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Abraham


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Eine Antwort in diesem Thema

#1
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Er lebte vor vier Jahrtausenden. Deshalb wird mancher denken: Was können wir von einem solchen Mann lernen? Dazumal waren doch noch ganz andere Zeiten! Wenn auch die Ausgrabungen jener Städte davon zeugen, dass damals schon eine relativ hohe Kultur bestand, so waren Zivilisation, Technik und Wissenschaft doch noch in den Anfängen. Verglichen mit unserem Dasein in dieser modernen Welt, die so kompliziert geworden ist, erscheint uns das Leben Abrahams schlicht und einfach.

Dennoch hat uns seine Geschichte viel zu sagen. Gerade an seinem Beispiel, in der Einfachheit seiner Umstände treten wichtige göttliche Grundsätze, die auch für die Gläubigen der Jetztzeit von grosser Bedeutung sind, deutlich zutage.

In Römer 4,11.12 wird Abraham «Vater aller,... die da glauben» genannt. Im Bericht über sein Leben, den uns die Schrift gibt und auf den wir nun eingehen wollen, wird daher auch die Entfaltung seines Glaubens beschrieben, von seinem Anfang bis zu seinem Höhepunkt.
Seine Berufung

Abrahams [Wir nennen ihn von Anfang an mit diesem Namen. obwohl er ihm erst in 1.Mose 17 gegeben wird.] Geschichte beginnt in Ur, einer Stadt im damaligen Chaldäa, am Euphrat gelegen, nahe bei dessen Einmündung in den persischen Golf. Dort lebte er inmitten seiner Verwandtschaft, die in 1.Mose 11 beschrieben wird.

Noah hatte noch in Glauben und Treue dem wahren und lebendigen Gott gelebt, aber seine Nachkommen verfielen dem Götzendienst. Selbst Tarah und seine Familie, die doch vom Geschlecht Sems waren, dienten andern Göttern (Josua 24,2). Wenn wir auch über die Form ihres Götzendienstes nichts Sicheres wissen, so muss er sie doch in grosse geistliche und sittliche Finsternis versetzt haben. In der Geschichte der Menschheit hat sich dies ja immer wieder gezeigt.

Die Ausgrabungen in Ur brachten viele Funde und Aufzeichnungen an den Tag. Sie enthüllen uns, dass diese Stadt zur Zeit Abrahams nach damaligen Begriffen ein Mittelpunkt der Gelehrsamkeit und der Kultur, der Künste und Wissenschaften, wie auch ein Ort des Reichtums und des Luxus gewesen sein muss.

Es wird nicht gesagt, was in dieser Umgebung im Herzen Abrahams vorging. Hörte er die Stimme der Schöpfung, die auch den Heiden von der Herrlichkeit Gottes erzählt? Verstand er ihre Sprache? Hatte sein Gewissen wider ihn und sein Leben zu zeugen begonnen? (Siehe Psalm 19; Römer 1,20-21; 2,15).

Eines wissen wir: Der ewige, unsichtbare, alleinige Gott, der König der Zeitalter, richtete Seinen Blick auf Abraham. Durch ihn wollte Er besondere Ratschlüsse zur Ausführung bringen und ihn jetzt herausrufen.
Erste Berufung Abrahams in Ur

«Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: ’Gehe aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft, und komm in das Land, das ich dir zeigen werde'« (Apg. 7,2.3).

Welch ein feierlicher, bedeutsamer Augenblick im Leben dieses Mannes! In einer götzendienerischen Umgebung aufgewachsen, umringt von der «Herrlichkeit», welche die damalige Welt zu bieten hatte, sah er sich plötzlich ganz persönlich dem lebendigen und wahren Gott gegenübergestellt!

In diesem Lichte der alles überstrahlenden Herrlichkeit Gottes zeigten sich ihm alle Dinge hienieden in einem ganz anderen Charakter als bisher, in einer völlig veränderten Proportion: Die Welt verlor für ihn mit einem Schlag ihren eitlen Glanz; er erkannte nun ihr sündiges, verkehrtes und verdrehtes Wesen, Die irdischen Dinge und Ziele, die ihm bis dahin gross und wichtig erschienen waren, verloren an Bedeutung. Das aber, was der Gott der Herrlichkeit zu bieten hatte, zog ihn jetzt an.

Zudem, wenn sich ein Mensch in das heilige Licht Gottes gestellt sieht, muss er da nicht wie Jesaja ausrufen: «Wehe mir! denn ich bin verloren; denn ich bin ein Mann von unreinen Lippen, und inmitten eines Volkes von unreinen Lippen wohne ich; denn meine Augen haben den König, Jehova der Heerscharen, gesehen»? (Kap. 6,1-7). Auch aus dem Munde Abrahams musste ein solches Bekenntnis kommen; wie konnte ihm Gott sonst in Gnade begegnen?

Aber Gott redete auch zu Abraham. Er sagte zu ihm:

«Geh aus deinem Lande!» - Überall in der Schrift begegnen wir diesem wichtigen Grundsatz. Gott beruft «mit heiligem Rufe» (2.Tim. 1,9). Die Menschen, die Er errettet, nimmt Er heraus aus «der gegenwärtigen bösen Welt» (Gal. 1,4). Sie sollen ebenso völlig vom Bösen abgesondert sein, wie der, welcher sie beruft: «Wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel» (1.Petr. 1,15). Bei Abraham ging es auch um eine äussere Trennung von jener götzendienerischen Welt. Wir Christen hingegen, die nicht «von der Welt», aber «in der Welt» sind, sollen eine innere Absonderung von ihr aufrechthalten. Wir können mit Paulus sagen: Ich rühme mich des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, «durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt» (Gal. 6,14). Nur so ist praktische Gemeinschaft mit dem heiligen Gott möglich. «Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm» (1.Johannes 2,15).
2. «Geh aus deiner Verwandtschaft.» - Auch diese zweite göttliche Aufforderung an Abraham ist sehr wichtig. Sie mochte ihm zwar hart erscheinen. Aus seiner Reaktion wie auch aus dem Verhalten seiner Angehörigen nach dieser Erscheinung Gottes können wir schliessen, dass zwischen ihnen ein schönes, ungetrübtes Verhältnis bestand. Sie mögen sogar eines Sinnes gewesen sein in ihren Ansichten, Lebensformen und Zielen.
Da Abraham nun aber im Begriff steht, eine radikale Wendung zu vollziehen und den ihm von Gott vorgezeichneten Weg zu beschreiten, können ihm seine Verwandten nur ein Hindernis sein. Denn wenn diese ihr bisheriges Leben fortsetzen, so scheiden sich ihre Pfade. Dann haben sie nicht mehr dieselben Ansichten und Ziele wie Abraham. Dann können sie ihm mit ihren wohlmeinenden Ratschlägen und Hilfsangeboten zum Hemmschuh werden.
So sagte auch unser Herr zu denen, die Ihm nachfolgen wollten: «Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig» (Matth. 10,37). Er kennt die schlimmen Folgen, die ein Verstoss gegen dieses Gebot, für den, der Ihm nachfolgen will, nach sich zieht.
3. «Komm in das Land, das ich dir zeigen werde.» Diese dritte Aufforderung an Abraham ist sehr knapp. Gott sagt ihm hier nicht, wie dieses Land beschaffen ist noch wo es liegt, auch nicht, weshalb er seine Heimat verlassen und in dieses Land kommen soll. Er prüft Abraham, ob bei ihm Vertrauen in den göttlichen Willen und die göttliche Führung vorhanden sei. Dieses Vertrauen ist ja eines der Kennzeichen des Glaubens.

Wie antwortet Abraham auf den ersten Ruf Gottes?

Obwohl er den lebendigen und wahren Gott erst so kurz und noch so wenig kennt, gehorcht er. Angezogen von Gottes Herrlichkeit, setzt er den Fuss vertrauensvoll auf den Pfad des Glaubens, der ihn durch viele Übungen zu ungeahnten Segnungen und zu dem Ziele führen wird, das Gott ihm gesteckt, aber noch nicht offenbart hat. Durch Glauben verlässt er Ur, den ihm bekannten Lebensraum, wo er bis jetzt seine Existenz und alles gefunden hat, was er zum bisherigen Leben brauchte, und «zieht aus, ohne zu wissen, wohin er komme» (Hebr. 11,8).

Der Glaube schreitet voran, ohne etwas zu sehen, zu spüren und zu fühlen. Aber auf jeden Glaubensschritt folgen kostbare Erfahrungen, denn der Glaube hört und stützt sich auf das Wort Gottes. «Indem wir nicht das anschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig» (2.Kor. 4,18).

Doch wird der Glaube, ob er sich in einem freundlichen oder in einem ausgesprochen feindlichen Milieu zeigt, auf Verständnislosigkeit und starken Widerstand stossen bei denen, die auf das «Sichtbare», auf das «Zeitliche» sehen.

Es wird uns nicht gesagt, welcher Art die Diskussionen waren, die durch den Entschluss Abrahams hervorgerufen wurden. Man mag es ihm als Lieblosigkeit und als Torheit vorgeworfen haben, dass er sie alle verlassen und mit seinen Herden fortziehen wollte, ohne zu wissen, wohin.

Schliesslich aber, als alle ihre Einwände an seiner Glaubensfestigkeit abprallten, werden sie ihre Einstellung geändert und sich entschlossen haben, mit ihm auszuziehen!

Was sagt Abraham dazu? Er lässt sie gewähren! Er lässt es sogar zu, dass Tarah, sein Vater, bei diesem Auszug die Führung übernimmt: «Und Tarah nahm seinen Sohn Abram, und Lot, den Sohn Harans, seines Sohnes Sohn, und Sarai, seine Schwiegertochter, die Frau seines Sohnes Abram; und sie zogen miteinander aus Ur in Chaldäa, um in das Land Kanaan zu gehen» (1.Mose 11,31). [Nach 1.Mose 24 zog auch das Haus Nahors, des Bruders Abrahams, nach Haran; doch wissen wir nicht zu welchem Zeitpunkt.]

Hierin war Abraham also nicht gehorsam. Wohl waren seine Verwandten nun Mitläufer auf dem Pfade des Glaubens geworden. Aber waren sie ihm dabei eine Hilfe? Die Fortsetzung zeigt es.
Reise bis Haran

Es ist schwierig festzustellen, welches damals der kürzeste Weg von Ur nach Kanaan gewesen wäre. Werfen wir einen Blick auf die Karte, so erkennen wir, dass die eingeschlagene Route um Hunderte von Kilometern länger war, als der Weg, der hätte eingeschlagen werden können. Wohl wegen ihren Viehherden folgten sie dem Lauf des Euphrat stromaufwärts, weil jene Ebene bewässert und grün war. Aber wer bestimmte hier eigentlich die Richtung? Abraham, in Abhängigkeit von Gott? oder Tarah, nach menschlichen Erfahrungen und Überlegungen? Ach, weil sich Abraham nicht von «seiner Verwandtschaft» löste, wie Gott ihm gesagt hatte, ist die erste Strecke seines Glaubensweges von Unsicherheit und Unentschiedenheit gekennzeichnet.

Die Gegend des mittleren Euphrat hiess Arama. Wenn der israelitische Anbeter in späteren Jahrhunderten mit einem Korb voll Erstlingsfrüchten vor Jehova erschien, so musste er bekennen: «Ein umherirrender Aramäer war mein Vater; und er zog nach Ägypten hinab» (5.Mose 26,5). Müssen wir da nicht annehmen, dass nicht allein Jakob, sondern auch Abraham damit gemeint war?

Schliesslich verlassen sie den Euphrat, wenden sich aber noch mehr von Kanaan weg und ziehen «bis Haran», 450 Kilometer von Damaskus entfernt, «und wohnten daselbst» (1.Mose 11,31).

Abraham wohnt in Haran! Wir wissen nicht wie lange. Er hat den göttlichen Ruf vernommen: «Komm in das Land, das ich dir zeigen werde», aber er lässt sich aufhalten. Ist hier nicht jeder Tag ein Stück verlorene Zeit, auch wenn sich sein Gesinde und seine Habe vermehren? (Kapitel 12,5). Konnte er da Gemeinschaft mit dem Gott pflegen, der ihn in ein anderes Land kommen hiess? Wie gut ist es, wenn der Gläubige jeden Auftrag Gottes sogleich ausführt, sonst droht dieser in Vergessenheit zu geraten! So hat es den Anschein, als ob Abraham in Haran geblieben wäre, wenn ihn Gott nicht ein zweites Mal gerufen hätte.

Das Zaudern Abrahams hatte nach menschlichem Urteil einen triftigen Grund: Die lange Reise von Ur nach Haran, unter der sengenden Sonne des Morgenlandes, ist für den hochbetagten Vater Tarah offenbar zu viel gewesen. Er fühlt sich nicht mehr in der Lage, die Reise fortzusetzen, da er seine letzten Tage herannahen sieht. Ist es da für den ältesten Sohn nicht eine Pflicht der Liebe und der Ehrerbietung, bis zum Ende beim Vater zu bleiben? - Unser Herr urteilt anders. Als Ihm einer nachfolgen wollte und zu Ihm sagte: «Herr, erlaube mir, zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben», da gab Er ihm zur Antwort: «Folge mir nach, und lass die Toten ihre Toten begraben» (Matth. 8,21.22). Der Herr Jesus muss den ersten Platz in unsern Herzen und Wegen haben.
Gott übersiedelt ihn in das Land

Wie verhält sich Gott, wenn Er nun sieht, wie Abraham in Haran stecken bleibt, statt den erhaltenen klaren Befehl völlig auszuführen?

Ist es nicht auffallend, dass die Worte in Apostelgeschichte 7,3, die Jehova schon in Ur an Abraham richtete, hier im 1. Buche Mose im Anschluss an den Bericht: «und Tarah starb in Haran» erwähnt werden? «Gehe aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause, in das Land, das ich dir zeigen werde» (12,1). Ob Gott diese Aufforderung in Haran wiederholte oder nicht, so hat Er doch dafür gesorgt, dass jetzt Abraham mit Macht daran erinnert wurde. Besonders eindrücklich wird ihm nun: «Geh aus deines Vaters Hause.»

