesellschaft“ (51) zur Entfaltung. Besonders hier wer= de „nämlich das Antlitz eines Volkes geformt, hier eignen sich seine Glieder die grundlegenden Kenntnisse an. Sie lernen lieben, weil sie selber umsonst geliebt werden; sie lernen jede andere Person achten, weil sie selb= er geachtet werden; sie lernen das Antlitz Gottes kennen, weil sie dessen erste Offenbarung von einem Vater und einer Mutter erhalten, die ihnen ihre ganze Zuwendung schenken. Jedes Mal, wenn diese Grunderfahrungen fehlen, wird der ganzen Gesellschaft Gewalt angetan und bringt die Gesellschaft dann ihrerse= its vielfältige Formen der Gewalt hervor“. Der Genius der Frau beinh= alte „darüber hinaus“, betonte Ratzinger, „dass die Fraue= n in der Welt der Arbeit und des gesellschaftlichen Lebens gegenwärtig sein= und zu verantwortungsvollen Stellen Zugang haben sollen, die ihnen die Möglichkeit bieten, die Politik der Völker zu inspirieren und neue Lösungen für die wirtschaftlichen und sozialen Probleme anzuregen“. Man dürfe aber in diesem Zusammenhang nicht vergesse= n, dass „die Überschneidung von zwei Tätigkeiten — Famil= ie und Arbeit — bei der Frau andere Merkmale annimmt als beim Mann. Desh= alb stellt sich die Aufgabe, die Gesetzgebung und die Organisation der Arbeit m= it den Anforderungen der Sendung der Frau innerhalb der Familie zu harmonisier= en. Hier geht es nicht nur um eine rechtliche, wirtschaftliche und organisatori= sche Frage, sondern vor allem um eine Frage der Mentalität, der Kultur und = der Achtung“ (52).

Diese übergeordneten Kategorien werden heute vor = allem von dem globalen Unternehmen Kirche eingefordert und sind folglich nach dem Prinzip der Subsidiarität in den jeweiligen Staatssystemen konkret zu verwirklichen. Hier postulierte Ratzinger schon zwanzig Jahre zuvor mit erstaunlicher Deutlichkeit: „Die soziale Ordnung muß so beschaf= fen sein, dass sie die Familie nicht zerstört, sondern aufbaut. Eine Ordnu= ng, in der die Berufstätigkeit beider Elternteile notwendig ist, ist Unord= nung und zerstört die Grundlagen des gemeinsamen wie des individuellen Lebe= ns. Familiengerechter Lohn ist daher eine Grundforderung christlicher Sozialleh= re“ (53).

Erziehung – Beschenkung mit Menschlichkeit

Erforder= lich sei, so Ratzinger im Schreiben vom 31. Mai 2004 weiter, „eine gerechte Wertschätzung der Arbeit, welche die Frau in der Familie leistet. So könnten die Frauen, die es freiwillig wünschen, ihre ganze Zeit d= er häuslichen Arbeit widmen, ohne sozial gebrandmarkt und wirtschaftlich bestraft zu werd= en. Jene hingegen, die auch andere Tätigkeiten verrichten möchten, könnten dies in einem angepassten Arbeitsrhythmus tun, ohne vor die Alternative gestellt zu werden, ihr Familienleben aufzugeben oder einer ständigen Stresssituation ausgesetzt zu sein, die weder dem persönlichen Gleichgewicht noch der Harmonie in der Familie förderlich ist“ (54). Schon Johannes Paul II. hat dieses Erforde= rnis formuliert als er 1981 in der Enzyklika über die menschliche Arbeit (Laborem exercens) schrieb: „Es wird einer Gesellschaft zur Ehre gereichen, wenn sie es der Mutter ermöglicht, sich ohne Behinderung ih= rer freien Entscheidung, ohne psychologische oder praktische Diskriminierung un= d ohne Benachteiligung gegenüber ihren Kolleginnen der Pflege und Erziehung i= hrer Kinder je nach den verschiedenen Bedürfnissen ihres Alters zu widmen“ (55).

