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Gott vor den eigenen Karren spannen


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#1
Rolf

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Gott vor den eigenen Karren spannen



So trat Jakob zu seinem Vater Isaak ... Und er erkannte ihn nicht;... Und er segnete ihn und sprach: Bist du mein Sohn Esau? Er antwortete: Ja, ich bin's. 1. Mose 27,22-24


Da ist Jakob, ein junger Mann, der sein Leben selbst in die Hand nimmt. Im richtigen Moment kauft er seinem Bruder das Erstgeburtsrecht ab. Mit List, Lüge und Hilfe der Mutter bringt er seinen erblindeten Vater dazu, den begehrten Segen über ihm auszusprechen. Dabei überschreitet er auch mal die Grenzen der Legalität.

Was soll's? Er ist eben jung, dynamisch, geschäftstüchtig, ehrgeizig und zielstrebig. Brüderlichkeit und Mitmenschlichkeit halten da nur auf. Es geht doch um eine gute Sache, ja sogar um den Willen Gottes. Hatte Gott nicht selbst gesagt, dass der Ältere dem Jüngeren dienen soll? Na also! Wie wollte Gott wohl sonst seine Verheißungen erfüllen? Er konnte froh sein, dass Jakob das für ihn erledigte. Immerhin waren sein alter Vater und sein Bruder auf dem besten Weg, Gottes Absichten zu durchkreuzen - oder?

Seltsam, dass mich diese alte Geschichte so berührt. Irgendwie habe ich das Gefühl, mittendrin zu sein. Begebenheiten fallen mir ein, Gesichter, Namen. Ich denke: Es hat sich nichts geändert seit damals. Es gibt immer noch Menschen, die so sind wie Jakob. Sie vermischen Gottes Willen mit den eigenen Interessen. Ihre Geduld und ihr Gottvertrauen reichen nicht aus, um Gottes Eingreifen abzuwarten. Bei der Durchsetzung ihrer Interessen sind sie nicht zimperlich.

Aber wer kann sagen, wie viel Kummer und Leid sich daraus ergaben?

Während ich darüber nachdenke, wann und wo ich selbst durch solche Menschen und Handlungen verletzt wurde, steigt ein anderer Gedanke in mir auf. Ist es möglich, dass ich mich auch noch an einer anderen Stelle als der des Verletzten und Hintergangenen in dieser Geschichte wiederfinde? Berührt sie mich etwa auch deshalb so stark, weil Jakob und sein Verhalten mir nicht fremd sind?

Es ist nicht einfach, die Bilder und Erinnerungen, die jetzt in mir aufsteigen, ehrlich auszuhalten und anzuschauen. Am Ende ist mir jede Lust vergangen, Jakob (und ein paar andere Leute) zu verurteilen. Was bleibt, ist die Einsicht, dass ich nicht besser bin als er - und ein großes Staunen über Gott, der keinen von uns beiden verurteilt, sondern sich mit ihm und mir auf den Weg macht.

Simone Grünig
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