Gott vergisst nicht, dass Abraham trotz seiner fünfundsiebzig Jahre noch jung im Glauben ist, und Er ist langmütig gegen ihn. Doch wacht Er darüber, dass Abraham Sein Wort wirklich befolgt und an dem Ziele anlangt, das Er ihm gesteckt hat. «Gott übersiedelte ihn, nachdem sein Vater gestorben war, in dieses Land», sagt Stephanus. Sein Wille, Seine Fürsorge, Seine Gnade, Seine Erziehungswege mit Abraham haben dies zustande gebracht.

Wie gut, dass Gott auch uns Sein Wort immer wieder vorstellt! Er ist es, der durch dieses und durch Seinen Geist in uns «wirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach Seinem Wohlgefallen.» Doch gerade dieses Bewusstsein wird uns anspornen, Ihm gehorsam zu sein, Seinem Ziel, das Er uns vor die Augen stellt, nachzujagen und so unsere eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern zu bewirken (vgl. Phil. 2,12.13).
Gottes Absichten mit Abraham

Jeder Schritt im Glaubensgehorsam ist mit Segnungen verknüpft. Gerade im Leben Abrahams sehen wir dies sehr deutlich. Wenn er sich nun anschickt, Haran zu verlassen und ins Land zu ziehen, so gibt ihm der Herr zu seiner Ermunterung eine Fülle von Verheissungen (Kap. 12,2.3).

Er sagt zu ihm: «Ich will dich segnen und will deinen Namen gross machen; und du sollst ein Segen sein!» Das waren einerseits persönliche Verheissungen an Abraham, die sich von jetzt an in seinem Leben erfüllten. Es wurde ihm Reichtum und Ehre zuteil; sein Ansehen wuchs und die Menschen begegneten ihm wie einem Fürsten. Vor allem aber genoss er auf dem Pfade des Glaubens, bei seinem Wandel mit Gott, den er begonnen hatte, immer grössere geistliche Segnungen. Das Zeugnis seines Lebens, seiner Worte und Taten, wurde daher zu einem Segen für die Menschen um ihn her, in weitem Umkreis.

Dass Gott gerade Abraham zum Stammvater Seines Volkes wählte, geschah deshalb, weil Er ihn zum voraus als den erkannte, der selber in Treue vor Ihm wandeln und auch seinen Kindern und seinem Hause nach ihm befehlen würde, den Weg Jehovas zu bewahren. (Siehe 1.Mose 18,19; Neh. 9,7.8; Jes. 41,8.)
Abraham wohnt im Lande, das ihm Gott gezeigt hat

Wieder macht Abraham seine Karawane reisefertig. Er ist jetzt entschlossen, Haran zu verlassen und ins Land zu ziehen, in das ihn Gott beruft. Diesmal stellt er sich an die Spitze des Zuges; nicht mehr Tarah ist der Führer. So muss es sein. Wer im Glauben wandeln will, darf nicht von Menschen abhängig sein, sondern muss direkt von Gott geleitet werden. Er nimmt auch Lot mit, obwohl er keinen ausdrücklichen Auftrag hat dazu. Es ist immerhin nur sein Neffe, der ihn auf dem Weg des Glaubens nicht aufhalten wird.

«Und sie kamen in das Land Kanaan. Und Abram durchzog das Land bis zu dem Orte Sichem, bis zur Terebinthe Mores. Und die Kanaaniter waren damals im Lande. Und Jehova erschien dem Abram und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben» (12,5-7).

Diese Verse enthalten zwei Tatsachen, die für den Unglauben, der nur auf das Sichtbare und auf das Gegenwärtige sieht, enttäuschend und unannehmbar wären. In einem solchen Unglauben hätte sich Abraham nun gefragt: Weshalb habe ich so viele Opfer gebracht, so vieles aufgegeben und zurückgelassen? Warum habe ich die unzähligen Mühen, Schwierigkeiten und Gefahren einer schier endlosen Reise auf mich genommen? Um hier ein Land zu finden, worin die Kanaaniter wohnen und ihre Besitzerrechte geltend machen! Ein Land, das nicht mir, sondern später einmal meinem Samen (den ich noch gar nicht habe) gegeben werden soll!

Aber Abraham urteilt anders. Diese beiden Tatsachen, von denen er erst jetzt Kenntnis erhält, vermögen sein Vertrauen in den «Gott der Herrlichkeit» nicht zu erschüttern. Er denkt gar nicht an sein irdisches Vaterland zurück, von dem er ausgegangen ist, und befasst sich nicht mit dem Plan, dahin zurückzukehren.

Nach Hebräer 11,8-16 muss ihm Gott jetzt oder später einmal ein «besseres, das ist himmlisches Vaterland» gezeigt und von einer «Stadt» gesprochen haben, «welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist», von einer Stadt, die Er schon den Gläubigen jener Tage «bereitet hat».

Von dem Augenblick an, da ihm dies offenbart wurde, begann Abraham nach jenem besseren Vaterland zu trachten und jene wunderbare Stadt, die auf Erden nicht ihresgleichen hat, zu erwarten.
Zelt und Altar

In Hebräer 11, der soeben angeführten Stelle, wird im Rückblick auf das ganze Leben Abrahams zusammengefasst, was den Inhalt seines Glaubens ausmachte und welche praktischen Auswirkungen daraus hervorgingen. Doch auch sein Glaube hatte einen Anfang, musste wachsen und sich entwickeln (vgl. 2.Kor. 10,15; 2.Thess. 1,3).

Um so bemerkenswerter ist es, dass im Lande der Verheissung von Anfang an «Zelt und Altar» seinen Glaubenspfad kennzeichnen (1.Mose 12,7.8; 13,3.4; 13,18). Kaum ist ihm Jehova im Lande erschienen, zieht er daraus sofort die entsprechenden Konsequenzen. Dass Gott ihm persönlich darin keinen Fussbreit Boden als Erbe geben will (Apg. 7,5), nimmt sein Glaube willig an. Er hat volles Genüge an Ihm und an dem Teil, das Er ihm in Aussicht stellt. Sogleich baut er Jehova, der ihm daselbst erschienen ist, einen Altar: Er hat Gemeinschaft mit Ihm und mit Seinen Gedanken, und er betet Ihn an.

Daselbst schlägt er auch sein Zelt auf (1.Mose 12,8). Seine Beziehung zu Gott bestimmt auch seine Beziehung zu jenem Land und zur Welt der Menschen. Im Lande, das erst seinem Samen zum Erbteil gegeben wird, gebärdet er sich nicht als Besitzer, sondern als Pilger und Fremdling, und mit dem System der Welt hat er keine Gemeinschaft.

Doch, beachten wir es, Zelt und Altar gehören zusammen. Lot wohnte auch «in Zelten», aber wir hören nicht, dass dieser «Gerechte» dem Jehova je einen Altar gebaut hätte. Ohne Altar aber wird das Zelt zu einer Äusserlichkeit, zu einer Formsache, die uns nicht zu schützen vermag: Lot schlug Zelte auf bis nach Sodom und zuletzt vertauschte er sie mit einem festen Haus in jener Stadt.

Abraham ist für uns, die wir nicht mit irdischen, sondern mit geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern gesegnet sind, ein schönes Beispiel. Möchten auch uns auf dieser Erde «Zelt und Altar» kennzeichnen, bis zu dem Tage, an welchem wir als Versammlung mit dem «Erben aller Dinge» vereint werden und Er die Herrschaft über «die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit» antreten wird!
Abraham zieht nach Ägypten hinab

Oft erachtet es Gott für nötig, dass wir auf dem Glaubenspfad in mancherlei Versuchungen oder Prüfungen kommen. Dadurch soll unser Glaube bewährt werden (1.Petr. 1,6.7). Die Bewährung des Glaubens bewirkt Ausharren (Jak. 1,3); denn die Erfahrungen mit Gott in den Proben geben Mut, sie zu ertragen und weitere Prüfungen zu erdulden.

Auch auf dem Wege Abrahams kam jetzt eine solche Probe (Kap. 12,9-20): Es entstand eine Hungersnot im Lande, in das Gott ihn gerufen hatte. Und diese Hungersnot war schwer.

Können wir uns vorstellen, was dies für Abraham bedeuten musste? Nicht er allein, sondern auch Sarah, seine zahlreichen Knechte und Mägde wie auch seine grossen Viehherden waren davon betroffen. Für sich allein könnte man vielleicht manches ertragen; aber wenn wir dazu noch für das Wohl von Menschen verantwortlich sind, die noch nicht gelernt haben, Gott zu vertrauen, dann wird für uns die Not viel grösser.

Was tut Abraham in diesen schwierigen Umständen? Er hört auf, den Namen Jehovas anzurufen! Er verlässt den Altar in Bethel, den Platz der Gemeinschaft mit Gott, und zieht fort, «immer weiter ziehend, nach dem Süden»! Statt sich weiterhin auf den allmächtigen Arm des Gottes zu stützen, der ihn nach Kanaan gerufen hat, um ihn hier zu erhalten und zu segnen, macht er «Fleisch» zu seinem Arm und sucht sich irgendwie selbst zu helfen.

Wer sein eigenes Herz kennen gelernt hat und weiss, wie es oft so leicht von Gottes Gegenwart abgelenkt werden kann, wundert sich nicht über das Verhalten Abrahams. Auch andere Männer des Glaubens haben zuzeiten darin gefehlt. Denken wir nur an Mose in Meriba, an David auf der Flucht vor Saul, an Elia unter dem Ginsterstrauch. Wie erinnert uns dies daran, dass auch uns das Wort des Herrn an Seine Jünger: «Wachet und betet, auf dass ihr nicht in Versuchung kommet!» allezeit eindrücklich bleiben muss, um befolgt zu werden!

Auf dem Wege der Unabhängigkeit von Gott und des Ungehorsams gegenüber Seinem Wort gerät der Gläubige von einer Schwierigkeit in die andere. An der Schwelle Ägyptens, in das er mit seiner grossen Karawane hinabziehen will, wird es Abraham bewusst, dass ihnen dort eine grosse Gefahr lauert: Die heidnischen Könige haben keine Hemmungen, sich schöne Frauen zu nehmen, da wo sie sie finden, selbst wenn sie dabei morden müssen. Aber trotz dieses roten Signals setzt er seinen eigenen Weg fort. Lieber will er Sarah opfern, als umkehren.

Das Beispiel dieses sonst so treuen und gottesfürchtigen Mannes illustriert einen wichtigen Grundsatz: Böse Neigungen und Gedanken, denen wir in unserem Innern Gastrecht gewähren, statt sie entschieden und gründlich zu verurteilen, werden immer wieder böse Früchte hervorbringen, bis wir sie vorbehaltlos richten. Die Unwahrhaftigkeit Abrahams in Verbindung mit Sarah war schon in seinem Herzen bevor er in Kanaan einzog (1.Mose 20,13); sie trat hier in Ägypten zutage und später wieder beim König von Gerar (Kap. 20).

Wie gut, dass Gott die Seinen auch dann nicht verlässt, wenn sie Ihm davonlaufen! Er will Seine Gnadenabsichten mit Abraham ausführen und lässt nicht zu, dass sie durchkreuzt werden. Er zwingt den Pharao, Sarah dem Abraham zurückzugeben und bringt so den bösen Abweg des Patriarchen zum Abschluss.

Aber es ist traurig, wenn die Kinder der Welt, denen gegenüber wir ein Licht und ein Salz sein sollten, uns zurechtweisen müssen. Pharao, der Heide, wirft Abraham Unwahrhaftigkeit vor; er weiss, wohin dieser eigentlich gehört und lässt ihn eine Strecke Weges zum Land der Verheissung zurückgeleiten.

Wege des Fleisches, des Unglaubens, der Unabhängigkeit von Gott lohnen sich nicht. Sie bringen nur Verlust ein. In Ägypten verunehrte Abraham seinen Gott, dort konnte er keine Gemeinschaft mit Ihm geniessen, dort brachte er Sarah in Not und Gefahr, dort bildete sich bei Lot, seinem jüngeren Neffen, das Verlangen nach einem Lande, das dem Lande Ägypten glich (Kap. 13,10). Dass ihm der Pharao seine Viehherden und die Zahl seiner Knechte und Mägde vergrösserte, stellte ihn, wie wir noch sehen werden, vor neue Schwierigkeiten.
Er kehrt nach Bethel zurück

Abraham ist zwar «sehr reich an Vieh, an Silber und an Gold» und spürt nichts mehr von der Hungersnot. Aber in seiner Seele ist Magerkeit. Du kannst einem Gläubigen, der sein «Bethel» verloren hat, alles geben, was die Welt zu bieten hat - Reichtum, Ehre, Genuss - nichts vermag die entstandene grosse Leere auszufüllen, Für einen Christen besteht dieses «Bethel» in der «Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesus Christus»; das macht seine «völlige Freude» aus. Was könnte ihm dies ersetzen?

Wenn nun Abraham umkehrt, bekennt er damit nicht: Ich bereue meinen eigenen Weg; es hat mir an Vertrauen in Gott gemangelt; ich habe gegen Sarah, gegen den Pharao gefehlt? Mancher Gläubige, der in ähnlicher Weise abgewichen ist, scheut sich umzukehren, weil er zu stolz ist, vor sich selbst, vor Gott und vor den Menschen sein Fiasko einzugestehen!

Der Patriarch macht die Sache nicht halb. «Er ging auf seinen Zügen vom Süden bis Bethel, bis zu dem Orte, wo im Anfang sein Zelt gewesen war, zwischen Bethel und Ai, zu der Stätte des Altars, den er zuvor daselbst gemacht hatte.» Er scheut keine Mühe und ruht nicht, bis er den Punkt erreicht hat wo er wieder den Namen Jehovas anrufen und sich Seiner Nähe erfreuen kann.

Und - O Wunder der Gnade! - wer bis zu Gott umkehrt und Worte der Busse und Reue mitnimmt, dessen wird Er sich erbarmen, denn Er ist reich an Vergebung. (Vgl. Hosea 14,1-2; Jesaja 55,6-7.)
Abraham und Lot trennen sich (13,5-13)

Doch auch in Bethel kann es Schwierigkeiten geben, sogar unter Brüdern! Vor dem Abweg nach Ägypten konnten Abraham und Lot beisammen wohnen, jetzt aber nicht mehr. Ihr materieller Besitz hatte sich dort vergrössert, und er erwies sich ihnen nicht als Segen, weil sie ihn nicht auf dem Boden der Abhängigkeit von Gott erworben hatten. Es gab Zank zwischen den Hirten von Abrahams Vieh und den Hirten von Lots Vieh, denn die Weidefläche war zu klein und wurde auch von den Kanaanitern beansprucht.