Hier klingt an, was in dem Wort „Beziehungsgrund= lage“ aus der Definition des Katechismus zu Familie (56) schon enthalten ist und = was vor allem von einigen Naturwissenschaften und neueren Wissenschaftszweigen = seit ein paar Jahrzehnten erforscht wird: Die Kraft der Liebe für das Gedei= hen des Menschen. Die Fachleute sprechen trocken von der Bildung von Humanverm&= ouml;gen. Es handelt sich um die Daseinskompetenzen des Menschen, um die soziale Kompetenz, die Innovationskraft, die emotionale Intelligenz (57). Diese fundamentalen Fähigkeiten werden überwiegend, vielleicht sogar ausschließlich in den ersten Jahren erworben und gebildet. Mehrere Autoren, vor allem Amerikaner, haben dabei die konstituierende Funktion der Emotionen hervorgehoben, sie seien, so Stanley Greenspan, „die Architekten des Gehirns“, die Bausteine menschlichen Bewußtsein= s. Greenspan formuliert aus den Erkenntnissen= auch den „menschlichen Imperativ, in der Familie, der Erziehun= g, der Psychotherapie, der Ehe und den Institutionen der Sozialfürsorge d= em Wohl der Kinder, den zwischenmenschlichen Beziehungen und der Qualität= der emotionalen Erfahrung den höchsten Rang einzuräumen“ (58). =

Ein weit= erer amerikanischer Entwicklungspsychologe, Thomas Verney, bezeichnet ebenfalls = die „liebevolle, aufmerksame und verständige elterliche Fürsorge“ als „entscheidend“ für die neuronalen Netzwerke und die Kreativität des Menschen. Die Forschungsergebnisse bewiesen, dass die Art der elterlichen Zuwendung mehr Einfluss auf die Hirnentwicklung hat als man je für möglich gehalten hätte. W= as der Sauerstoff für das Gehirn sei, das seien freundliche, respektvolle= und liebevolle Worte für das junge Bewusstsein. „Wenn wir uns danach sehnen, dass das Gute über das Böse siegt, dann müssen wir endlich lernen, unseren Materialismus durch Mütterlichkeit zu ersetzen“ (59). Denn, so kann man hinzufügen, dieses Vertrauen, diese emotionale Stabilität ermöglicht es, dass das Baby auf Entdeckungsreise geht, dass es Erfahrungen sammelt, dass der liebende Blick= der Mutter und/oder des Vaters diese Erfahrung lobt und bestätigt und so d= ie positiven Verschaltungen erst zustande kommen. Fehlt das Vertrauen, fehlt d= ie Zuwendung, fehlt das Lächeln, fehlt die Bestätigung, dann fehlt d= ie emotionale Sicherheit – etwa, weil es zuviel wechselnde Betreuungspersonen, weil es zuviel fremde Gerüche, zuviel Stimmen, zuv= iel andere Augen, zu wechselhafte Reaktionen auf Entdeckungsversuche gibt ̵= 1; und dann bleibt das Baby zurückhaltend und unmotiviert. Dann sammelt e= s eben nicht die synapsenbildenden Erfahrungen. Der Dichterfürst Goethe hat d= as einmal bündig so beschrieben: Man lernt nur von dem, den man liebt. Ab= er es ist auch eine uralte christliche Erkenntnis. Paulus riet den Vätern: „Ihr Väter, schüchtert Eure Söhne nicht ein, damit sie nicht mutlos werden“ (Kol 3, 21).

All diese Erkenntnisse werden von der Bindungsforschung bestätigt. Die Regensbur= ger Bindungsforscherin Karin Grossmann, eine Schülerin von John Bowlby, dem Vater der Bindungsforschung, bestätigt anhand der Ergebnisse einer fünfundzwanzigjährigen Langzeitstudie den Zusammenhang zwischen frühkindlicher Bindung und späterer Entwicklung. Man kann ihre Ar= beit folgendermaßen resumieren: Die Bindung an mindestens einen fürsorglichen Elternteil in den ersten Lebensjahren entscheidet maßgeblich über den Erfolg in Schule, Ausbildung, Beruf und Partnerschaft (60). Johannes Paul II formuliert es knapper, wenn er den Elt= ern eine Definition von Erziehung auf den Weg gibt, die eigentlich nicht zu übertreffen ist. Erziehung ist, so schreibt er, „Beschenkung mit Menschlichkeit“ und die Eltern seien „Lehrer in Menschlichkeit“ (61).

