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Sinn und Unsinn der Astrologie


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Rolf

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Sinn und Unsinn der Astrologie
Adolf Köberle

Es sei mit einer Anekdote begonnen! Eine Münchner Lehrerin fragt einen Volksschüler: bist du evangelisch oder katholisch?, worauf sie zur Antwort bekommt: Na, i bin a Jungfrau. Das Kind war im September geboren und wußte bezeichnenderweise über seine astrologische Prägung besser Bescheid als über seine konfessionelle Heimat.

Die Astrologie kann auf uralte Vergangenheit hinweisen. Sie hat Assur und Babylon, Griechenland und das alte Rom beherrscht. Sie hat die Päpste und Kaiser des Mittelalters bei ihren Handlungen bestimmt, sie hat auf Dante und Thomas von Aquin, auf Paracelsus und Melanchthon eingewirkt. Selbst Kepler, der Bahnbrecher des modernen Weltbildes, vermochte sich ihrem Einfluß nicht zu entziehen.

Der Siegeszug des naturwissenschaftlichen Denkens brachte dann die Wende. Die Alchemie mußte der Chemie weichen, die Astrologie wurde von der Astronomie abgelöst. Um 1900 galt der Glaube an die Sternenweisheit als endgültig veraltet und erledigt.

Die seelischen Erschütterungen zweier Weltkriege haben die Herzen der Menschen mit Weltangst und Zukunftsgrauen erfüllt. Unter dem Einfluß von Säkularismus und Nihilismus kam es in dem Bewußtsein der Massen zu einem immer weiter um sich greifenden Schwund des Gottesglaubens. In diesen Hohlraum ist die Astrologie aufs neue eingezogen. Man muß sie verstehen als eine Art Ersatzreligion. Wer seine Zuflucht nicht im vertrauenden Gebet bei Gott sucht und findet, befragt den Lorcher Astrologischen Jahreskalender, er besorgt sich ein individuelles Horoskop, er läßt sich für schwerwiegende Entschlüsse von seinem Hausastrologen beraten, den man genau so bezahlt wie den Internisten oder den Psychotherapeuten. Wie sehr das Verlangen nach astrologischer Orientierung gestiegen ist, zeigen die Sonnenstand-Horoskope in den illustrierten Zeitschriften. Kein Boulevardblatt kann darauf verzichten. Willig fügt sich die Presse den allgemeinen Wünschen.



Eine Überprüfung kann feststellen, daß sich die Auskünfte in den einzelnen Blättern nicht selten widersprechen, was die Glaubwürdigkeit der Sache nicht gerade erhöht. Gewöhnlich wird Hoffnung erweckt und gedämpft. Der Weg wird ein Stück weit freigegeben und zugleich werden Grenzen gesetzt. Während eine Tür sich auftut, wird eine andere verschlossen. So heißt es in einem Wochenhoroskop für den August: "Sie werden Annehmlichkeiten und Glück in der Liebe haben, aber wagen Sie sich nicht zu weit vor!" Für den Dezember wird der Ratschlag gegeben: "Nun sollten Sie einem lieben Menschen eine Freude machen, aber verausgaben Sie sich nicht dabei." "Das Neue Zeitalter" orakelt für den Februar: "Die Sonne Ihres Lebens wird sich zu Beginn des Monats verdunkeln, aber der Wind schiebt die Wolken wieder weg." Dem "Wassermann" wird zum 19. 2. der Ratschlag erteilt: "Gehen Sie abends aus, aber nicht leichtsinnig werden!" Für die dann gerade fällige Faschingszeit eine nicht ganz unbegründete Warnung.

So einfältig das alles klingt, es gibt ungezählte Zeitgenossen, denen eine solche Art von Seelenführung willkommen, ja unentbehrlich zu sein scheint. Der Schriftsteller Ludwig Reiners hat in dem Buch "Steht es in den Sternen?" eine bitterböse Abrechnung vollzogen. Er fordert im Namen der Aufklärung alle vernünftig denkenden Menschen auf, der Astrologie mit Spott und Hohn den Abschied zu geben. Nicht nur die Direktoren der Sternwarte haben ihm dankbar beigepflichtet, auch die theologischen und kirchlichen Apologeten haben sich seinem Schlachtruf begeistert angeschlossen.