Der wiederhergestellte Abraham will nicht, dass solche Dinge zwischen sie treten. «Denn wir sind Brüder», sagt er. Er will ein Segen sein in seiner Umgebung und sich nicht wie die Weltmenschen benehmen.

Er sagt zu Lot: «Trenne dich doch von mir!» Dieser Vorschlag war in Anbetracht der Umstände zweifellos in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes und wurde in friedlichem Einvernehmen durchgeführt. - Für die gegenseitigen Beziehungen der Kinder Gottes gelten heute ganz besondere Grundsätze. Dass sie «einander nicht mögen», sich «aneinander reiben» oder «miteinander nicht auskommen können», lässt die Heilige Schrift nicht gelten. Vielmehr sagt sie uns unter anderem: «Wir wissen, dass wir aus dem Tode in das Leben übergegangen sind, weil wir die Brüder lieben.» - «Auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben darzulegen.» - «Seid einerlei gesinnt, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes, nichts aus Parteisucht (oder Streitsucht) oder eitlem Ruhm tuend, sondern in der Demut einer den andern höher achtend als sich selbst; ein jeder nicht auf das Seinige sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen» (1.Joh. 3,14.16; Phil. 2,2-4). Oft sind es gerade die Menschen um uns her, ja sogar die Genossen auf dem Glaubenspfad, die Gott zu unserer Erziehung und Läuterung benützt, denken wir nur an Laban oder an die Freunde Hiobs.

Abraham handelt nach diesen Grundsätzen und lässt Lot freie Wahl: «Willst du zur Linken, so will ich mich zur Rechten wenden, und willst du zur Rechten, so will ich mich zur Linken wenden.»

Lot «hebt seine Augen auf», blickt auf materielle Vorteile und zieht sodomwärts. Abraham hingegen steht fest im Glauben, schaut auf den Gott, der ihn berufen hat und bleibt im Lande der Verheissung, obgleich er eben erfahren hat, dass das Land die grossen Herden «nicht ertrug».

Nach diesem Glaubensbeweis und diesem Vertrauen, durch das er Gott ehrte, heisst ihn Jehova seine Augen aufzuheben und nach allen Richtungen zu schauen. «Denn das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deinem Samen auf ewig», bestätigt Er ihm. Und wieder fügt Er eine neue Verheissung hinzu, deren Erfüllung Abraham zwar hienieden nicht erleben wird, die aber für seinen Glauben sehr kostbar ist: «Und ich will deinen Samen machen wie den Staub der Erde, so dass, wenn jemand den Staub der Erde zu zählen vermag, auch dein Same gezählt werden wird.»

Schliesslich fordert Gott ihn auf: «Mache dich auf und durchwandle das Land nach seiner Länge und Breite; denn dir will ich es geben.» - Gilt diese Aufforderung in gewissem Sinne nicht auch uns? Gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern, sollen wir nicht müde werden, von diesem verheissenen Land im Glauben Besitz zu ergreifen, die Segnungen kennenzulernen und sie zu geniessen, bis wir im Leibe der Herrlichkeit dort eingeführt werden. Damals waren die Kanaaniter im Lande und heute noch sind die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern; wir brauchen die Waffenrüstung Gottes, um wider sie bestehen zu können (Eph. 6). Aber in kurzem wird der Gott des Friedens den Satan unter unsere Füsse zertreten (Röm. 16,20) und wir werden für immer mit Dem vereinigt sein, in welchem uns alle Segnungen geschenkt sind.

Abraham gehorchte und durchwanderte das Land. Er «schlug Zelte auf und kam und wohnte unter den Terebinthen Mamres, die bei Hebron sind; und er baute daselbst Jehova einen Altar». Wie viel glücklicher war er doch als Lot!
Er rettet seinen Bruder Lot (1.Mose 14,1-16)

Seit Sünde in der Welt ist, gibt es unter den Menschen Hass und Feindschaft, Streit und Krieg. Die Gläubigen, die in den vom Krieg betroffenen Ländern leben, müssen ebensosehr unter seinen schrecklichen Folgen leiden, wie die Übrigen.

Aber hier, im ersten Kriegsgeschehen, das in der Bibel beschrieben wird, wurde der gerechte Lot in die Händel der Welt verstrickt, weil er die Trennung von ihr nicht aufrechthielt. Sie zog ihn vielmehr an, und er «schlug Zelte auf bis nach Sodom». Er musste leiden, weil er sich «in fremde Sachen gemischt» hatte (1.Petr. 4,15). Die feindlichen Könige plünderten Sodom und Gomorra und nahmen auch «Lot, Abrams Bruders Sohn, und seine Habe, und zogen davon; denn er wohnte in Sodom».

Unterdessen lebt Abraham in seinem Zelte unter den Terebinthen Mamres und darf auf Grund der Opfer, die er auf dem Altar darbringt, Gott nahen. Welch ein Gegensatz! Lot kostet die Unruhe, die Angst und die Leiden der Welt, in der er wohnt, Abraham dagegen die Freude und den tiefen Frieden, die sich in der Nähe Gottes finden, Dessen Gegenwart er immer wieder aufsucht.

Ist aber der Umgang Abrahams mit Gott von der rechten Art, dann werden ihn nach menschlichem Mass auch Gottes Liebe, Gnade und Barmherzigkeit gegenüber dem Bruder erfüllen. Gemeinschaft mit Gott wird wohl genährt, wenn wir anbetend das Opfer betrachten, das für uns auf dem Altar verzehrt wurde, aber praktisch wird sie sich darin zeigen, dass wir uns mit Ihm um das Wohlergehen der Brüder kümmern, auch wenn es Opfer kostet. Abraham gibt uns hier ein schönes Beispiel.

Ein Entronnener von den Leuten Lots kommt atemlos dahergelaufen (V. 13-16). Abraham, der Hebräer, vernimmt von ihm die böse Kunde, dass sein Bruder gefangen weggeführt sei.

Was tut er nun, nachdem er dies vernommen hat? Folgt jetzt ein endloses Gerede über das Warum und Wieso und Was-nun? oder eine lange Erklärung über die begangenen Fehler und Charakterschwächen seines Neffen, womit Abraham eine bequeme Tatenlosigkeit hätte bemänteln können? Nein, wenn Gott Christum für Kraftlose, für Gottlose, Sünder und Feinde dahingab - wir gehörten ja auch dazu - dann sollen auch wir in Seiner Gesinnung Hilfe leisten. (Vgl. Eph. 5,1-2.)

Es ist ermunternd zu sehen, wie Abraham einsatzbereit ist und sogleich im Glauben handelt. Es gilt Lot zu befreien! Er zählt die Feinde nicht. Mögen es auch vier Könige sein mit einer übermächtigen Schar von sieggewohnten Kriegern - sein Entschluss ist gefasst. Er ist mit Gott, und «mit Gott werden wir mächtige Taten tun» (Psalm 60,12).

Er lässt seine Geübten, seine Hausgeborenen ausrücken. (Möchten auch wir das «Schwert» zu gebrauchen wissen, damit wir andern zur Hilfe sein können.) Aner, Eskol und Mamre, Abrahams Bundesgenossen begleiten sie.

Um Lot zu befreien, nehmen sie anhaltende und grosse Mühen auf sich: Der Verfolgungsweg von Hebron bis Dan war - in Luftlinie gemessen - mehr als zweihundert Kilometer lang und führte über gebirgiges Gelände; dann mussten sie dem Feinde von Dan bis Hoba eine weitere, fast gleichlange Strecke nachjagen. Zudem erforderte der Kampf selbst ganzen Einsatz und Bereitschaft zur Hingabe bis in den Tod. Aber Gott gab Abraham grosse Gnade, und schliesslich erreichte er sein Ziel: «Und er brachte alle Habe zurück; und auch Lot, seinen Bruder, und dessen Habe brachte er zurück, und auch die Frauen und das Volk.»

Um einen abgeirrten Bruder zurückführen oder zurechtbringen zu können, bedarf es seitens dessen, der ihm helfen will, meist eines grossen Einsatzes an Zeit und geistlicher Kraft. Da sind viele Schritte zu tun und manche Kämpfe auszufechten. Auch muss ein solcher Dienst von «ringendem Gebet» begleitet sein, wenn er erfolgreich sein soll. Wäre nicht mancher Bruder noch unter uns, wenn ihm einer der Mitverbundenen im Herrn im Geiste eines Abraham «nachgejagt» wäre?

Welch ein Schmerz muss es für den Patriarchen gewesen sein, den befreiten Lot mit seiner Familie nach dieser überaus ernsten Warnung wieder in das gottlose Sodom zurückkehren zu sehen! Aber er gibt ihn nicht auf; auch dorthin folgt ihm, wie wir wissen, seine Fürbitte.
Eine grosse Versuchung (1.Mose 14,17-24)

Abraham hat durch Glaubensmut, durch Vertrauen in Gott einen gewaltigen, weithin sichtbaren Sieg errungen.

Das ist sehr gefährlich. Der Sieger ist in einem solchen Augenblick gar zu leicht geneigt, die eigene Schwachheit zu vergessen und den sicheren Platz der demütigen Abhängigkeit von Gott zu verlassen.

Auf diesen Augenblick wartet der Feind. Gelang es ihm nicht als brüllender Löwe, so sucht er jetzt als listige Schlange Abraham zu Fall zu bringen.

Kaum sind die vier Könige in die Flucht geschlagen, kaum ist Abraham siegreich zurückgekehrt, sendet ihm Satan schon in der Gestalt des Königs von Sodom einen Versucher entgegen.

Aber auch Gott, der in Treue über den Seinigen wacht, ist auf dem Plan. Er kennt ihr Herz und weiss anderseits zum voraus, was der Widersacher im Schilde führt. Schon bevor dessen Abgesandter eintrifft, stärkt Gott den Glauben Abrahams in solch einsichtiger und wirksamer Weise, dass er auch in diesem Kampf Sieger wird.

Im Tal Schawe kommt ihm Melchisedek, König von Salem und Priester Gottes, des Höchsten, entgegen und bringt Brot und Wein heraus. Wie hat Abraham nach den vorangegangenen Tagen äusserster Anstrengung im Dienst für den Bruder diese Erquickung so nötig! - Nur wer sich immer wieder von Christo nährt und sich in Ihm freut, ist fähig, neue Kämpfe zu bestehen und in den unaufhörlichen Versuchungen zu überwinden.

Melchisedek segnet ihn auch und sagt: «Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt!» Er richtet seinen Blick auf den Gott der Herrlichkeit hin, der sich ihm offenbart, der ihn aus der Welt auserwählt und ihn für sich abgesondert hat und der ihm im verheissenen Lande immer wieder neue Verheissungen gibt. Wahrlich, auf diesen Gott schauend, der Himmel und Erde besitzt und der ihn mit Sich verbunden hat, kann Abraham sagen: «Alle meine Quellen sind in dir!» (Psalm 87,7).

Machen wir uns eine richtige Vorstellung von der Szene, die sich jetzt vor den Augen Abrahams abspielt? Der «König von Salem» ist in den Hintergrund getreten. Statt dessen steht nun der «König von Sodom» da mit der ganzen Beute, die er und seine Verbündeten nach dem siegreichen Überfall Abrahams dem flüchtenden Heere der Feinde entrissen haben: Gefangene, Gross- und Kleinviehherden füllen den Schauplatz, und viele reiche Schätze liegen am Boden ausgebreitet.

Nach damals geltendem Kriegsrecht hat Abraham, der Sieger des Tages, den ersten Anspruch auf diese reiche Beute, die alles das enthielt, was die Welt jener Tage zu bieten hatte. Auf diese Schätze hinweisend, sagt nun der König von Sodom zu Abraham: «Gib mir die Seelen, und die Habe nimm für dich!»

Unter dem tiefen Eindruck des empfangenen Segens durch Melchisedek antwortet Abraham sogleich: «Ich hebe meine Hand auf zu Jehova, zu Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt: Wenn vom Faden bis zum Schuhriemen, ja, wenn ich irgend etwas nehme von dem, was dein ist... ! auf dass du nicht sagest: Ich habe Abram reich gemacht. Nichts für mich!» - Für den Gläubigen macht es einen grossen Unterschied aus, ob er von Gott reich gemacht wird oder vom Fürsten der Welt. Was er von Gott empfängt und aus Seiner Hand nehmen kann( bindet sein Herz umso fester an Ihn. Was ihm aber die Welt gibt, und wäre es auch etwas ganz Geringes, kann sein Herz Gott entfremden. Ach, dass uns doch in diesem Stück auch diese Entschiedenheit Abrahams kennzeichnete und wir uns bei allem, das an uns herankommt, fragten: Ist es Gott, der mir dies gibt?

Welch ein schönes Zeugnis war doch Abraham gegenüber dem König von Sodom! Durch ihn wurde die Macht Jehovas, des lebendigen Gottes offenbar und in ihm sah er eine Bruderliebe, die für den Bruder alles aufs Spiel setzte, ohne dafür einen materiellen Gewinn einzukassieren!

Fortsetzung folgt. Aus:

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#2
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Abraham lebte durch Glauben - 2

«Ich bin dir ein Schild, dein sehr grosser Lohn» (1.Mose 15)

Bis dahin wurden uns aus der Geschichte Abrahams Ereignisse und Tatsachen berichtet, die öffentlich sichtbar waren: Seine Berufung und sein Auszug aus Ur nach Haran, seine Übersiedelung ins verheissene Land, die Aufrichtung seines Zeltes und Altars, (sein Hinabziehen nach Ägypten und seine Rückkehr), seine selbstlose Trennung von Lot, sein Einsatz für den Bruder, sein Sieg über die vier Könige, seine Begegnung mit Melchisedek und sein Verzicht auf das Angebot des Königs von Sodom. Die bisherigen Kapitel 12-14 begannen mit seiner Auserwählung und Absonderung von der Welt und enden in Herrlichkeit - ein Lebenslauf, der eigentlich jeden auserwählten Heiligen charakterisiert.

