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Muslims machen auf modern


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1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Muslimische Modeschöpfer
"Es gibt Leute, die uns die Hölle prophezeien"



"Terror hat keine Religion", "Gebete sind die Waffen eines Gläubigen": Zwei junge Muslime machen Mode mit religiösen Botschaften. Weil die Klamotten reißenden Absatz finden, verdienen die Firmengründer gutes Geld. Sie ernten aber auch Hass - nicht nur von Rechtsradikalen.


Die Resonanz hat Melih Kesmen überwältigt. Schließlich trug er nur ein einfaches T-Shirt. Doch nie zuvor hatten ihn so viele Menschen auf seine Kleidung angesprochen. Nie kam er schneller mit Leuten ins Gespräch. In der Bahn, im Café, bei der Arbeit. Das T-Shirt war nur ein Massenprodukt, das Besondere war der Aufdruck - der in Großbuchstaben eine klare Botschaft verkündete: "I Love My Prophet" hatte sich Kesmen, der gläubige Muslim, aufs T-Shirt geschrieben.

Damals arbeitete er für eine Londoner Werbeagentur. Fünf Jahre ist das jetzt her. Heute sitzt der 35-Jährige in einem schicken Agenturbüro im nicht ganz so schicken Witten an der Ruhr, vor ihm ein großer weißer Computerbildschirm, an der Wand hängen Skizzen von neuen Motiven. Und manchmal kann er es noch immer nicht fassen: "Die Reaktionen auf dieses simple T-Shirt waren unfassbar", sagt er. Kesmen sah seine große Chance - und eine Marktlücke.

Aus dem Grafikdesignstudenten wurde ein Unternehmer. Aus dem schlichten T-Shirt des Gründers mit entstand ein ganzes Mode-Label mit inzwischen sieben Mitarbeitern: Styleislam, urbane Kleidung mit muslimischen Botschaften. Wie viel Geld Kesmen mit seiner Firma verdient, will er nicht sagen. Nur so viel verrät er: Seit der Gründung 2008 hat sich der Umsatz verzehnfacht. Was die These belegt, dass ich mit guten Ideen in der Regel auch gutes Geld verdienen lässt.

Die Idee entstand zu einer Zeit des Hasses, im Herbst 2005. Die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" hatte gerade die Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. In muslimischen Ländern gab es gewalttätige Proteste, Botschaften brannten, Menschen starben. Wenige Monate zuvor hatten Kesmen und seine Ehefrau Yeliz miterleben müssen, wie islamistische Selbstmordattentäter Londoner U-Bahnen und einen Doppeldeckerbus in die Luft sprengten. Kesmen wollte da eigentlich nur ein kleines Zeichen setzen. Auch weil er es satt hatte, dass man seine Religion mit Hass und Gewalt verband.

"Aber die Leute hätten mir das Shirt am liebsten vom Leib gerissen", erzählt Kesmen. Das Lob, das Lächeln, das freundliche Nicken fremder Menschen. Und immer wieder die Frage, wo es denn solche T-Shirts zu kaufen gebe: "Da mussten wir einfach mehr draus machen."

Hip-Hop-Mode mit Friedensbotschaften

Zurück in Deutschland entwarfen Kesmen und seine Frau 30 Motive, die sie seitdem auf T-Shirts und Pullover, aber auch auf Armbänder, Taschen und Babystrampler drucken. Dazu gehören Aufschriften wie "Terrorism Has No Religion" (Terrorismus hat keine Religion) oder "Make Çay Not War" (Macht Tee, keinen Krieg). Andere Botschaften richten sich direkt an Muslime. Zum Beispiel: "Du'a - The Weapon Of The Believer" (Bittgebete - die Waffen eines Gläubigen), "Hijab - My Right, My Choice, My Life" (Das Kopftuch - mein Recht, meine Entscheidung, mein Leben) oder "Salah - Always Get Connected" (Das Gebet - verbinde Dich immer).

Dass Kesmen jahrelang in der Hip-Hop-Szene des Ruhrgebiets unterwegs war, sieht man seiner Mode an. Die T-Shirts sind bunt und lässig geschnitten. Es gibt weite Pullover mit großen Kapuzen. Schriftzüge und Zeichnungen sind oft im Graffiti-Stil. Seit kurzem verkauft das Label auch sogenannte Q-Bla-Bags. Umhängetaschen, an denen echte Gebetsteppiche mit Klettverschlüssen befestigt sind. Q-Bla (lang: Qibla) steht dabei für die Gebetsrichtung zur Kaaba in Mekka. "Die kann man aber auch gerne zum Picknicken verwenden", sagt Melih Kesmen und lächelt.

