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Berliner Erklärung war kein offizielles Bekenntnis


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#1
1.Kor.1,30

1.Kor.1,30

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Die Trennung von Pfingstbewegung und Gemeinschaftsbewegung


1. Wegbereiter

Die Pfingstbewegung entwickelte sich in ihren Anfängen aus der weltweiten Heiligungsbewegung heraus. Vor allem unter den Einflüssen Finneys und Moodys streckten sich viele Gläubige nach der Erfahrung einer Geistestaufe aus. Vor allem Ruben Archer Torrey (1856-1928) verbreitete das Verständnis der Geistestaufe als Durchbruch zu einem höherem Glaubensniveau, auf dem ein Siegesleben über die Sünde und vermehrte Kraftausrüstung für den Dienst gegeben sei (Ähnlich auch Evan Roberts, Andrew Murray und Jonathan Paul). Freilich gab es auch einige Schwierigkeiten. Bedeutende Leiter bekannten die Erfahrung mehrfacher Geistestaufen wie Finney. Konnte man aus dem Zustand völliger Heiligung denn wieder herausfallen? Woran erkannte man, dass man die Geistestaufe hatte? Ist die Geistestaufe ein einmaliger Akt, oder im Sinne einer mehrfach möglichen Erfüllung mit dem Geist zu verstehen? In dieses Ringen hinein kam es unter dem jungen Bergmann Evan Roberts (1878-1947) in den Jahren 1905/06 zu einer großen Erweckung in Wales, die Hunderttausende erfasste. Bei den Zusammenkünften kam es oft zu tumultartigen Szenen, da viele Gottesdienste auf jede Ordnung verzichteten, um sich der unmittelbaren Geistesleitung zu überlassen. Es kam zu Schreien, Umfallen, Visionen und Prophetien, allerdings noch nicht zu Zungenreden. Roberts selbst zog sich nach nur zwei Jahren aus der Öffentlichkeit zurück; er hatte mehrere Nervenzusammenbrüche und depressive Zustände erlebt. Mit der Zeit sah er die vielen übernatürlichen Erfahrungen der Erweckung in einem kritischeren Licht, lebte Jahrzehnte lang überaus zurück gezogen und gab sich leidensmystischen Ideen und depressiven Zuständen hin. Doch viele von der damaligen Erweckung Berührte öffneten sich in der Folgezeit der Pfingstbewegung.


2. Zungenreden in Topeka

In der jüngeren Kirchengeschichte gab es sehr vereinzelt Beispiele von Glossolalie wie bei den französischen Karmisarden, den deutschen Inspirierten unter Friedrich Rock, den Irvingianern (Katholisch-Apostolische Kirche) sowie den Mormonen. Der Erweckungsprediger Charles F(ox) Parham (1873-1929) entwickelte nun im Jahr 1900 die Auffassung, dass nach Apg 2 allein die Zungenrede das beglaubigende Zeichen der Geistestaufe sei. Nachdem Parham seine neue Erkenntnis in der Bethel Bible School in Topeka (Kansas) verkündet hatte, betete er mit einigen Studenten intensiv um die Geistestaufe mit ihren Zeichen. Schließlich kam es am 1.1.1901 in der Tat zu einem Durchbruch, als die Studentin Agnes Ozman in Zungen zu reden begann. Wenige Tage später erlebten dies ungefähr die Hälfte der Studierenden und auch Parham selbst, was als Siegel der Geistestaufe interpretiert wurde.


3. Azusa Street 1906– Der Beginn der Pfingstbewegung

Der endgültige Durchbruch dieser neuen Bewegung ist aber mit dem Wirken des Afro-Amerikaners William J(oseph) Seymour verknüpft. Dieser übernahm die Erkenntnisse Parhams und predigte sie, ohne selbst in Zungen reden zu können. Nach jahrelangem Suchen, Bitten und Fasten kam es schließlich zu einem dramatischen Durchbruch. Seymour zog nach Los Angeles, wo tatsächlich am 9.4.1906, nach fünf Wochen Predigttätigkeit, der erste Bekehrte in Zungen zu reden begann. Schnell folgten andere, so dass man in der Azusa-Street 312 ein leerstehendes Kirchengebäude mietete und mit (vor allem von Afro-Amerikanern besuchten) Versammlungen der Apostolic Faith Mission in Los Angeles begann, die schnell Aufsehen erregten. Es kam zu einer Massenbewegung von Tausenden, die unter Schreien, Umfallen, Tanzen und Zittern die Zungenrede empfingen, bald auch die Gabe der Heilung und der Prophetie zu haben beanspruchten. Von dort aus verbreiteten sich die Impulse rasend schnell in viele Teile der Welt. In Los Angeles bestand die ursprüngliche Bewegung nur drei Jahre lang. Aufgrund seiner Lehrauffassung, dass mit dem Geist Getaufte durch Sünde wieder ihr Heil verlören, weigerte sich Seymour, unterscheidend oder begrenzend die Entwicklungen zu steuern. Die ursprüngliche Gemeinde verlor sich binnen Kurzem in einer Vielzahl von Spaltungen. Bald hatte sich Seymour mit seinem Lehrer Parham überworfen, auch viele Lehrer der Geistestaufe wie Torrey lehnten die neue Bewegung entschieden ab. Aber die Anstöße der Azusa-Street, welche die Zungenrede kirchengeschichtlich zum ersten Mal als eine für alle Christen mögliche Geistesgabe behandelten, wirkten sich weltweit aus.