Am Anfang des 15. Kapitels aber finden wir die Worte: «nach diesen Dingen» Sie markieren einen neuen Abschnitt im Leben des Patriarchen. Gott geht es jetzt mehr um die verborgene Befestigung und das Wachstum seines persönlichen Glaubens. Fehlt diese innere Entwicklung, so wird das äussere Zeugnis kränkeln oder gar zusammenbrechen. Aber wie gut, Gott ist jedem einzelnen der Seinigen gegenüber treu. Er fängt Sein Werk in uns nicht nur an; Er will es auch vollenden. So schreibt der Apostel den Philippern: «Ich bin dessen in guter Zuversicht, dass der, welcher ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollführen wird bis auf den Tag Christi» (Kap. 1,6).

Nachdem Abraham die vier Könige besiegt und das Angebot des Königs von Sodom ausgeschlagen hat, will ihn Furcht beschleichen.

Wie gut können wir ihn da verstehen! Wollen nicht auch uns, wenn wir in Glaubensmut hinaus getreten sind und nach Gottes Willen gehandelt haben, nachher oft Einwände der Vernunft bedrängen, die alles nach dem Sichtbaren, nach menschlichen Überlegungen misst und das Tun des Glaubens kritisiert?

So mag sich jetzt Abraham vor der Rückkehr und der Rache der mächtigen Feinde gefürchtet haben, vielleicht aber auch vor den materiellen Folgen seiner radikalen Zurückweisung des Angebotes Sodoms.

Gott aber konnte in seinem Herzen lesen, und «nach diesen Dingen geschah das Wort Jehovas zu Abram in einem Gesicht also: Fürchte dich nicht, Abram; ich bin dir ein Schild, dein sehr grosser Lohn.»

Wie wurde der Glaube Abrahams hier gestärkt? Das «Wort Jehovas» geschah zu ihm. Wohl ihm, wenn er darauf hörte und ihm glaubte! Auch wir werden auf diesem Wege von unseren Anfechtungen befreit.

Gott versprach ihm nicht zehn Legionen Engel zu seiner Verteidigung oder Brot für sein Haus und Futter für seine Herden, sondern sich selbst: «Ich bin dir ein Schild, dein sehr grosser Lohn.» Das ist unendlich viel mehr. Seine ganze göttliche Macht und Fülle verheisst Er dem, der auf Ihn vertraut und Ihm das Herz weiht.
«Ich gehe ja kinderlos dahin»

Doch beachten wir, Jehova neigt sich in Seiner Herablassung hier auf den Boden der Bedürfnisse Abrahams herab, und das ist notgedrungen ein irdischer Boden. Abrahams Wunsch war noch nicht der, nur Gott im Himmel zu geniessen. Daher erklärt Jehova hier im 15. Kapitel, was Er für Abraham ist, im Gegensatz zum 17. Kapitel, wo Er einfach sagt, was Er ist. Sich in das vertiefen, was Gott ist, führt zu einer viel tieferen Gemeinschaft mit Ihm, setzt eine grössere Entfaltung der Gnade und eine völligere Erkenntnis Seiner Gedanken voraus.

Er begegnet Abraham da, wo er jetzt steht, flösst ihm Vertrauen ein, so dass Ihm dieser das Herz öffnet. Die Kinderlosigkeit ist für Abraham noch manche Jahre eine grosse Prüfung. Aber gerade diese Not benützt Gott als Vorspann, um ihn zu einer tieferen Erkenntnis Seiner selbst zu führen. Und in dieser Erkenntnis wird der Gläubige schliesslich seine eigene Kleinheit erkennen, in der er Gott solche irdischen Wünsche vorstellte; denn nun findet er Seine Freude in Ihm selbst.

So kann sich also Abrahams Glaube noch nicht bis zum Geber erheben; er bleibt bei der Gabe, auf dem irdischen Boden, stehen: «Herr, Jehova, was willst du mir geben? ich gehe ja kinderlos dahin, und der Erbe meines Hauses, das ist Elieser von Damaskus.»

Dass er einen Sohn wünschte, um seinen Namen auf der Erde fortzusetzen und eine Nachkommenschaft, um die Verheissungen zu erben und zu geniessen, war jedoch ganz in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes. Hatte Er ihm nicht schon zweimal aufs bestimmteste einen Samen verheissen, der das Land Kanaan besitzen würde (12,2 und 7; 13,15 und 16)? Gott liebt es, wenn wir Ihn beim Wort nehmen. Aber sowohl das Gebet Abrahams als auch die Antwort Jehovas tragen einen irdischen Charakter. Er beschreibt ihm in diesem Kapitel auf Jahrhunderte hinaus die Zukunft seiner Nachkommenschaft hienieden wie auch die Grenzen des verheissenen Landes.

Berührt es nicht unser Herz, zu sehen, wie Gott den Glauben Seines Knechtes zu stärken weiss? Bei Bethel (Kap. 13,16) hatte Gott den Samen Abrahams mit dem unzählbaren Staub der Erde verglichen, und hier, bei den Terebinthen Mamres (Kap. 15,5), führt Er ihn unter den Sternenhimmel und sagt: «Also wird dein Same sein.» Später, auf dem Berge Morija, nimmt Er auf die Sterne des Himmels und den Sand am Ufer des Meeres zugleich Bezug (Kap. 22,17, vgl. auch Hebr. 11,12). Wenn auch Abraham die Ausbreitung seines Samens nicht erleben durfte, so wurde er doch jeden Tag - ob in der Wüste oder am Ufer des Meeres - und jede Nacht eindrücklich an die treuen Verheissungen Gottes erinnert.
Der Glaube wird Abraham zur Gerechtigkeit gerechnet

Zum ersten Mal in der Bibel wird hier bezeugt, dass ein Mensch vor Gott Gerechtigkeit erlangt hat. Wohl hatte es in den damals vergangenen zweitausend Jahren eine Reihe von Gläubigen gegeben, die wie er Gott durch Glauben wohlgefallen haben (vgl. Hebr. 11). Aber erst Abraham gegenüber, in Verbindung mit dem Baume der Verheissung, der nun gepflanzt war, wurde diese grundlegende Wahrheit der Gerechtigkeit aus Glauben ausgesprochen. Mittelpunkt dieser Verheissung war ja der Same, durch den alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollten (1.Mose 12,3; 22,18; Gal. 3,16). Christus hat durch Seinen Sühnungstod und Seine Auferstehung eine Gerechtigkeit begründet, die dem, der an Ihn glaubt, zuteil wird (2.Kor. 5,21).

Abrahams Glaube steht hier in Zusammenhang mit der Verheissung, die Gott ihm unter dem Sternenzelt gab: «Also wird dein Same sein.» Wie aus Römer 4 hervorgeht, glaubte er an die Macht der Auferstehung, die in Gott ist. Wohl wusste er, dass sein eigener Leib und der Mutterleib der Sara abgestorben war, aber er glaubte dem Gott, «der die Toten lebendig macht» und daher zu tun vermag, was Er verheissen hat. Der Apostel zieht daraus den Schluss: «Es ist aber nicht allein seinetwegen geschrieben, dass es ihm zugerechnet worden, sondern auch unsertwegen, denen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesum, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, welcher unserer Übertretung wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist» (Verse 23-25). Unser Glaube, der uns rechtfertigt, gründet sich also auf Gottes Macht, der Jesum aus den Toten auferweckt hat.
Gott macht mit Abraham einen Bund

Auf das Wort: «Ich bin Jehova, der dich herausgeführt hat aus Ur in Chaldäa, um dir dieses Land zu geben, es zu besitzen», wirft Abraham ein: «Herr, Jehova, woran soll ich erkennen, dass ich es besitzen werde?»

Gott hätte darauf antworten können: «Genügt dir mein Wort nicht? Brauchst du darüber hinaus noch besondere Zusicherungen?» Stattdessen lässt Er sich in Seiner Gnade herab, das schwache Herz des Patriarchen durch einen Bund, den Er mit ihm eingehen will, zu stärken. Er heisst ihn, verschiedene Tiere zu töten, zu zerteilen und die Teile einander gegenüber zu legen. Menschen, die auf diese Weise miteinander einen Bund machten, gingen zwischen den Stücken hindurch. Das hatte zur Folge, dass der, welcher den Bund brach, das Schicksal dieser Tiere, also den Tod erleiden musste (Jer. 34,18-20).

Wer aber geht hier zwischen den zerteilten Tieren hindurch? Nicht ein Mensch, nicht Abraham, sondern Jehova allein. Auf diese menschlich eindrückliche Weise verpflichtet Er sich gegenüber Abraham, seinem Samen das in den Versen 18-21 genau umschriebene verheissene Land zu geben.

Diese Szene des Schreckens und der Finsternis mit dem rauchenden Ofen und der Feuerflamme redet einerseits von den Leiden und Trübsalen, die der Same Abrahams, das Volk Israel, erfahren und von den Befreiungen, die Gott bewirken würde: Zunächst vor allem von der vierhundertjährigen Bedrückung in Ägypten und der schliesslichen Rückkehr nach Kanaan.

Sprechen aber diese Dinge anderseits nicht auch davon, dass der Segen Jehovas für den Samen Abrahams eigentlich erst dann wirksam sein kann, wenn er Christum zur sicheren Grundlage hat? Er hat für den Menschen den Platz in der tiefen Finsternis des Todes eingenommen, und wenn sich das irdische Volk einst durch Glauben mit Ihm darin einsmacht, wird es auch die belebende Auferstehungsmacht Gottes erfahren dürfen.
Das Ausharren habe ein vollkommenes Werk

In der Geschichte des Patriarchen folgt jetzt wieder ein dunkles Blatt (1.Mose 16). Zehn lange Jahre sind verstrichen, seit ihm Gott einen Samen verheissen hat, der das Land besitzen wird. In der Zwischenzeit hat Gott diese Verheissung zweimal erneuert (Kapitel 13 und 15), das zweite Mal sogar sehr deutlich: «Der aus deinem Leibe hervorgehen wird, der wird dich beerben... Und Abraham glaubte Jehova; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit.» Gott hatte sich sogar herabgelassen, Sein Versprechen mit einem einseitigen Bunde zu besiegeln.

Aber seither war es wieder stille geworden. Es geschah nichts. Nur die Lebensjahre des Ehepaares kletterten unaufhaltsam in die Höhe.

Gott hätte ihm sagen können: Erst wenn du hundertjährig bist, werde ich dir den Sohn von Sarah geben. Wie viel leichter wäre dann die Wartezeit zu ertragen gewesen! Aber Er tat es nicht. Warum denn nicht?

Er will, dass unser Glaube wächst und erstarkt (2.Kor. 10,15; 2.Thess. 1,3). Dazu braucht es Zeit; und der Glaube kann nur zunehmen, wenn er in Prüfungen kommt und sich dabei einzig auf Gott und Seine Verheissungen stützt, nicht auf sichtbare Krücken oder auf Zeitpunkte. So sagt Jakobus: «Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallet, da ihr wisset, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, auf dass ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt» (Kap. 1,2-4). Die Früchte der Prüfungen sind so wertvoll, dass wir uns über solche Versuchungen von aussen nur freuen sollen: Sie bewirken Ausharren, zerbrechen also den Eigenwillen; das Ich und die sichtbaren Dinge treten in den Hintergrund, damit sich der Glaube an Gott, seinen Gegenstand, klammern kann.

Der junge David ist ein schönes Beispiel dafür. Samuel salbte ihn zum König; aber Saul blieb noch auf dem Thron, David wusste nicht, wie lange. In der bitteren Zeit der Verfolgung, die nun für David begann und nicht enden wollte, harrte er im Glauben aus. Er liess sich von den Söhnen der Zeruja nie dazu verleiten, selber nach dem Thron zu greifen. Seine Psalmen, die er in diesen Tagen schrieb, zeugen von wunderbaren Erfahrungen mit Gott und von Wachstum und Befestigung seines Glaubens und Vertrauens in Ihn.
Die Ungeduld des Unglaubens

Sarah, «Abrahams Frau, gebar ihm nicht», und sie wusste: «Jehova hat mich verschlossen.» Statt auf Ihn zu warten, suchte sie in fleischlicher Ungeduld einen Ausweg. War da nicht Hagar, (die sie einst auf dem eigenwilligen Weg nach Ägypten von Pharao zum Geschenk erhalten hatte - Kap. 12.16); konnte sie nicht «aus ihr erbaut werden»? War das nicht ein Grundsatz, den Gott sanktionierte? (Vgl. z.B. Ruth 4,13-17).

Ach, wie oft gehen Gläubige Wege des Fleisches und hängen zur Beruhigung des eigenen Gewissens und zur Tarnung vor anderen eine fromme Etikette davor auf! Dabei ist es doch gar nicht schwierig, solches Tun als ungöttlich zu erkennen und zu verurteilen! Die Überlegung: «Welches ist der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes?» löst für den Treuen jede Frage.

Auf dem Wege nach Ägypten liess sich Sarah von Abraham zum Bösen beeinflussen, und jetzt hörte er auf sie. Wie wenig denken wir oft daran, dass wir durch unrichtiges Verhalten auch anderen zum Schaden sind!

Es scheint sogar, dass Abraham aus Freude darüber, dass sich der Nachkomme angemeldet hatte, Sarah vernachlässigte und sie der Magd gegenüber zu wenig verteidigt hat. Sarah ihrerseits meinte Hagar verjagen zu dürfen und die Folgen des eigenen Weges so aus der Welt schaffen zu können. Was uns aber vor allem geziemt, wenn wir gefehlt haben, ist dies, dass wir uns vor Gott beugen und unter Seine Hand demütigen.

Wie gütig ist doch der Herr! Der Engel Jehovas geht Hagar, einer Magd, in die Wüste nach und tröstet sie in ihrem Elend, das sie ja zur Hauptsache selbst verschuldet hat. Wahrlich, Er ist «ein Gott, der sich schauen lässt», auch von Menschen, die Wege der Sünde gegangen sind.
Was ein Mensch sät, wird er ernten

Abraham und Sarah hatten «auf ihr eigenes Fleisch gesät» und mussten daher «von dem Fleische Verderben ernten» (Gal. 6,7-8). Nicht nur musste Sarah in ihrer andauernden Unfruchtbarkeit die Magd Hagar als die Frau Abrahams mit Ismael noch lange vierzehn Jahre im Zelte neben sich dulden und viele Demütigungen ertragen - die Folgen ihres Tuns gingen noch viel weiter:

Der 83. Psalm zeigt uns, dass sich die Nachkommen Ismaels (V. 6) mit den andern Nachbarvölkern des Volkes Israel zusammenschliessen werden, mit dem festen Entschluss, das Volk Gottes auszurotten: «Sie sprechen: Kommet und lasset uns sie vertilgen, dass sie keine Nation mehr seien, dass nicht mehr gedacht werde des Namens Israel» (V. 4). Beginnt sich diese Prophezeiung nicht heute schon zu erfüllen? Alle Völker der Araber und der Nachbarn der Israelis haben sich wider diese verbündet, um das verhasste Volk, kaum hat es sich wieder in Palästina, seinem Erbteil, niedergelassen, zu vertilgen.

