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Der Erzbischof von Canterbury über unser Verhältnis zu Gott.


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2 Antworten in diesem Thema

#1
Guest_Matthes_*

Guest_Matthes_*
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Wenn es hier besser hin passt als bei "Worte der Auferbauung", dann schreibe ich das noch einmal hier hin.

George Carey war bis vor wenigen Jahren der Erzbischof von Canterbury, also das Oberhaupt der weltweiten anglikanischen Kirche. Er tat in seiner Funktion viel für die Evangelisation Großbritanniens, z. B. auch für Gemeindeneugründungen innerhalb der anglikanischen Kirche. Das ist ein spannendes Thema. Er holte auch gezielt den Evangelisten und Theologen Michael Green in die Kirchenleitung nach London.

Er schreibt:

Part of the 'Great God Robbery' is that we have considered him a thing to be argued about rather than Someone to follow and obey. The reason for this assumption is that Western culture has been unduly influenced by the Greek tradition of knowledge rather the Hebraic way of obedience. The Greek tradition emphasises the process of argument by way of deduction and induction, the sifting of the data and the careful examination of the criteria which helps to arrive at whether God exists or not.

Ich habe mir gedacht: Wenn George Carey über die 'Great God Robbery' schreibt, dann knüpft er mit dieser Formulierung sicher an etwas anderes an, was es schon gibt und was so ähnlich klingt. Siehe da, in der Wikipedia [http] lesen wir:

"The Great Gold Robbery took place on the night of 15 May 1855, when three London firms sent a box of gold bars and coins each from London Bridge station for Paris via the South Eastern Railway. A total of 200 lb (91 kg) weight of gold, worth around £12,000 (about £809 thousand in present day terms) was stolen en route to Folkestone, where the gold was shipped across the English Channel to Boulogne."

Es gab noch mehr "Great Gold Robberies", z. B. "The Great Gold Robbery of 1933" [http]. Carey knüpft also an etwas Bekanntes an. Bei den gold robberies wurde Gold geraubt, bei der 'Great God Robbery', wie Carey sie nennt, etwas unendlich viel Bedeutenderes: Die echte Gottesbeziehung.

Carey verweist auf ein eminent wichtiges Thema: Die Annäherung an Gott in der griechischen, von rationaler oder auch überrationaler Erkenntnis geprägten, Tradition und die Annäherung an Gott in der von Vertrauen und Gehorsam geprägten Tradition der Hebräer.

Das europäische Abendland und seine christliche Theologie sind über die Scholastik - Aristoteles bei den Dominikanern und überhaupt und Platon bei den Franziskanern und bei anderen - und über die Renaissance und die Aufklärung stark vom griechischen Geist beeinflusst worden. Das muss zunächst als zusammenfassende Feststellung eines sehr umfassenden Themas stehen bleiben, eines Themas, mit dem sich gründlich zu befassen, dringend wichtig für die Theologen ist.

Das griechische Denken in der Theologie steht der persönlichen Beziehung mit Gott und dem erwecklichen Wirken Gottes im Wege. Wir wollen aber Gott und Erweckung und nicht nur abstrakte Theologie. Ein wichtiges Arbeitsfeld, wie ich meine!

Mit herzlichen Grüßen,

Matthes.
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#2
Guest_Matthes_*

Guest_Matthes_*
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Quellenangabe zu dem Zitat: George Carey, The Great God Robbery, (Fount 1990) p. 132
  • 0

#3
Marc__Joh 8, 32

Marc__Joh 8, 32

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  • 107 Beiträge
"Das griechische Denken in der Theologie steht der persönlichen Beziehung mit Gott und dem erwecklichen Wirken Gottes im Wege."

Eine nicht notwendige Schlussfolgerung, wie ich meine. Zumindest was die praktische Umsetzung angeht.
DAs hier angesprochene Problem wurde innerhalb der protestantischen Theologie am Ende des 19. Jh.s von Adolf von Harnack bearbeitet. Er versuchte -ganz schlicht gesagt- den "hellenistischen Geist" aus dem NT und der frühen Kirchengeschichte zu scheiden. Das Projekt kann als gescheitert angesehen werden, wenn man als Ziel ein "reines", durch den Helleinismus unverunstaltetes Christentum bekommen möchte. Der gemeinte Inhalt kann nicht ohne weiteres von der Form gelöst werden. Ein Phänomen, dass sich jedem unmittelbar erschießt, der ernsthaft versucht hat literarische Texte in eine andere Sprache zu übersetzen, erst recht Texte aus der Zeit um 50 n. Chr. Es eröffnete aber sehr wertvolle Einsichten, sensibel dafür zu werden, mit welchen Mitteln (angefangen bei der Sprache über kulturell, philosophisch oder religiös vermittelte Vorstellungen) wir genauso wie die Menschen damals Gottes Offenbarung auszudrücken imstande sind.
Unwidersprochen gibt es zahlreiche Nachteile, die mit dem griechischen Denken einhergehen. Aber man darf nicht die ungeheure "Leistung" z.B. der "Logos-Christologie" sehen, d.h. der Beschreibung der Gottheit Jesu mithilfe der griechischen Logos-Vorstellung. Ohne diese wäre Christus auf der Stufe einer weiteren Gottheit im griech.-röm. Pantheon geblieben mit den Folgen, dass Erlösung und Sündenvergebung nicht vermittelbar gewesen wäre.
Kurzum: Theologie ist keine Philosphie und sollte es auch nicht sein wollen. Sie darf aber in der Philosophie -im griech. Denken wie es im Text heißt- einen Gesprächspartner sehen um das was ihr Inhalt ist (das Wort vom Kreuz und Auferstehung) auszudrücken. Nichts anderes hat Augustinus, hat die fraziskanische Tradition oder der Einfluß Platons auf die Theologen der Aufklärung im Sinn gehabt. Es gibt nämlich Überschneidungen in vielen Fragen, die für beide sehr bereichernd sein können. Ein Aussscheiden des gr. Denkens gleicht dem sprichwörtlichen "Ausschütten des Kindes mit dem Bade".
Marc[/quote]
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