Aus all = dem lässt sich folgern: Bindung geht vor Bildung. Liebe geht vor Funktionalität. Diese Folgerung ist umso bedeutsamer, als die Politik geradezu besessen scheint von dem Gedanken, angesichts der fehlenden Kinder= die noch vorhandenen Kinder besser auszubilden, um die Produktivität und d= amit den Wohlstand zu wahren. Aber die damit verbundene Tendenz zur Verstaatlich= ung von genuin familiären Aufgaben umgibt der Hauch des Suizidären. D= er Staat kann nicht lieben. Deshalb kann er die Familie in seiner Kernkompeten= z, der Erziehung, nicht ersetzen. „Die Familie ist der Kern aller Sozialordnung“ (62), „sie geht jeder Anerkennung durch die öffentliche Autorität voraus; sie ist ihr vorgegeben“ (63). Man könnte es auch = so formulieren: Die Liebe ist die Quelle und das Ziel aller Gemeinsamkeit, all= en Handelns. Damit schließt sich in gewisser Weise der Schöpfungskr= eis. Deshalb sagt Johanne= s Paul II in seinem Brief an die Familien auch: "Die Familie hat ihren Urspru= ng in derselben Liebe, mit der der Schöpfer die geschaffene Welt umfängt" (64).

In der Tat, in der Familie und ihrem Kern, der Ehe, lebt die Schöpfungskraft Gottes, die Liebe weiter. Nicht nur auf biologische Weise, sondern vor allem auf geistige. Die selbstlose Liebe ist jener Funke Göttlichkeit, der d= en Menschen durchglüht. Der Kirchenlehrer und Mystiker, der heilige Johan= nes vom Kreuz, sprach in diesem Sinn vom "endiosamiento - der Vergöttlichung" des Menschen durch die Liebe Gottes. ̶= 2;Die menschliche Familie spiegelt die Dreifaltigkeit wider. Mann und Frau sind nämlich ein Fleisch, ein Herz und eine Seele, wenn auch in der Verschiedenheit der Geschlechter und der Personen. Die Eheleute sind voreinander wie ein Ich und ein Du, und vor dem Rest der Welt – angefangen bei den eigenen Kindern – wie ein Wir, fast als ob es sich= um eine einzige Person handelte – jedoch nicht mehr im Singular, sondern= im Plural. Wir heißt: „deine Mutter und ich“, „dein Va= ter und ich“. So sprach Maria zu Jesus, als sie ihn im Tempel wiederfand&= #8220; (65). Deshalb ist die christliche Familie auch „Hauskirche“, wi= e es in Lumen Gentium heißt, und sehen manche Autoren in der communio personarum (Gaudium et Spes, 12) auch „eine Analogie der menschlichen Liebe zur innertrinitarischen Liebe“ (66). In der Tat: „Die Zuk= unft der Menschheit geht über die Familie“ und „die Familie ist der Weg der Kirche“, sc= hrieb Johannes Paul II. (67) – eine Weisheit, die tief im katholischen Volk verankert ist. Ein Landpfarrer in der Bretagne hat diese eigentlich unauslotbaren Tiefen am Fest der Heiligen Familie (29. 12. 2007) in diese s= chlichten Worte gekleidet: „Die Familie ist das Geheimnis Gottes auf Erden̶= 0;. Sie ist es, weil ihre Matrix die Liebe ist, weil sie die Verkörperung = ist von „Wahrheit und Liebe als bestimmende Dimension des Lebens der Person“(68).


Anmerkungen / Fußnoten=

(1) Thomas von Aquin sagt: Die Liebe ist ihrer Natur nach der früheste Akt des Willens und jede Willensregung leitet sich aus der Liebe her, als innebleibender Ursprung. Vgl. T.Aquinas (2000). An Aquinas Reader. New York<= /st1:place>, Fordham University Press, S. 149, auch S. th. II,II, q 27 und 28.&nbs= p; Augustinus wiederum nennt die Liebe den "Urakt des Willens"= ;, den Quellpunkt und Mittelpunkt der Existenz.