Welch ernste Warnung auch für uns, nicht auf unser eigenes Fleisch zu säen, indem wir in Unabhängigkeit von Gott wandeln und dem Willen des Fleisches folgen! Die Auswirkungen erstrecken sich meist über das eigene Leben hinaus auf die Familie und sogar auf die weiteren Nachkommen.
«Ich bin Gott, der Allmächtige» (1.Mose 17)

Nach Abrahams Kampf mit den Königen und seinem geistlichen Sieg über die Verlockung des Königs von Sodom war das Wort Jehovas zu ihm geschehen: «Ich bin dir ein Schild, dein sehr grosser Lohn» (Kap. 15,1). Dort begegnete ihm Gott nach seinen menschlich begrenzten Bedürfnissen, und Abraham erbat sich von Ihm das, wonach er sich vom irdischen Standpunkt aus vor allem sehnte: den Erben.

Das 17. Kapitel aber führt uns zu einer Szene völlig anderer Natur. «Und Abram war neunundneunzig Jahre alt, da erschien Jehova dem Abram und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige; wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen.»

Hier geht es nicht mehr um die in Abrahams Herzen verborgenen Bedürfnisse, Wünsche und Probleme. Da enthüllt sich Gott selbst und zwar in einer grösseren Fülle, als Er sich bis jetzt je Abraham oder einem anderen Menschen gegenüber kundgegeben hat: als Gott, der Allmächtige. Das war die für damals charakteristische Offenbarung Seiner selbst, und keiner der Patriarchen ist in der Erkenntnis Gottes jemals weiter vorgedrungen.

Wie muss das Bewusstsein, vor Gott, dem Allmächtigen zu stehen, der ihm in Gnade erschien, auf das Herz Abrahams erhebend gewirkt haben! Wir wissen nicht, wie weit sich sein Glaube seit seinem vorübergehenden Tiefstand in der Sache mit Hagar (Kap. 16) wieder erholt hat. Aber wie mussten sich jetzt, in der unmittelbaren Nähe eines solch wunderbaren, erhabenen Gottes alle Schwierigkeiten des Kleinglaubens, die den Gläubigen oft wie unüberwindliche Berge umgeben, in Nichts auflösen, wie nächtliche Finsternis vor der aufgehenden Sonne! So werden hier auch, im Gegensatz zu Kapitel 15, die feindlichen Völker in Kanaan und Ägypten gar nicht erwähnt. Für Gott sind sie ja «wie ein Tropfen am Eimer» (Jes. 40,15).
«Wandle vor mir und sei vollkommen»

Gott, der Allmächtige, will, dass Abraham nicht nur in diesem Augenblick vor Ihm stehe; sein ganzes weiteres Leben soll sich vor Ihm abwickeln. Dadurch wird der Patriarch nicht in sich selbst zur Vollkommenheit gelangen, aber er wird so für seinen Geist und sein Herz allezeit einen vollkommenen Gegenstand haben, und dies wird zur Ehre Gottes gesegnete Früchte hervorbringen. Vor Ihm, dem Allmächtigen zu wandeln, ist dies nicht ein Weg der Ruhe und des Friedens, fern von Angst, quälender Sorge und Ungeduld des Fleisches, durch alle Umstände des Lebens hindurch?
«Abraham fiel auf sein Angesicht und Gott redete mit ihm»

Welch tiefe Wirkung haben diese Erscheinung und diese Worte Gottes auf Abraham! Es geht ihm wie später einmal dem Blindgeborenen, als jener in seinem Wohltäter die Herrlichkeit des Sohnes Gottes erkannte und sich huldigend vor Ihm niederwarf (Joh. 9,38). Noch nie fühlte sich Abraham von der Gegenwart Gottes so überwältigt wie jetzt, weil er Ihm vordem noch nie so nahe war im Geiste. Er ist im Staube vor Ihm. Hier ist es nicht Anbetung vor dem Altar, in Verbindung mit einem Opfer, um eine verheissene Gabe zu erlangen, sondern Gemeinschaft: Gott lässt sich herab, mit ihm zu reden. Abraham ist Ihm in der Tat praktisch viel näher als in der Szene von 1.Mose 15 und er kann Seinem Worte einfältiger vertrauen. Dort hatte er noch offene Fragen, und dichte Finsternis überfiel ihn. Das 16. Kapitel berichtet sogar von Verfehlung. Hier aber wird Abraham persönlich gesegnet, Gott redet von der Aufrichtung eines immerwährenden Bundes zwischen Ihm selbst und dem Samen Abrahams; Er gibt ihm die Verheissung vieler Völker und Könige, die aus ihm hervorkommen sollen!

Ja, welch ein Ausdruck von Gemeinschaft sind doch die Worte: «Gott redete mit ihm.» Sie sind vom Heiligen Geist absichtlich so gewählt, und wir begegnen ihnen hier zum erstenmal. Sie lassen den vertrauten Umgang erkennen, den Er jetzt mit Abraham hatte. Wie wichtig ist dieser für einen Gläubigen! Er besteht nicht nur darin, dass wir Gott unsere Anliegen vorbringen und Ihm allezeit mit Flehen nahen. (Solange wir auf der Erde sind, wird auch die innigste Gemeinschaft mit Gott solche anhaltenden Gebete nie überflüssig machen.) Die Freude des vertrauten Umgangs mit Ihm ist noch etwas mehr als Gebet. Da «redet» Gott mit uns durch Sein Wort und zeigt uns Seine Grösse und Herrlichkeit. Da dürfen wir auch auf Grund der Offenbarung, die Er uns von sich selbst gibt, unsere Seelen zu Ihm erheben und Ihm freimütig sagen, was sie dabei empfinden. Jeder Christ ist zu diesem vertrauten Umgang mit Gott berufen. Wenn er fehlt, besteht in seinem persönlichen Leben ein grosser Mangel.
Gott sagt: Ich will... Ich werde...

Weil Abraham vor Gott stand und Seine Herrlichkeit betrachtete, sah er jetzt auch sein eigenes Leben in diesem Licht. Sein Herz stand jetzt unter dem tiefen Eindruck: Gott ist gross, und Er ist auch mein Gott, der nach Seiner eigenen Weisheit und Allmacht alles selber in die Hand nimmt und meine ganze Zukunft ordnet. Wie ganz anders zeigen sich ihm jetzt die eigenen Probleme, als in Kapitel 16, wo er meinte, einen kleinen Gott zu haben, dem man nachhelfen muss!

In der Tat, Gott, der Allmächtige sagt hier in Verbindung mit Abraham und seinem Samen immer wieder: «Ich will... Ich werde ...» Gottes Ratschlüsse, auch in bezug auf Sein irdisches Volk, an dessen Wiege wir hier stehen, werden in Erfüllung gehen. Niemand vermag Ihn daran zu hindern:



Und ob gleich alle Teufel
hier wollten widerstehn,
so wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurücke gehn!
Was Er sich vorgenommen
und was Er haben will,
das muss doch endlich kommen
zu Seinem Zweck und Ziel.



Vor allem spricht hier Gott immer wieder von «Meinem Bund» (diesem Wort begegnen wir in diesem Kapitel zwölf Mal). Es besteht ein ewiger Bund zwischen Gott und Abraham, beziehungsweise mit dessen Samen. Wie uns im 15. Kapitel gezeigt wurde, ist Gott selbst der Garant dafür, und alle Verheissungen, die der Bund umfasst, werden daher unfehlbar eine herrliche Erfüllung finden. Zwar ist später am Sinai zwischen Gott und dem Volke Israel auf Grund des Gesetzes noch ein anderer Bund gemacht worden, weil sich das Volk verpflichtet hatte: «Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun.» Aber als - wie es nicht anders sein konnte - das Volk durch Ungehorsam den Bund brach und es als Folge davon als Lo-Ammi («Nicht-mein-Volk») in alle Welt zerstreut wurde, da blieb der Bund mit Abraham bestehen.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, einige der unzähligen Bibelstellen nachzuschlagen, in denen Gott auf Seinen Bund mit Abraham Bezug nimmt, und zu beachten, in Verbindung mit welchen Umständen dies geschah:

Gott hörte das Wehklagen der Kinder Israel in Ägypten, wegen des harten Dienstes, und gedachte Seines Bundes mit Abraham (2.Mose 2,24).
Als Mose mit den zwei steinernen Tafeln, auf die der Finger Gottes die Worte des Bundes vom Sinai eingegraben hatte, vom Berge herabstieg, da hörte er den Schall von Wechselgesang und sah die Reigentänze um das goldene Kalb. Jehova sprach davon, das Volk zu vernichten und Mose zu einem grossen Volk zu machen. Mose aber flehte zu Ihm, Er möge Seines Schwures gegenüber Abraham gedenken. «Und es gereute Jehova des Übels, wovon Er geredet hatte» (2.Mose 32,7-14).
Auch als Israel durch die Wüste wanderte, gedachte Jehova Seines Wortes gegenüber Abraham: Er führte Sein Volk aus Ägypten heraus, leitete es sicher durch die Einöde, stillte seine Bedürfnisse und gab ihm «die Länder der Nationen zum Besitz» (Psalm 105,37-44).
Als das Volk sich im Lande verderbte und die zehn Stämme unter Joahas in allen Sünden Jerobeams verharrten, da erwies ihnen Jehova Gnade und erbarmte sich ihrer ... wegen Seines Bundes mit Abraham (2.Könige 13,23).
Selbst die Geburt und das Kommen Jesu Christi zur Erlösung Israels, Seines Knechtes, wird mit dem Eide in Verbindung gebracht, den Gott Abraham geschworen hat, wie dies aus den Weissagungen Marias und Zacharias hervorgeht (Lukas 1,54.55.72.73).
Zahlreich sind auch die Hinweise auf die Wiederherstellung Israels in der Zukunft. Wenn sie in den Ländern ihrer Feinde ihre Ungerechtigkeit bekennen und sich demütigen, wird Gott Seines Bundes mit Abraham gedenken und sich ihrer wieder erbarmen. Er wird alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen und sie ins Land zurückbringen, das wieder aufblühen wird (siehe z.B. 3.Mose 26,40-45; Micha 7,19-20; Jes. 41,8-20 usw.).

Wahrlich, Jehova «gedenkt ewiglich Seines Bundes, des Wortes, das Er geboten hat auf tausend Geschlechter hin, den Er gemacht hat mit Abraham...» (Psalm 105,8.9). Welch ein Gott der Treue ist Er! Auch die herrlichen Verheissungen, die Er Seiner Versammlung gegeben hat, wird Er alle erfüllen!
«Du sollst meinen Bund halten!»

Wir haben uns daran erinnert, dass sich Gott selbst dazu verpflichtet hat, den Bund mit Abraham in allen Teilen zu erfüllen. Weshalb sagt Er nun aber zu ihm: «Du sollst meinen Bund halten, du und dein Same nach dir» (1.Mose 17,9)? Musste der Mensch doch etwas dazu beitragen?

Gott fährt fort: «Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: alles Männliche werde bei euch beschnitten.»

Der Anteil des Menschen an diesem Bund war also negativer Art: er musste beschnitten werden. In Kolosser 2,11-13 werden wir belehrt, dass diese «mit Händen geschehene Beschneidung» einen tiefen geistlichen Sinn hat. Das, was sie vorbildet, ist erst «in Christo» Wirklichkeit geworden. In Ihm ist der an Ihn Glaubende «beschnitten worden ... mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung, in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in welcher ihr auch mitauferweckt worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat. Und euch, als ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat». Die des Christus sind, haben somit «das Fleisch gekreuzigt samt seinen Leidenschaften und Lüsten» (Gal. 5,24). Wenn wir dies in der Praxis realisieren, kann der Geist Gottes in und durch uns wirken und Seine Frucht hervorbringen; Er wird dann nicht durch das Fleisch daran gehindert.

Beim Samen Abrahams geschieht die Beschneidung bis jetzt nur äusserlich und ist ein Zeichen der Zugehörigkeit zum irdischen Volke Gottes. «Der Leib des Fleisches» ist bei ihm nicht «ausgezogen», und daher ist seine Geschichte bis dahin die Geschichte der verderbten menschlichen Natur. Sie widerstreiten «allezeit dem Heiligen Geiste» (Apg. 7,51) und hindern dadurch Gott an der Erfüllung Seiner Ratschlüsse und Verheissungen. Aber schon Mose hat prophezeit, dass das Volk - d.h. ein Überrest - zu Jehova, seinem Gott, von ganzem Herzen umkehren und Ihm gehorchen wird. Ins Land zurückgebracht, wird es Christum aufnehmen und auch die «Beschneidung des Christus» erfahren: «Und Jehova, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Kinder beschneiden, damit du Jehova, deinen Gott, liebest mit deinem ganzen Herzen...» (5.Mose 30, l-6). Dann erst werden die Verheissungen an Abraham volle Wirklichkeit werden.
Zweierlei Lachen

Nun gab Gott dem Abraham das zeitlich fixierte Versprechen, dass ihm Sara um diese bestimmte Zeit im folgenden Jahre einen Sohn gebären würde (1.Mose 17,15-22). Abram sollte fortan Abraham heissen (Vater einer Menge) und Sarai sollte von jetzt an Sara (Fürstin) genannt werden.

Wie reagierten die beiden auf diese göttliche Botschaft, nachdem ihnen der Mund Jehovas vor fast einem Vierteljahrhundert zum ersten Mal einen Samen verheissen hatte und sie so lange vergeblich danach ausgeschaut hatten? «Abraham und Sara waren ja alt, wohlbetagt; es hatte aufgehört, Sara zu ergehen nach Weise der Frauen» (18,11)!