Im 139. Psalm findet sich der Lobpreis: "Wie köstlich sind vor mir, Gott, Deine Gedanken! Wie ist ihrer so eine große Summe! Sollte ich sie zählen, so würde ihrer mehr sein denn des Sandes am Meer!" Demnach ist der Mensch ein übergroßes Schöpfungsgeheimnis Gottes, bei dem man nicht so leicht auf den Grund kommt. Man wird dem Wesen des Menschen nur dann gerecht, wenn er nach vielen Seiten hin aufgeschlüsselt wird. Wir empfangen unsere Prägung durch Geschlecht und Rasse, durch Klima und Landschaft, durch Erbmasse, Milieu und Erziehung. All diese Faktoren fügen sich zusammen zu der Resultante unseres Lebens. Wer sein Dasein aus der Hand Gottes annimmt, der weiß: Freiheit gibt es nur im Rahmen der Fäden, aus denen unser Lebenskleid nach dem Willen Gottes des Schöpfers gewebt ist.

Wenn jeder Mensch eine Unsumme von göttlichen Gedanken ist, dann muß die Frage erlaubt sein, ob nicht auch kosmische Zusammenhänge auf unser Leben einwirken. Kein Astrologe denkt dabei an Strahlenwirkungen aus dem Kosmos. Wer davon redet, zeigt nur, daß er von der Sache überhaupt nichts verstanden hat. Es ist immer nur von Entsprechungen, nicht von Kausalitäten, die Rede in dem Sinn: es ist aufgrund von Jahrtausende alter Beobachtung und Erfahrung festgestellt, daß die typologischen Verschiedenheiten der Menschen auch zusammenhängen mit der Jahreszeit, mit dem Monat, mit dem Tag, an dem ein Leben begonnen hat. Es besteht eine geheimnisvolle Korrespondenz zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos. Nach der Überzeugung von Paracelsus ist der Mensch "ein Auszug aus dem ganzen Firmament und aller Erde. Himmel und Erde sind des Menschen Vater und Mutter und der Mensch ist aus ihnen gemacht. So er nun aus ihnen gemacht ist, so muß er seinen Eltern gleich sein, alswohl als ein Kind, das seines Vaters und seiner Mutter Gliedmaße hat."

Sicher gibt es auch alte Irrtümer, die sich in erstaunlicher Zählebigkeit halten und weiter vererben. Aber es gibt auch uralte Weisheit, die nicht umzubringen ist, die über Zeiten hin vergessen, erneut hervorbricht und der Beachtung zu schenken eines gebildeten Menschen durchaus würdig ist. Die Wolke der Zeugen umfaßt eine beachtliche Namensreihe, die von Heraklit über Pythagoras, Hildegard von Bingen, Leonardo da Vinci bis hin zu Goethe und Novalis reicht. In unseren Tagen haben sich Carl Gustav Jung, Ernst Jünger und der Münchner Psychotherapeut Fritz Riemann angeschlossen.


Die Abneigung gegen den siderischen Faden, der in unser Lebenskleid mit eingewoben ist, (mehr als ein Faden ist es sowieso nicht), beruht vor allem auf der Furcht vor der Schicksalsdetermination, die damit gegeben sein soll und die den Menschen seiner personalen Freiheit beraubt. Demgegenüber kann nicht nachdrücklich genug darauf hingewiesen werden, daß schon die führenden Astrologen des Mittelalters dieses Mißverständnis einhellig abgewehrt haben. Sie haben immer nur gesprochen von einer inclinatio, von einem Geneigtsein, aber niemals von einer necessitas, von einer zwangsläufigen Notwendigkeit, dir sich aus dem Geburtsbild ergibt. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, "was wir für Pferde im Stall stehen haben". Der Ritt, den wir mit diesen Pferden im Verlauf eines Lebens unternehmen, ist durchaus in unsere Freiheit und Verantwortung gestellt.

Wir wissen aus eigener Erfahrung und aus der Umweltbeobachtung: Ein Mensch, der nicht von Gott gehalten wird, wer nicht Rebe am Weinstock Christi geworden ist, wird nur allzuleicht das Opfer zahlloser triebhafter Wünsche. Er unterliegt den Einflüssen einer unguten Erbmasse, und dem Zeitgeist, er kann sich nicht dagegen wehren. Paracelsus hat diese Gültigkeit auch auf die astrale Prägung des Menschen angewandt. Er schreibt in der Schrift De Natura rerum: "Einen viehischen Menschen regiert, meistert, zwingt und nötigt das Gestirn, daß er ihm nachgehen und nachgeben muß." Je freier und überlegener ein Mensch aus der Zuversicht Gottes lebt, umso unabhängiger und unbekümmerter kann er sich allen Inklinationen gegenüber behaupten. "Denn die Weisheit, so die neue Kreatur aus Gott hat, überwindet den Himmel und alle sidera". Ja, Paracelsus geht so weit, daß er hochgemut ausruft: Einem gottverbundenen Menschen müssen alle Einflußkräfte folgen "wie gehorsame Hündlein".