(2) Vgl. Völker-Rasor, Anette, Bilderpaare – Paarbilder. Die Ehe in Autobiographien des 16. Jahrhunderts, Rombach Verlag, Freiburg/Br., 1993; Coontz, Staphanie: In schlechten wie in guten Tagen. Die Ehe – eine Liebesgeschichte. Die Geschichte der Institution Ehe, Verlag Lübbe, 20= 06. vgl. auch in diesem Buch, Franz Xaver Kaufmann, Ehe und Familie zwischen kultureller Normierung und gesellschaftlicher Bedingtheit, S. -= .

(3) Zur Begründung mit entsprechen= den Literaturhinweisen siehe Liminski, Jürgen Die verratene Familie – Politik ohne Zukunft, Sankt-Ulrich-Verlag, Augsburg, 2007, insbesondere S. = 103 ff.; derselbe, Erziehung: Kernkompetenz der Familie, Reihe „Kirche und Gesellschaft“ der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach, Nr. 335 und (erweitert) Erziehung – Kernkompete= nz der Familie, in: Lexikon Familie, herausgegeben vom Päpstlichen Rat für die Familie, Paderborn: F. Schöningh, 2007, S 196 – 206= .

Skynner, A.C.Robin, Die Familie – Schicksal und Chance. Handbuch der Familientherapie. Walter-Verlag, Freiburg / Br. 1978, S. 9

(5) Die WELT, 16.10.2007, S.16

(6 FAZ, 8. 11. 2007, S.11<= /span>

(7) Vgl. Liminski, Jürgen, Familienpolitik à la francaise – was wir von Frankreich lernen können und was nicht. Aus: Erbfreunde, Deutschla= nd und Frankreich im 21. Jahrhundert, Verlag der Bauhaus-Universität Weim= ar, Erfurt, 2007, S. 83 – 102, hier 85ff.

(8) Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, Her= der, Freiburg-Basel-Wien, 2007, S. 153

(9) Vgl. Heinz Lampert, Priorität für die Fam= ilie – Plädoyer für eine rationale Familienpolitik, Duncker und Humboldt, Berlin, 1996, S. 10

(10)= Ehe ist gut für die Gesundheit. Das hat die Ve= r­haltensforscherin Linda Waite von der Universität Chicago erforscht. Verheiratete Männer lebten gesünder und länger als unverheiratete (das ist vermutlich vor allem auf die Pflege und Sorge durch die Frauen zurückzuführen), verheiratete Frauen aber auch. Auch Wissenschaft= ler von der britischen Warwick-Universität kamen bei einer Langzeitstudie = zu diesem Schluß. Demnach weisen verheiratete Männer ein um 9 Proze= nt geringeres Sterberisiko auf als Singles. Bei Frauen sind es immerhin noch d= rei Prozent. Geradezu sprunghaft steigt das Gesundheitsrisiko bei Geschiedenen.= Vgl. Waite, Linda, J. und Ga= llagher, The Case for Marriage, Doubled= ay, New York, 2000. Sehr aufschlußreich in diesem Zusammenhang ist auch die umfangreiche Arbeit von Patrick Francis Fagan, Belonging and Rejection in Family and Religion – Impacts on Society and Implications for Policy, noch unveröffentlichtes Manuskript einer Doktorarbeit an der Universitä= ;t Dublin, hier insbesondere S. 104ff.

(11)= Zum Beispiel Habisch, Andre, Unter besonderem Schut= z. Zum schwindenden Ansehen von Artikel 6 des Grundgesetzes, FAZ, 22. 7. 2002,= S. 8. oder auch Patrick F. Fagan, op.cit. S. 150ff.

(12) = Mullins, Larry C. et al. The= impact of Religious HNomogeneity on the Rate of Divorce in the United States, Sociological Inquiry 74 (2004), p. 338-354;

(13)= Ebenda, S. 351; auch Patrick Fagan kommt zu diesem Schluß, differenziert außerdem noch zwischen bikonfessionellen = Ehen und unterschiedlichen Familienmodellen, op.cit. S. 292 ff.