Beide lachten (vergleiche 17,17 mit 18,12). Aber Abraham fiel dabei «auf sein Angesicht», was zeigt, dass er unter dem tiefen Eindruck der Nähe Gottes war, und was er von sich gab, war daher ein Lachen des Glaubens, das Gott gerne hört, wenn er auch noch nicht in allem in Gottes Gedanken eingegangen sein mochte. Bei Sara hingegen schien das Bewusstsein Seiner Gegenwart und Seiner Grösse in diesem Augenblick schwach gewesen zu sein; sie warf sich nicht nieder vor Ihm. Vielmehr begann sie hinter dem Zelteingang zu überlegen und zu denken: das ist doch unmöglich! Bei ihr war es ein Lachen des Unglaubens. Gott musste sie daher zurechtweisen. Dann aber hat auch sie von den sichtbaren Umständen weggeblickt und auf Den geschaut, für Den keine Sache zu wunderbar ist. So lesen wir denn in Hebräer 11,11: «Durch Glauben empfing auch selbst Sara Kraft, einen Samen zu gründen, und zwar über die geeignete Zeit des Alters hinaus, weil sie den für treu achtete, der die Verheissung gegeben hatte.» Und später, als Isaak (Lacher) geboren war, bekannte sie: «Gott hat mir ein Lachen bereitet» (21,6).

Das Lachen des Unglaubens ist heute in der Christenheit überall zu hören. Man lächelt über die Wunder, von denen die Bibel berichtet, weil man sich vor dem Gott, der Himmel und Erde gemacht und Seinen Sohn als Heiland in diese Welt gesandt hat, nicht beugen will. Lassen wir uns von diesem Lachen ja nicht beeindrucken! Ach! es wird sich einmal jäh in «Weinen und Zähneknirschen» verwandeln.
Eine liebliche Szene unter den Terebinthen Mamres (1.Mose 18,1-8)

Fast fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit Abraham aus Haran auszog, und immer noch hält er im Lande der Verheissung seinen Fremdlingscharakter aufrecht. Kurz nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte, war er hierher gezogen (Kap. 13,18). Noch immer wohnt er in Zelten, und die Bäume, in deren Schatten sie stehen, gehören nicht ihm, sondern einem seiner Bundesgenossen (Kap. 14,24). Während Lot im Tore Sodoms wohnt und durch das, was er in dieser sündigen Stadt sieht und hört, Tag für Tag seine gerechte Seele quält, lebt Abraham hier völlig getrennt von der Welt; «denn er erwartet die Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist».

Glücklicher Mann, der in einfältigem Glauben und Gehorsam mit Ausharren nach den Grundsätzen lebt, die ihn Gott gelehrt hat!

Eines Tages - Abraham sitzt an dem Eingang des Zeltes; denn es ist die heisseste Stunde, in der jeder Schatten sucht - sieht er plötzlich in der Nähe drei Männer «vor ihm» stehen, die sich ihm zuwenden.

Er erkennt sie nicht, und sie stellen sich ihm nicht vor. Für ihn sind es drei Reisende, die vom Wandern in der Sonnenglut erschöpft, durstig und hungrig sein müssen. In Sodom werden die Fremdlinge schutzlos sein, hier aber finden sie nicht nur orientalische Gastfreundschaft, sondern Aufnahme und Herberge bei einem Manne, den es treibt, andern Güte zu erweisen, da er selbst ein Gegenstand der Güte Gottes ist. Er wird dadurch einer der «etlichen», die ohne ihr Wissen Engel beherbergt haben (Hebr. 13,2).

Er verlässt seinen Schattenplatz, läuft den drei Männern entgegen und bietet ihnen von Herzen seine Gastfreundschaft an. Zuerst redet er mit dem einen, den die andern zwei offenbar als ihren Führer betrachten; dann aber spricht er auch mit allen dreien. Sie antworten: «Tue also, wie du geredet hast.»

Mit welchem Eifer macht er sich nun an seine Aufgabe: «Da eilte Abraham ins Zelt zu Sara und sprach: Nimm schnell drei Mass Feinmehl, knete und mache Kuchen! Und Abraham lief zu den Rindern und nahm ein Kalb, zart und gut, und gab es dem Knaben; und der beeilte sich, es zuzubereiten. Und er holte dicke und süsse Milch und das Kalb, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor.» Schliesslich stand er, während sie assen, vor ihnen unter dem Baume, um sie zu bedienen.

Wie wird Jehova, Dessen Anwesenheit Abraham allem Anschein nach noch nicht erkannt hat, mit Wohlgefallen die Entfaltung des durch Ihn selbst gewirkten Guten im Leben des Patriarchen betrachtet haben!

Was in dieser Szene aber ganz besonders zu unseren Herzen redet, ist die Tatsache, dass Jehova-Gott Abraham, Seinem Knechte, soviel Zeit widmet. Wenn Er für diesen Besuch auch in der Gestalt eines Mannes erschienen ist, so hat Er doch keine menschlichen Bedürfnisse. Gleichwohl setzt Er sich an Abrahams Tisch, wartet auf die Bewirtung und isst von der aufgetragenen Speise. Das nimmt Stunden in Anspruch. Er kommt nicht sogleich «zur Sache», weil die Ausübung der Gemeinschaft mit Abraham die Sache ist, nach der Sein Herz verlangt. Haben wir hier nicht Den vor uns, der in Psalm 16,3 ausspricht: «Du hast zu den Heiligen gesagt, die auf Erden sind, und zu den Herrlichen: An ihnen ist alle meine Lust», und Der in Sprüche 8,31 bekennt: «Meine Wonne war bei den Menschenkindern»?

Wir dürfen wohl sagen, dass diese einzigartige Szene bei den Terebinthen Mamres ein Bild ist von dem späteren Wandel Jesu Christi auf der Erde, nachdem Er als Mensch geboren war, wobei sich das Wort erfüllte: «Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater «voller Gnade und Wahrheit» (Joh. 1,14).
Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will? (Verse 16-21)

Als die Männer gegessen hatten, gab sich der Eine durch Seine Worte als der Herr kund, der schon so oft zu Abraham geredet hatte. Er bestätigte noch einmal Seine Verheissung, dass Sara übers Jahr einen Sohn haben würde (vgl. Kap. 17,21). Wie wir schon sahen, zeigte sie sich hier nicht auf der gleichen Höhe des Glaubens wie Abraham, und Jehova musste ihr für ihr Lachen des Unglaubens einen Verweis geben.

Wie verhält sich Abraham jetzt? Er offenbart eine auffallende Ruhe und Freimütigkeit. Der Gedanke: «ich stehe vor Jehova», bringt ihn keineswegs aus der Fassung. Er muss es sich schon vorher angewöhnt haben, Tag für Tag in der Gegenwart Gottes zu leben. Gewiss, auch er fehlte, wenn er dem Fleische Raum gab; doch zeugt sein Leben davon, dass ihn das Bewusstsein der Nähe Gottes kennzeichnete, für Den er sich aus der Welt abgesondert hatte. Das verlieh ihm eine heilige Würde und Demut des Herzens und öffnete es gleichzeitig für die anderen, sowohl für die «Gerechten» als auch für die «Fremdlinge», die des Weges zogen.

Nun brachen die «Männer» auf, um sich nach Sodom zu wenden. «Und Abraham ging mit ihnen.» Wir begreifen, dass er sich ungern von ihnen trennte, hatte er im Bewusstsein der Herrlichkeit seiner Besucher, welches sich im Verlaufe ihrer Anwesenheit bei ihm einstellte, doch so kostbare Stunden der Gemeinschaft mit ihnen verbracht, besonders mit dem Herrn, welcher ihm in so reicher Gnade begegnet war.

Umgekehrt hatte - wie wir sahen - auch Jehova Wohlgefallen daran, mit Abraham vertrauten Umgang zu pflegen, weil er in Gottesfurcht voranging (Psalm 25,14). Er nennt ihn sogar «meinen Freund» (2.Chr. 20,7; Jes. 41,8; Jak. 2,23), weil er Ihm von Herzen gehorchte, entsprechend dem späteren Wort des Herrn an Seine Jünger: «Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was irgend ich euch gebiete» (Joh. 15,14). Das Merkmal der Freundschaft aber besteht darin, dass man vor dem Freunde nichts verbirgt (Joh. 15,15), und so sagt hier Jehova: «Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?»

Er führt aber noch einen andern Grund dafür an, dass Er den Patriarchen zum Mitwisser Seines Handelns gegenüber Sodom macht: «Wird doch Abraham gewisslich zu einer grossen und mächtigen Nation werden, und sollen doch in ihm gesegnet werden alle Nationen der Erde!» Finden wir diesen Grundsatz nicht im ganzen Worte Gottes? Weil der Same Abrahams einmal den Mittelpunkt aller Segnungen Gottes auf der Erde bilden soll, teilt ihm Gott durch Seine Propheten nicht nur Seine Ratschlüsse über Sein irdisches Volk mit, sondern auch jene über die Nationen.

Weshalb denn darf der Same Abrahams einen solchen Platz auf der Erde einnehmen? Gott führt hier den Grund an: «Denn ich habe ihn (Abraham) erkannt, auf dass er seinen Kindern und seinem Hause nach ihm befehle, dass sie den Weg Jehovas bewahren, Gerechtigkeit und Recht üben, damit Jehova auf Abraham kommen lasse, was er über ihn geredet hat.» Zwar hat sich das Volk in Treulosigkeit vom «Wege Jehovas» abgewandt, doch haben wir auf Grund einiger Stellen [Siehe Seite 22-21.] daran erinnert, dass Gott Seines Bundes mit Abraham gedenken und Seine Ratschlüsse über dessen Samen auf dem Boden der Gnade dennoch erfüllen wird.

Wie schön ist das Zeugnis, das Gott in Vorkenntnis dem zukünftigen Vater Isaaks ausstellen kann! Es ist auch für uns geschrieben, und wir sollen uns prüfen und fragen: Könnte der Herr dies auch von mir und meinem Hause sagen? Der Glaube und die Treue eines Gläubigen zeigen sich nicht nur in seinem persönlichen Verhalten, sondern in gewissem Masse auch in dem seiner Kinder, obgleich es nichts als Gnade ist, wenn sie dem Herrn in Treue nachfolgen. Mochte ein Bruder noch so begabt und persönlich untadelig sein, so taugte er, wenn sein Haus in Unordnung war, doch nicht zum Ältesten; «wenn aber jemand dem eigenen Hause nicht vorzustehen weiss, wie wird er die Versammlung Gottes besorgen?», fragt der Apostel (1.Tim. 3,5). Ernste Worte, über die wir in dieser letzten Zeit wohl nachsinnen sollten!
Abraham legt Fürbitte ein (Verse 20-33)

Ein weiterer Grund, weshalb Jehova dem Abraham vom bevorstehenden Gericht über Sodom Kenntnis gab, war der: Er wollte ihm die Gelegenheit einräumen, Fürbitte zu tun.

«Und Jehova sprach: Weil das Geschrei von Sodom und Gomorra gross, und weil ihre Sünde sehr schwer ist, so will ich doch hinabgehen und sehen, ob sie nach ihrem Geschrei, das vor mich gekommen ist, völlig getan haben; und wenn nicht, so will ich's wissen.» W. Kelly sagt darüber: «Der Herr spricht hier ganz nach Menschenweise und gebraucht Redewendungen, die jeder Mensch verstehen kann. Unser Verstand vermag es nicht zu fassen, wie Gott alle Dinge sofort weiss, ohne nachfragen oder nachforschen zu müssen. Aber hier lässt er sich herab, so zu reden, dass sich Abraham in Seiner Gegenwart völlig frei fühlen kann.»

«Und die Männer wandten sich von dannen und gingen nach Sodom; Abraham aber blieb noch vor Jehova stehen. Und Abraham trat hinzu.»

Wie zeugt dies doch von einem ungetrübten Verhältnis zu Gott! Nichts versperrt ihm den freien Zugang zu Dem, der zu ihm herabgekommen ist. Seine Gottesfurcht ist mit einem tiefen Bewusstsein der unaussprechlichen Güte Jehovas gepaart, so dass er Ihm mit Vertrauen nahen kann. Dies ist um so erstaunlicher, als ihm ja der Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu auf dem neuen und lebendigen Wege noch nicht offenbart ist. Wie viel mehr dürfen wir Christen diesen Zugang benutzen, denen zugerufen wird: «Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade... Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und also gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser» (Hebr. 4,16; 10,22)! Wir nahen Ihm nicht nur, um für uns selbst Gnade und Hilfe zu erlangen, sondern auch, um für andere fürbittend einzustehen.

Die Kunde, die Abraham soeben vernommen hat, dass Sodom und Gomorra in den nächsten Stunden vernichtet werden sollen, fällt Abraham schwer aufs Herz. Sie treibt ihn zu ernstlichem und anhaltendem Flehen. Erschrocken sagt er zu Jehova: «Willst du denn den Gerechten mit dem Gesetzlosen wegraffen? Vielleicht sind fünfzig Gerechte innerhalb der Stadt; willst du sie denn wegraffen und dem Orte nicht vergeben um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind?» Sein erster Gedanke ist gewiss Lot, obwohl er dessen Namen nicht nennt. Ach! es ist ihm ein grosser Schmerz, dass sein Neffe trotz ernster Warnungen und Erfahrungen immer noch in jener gottlosen Stadt wohnt. Doch denkt er auch an andere «Gerechte», die dort wie jener am falschen Platz wohnen mögen, und schliesslich an den Ort selbst, auf den das Gericht herniederfahren soll.

Wie schön ist dieses Zwiegespräch zwischen Abraham, der wohl weiss, dass er «Staub und Asche» ist, aber sich im Geiste der Gnade «unterwindet», für die vom Gericht Bedrohten Fürsprache einzulegen -und Jehova, dem über alles erhabenen «Richter der ganzen Erde», der dem geliebten Knecht zuhört. Er ist es ja, der in dem ehemaligen Heiden aus Mesopotamien die Erneuerung der Gesinnung bewirkt hat, in der er nun das von Ihm erfleht, was nach dem Herzen des Herrn ist. Und je kühner die Bitte, in desto grösserer Gnade antwortet Er. Schon fünfmal hat Abraham angesetzt, und jedes Mal hat Er ihn erhört. Und auch als der Patriarch schliesslich sagt: «Möge doch der Herr nicht zürnen und ich will nur noch diesmal reden. Vielleicht mögen zehn daselbst gefunden werden», da erhält er wieder zur Antwort: «Ich will nicht verderben um der zehn willen.»