Wir können jetzt zwei bedeutsame Folgerungen ziehen. Die Astrologie ist wirksam außerhalb von Christus. Wer aus der Kraft des gekreuzigten und erhöhten Herrn lebt, kann davon nicht mehr beherrscht werden. Er mag wohl die astrale Prägung noch spüren, aber sie ist nicht mehr die Dominante seines Lebens.

LeerVon Alfons Rosenberg (siehe Quatember, 44. Jg. / 1980, S. 76-88) gibt es ein lesenswertes Buch "Zeichen am Himmel" (Zürich 1949), das die Geschichte der Astrologie in der alten und mittelalterlichen Kirche in einer den Leser überraschenden Materialfülle schildert. Auf einer Tagung der Evangelischen Akademie in Tutzing berichtete der Verfasser, er habe einmal ein Geburtsbild gesehen, bei dessen Überprüfung er erschrocken sei, weil es an unguten Anzeichen nicht fehlte. Gleichwohl geschah nichts Übles in diesem Leben. Die verstandeskluge Kritik sagt dazu: Kein Wunder! Es ist ja nichts dahinter! Alfons Rosenberg hatte dafür eine andere Erklärung. Er sagte: In diesem Leben und für dieses Leben muß viel gebetet worden sein. Es war dadurch aufgehoben in die ewige Schutzmacht, die oberhalb der astralen Sphäre liegt. Im Neuen Testament, besonders in den Briefen an die Römer, Epheser und Kolosser, ist an vielen Stellen die Rede von den "Weltelementen", von Thronen, Herrschaften, Fürstentümern und Gewalten. Paulus hat dabei wohl vor allem an gute und böse Engelmächte gedacht, die, sei es schützend, sei es verführerisch in das menschliche Leben eingreifen. Aber gewiß waren ihm im 8. Kapitel des Römerbriefes bei den Höhen und Tiefen, die uns von Gott nicht trennen können, auch die astralen Mächte gegenwärtig.

Die neuzeitliche Bibelkritik mit ihrer Überbewertung der Ratio hat all diese Aussagen entmythologisiert und existential interpretiert als Ausdruck innerseelischer Entscheidungsvorgänge. Aber diese Entweltlichung, dieser Akosmismus wird der Hintergründigkeit des menschlichen Daseins nicht gerecht. Es gilt einzusehen: von Natur sind wir Menschen damals wie heute den vielen Kyrioi, heißen sie nun Saturn, Mars, Venus oder Mammon, hilflos ausgeliefert. Massenwahn und Massenrausch sind letztlich von daher zu erklären. Aber wir dürfen bekennen: "Wiewohl es viele Herren gibt, so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind und wir zu ihm, und den Herrn Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und sie durch ihn" (1. Kor. 8.6). Von Martin Luther wird erzählt: als er einmal von Melanchthon gewarnt wurde, wegen einer ungünstigen Gestirnkonstellation nicht über die Elbe zu fahren, sei er in den Kahn gesprungen mit den Worten: Domini sumus. Der Satz ist doppeldeutig. Er enthält einen Genitiv der Besitzanzeige und einen Nominativ Plural. Er kann im Deutschen nur zweiteilig wiedergegeben werden: Weil wir des Herrn sind, sind wir Herren. Wie sehr möchte man allen sterngläubigen Menschen unserer Tage diese überlegene Freiheit in Christus wünschen! Es ist nicht nur aussichtslos, es ist auch sachlich verkehrt, ihnen das Gespür für kosmische Zusammenhänge ausreden zu wollen. Wohl aber gilt es hinzuweisen auf den Deus semper major (Gott ist immer größer), in dessen Güte und Macht wir uns ganz geborgen wissen dürfen.



Das astrologische Gewerbe der Gegenwart ist in einer fatalen Weise heruntergekommen. Es ist daraus ein Wust von Dilettantismus, Kurpfuschertum und Erwerbsgier geworden. Da werden fragwürdige Ratschläge erteilt, wie man Glück in der Liebe findet oder wie man rasch zu Geld kommen kann. Kein Wunder, daß eine solche primitive Zukunftsorakelei, die man für 2.50 DM an jedem Kiosk kaufen kann, abstoßend und lächerlich wirkt.