(14)= Höpflinger, Francois, in: Stefan Hradil und St= efan Immerfall (Hrsg.), Die westeuropäischen Gesellschaften im Vergleich, Leske-Budrich, Opladen, 1997, S. 97-129, hier 128. vgl. auch Thomas Meyer, Familienformen im Wandel, in: Rainer Geissler, Die Sozialstruktur Deutschla= nds, Westdeutscher Verlag, Opladen, 1996, S.306 ff. und Rüdiger Peuckert, Familienformen im sozialen Wandel, VS-Verlag, Wiesbaden, 2004, insbes. 43ff= .

(15)= Elisabeth Noelle-Neumann u. Renate Köcher, Bal= kon des Jahrhunderts, Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie 1998-2002, Band 11, K.G.Sauer, München / Verlag für Demoskopie, S. 16

(16)= Höpflinger schrieb dazu schon vor zehn Jahren: „Da Personen in den Medien und im akademischen Bereich eine hohe Affinität zu solchen anti-familialen urbanen Gruppen aufweisen, bleibt= im veröffentlichten Bild der Familie die Kontinuität familialer Strukturen weitgehend unbeachtet“. Op.cit. S. 129; ausführlicher dazu: Liminski, Jürgen, Meinungseliten und Meinungsdiktat. Das medial-politische Establishment und die Familie. In: Die verratene Familie, op.cit. S. 29-55

(17)= Benedikt XVI., Ansprache am 15.2.2007 an die Mitgli= eder des Gerichtshofes der Römischen Rota.

(18)= Predigt am 18. 4. 2005, in: Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 168, herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn, S.14. Vgl auch Josef Kardinal Ratzinger, Zeitfragen und christlicher Glaube, Naumann-Verlag, Würzburg, 1982, S.12 ff. und Johannes Paul II, der in Veritatis Splendor sogar von d= er „grundlegenden Abhängigkeit der Freiheit von der Wahrheit“ spricht, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, 111, S. 36ff.

(19)= Zum Beispiel Johannes Chrysostomus oder Augustinus. Vgl. Ehe und Familie im Lichte christlicher Spiritualität, Handbuch kirchlicher Texte, herausgegeben von Johannes Stöhr, Bamberg, 2000, S.= 59 f. und 61 f.

(20)= Bei Thomas von Aquin heißt es in der Schrift gegen die Heiden unter S. c. gent. III c. 123 n 6: „Je größ= ;er eine Freundschaft ist, desto fester und beständiger ist sie. Die größte Freundschaft aber besteht offenbar zwischen Mann und Frau. Sie vereinen sich ja nicht nur im Akt leiblicher Verbindung,…, sondern auch zur Gemeinsamkeit der ganzen häuslichen Lebensgemeinschaft. Zum Zeichen dafür verlässt daher der Mann um seiner Gattin willen auch Vater und Mutter, wie es in Gen.2,24 heißt. Daher ist es angemessen, = dass die Ehe absolut unauflöslich ist“. Und Benedikt XVI. spricht von= der „dualen Einheit des menschlichen Paares“ und der Unauflöslichkeit des „mächtigen Bandes, das vom Schöpf= er festgelegt wurde“. Ansprache vom 15.2.2007 an die Mitglieder der Römischen Rota.

(21)= Readers Digest, Dezember 2003, S. 58

(22)= Johannes Paul II., Mann und Frau schuf er – G= rundfragen menschlicher Sexualität, München-Zürich-Wien: Neue Stadt, 19= 82, S. 42 f.; vgl. auch Johannes Paul II, Mulieris dignitatem, 6.

(23)= Ebenda.