Weshalb denn ist der Beter nicht noch weiter gegangen? Oh, nicht der «Erhörer des Gebets» hat ihm Einhalt geboten; Er ist ja «barmherzig und gnädig..., langsam zum Zorn und gross an Güte». Aber der Glaube des Menschen wird sich nie bis zum vollen Ausmass der Gnade Gottes erheben.

Und so ging denn Jehova weg, als er mit Abraham ausgeredet hatte. Nicht zehn Gerechte sind in Sodom, sondern nur einer, und diesen einen, der nicht hören wollte und seine Lektion nicht gelernt hat, rettet Er, sozusagen nackt, «so wie durchs Feuer» vor dem Gericht. Sodom aber wird Er jetzt in Seiner gerechten Regierung dem Erdboden gleichmachen, als ein Beispiel göttlichen Gerichts über die Gottlosigkeit der Menschen.

Wir sind auf Grund des Wortes Gottes völlig überzeugt, dass über die abtrünnige Christenheit, über die Juden und die ganze Welt in kurzem die schrecklichen Gerichte hereinbrechen werden, die im Buche der Offenbarung beschrieben sind. Lasst uns, statt wie Lot die Welt zu lieben und uns mit ihr einszumachen, den Platz Abrahams einnehmen, in kostbarer Gemeinschaft mit dem Herrn und in treuer innerer Absonderung von ihr, von ihren Grundsätzen, ihren unfruchtbaren Werken und ihren Sünden! So nur werden wir treue Zeugen und den Menschen von Nutzen sein können. So nur kann uns der Geist der Gnade zu wirksamer und anhaltender Fürbitte antreiben für die, welche in Gleichgültigkeit dem Gericht entgegeneilen!
Unterschiede zwischen Lot und Abraham (1.Mose 19)

In diesem Schriftabschnitt haben wir das traurige Schlusskapitel im Leben Lots, das ja nicht eigentlich das Thema dieses Aufsatzes ist. Dennoch wollen wir uns jetzt kurz damit beschäftigen; denn in der Gegenüberstellung dieser beiden Männer treten die Grundsätze, nach denen Abraham lebte, um so deutlicher hervor.

Der Irrweg Lots begann damit, dass er Zelte aufschlug «bis nach Sodom» (Kap. 13,12). Nun aber wohnt er in einem Hause, in der Stadt selbst. Er hat es sogar zu einer Ehrenstellung gebracht: Er sitzt «im Tore Sodoms». In den Städten des Altertums pflegten die Räte des Königs «im Tore» zu sitzen (Esther 3,3); hier tagte das Gericht (Hiob 31,21); da wurden die Rechtssachen beraten und entschieden (Spr. 22,22.23). Durch die Erkenntnis Gottes und Seiner Aussprüche besass Lot eine Weisheit, die ihn befähigte, «seinen Mund aufzutun im Tore» (Spr. 24,7).

Doch war der Einfluss Lots auf die Leute der Stadt sehr gering. Er blieb dort der einzige «Gerechte»; das Zeugnis seines Lebens und seiner Worte war undeutlich und kraftlos, weil sein Herz an den Dingen der Welt hing, und es brachte keine Frucht. Auch konnte er die rasche und schreckliche Entfaltung des Bösen in Sodom in keiner Weise aufhalten. Sobald er es wagte, ihren sündigen Forderungen zu widerstehen und zu sagen: «Tut doch nicht übel, meine Brüder!», entgegneten sie ihm: «Der Eine da ist gekommen, als Fremdling hier zu wellen, und will den Richter machen?... Und sie drangen hart auf ihn ein.»

Unterdessen hält Abraham seinen Fremdlingscharakter aufrecht, wohnt in Zelten, fernab von Sodom, und lebt beim Altar Gottes in glücklicher Gemeinschaft mit Ihm, in Erwartung der «Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.» Er hat kein Verlangen nach Sodom; die Segnungen und Verheissungen Gottes erfüllen sein Herz und genügen ihm.

Aber wie steht es hier, unter den Terebinthen Mamres, mit Abrahams Zeugnis gegenüber Sodom? Kann er von da aus jenen Menschen eine bessere Hilfe sein als Lot?

Darüber besteht kein Zweifel. Hier war es, wo Abraham den Notschrei seines Bruders vernahm, und von hier aus eilte er in den Kampf, um Lot und auch die Männer von Sodom zu befreien. Wie mächtig war da sein Zeugnis gegenüber jenen Weltkindern! Sein Dazwischentreten war eine grosse Kundgebung der Macht Gottes und der Macht seines Glaubens, wie auch seiner Bruderliebe und der selbstlosen Hingabe für andere. Und als ihm der König von Sodom nach dem Kampf die ganze Beute anbot, wie zeigte sich da, dass Abrahams Herz nicht am irdischen Besitz hing, sondern genug hatte an «Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt». Und schliesslich war es Abraham - und nicht Lot - der in ernster und anhaltender Fürbitte für die eventuellen Gerechten in Sodom und für die Stadt selbst eintrat.

Wir reden hier nicht dem selbstsüchtigen äusseren Sich-Fernhalten des Gläubigen von den Kindern dieser Welt das Wort, wobei er nur mit den eigenen geistlichen Bedürfnissen beschäftigt ist, sich mit der eigenen Errettung und dem eigenen Heil begnügt und sich nicht um die Verlorenen kümmert, die doch dem Gericht entgehen. Das wäre keine wahre Gemeinschaft mit dem Heiland-Gott, welcher will, «dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen». Er ermahnt uns durch den Apostel, für alle Menschen mit Flehen, Gebeten, Fürbitten und Danksagungen einzustehen (1.Tim. 2,1-4). Auch der grosse Auftrag des Herrn Jesus an alle Seine Jünger gilt immer noch: «Gehet hin in die ganze Welt und prediget das Wort der ganzen Schöpfung» (Markus 16,15). Es geht darum, unser Herz von der Welt und ihren Dingen abgesondert zu halten und darüber zu wachen, dass alle unsere Quellen in Christo sind. Nur dann wird unser Zeugnis in der Welt wirkungsvoll sein, nur dann wird uns die Liebe des Christus drängen, dem Herrn zu dienen, zum Heil der Menschen um uns her. Die «Terebinthen Mamres» stehen für uns gerade da, wo unsere tägliche Aufgabe uns hinführt.

Noch eine andere Lehre können wir aus diesem Kapitel ziehen, wenn wir uns fragen: Welche Auswirkung hatte die falsche Beziehung Lots zur Welt auf seine Familie? - eine Frage, an die wir oft zu wenig denken.

Als die beiden «Männer» Lot drängten und sagten: «Wen du noch hier hast, einen Eidam und deine Söhne und deine Töchter, und wen irgend du in der Stadt hast, führe hinaus aus diesem Orte! Denn wir wollen diesen Ort verderben...», da redete er mit seinen Schwiegersöhnen, um sie zu bewegen, aus der Stadt hinauszugehen. «Aber er war in den Augen seiner Eidame wie einer, der Scherz treibt.»

Merkten sie, dass er selbst nicht bereit war, Sodom zu verlassen?, dass sein eigenes Herz «die Welt liebte» und «was in der Welt ist» (1.Joh. 2,15)? Sein Leben zeugte nicht davon, dass er dem Worte Gottes glaubte, das von einem Gericht über diese Welt redete, und zeigte nicht, dass er von Furcht bewegt, an die Rettung seines Hauses dachte. Wie konnte da seine Predigt auf die Hausgenossen, die ihn am besten kannten, Eindruck machen?

Ach! wenn sich der Gläubige nicht gewohnheitsmässig in der heiligen Gegenwart Gottes aufhält, 319 neigt er dazu, faule Reden, albernes Geschwätz und Witzelei im Munde zu führen, die nicht zur Erbauung dienen und den Hörenden nicht Gnade darreichen (Eph. 4,29; 5,4). Auch diese Dinge nehmen seinem Zeugnis, zu dem er sich gelegentlich aufrafft, die Kraft.

Schliesslich müssen die beiden Engel Lot, seine Frau und seine beiden Töchter bei der Hand ergreifen und sie aus der Stadt herausreissen, weil sie an allem hängen, was sie in Sodom besassen, und sich an das Leben, das sie darin führten, gewöhnt hatten. Sie wollten dies alles nicht aus eigenem Antrieb, nicht in Gehorsam gegen Gottes Wort verlassen.

Der Einfluss Sodoms übte auch weiterhin eine verheerende Wirkung aus im Leben der beiden Töchter. Durch abscheuliche sündige Praktiken, die sie dort gelernt hatten, kamen sie zu Söhnen, zu Stammvätern von Völkern, die später zu den schlimmsten Feinden des Volkes Israel gehörten.

Im Gegensatz zu Lot lebte Abraham «in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheissung». Sie wuchsen unter dem ständigen Beispiel eines Vaters heran, der, abgesondert von der Welt und ihrem Treiben, als Fremdling auf der Erde mit seinem Gott lebte, in Erwartung der Erfüllung Seiner Verheissungen, die sich bis in die Ewigkeit erstreckten. Die Folge davon war, dass sowohl Isaak als auch Jakob, trotz mancher Fehler, im Glauben auf dem Wege Abrahams vorangingen und dass auch sie die Verheissungen Gottes wertschätzen lernten. Bei Abraham wiederholte sich, was wir von Henoch lesen: «Henoch wandelte mit Gott... und zeugte Söhne und Töchter» (1.Mose 5,22). Abrahams Wandel mit Gott war für Isaak und Jakob eine ständige Predigt, die diesen zum Segen wurde.
Er biegt auf einen krummen Pfad ab (1.Mose 20)

Kännten wir Gläubige nicht unsere eigenen Herzen und Wege, wären wir über den Bericht dieses Kapitels höchst erstaunt. Lange Zeit war Abraham auf dem Höhenweg des Glaubens gewandelt, hatte dabei in wachsendem Masse kostbare Gemeinschaft mit Gott gepflegt und Ihn dabei in dem unausforschlichen Reichtum seiner Gnade und Güte, wie auch als den Gott kennen gelernt, der das Böse richten muss.

Solche Zeiten sind deshalb so gesegnet, weil der Gläubige darin mit Gott und nicht mit dem erbärmlichen Ich beschäftigt ist. Seine einzige Sorge soll dabei sein, diesen Platz nicht zu verlassen. «Wachet und betet, auf dass ihr nicht in Versuchung kommet», sagte der Herr.

Darin muss Abraham gefehlt haben. An diesem Punkt war es, wo sein Fuss abwich. Der Widersacher des Gerechten, der umhergeht und ihn zu verschlingen sucht (1.Petr. 5,8), der ihn «von seiner Höhe zu stossen» trachtet (Psalm 62,4), verstand es, solche Augenblicke der Unwachsamkeit auszunützen und Abraham zu bewegen, dem ersten Schritt auf dem Abweg weitere folgen zu lassen.

Wir haben es mit einem zähen Feind zu tun, der nie aufgibt. Kommt er beim ersten, zweiten und dritten Ansturm nicht zum Ziele, so vielleicht beim vierten. Waren wir lange Zeit mit der ganzen Waffenrüstung Gottes angetan, so entgeht es seinem lauernden Auge nicht, wenn wir es uns für eine Weile bequem machen wollen, den «Schild des Glaubens» weglegen und «das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist», aus der Hand geben. Satan legt seine schrecklichen Waffen nie weg; die feurigen Pfeile des Bösen schwirren immer auf uns zu und bringen uns gefährliche Wunden bei, wenn wir ungeschützt sind. Mit Gott schritt Abraham von Sieg zu Sieg, ausser Ihm aber von Niederlage zu Niederlage.

Und ach, jetzt zeigte es sich, dass die fünfundzwanzig Jahre, die Abraham bis jetzt im Glauben vorangegangen war, sein «Fleisch» in keiner Weise zu verbessern vermocht hatten. Damals zog er, als die Hungersnot schwer war im Lande, mit seiner Frau, dem zahlreichen Gesinde und den grossen Viehherden aus Mangel an Vertrauen in Gott nach Ägypten hinab, um dort Speise zu finden. Diesmal brauchte es nicht einmal eine Hungersnot; Abraham brach in Unabhängigkeit von dannen auf - von den Terebinthen Mamres und dem Altar Jehovas, der dort stand, von dem Orte so mancher kostbarer Erfahrungen mit Gott «nach dem Lande des Südens und wohnte zwischen Kades und Sur; und er hielt sich auf zu Gerar.» Was Abraham zu dieser Reise bewog, wird uns nicht mitgeteilt. Wir wissen nur, dass das Herz des Gläubigen, das sich nicht in der glückseligen Gegenwart Gottes aufhält, von Unruhe und Furcht erfüllt ist und bei den Menschen sucht, was es nur bei Ihm finden kann. Durch mancherlei schmerzliche Erfahrungen muss er dann zur Einsicht gebracht werden, dass er einen schlechten Tausch gemacht hat, damit er sich wieder nach Gottes Nähe sehnt.

Die Folgen der Unabhängigkeit zeigen sich sogleich. Solange der Gläubige auf dem eigenen Wege verharrt, muss er sich in allem selber helfen, und es stehen ihm da nur fleischliche Mittel zur Verfügung. Er belügt Abimelech und sagt von Sara: sie ist meine Schwester. Er veranlasst auch seine Frau, unwahr zu sein und zu behaupten: Abraham ist mein Bruder. (Eine halbe Wahrheit ist oft gefährlicher als eine ganze Lüge.) Durch sein Tun bringt er, der für die Welt ein Segen sein sollte und es auch gewesen war, sogar Abimelech, den Heiden in Versuchung, sich Sara zur Frau zu nehmen und so eine grosse Sünde zu begehen.

Ist die Tatsache, dass Sara ihre wahre Verbindung mit Abraham verbirgt, nicht auch eine ernste Mahnung an uns Christen, die wir zur Versammlung gehören, die Christus als Sein Weib betrachtet, mit der Er «ein Fleisch» ist (Epheser 5)? Wie leicht kommen wir dazu, durch unser Verhalten vor der Welt unsere wahre Beziehung zu Ihm zu leugnen und uns mit ihr zu verbinden! Dass doch Christus allezeit unser Herz erfüllte und unser Auge auf Ihn gerichtet bliebe! «Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.» - Christus, der sich selbst für die Versammlung hingegeben hat, wird sie nie verleugnen, sondern auf ewig die Beziehung aufrechthalten und pflegen, in die Er sie mit sich eingeführt hat.