Ost und West, Abendland und Morgenland, Glaube und Streetwear: Es ist der Gegensatz, der den Reiz ausmacht. Und scheinbar den Zeitgeist trifft. Das Lebensgefühl einer jungen muslimischen Generation zwischen den Kulturen. Kesman verkauft seine Produkte auf der ganzen Welt. Allein in der vergangenen Woche habe er Bestellungen aus Russland, Brasilien, Australien und den USA erhalten, sagt er. Auch an Mormonen und konservative Christen habe er schon geliefert. Ein Viertel der Kunden sei nicht muslimischen Glaubens.

Die ersten Läden des Mode-Labels stehen aber in der islamischen Welt. In Istanbul, Riad und Medina. Aber in Dortmund oder Duisburg soll schon bald das erste deutsche Geschäft eröffnet werden.

"Jesus was a Muslim" aus dem Programm genommen

An der Schnittstelle der Kulturkreise hat Kesmen seine Nische gefunden. Eine lukrative noch dazu. Nach einer Studie der French Fashion University "Esmod" in Dubai werden allein mit islamischer Mode weltweit jährlich mehr als 96 Milliarden Dollar umgesetzt.

Doch mit seiner Mode eckt er auch an. Das T-Shirt mit der Aufschrift "Jesus Was A Muslim" hat die Firma nach Protesten aus Bayern freiwillig aus dem Programm genommen. Und gegen die Verwendung der Aufschrift "Juma" (Freitagsgebet) hatte der Sportartikelhersteller Puma geklagt. Man einigte sich außergerichtlich. Hinzu kommt die Wut-Post, regelmäßige Schmähbriefe aus dem rechtsradikalen Milieu. Aber auch zornige Muslime schreiben ihm Hass-Mails. Kesmen nutze die Religion aus, "um abzucashen", sprich sich schamlos zu bereichern. "Da waren schon Leute dabei, die uns die Hölle prophezeit haben", sagt er.

Das alles sei aber absoluter Quatsch, findet Kesmen. Und auf einmal redet er sich in Rage: "Es bringt doch nichts, wenn ich als Moslem 1000-und-eine-Nacht-Karneval spiele, aussehe wie ein Beduine und meine, das macht mein Moslem-Sein aus", sagt er. Beim Glauben gehe es um innere Werte, um das Herz und die Beziehung zum Schöpfer. Dass viele Muslime denken würden, sie müssten mit dem Islam auch die orientalische Kultur annehmen, sei "eine beschränkte Vorstellung", so Kesmen. "Klamotten sind Teil unserer Identität als europäische Moslems". Für ihn gibt es nur zwei Dinge, die er niemals auf ein T-Shirt drucken würde: Koranverse und den Namen Gottes. Das wäre für Muslime respektlos.

Auch weil Kesmen seine Meinung selbstbewusst vertritt, ist er ein gefragter Gesprächspartner. Er sieht sich als sozialen Unternehmer, der das Zusammenleben fördert. Aber natürlich will er auch Geld verdienen. Und - auch wenn es pathetisch klingt - zeigen, dass sich weltlicher Erfolg und Spiritualität nicht ausschließen. Deutsch-Sein und Moslem-Sein gehen zusammen.

Man müsse sich dafür nicht aufgeben und keine Werte über Bord werfen, sagt Kesmen. Schließlich kenne er als Kind des Ruhrpotts mit türkischen Eltern die Situation nur allzu gut. Er nennt es "multiple Identität". Ein Teil seiner jungen Kunden lebe dieses neue Selbstverständnis vor. Sie könnten Vorbilder werden, hofft er.

Selbst merke er immer am besten, wohin er gehört, wenn er in das Geburtsland seiner Eltern reist. Erst kürzlich war Kesmen in der Türkei, um mit einem Fußballprofi eine Fotokampagne für sein Label zu vereinbaren. "Wenn ich dort bin", sagt Kesmen, "dauert es aber höchstens zwei Wochen und ich will wieder nach Hause."

aus:

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