(24)= In diesem Zusammenhang sei bemerkt, dass schon Thom= as von Aquin von der Geschlechtskraft als „überragendes Gut“ spricht und meint, dass auch ohne den Sündenfall die Fortpflanzung des paradiesischen Menschen durch die geschlechtliche Vereinigung geschehen wäre und dass das Erlebnis der Sinne dabei tiefer gewesen wäre als heute, weil der Mensch eine reinere Natur und einen sensibleren Leib gehabt hätte. Vgl. S. th. II., II, q 153, 2 c

(25)= Katechismus der Katholischen Kirche, Oldenbourg-Ver= lag, München, 1993, Punkt 1627

(26)= Es ist keineswegs so, dass Untreue ohne weiteres überwunden werden kann, wie die Studie des Göttinger Psychologen Ragnar Beer mit 3334 Frauen und Männern zeigt. Es dauert Jahre, bis die Wunden verheilt sind. Vgl. WELT 26. 8. 2006

(27)= Zeitfragen und christlicher Glaube, op.cit. S. 14.<= /p>

(28)= Reinhold Ortner, Jeder Mensch – eine einmalige Liebesidee Gottes. Impulse zur religiösen Erziehung, Stella Maris-Verl= ag, Buttenwiesen, 2001, S. 26

(29)= Ad uxorem, II, 8, 6-9. Zitiert bei Ehe und Familie = im Licht christlicher Spiritualität, op.cit. S. 34 f., vgl. Familiaris Consortio, 13

(30)= Johannes Paul II., Familiaris Consortio, Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, 33, S. 18, vgl. auch Paul VI. Hum= anae Vitae, 9

(31)= Ansprache an Jugendliche des Bistums Rom zum XXI. Weltjugendtag am 6. April 2006

(32)= Humane Vitae, 8-9

(33)= Quamquam pluries, 4,6

(34)= S. th. II, II, q 27 a 1

(35)= Pars pro toto sei nur hingewiesen auf die zahlreich= en Bücher von Ross Campbell= , Gary Chapman, Christa Meves, Albert Wunsch, Wolfgang Bergmann. Für diese Autoren ist Integrität ein Hauptziel der Erziehung. Campbell definiert= das so: „Ein integrer Mensch sagt immer die Wahrheit, hält stets, wa= s er verspricht, übernimmt jederzeit die Verantwortung für sein Verhalten“ (Bevor der Kragen platzt – vom Umgang mit Aggression= in der Erziehung, Marburg: Francke, 1998, S. 10). Für all diese Autoren s= teht die Achtung vor der Person (der Kinder) und die selbstlose Liebe im Mittelp= unkt erzieherischen Bemühens. Das war auch schon bei Don Bosco und anderen großen christlichen Pädagogen so. Das Ergebnis ist die Freundsch= aft mit den Kindern und die Annahme der grundsätzlichen Wertvorstellungen = der Erzieher.

(36)= zitiert von Elisabeth Noelle-Neumann, Die soziale N= atur des Menschen, München: Alber, 2002, S. 53

(37)= Bekenntnisse, 10. Buch, 23. Kapitel

(38)= Ansprache an die Jugend in Paris am 1. 6. 1980

(39)= Jutta Burggraf, Ja zu dir – ja zu mir. Eine Neuentdeckung der christlichen Ehe und Familie vor dem Hintergrund der Frauenfrage, Paderborn: Bonifatius, 1998, S. 47. Sie zitiert in diesem Zusammenhang auch den Altbischof von Limburg, Franz Kamphaus mit dem Satz: „Ziel der Emanzipation ist es, sich der Manipulation zu entziehen, ni= cht Produkt zu werden oder Kopie sondern Original zu sein“ (ebenda. S. 89= )

(40)= Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung ̵= 1; unsere soziale Haut, Mün= chen: Langen-Müller, 2001, 6.Auflage, hier insbesondere S. 90 ff.

(41)= Wer in der Liebe bleibt – Ein Wort über = die Ehe. Fastenhirtenbrief 1980, herausgegeben vom Pressereferat der Erzdiözese München-Freising, S. 8; die Trennung von Liebe und Sexualität hat auch zu neuen Familienstrukturen im Ausland geführ= t, ja die Vielfalt der Familie s= tandardisiert wie Ende 2007 anlässlich des 40jährigen Bestehens der Pille auch = in Frankreich festgestellt wurde, vgl. Le Monde vom 28. 12. 2007, S. 8, wo der Titel lautet: „Deux enfants, trois ans d’ecart: la famillie standardisée“.