Und nun, wie kann sich Abraham aus der bösen Sackgasse herauswinden, in die er durch eigene Schuld geraten ist? Gott schreitet ein. «Wo aber die Sünde überströmend geworden, ist die Gnade noch überschwänglicher geworden.» Kaum hat Abimelech die Frau Abrahams in sein Haus holen lassen, spricht Gott im Traum zu ihm, klärt ihn auf und setzt ihn unter Druck, damit er Sara wieder frei gibt.

Anderntags kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Abimelech und Abraham, die für den Patriarchen sehr demütigend ist. Das Tun des Heiden ist vor allen Menschen gerechtfertigt und seine Lauterkeit allen offenbar, während der Mann Gottes und seine Frau nicht nur als Betrüger dastehen, sondern auch als solche, die kein Vertrauen in ihren Gott haben und voller Menschenfurcht sind.

Wie schadet es auch heute dem Zeugnis Gottes in der Welt, und wie nimmt es ihm die Kraft, wenn wir Christen nicht in der Wahrheit und in der Gerechtigkeit wandeln! Dadurch wird nicht nur der Dienst wirkungslos gemacht (2.Kor. 6,3), auch der Name Gottes, die Lehre, das Wort Gottes und der Weg der Wahrheit werden dadurch verlästert (1.Tim. 6,1; Titus 2,5; 2.Petr. 2,2).

Gott übersieht keineswegs die Vergehungen der Seinigen, die ihm so nahestehen; sie sind für ihn schrecklicher als die Sünden derer, die ihm noch fernestehen, und in Seinen Regierungswegen lässt Er sie oft die bitteren Folgen ihrer eigenen Wege hienieden spüren. Doch lässt Er uns durch den Apostel Johannes sagen: «Wenn jemand gesündigt hat - wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten. Und er ist die Sühnung für unsere Sünden...» (1.Joh. 2,1.2). Und auch: «Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von alter Ungerechtigkeit» (1.Joh. 1,9).

Vor dem Ungläubigen, der die Sünde des Christen gesehen hat oder gar miterfahren musste, ist das, was sich zwischen diesem und Gott abspielt, verborgen und er kann es nicht fassen, dass dieser durch Busse und wahres Bekenntnis wiederhergestellt werden soll. Denn der Ungläubige weiss ja nichts von der Vollkommenheit des Sühnungswerkes Christi.

Aber Gott vergisst nie, in welch hohe, unveränderliche Stellung und innige Beziehung zu sich selbst Er den erhoben hat, der durch Glauben «in Christo» ist. So ist es auch hier. Schon bevor Abraham dem König von Gerar gegenüber ein offenes Geständnis ablegen kann, sagt Gott zu Abimelech im Traume: «Er ist ein Prophet und wird für dich bitten, und du wirst am Leben bleiben.» Mag dieser Heide noch so sehr von seiner eigenen Lauterkeit und Gerechtigkeit überzeugt sein, so ist er doch noch nicht - wie Abraham - durch Glauben gerechtfertigt, geheiligt und für Gott abgesondert. Erst als Abraham für ihn betete, heilte Gott die Frauen im Hause des Königs) die Jehova um Saras willen unfruchtbar gemacht hatte. - Möchten wir doch der hohen Stellung bewusst bleiben, in die uns Gott durch Gnade versetzt hat, und Seiner würdig wandeln!
Die Geburt Isaaks, des Sohnes der Verheissung (1.Mose 21)

Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit Jehova dem Abraham zum ersten Mal einen Samen verheissen hat. Eine lange Zeit für den Patriarchen, der sich in dieser Hinsicht einzig auf das Versprechen Jehovas stützen kann! Denn in der Natur oder im Sichtbaren zeigten sich keinerlei Anzeichen, die die Verheissung bestätigten. Im Gegenteil, Sara blieb unfruchtbar, und sie beide überschritten das Alter, in welchem sonst ihre Zeitgenossen Eltern wurden, bei weitem.

Für den Unglauben, dessen Götter die Naturgesetze sind, war es ausgemacht, dass sich diese Verheissung nicht erfüllen konnte. Abraham aber war es gegeben, bis zu dem Augenblick im Glauben auszuharren, an dem sie Wirklichkeit wurde. Gewiss, es gab Zeiten, in denen er den Blick vom Herrn abwandte und in die Wasser des Zweifels zu sinken begann, wie in der Sache mit Hagar und Ismael; und auch Sara lachte einmal im Kleinglauben. Aber Gott, der in unseren Herzen liest, gab ihnen durch Sein Wort mehrmals eindrückliche Bestätigungen Seiner Verheissung und ermunterte sie dadurch zum Ausharren.

Wie gut, dass es im Herzen Gottes selbst kein Auf-und-nieder gibt! Er redet nicht nur von Zusagen, Er sagt nicht nur «ja», sondern fügt zu Seiner Zeit auch das «Amen» dazu: «Denn so viele der Verheissungen Gottes sind, in ihm ist das Ja und in ihm das Amen» (2.Kor. 1,20). Auch in unserem Schriftabschnitt hebt der Heilige Geist dies dreimal deutlich hervor: «Und Jehova suchte Sara heim, wie er gesagt hatte, und Jehova tat der Sara, wie er geredet hatte. Und Sara ... gebar dem Abraham einen Sohn in seinem Alter, zu der bestimmten Zeit, von welcher Gott ihm gesagt hatte.»

So sehr der Glaube die Verheissung in Hoffnung schon zum voraus geniesst, so bringt der Tag, an welchem sie Wirklichkeit wird, doch noch grösseres Glück: Die Ankunft des Isaak erfüllt das Haus Abrahams mit tiefer Freude, einer Freude, die von Gott kam. Sara sagt: «Gott hat mir ein Lachen bereitet; jeder, der es hört, wird mit mir lachen... Wer hätte Abraham gesagt: Sara säugt Söhne! Denn ich habe ihm einen Sohn geboren in seinem Alter.» - Abraham anderseits vergisst in seiner tief empfundenen Dankbarkeit die Anweisungen Gottes nicht: Er gibt seinem Sohne den Namen Isaak, wie Jehova gesagt, und beschneidet ihn am achten Tage, wie Gott ihm geboten hatte. So viel an ihm liegt, will er seinen Sohn auf «den Weg Jehovas», auf den Pfad des Gehorsams führen und an ihm das Zeichen des Bundes mit Gott vollziehen. Isaak hat aus dem Herzen Abrahams Gott nicht verdrängt; die erlebte Güte und Gnade treibt den Vater vielmehr an, umsomehr auf Ihn zu hören und Ihm zu dienen.
«Treibe diese Magd und ihren Sohn hinaus!» (V. 9-13)

Sara sieht Ismael, den Sohn Hagars, der Ägypterin, spotten. Bisher war er der alleinige Sohn Abrahams, und nun sieht er sich verdrängt durch Isaak, um den jetzt so viel Wesens gemacht wird. In diesem scheinbar geringfügigen häuslichen Zwischenfall tritt ein wichtiger göttlicher Grundsatz in den Vordergrund, den Sara mit den Worten zum Ausdruck bringt: «Treibe diese Magd und ihren Sohn hinaus; denn der Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohne, dem Isaak.» Obwohl sie sonst ihrem Manne gehorcht und ihn «Herr» nennt (1.Petr. 3,6), will sie in diesem Fall nicht nachgeben, weil es um den Willen Gottes geht.

Abraham hat hierüber nicht soviel Klarheit wie Sara, weil natürliche Gefühle seinen Blick verschleiern: «Die Sache war sehr übel in den Augen Abrahams um seines Sohnes willen.» Aber Gott selbst schaltet sich ein und spricht zu ihm: «Lass es nicht übel sein in deinen Augen wegen des Knaben und wegen deiner Magd; was immer Sara zu dir sagt, höre auf ihre Stimme; denn in Isaak soll dir ein Same genannt werden.»

Diese Begebenheit wird zu einem eindrücklichen Bild, das später der Apostel durch Gottes Geist im Galater-Brief verwendet, um den jüdisch gesinnten Christen entgegenzutreten, die Gesetz und Gnade vermischten. In Galater 4,21-31 vergleicht er den Sohn der Magd mit dem Bündnis des Gesetzes, das am Sinai geschlossen wurde und zur Knechtschaft gebar. Alle, die unter Gesetz stehen oder unter Gesetz sein wollen, sind in Knechtschaft. Uns Christen aber vergleicht er mit Isaak, dem Sohne Saras, der Freien. Als nach dem Geiste Geborene sind wir in Christo freigemacht für die Freiheit) und wir können in dieser Freiheit leben, wenn wir im Geiste wandeln und das Fleisch samt seinen Leidenschaften und Lüsten als gekreuzigt betrachten. Aber die Kraft der freien Gnade in Christo kann sich nur dann in uns voll entfalten, wenn wir uns nicht wiederum unter Gesetz stellen und hierin entschieden sind, wie Sara, die zu Abraham sagte: «Treibe diese Magd mit ihrem Sohn hinaus.»
Gottes Güte, gegenüber denen, die keinen Anspruch darauf haben (V. 14-21)

Abraham gehorcht und entlässt Hagar und Ismael. Es war ja nicht Gottes Absicht, ihm diesen Sohn zu geben; er bekam ihn auf einem Wege des Fleisches; nur Isaak war ihm verheissen. Aber weil die Sache nun so stand, weil Ismael der Same Abrahams war (V. 13) und Abraham für ihn gebetet hatte, wollte ihn Gott zu einer grossen Nation machen. (Siehe auch Kap. 17, Verse 18 und 20).

Rührt es nicht unser Herz, zu sehen, wie Gott Sein Versprechen gegenüber Ismael einlöst? Hagar irrt mit dem Knaben in der Wüste umher. Das Wasser geht aus. Der Knabe verschmachtet vor Durst. In Verzweiflung wirft sie ihn unter einen der Sträucher, wendet sich von ihm ab und setzt sich in der Hitze hin, ratlos und traurig, um sein Sterben abzuwarten. - Kann es einen Zustand grösseren Elends geben?

In dieser Szene äusserster menschlicher Not offenbart sich Gottes Gnade in ergreifender Weise. Hat Er Abraham nicht versprochen, sich Ismaels anzunehmen? Nun ruft Sein Engel Hagar vom Himmel zu: «Was ist dir Hagar?» Er kennt ihren Standort und ihren Namen, wie auch ihre Bedürfnisse und Er will ihnen entsprechen. Er leitet Hagar zu einem Wasserbrunnen, den sie ohne Ihn nicht finden konnte, und nun kann sie den Knaben tränken. Ismael wächst heran, wird ein Bogenschütze in der Wüste und entwickelt sich nach dem Versprechen Gottes an Abraham zum Stammvater seines Volkes, aus dem zwölf Fürsten hervorgehen (1.Mose 25,12-18). - Beachten wir jedoch, dass Hagar ihm, der nach dem Fleische geboren wurde und das Bild eines Menschen unter der Knechtschaft des Gesetzes ist, eine Frau aus Ägypten nimmt: Fleisch, Gesetz und Welt gehen zusammen.

Die Hilfe, die Gott diesen beiden Menschen angedeihen liess, beschränkte sich auf ihr äusseres Wohl und Fortkommen. Auch heute noch lässt Er «Seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte»; Er ist ein Erhalter aller Menschen. - Aber ist diese Szene nicht auch ein Bild dafür, wie Er dem Menschen in seiner geistlichen Not und seinem sittlichen Elend helfen und ihn zu Christo, der alleinigen Quelle des Heils führen will, die ins ewige Leben quillt?
Abraham ist ein Zeugnis im Lande der Philister (V. 22-34)

Während wir im vorangegangenen Kapitel sehen mussten, wie der Name Gottes, Sein Wort und der Weg der Wahrheit verlästert werden, wenn der Gläubige den Pfad der Treue verlässt, sehen wir hier umgekehrt, wie das Zeugnis des Lebens dessen, der mit Gott wandelt, von den Kindern dieser Welt beachtet wird und einen tiefen Eindruck auf sie machen kann.

Nun kommen Abimelech und Pikol und sagen zu ihm: «Gott ist mit dir in allem, was du tust.» Sie suchen seine Gunst und wollen einen Bund mit ihm schliessen, um aus der Hilfe, die ihm Gott offensichtlich angedeihen lässt, Nutzen zu ziehen. Und weil Abraham jetzt so vor ihnen steht, kann er sie wegen ihres Tuns «zur Rede stellen». - Wie sollte dies auch zu uns reden, die wir noch eine Weile in der Welt gelassen sind, um in dieser sittlichen Finsternis ein Licht zu sein und den Menschen die frohe Botschaft des Heils zu bringen! Unser Zeugnis wird nur dann wirkungsvoll sein, wenn wir «sorgfältig wandeln», als Weise, und den Willen des Herrn suchen und tun (vgl. Eph. 5,8-17).

Dieser Abschnitt hat aber auch einen prophetischen Sinn: Das von seinen Missetaten geläuterte Volk Israel wird unter den Nationen ein Zeugnis sein davon, dass Gott mit ihm ist, und sie werden sich ihm anschliessen wollen: «So spricht Jehova der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja, ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist» (Sach. 8,23). - So wie Abraham hier die Quelle Beerseba zurückerhält, die ihm genommen worden war, so wird auch das Land Israel in der Zukunft bewässert werden: «Und es wird geschehen an jenem Tage, da werden die Berge von Most triefen, und die Hügel von Milch fliessen, und alle Bäche Judas werden von Wasser fliessen; und seine Quelle wird aus dem Hause Jehova hervorbrechen und das Tal Sittim bewässern» (Joel 3,18). - Und wenn hier Abraham bei Beerseba eine Tamariske pflanzt, so erinnert uns dies an ein anderes Prophetenwort, das das Aufblühen Kanaans in der Zukunft schildert: «Die Wüste und das dürre Land werden sich freuen und die Steppe wird frohlocken und aufblühen wie eine Narzisse. Sie wird in voller Blüte stehen und frohlocken, ja, frohlockend und jubelnd; die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht des Karmel und Sarons; sehen werden sie die Herrlichkeit Jehovas, die Pracht unseres Gottes» (Jes. 35,1.2). - Wahrlich, wie überströmend ist doch die Gnade Gottes gegen die, welche zu Ihm zurückkehren!

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