Gleichwohl sollte man um der Gerechtigkeit willen zur Kenntnis nehmen: es gibt in unseren Tagen auch Kosmobiologen von christlicher Überzeugung und Verantwortung. Sie halten es mit dem Wort von Johann Kepler: "Die wahre Astrologie ist ein Zeugnis von Gottes Werk und also ein heilig und gar nicht leichtfertig Ding". Man vertritt hier den Standpunkt: Wenn es unter Christen erlaubt und erprobt ist, aus der Handschrift eines Menschen Rückschlüsse auf seine Wesensart zu ziehen, kann dann nicht auch eine astral gewonnene Typologie dazu beitragen, die Neigungen, die Schwächen und die Stärke eines Menschen deutlicher zu erkennen, sofern er Mühe hat, sich selbst zu verstehen und von seiner Umgebung verstanden zu werden? Niemals wird sich eine solche Beratung dazu hergeben, den Neugierwissensdrang betreffs der verschleierten Zukunft zu befriedigen. Niemals wird eine solche Aussprache dem fatalistischen Denken Raum geben. Immer wird sie hinweisen auf die Möglichkeiten personaler Freiheit und Verantwortung, die in dem Maß wächst, als ein Mensch bereit ist, Gott mit seinem Leben zu dienen.

Astrologie als Ersatz für den christlichen Gottesglauben ist eindeutig abzulehnen. Astrale Einsicht, die darum weiß, daß unser Von-Gott-Geschaffensein auch kosmisch mitbedingt ist, erhöht das ehrfürchtige Staunen vor der Vielfalt der göttlichen Gedanken, aus denen unser Leben sich auferbaut. Einstweilen sind wir in Theologie und Kirche von einer solchen Schau noch weit entfernt. Aber muß die Kirche immer bei der Nachhut sein? Könnte sie nicht auch einmal an die Spitze einer neuen Weltbildschau treten? Von zwei erfreulichen, mutigen Ansätzen in der Richtung ist immerhin zu berichten: Dr. Gerhard Voss, Herausgeber der Zeitschrift Una sancta, "Astrologie christlich vorgestellt" (Regensburg 1980) und Walter Lotz, "Spannung statt Spaltung", Wassermann, Signatur eines kommenden Zeitalters, DtPfrBl 2/81.


Es sollte uns doch zu denken geben, daß die Geburt Jesu auch in der Himmelsschrift einen Niederschlag gefunden hat. Das Matthäus-Evangelium berichtet im 2. Kapitel von Weisen aus dem Morgenland, die nach Jerusalem kamen mit der Frage: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten". Die historisch-kritische Forschung sieht in dem Bericht nichts als eine fromme Legende, die zu trauten Krippenspielen willkommenes Material liefern durfte. Wer um die Zusammenhänge von Himmel und Erde, von Oben und Unten weiß, wird nicht geneigt sein, einen solchen Text preiszugeben.

Babylon war die uralte Heimat der Sternenweisheit. Als nach der Zerstörung Jerusalems durch den Großkönig Nebukadnezar die Elite des jüdischen Volkes nach Babylon weggeführt wurde, brachten die Exulanten die biblische Erlösererwartung auf einen kommenden Heilskönig mit in das Zweistromland. Die Sternenforschung der Frühzeit hat die astrale Entsprechung nicht nur auf das Einzel-Ich, sondern auch auf andere Völker bezogen. So galt Jupiter in Mesopotamien wegen seines hellstrahlenden Lichtes als der König der Sterne, während dem jüdischen Volk der Saturn zugesellt war. Kopernikus hat seinerzeit nachgerechnet, daß zur Zeit der Geburt Jesu eine auffallende Gestirnkonstellation am Himmel auftrat, wie sie sich in Jahrtausenden nur einmal ereignet: Jupiter traf im Tierkreiszeichen der Fische mit Saturn zusammen. Die auffallende Begegnung dauerte neun Monate lang und mußte babylonische Sternforscher im höchsten Grad erregen. Für einen chaldäischen Beobachter konnte das Ereignis nur bedeuten: im jüdischen Land ist der Heilskönig geboren. So brachen sie auf und zogen westwärts, bis der Weg sie zur Stadt Jerusalem führte. Es waren keine heiligen drei Könige, davon steht nichts im Evangelium. Diese Ausschmückung hat erst die Volksfrömmigkeit vorgenommen. Das Geschehen selbst bleibt des Nachdenkens wert. Das weltenwendende Ereignis der Menschwerdung Gottes hatte sich auch in der Sternenwelt angezeigt. ehrfürchtige Sternenweisheit und Anbetung Christi brauchen demnach keine einander ausschließenden Gegensätze zu sein.
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