(42)= Op.cit.; vgl. auch die Arbeiten der Heritage Founda= tion unter

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(43)= Zeitfragen und christlicher Glaube, op.cit., S. 53<= /p>

(44)= Herder: Freiburg, 1981, S. 90 f.

(45)= Vgl. Liminski, Jürgen, Die verratene Familie, op.cit. S. 110 ffr.

(46)= Op.cit. S. 91

(47)= S. th. II, II, q 27 a 1

(48)= Johannes Paul II. Brief an die Familien vom 2.2.199= 4, Verlautbarungen des Apostolis= chen Stuhls, 112, S. 48.

(49)= Josef Kardinal Ratzinger, „Über die Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und der Welt“ Schreibe= n vom 31. Mai 2004, 13.

(50)= Ebenda.

(51)= Ebenda. Vgl. auch Johannes Paul II. Brief an die Familien vom 2.2.1994, Verlautbarungen&nbs= p; des Apostolischen Stuhls, 112, S. 48

(52)= Ebenda.

(53)= Predigt am 3.5.1981, veröffentlicht in Zeitfra= gen und christlicher Glaube, op.cit., S. 63.

(54)= „Über die Zusammenarbeit von Mann und Fr= au in der Kirche und der Welt, op.cit. 13.

(55)= Enzyklika Laborem Exercens, 14

(56)= Katechismus, op.cit., 2202.

(57)= Johannes Paul II. spricht von der Familie „als primäre Produktionsstätte von Humanvermögen“ in einem Grußwort an einen Kongress zu „Demographie und Wohlstand“ 2002 in Berlin, zitiert in dem von Christian Leipert herausgegebenen Kongressband, Demographie und Wohlstand – Neuer Stellenwert für Familie in Wirtschaft und Gesellschaft. Opladen: Leske und Budrich, 2003, S= . 289; Vgl. auch Liminski, Jürgen, Die verratene Familie, op.cit. S. 107 ff. = und Fußnote 3.

(58)= Stanl= ey I. Greenspan, Die bedrohte Intelligenz – Die Bedeutung der Emotionen für unsere geistige Entwicklung, München, 1997, S. 389

(59)= Thomas R. Verney / Pamela Weintraub, Das Baby von Morgen – Bewusstes Elternsein von der Empfängnis bis ins Säuglingsalter, Rogner und Bernhard, Hamburg, 2003, S.240. Die Literat= ur über die Ergebnisse der Hirnforschung bei Säuglingen und Kleinkin= dern nimmt bereits erstaunliche Ausmasse an. Hingewiesen sei an dieser Stelle nur noch auf die summarische Arbeit von Sabina Pauen, Was Babys denken – = eine Geschichte des ersten Lebensjahres, C. H. Beck, München, 2006 und vor allem Christa Meves, Geheimnis Gehirn, Resch-Verlag, Gräfelfing, 2005.=

(60)= Vgl. das mittlerweile zum Standardwerk avancierte B= uch von Karin und Klaus Großmann, Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit, Klett-Cotta, Stuttgart, 2004.

(61)= Johannes Paul II. Brief an die Familien, op.cit., S= . 41 f.

(62)= Jesus von Nazareth, op.cit. S. 153

(63)= Katechismus, op.cit. 2202.

(64)= Johannes Paul II. Brief an die Familien, op.cit., S= . 6.

(65)= Vgl. Raniero Cantalamessa: Was eine Familie ausmach= t. Kommentar zum Hochfest der Heiligen Familie. Veröffentlicht am 29. Dezember 2007 in Zenit.

(66)= Zum Beispiel Dominik Schwaderlapp, Liebe und Tugend. Elemente der Liebe zwischen Mann und Frau und ihre Verwirklichung im Personalismus Karol Wojtylas, aus: Ethik der Tugenden, Festschrift für Joachim Piegsa, herausgegegeben von Clemens Breuer, St. Ottilien: EOS-Verla= g, 2007, S 295 – 309, hier 297.

(67)= Johannes Paul II., Christifideles laici, 40 und derselbe, Brief an die Famili= en, op.cit., S. 36.

(68)= Johan= nes Paul II. Brief an die Familien, op.cit. S. 15
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