4. Die Bewegung erreicht Europa

Der norwegische Prediger Thomas Ball Barrat kam im Herbst 1906 in New York in eine Zungenrednerversammlung. Dort ließ er sich von einer Pastorenfrau aus Los Angeles und einem Norweger die Hände auflegen und begann in Zungen zu reden. Nachdem er Ende 1906 nach Norwegen zurückgekehrt war, traten auch dort in seinen Versammlungen in Christiania (Oslo) Zungenreden und Krankenheilungen auf. Auch in England und Indien kam es 1907 zu Aufbrüchen der Bewegung. Vor allem in Norwegen (Christiania, jetzt Oslo) fand die neue Bewegung raschen Eingang, ebenso in England, wo viele Kreise die sehnsüchtig auf eine große Erweckung warteten. 1907 erlebten in Indien einige Kreise ebenfalls einen pfingstlichen Durchbruch.


5. Der Beginn der Zungenbewegung in Deutschland

Es war vor allem die in der Gemeinschaftsbewegung durch die Ereignisse in Wales angeheizte starke Erwartung einer neuen Geistestaufe, die in Deutschland der Pfingstbewegung die Tür öffnete. Einige deutsche Vertreter der Heiligungsbewegung reisten deshalb 1907 nach Norwegen, um sich ein eigenes Bild von den neuen Aufbrüchen zu machen, so auch Emil Meyer, den Leiter der Hamburger Strandmission. Er bat die beiden Norwegerinnen Dagmar Gregersen und Agnes Telle mit nach Deutschland zu kommen. Ihr Auftreten führte in der Strandmission und in einem Jugendbund zu vereinzeltem Zungenreden. Emil Meyer bat dann den Evangelisten Heinrich Dallmeyer in Hamburg zu evangelisieren. Dort kam Dallmeyer in Kontakt mit den Norwegerinnen und begann mit ihnen zusammen zu arbeiten. Vom 7.7.-2.8.1907 evangelisierte Dallmeyer daraufhin mit den Norwegerinnen im Saal des Kasseler Blaukreuzvereins. Zunächst wurden vor allem in Gemeinschaftskreisen die Nachrichten von der neuen Bewegung mit offenen Herzen aufgenommen. In den ersten Tagen kamen die einflussreichen Gnadauer Elias Schrenk und Theodor Haarbeck persönlich nach Kassel und beurteilten die Bewegung als von Gott kommend. Doch mit zunehmender Dauer entwickelten die Versammlungen eine eigene Dynamik. Es kam zu anstößigen Phänomenen wie lautem Schreien, Zischen, Prophetien in der ersten Person Gottes . Die Prophetien bekamen einen immer härteren und drohenden Ton, Sünden wurden offenbart, allen, die sich versperrten, wurde mit Rauswurf gedroht. Dallmeyer sagte später, er hätte von den Norwegerinnen persönliche Offenbarungen erhalten, er solle die Versammlungen unbedingt fortsetzen, er müsse den Kontakt etwa mit Schrenk abbrechen, er solle verkünden, die Gabe der Geisterunterscheidung empfangen zu haben, usw. Die erste kritische Beurteilung von außen kam vom Prediger Otto Schopf (FEG). Die Freien evangelischen Gemeinden hatten in ihren Kreisen eine Reihe von Erfahrungen mit schwarmgeistigen Bewegungen gemacht, die sie nun besonders vorsichtig und hellhörig machten. Doch auch vielen Gnadauern kam zunehmend verdächtig klingendes zu Ohren. Elias Schrenk mahnte brieflich, die Versammlungen umgehend abzubrechen, ein falscher Geist sei eingedrungen. Schließlich wurden die Treffen auf Drängen der Kasseler Polizei beendet, da die Öffentlichkeit zunehmend Anstoß an den Aufregungen um die Treffen genommen hatte. Auch in Großalmerode kam es zu ähnlichen Veranstaltungen, die etwas weniger chaotisch verliefen. Nachdem die Allianzkonferenz in Bad Blankenburg sich von der neuen Kasseler Bewegung abgrenzte, war der Herbst 1907 geprägt von allgemeiner Verwirrung in der Gemeinschaftsbewegung. Auf der einen Seite standen - vor allem im Osten - die begeisterten Anhänger der neuen Bewegung, die sich einer großen Gruppe von Ablehnenden, Vorsichtigen und Enttäuschten gegenüber sahen.


6. Zögern, Abwarten und Schweigen

Ende August 1907 fand die Blankenburger Allianzkonferenz mit 2000 Teilnehmern statt. Viele Teilnehmer erhofften sich hier einen Durchbruch der Pfingstbewegung, doch das leitende Gremium setzte einen abwartend-ablehnenden Konferenzkurs durch. Im Oktober 1907 veröffentlichte Heinrich Dallmeyer (durch den die Zungenbewegung im Juli in Kassel zum Durchbruch gekommen war!) dann einen Widerruf, in welchem er die neue Bewegung als einen „Lügengeist“ bezeichnete. In dieser Situation verabredeten Befürworteten führende Gegner und Befürworter der neuen pfingstlichen Bewegung auf einer Konferenz in Barmen am 20.12.1907 zunächst einmal Schweigen über die Vorkommnisse und Einstellung jeglicher Propaganda. Auf der nächsten Gnadauer Pfingstkonferenz 1908 wagte man nicht, das heiße Eisen anzufassen, sondern beschäftigte sich zwei Jahre lang mit anderen Fragen. In dieser Zeit fand die Pfingstbewegung zu einer gewissen inneren Konsolidierung. Die Gnadauer hatten bald den Eindruck, dass die Pfingstler sich nicht an die getroffenen Absprachen hielten. Immer weitere Kreise der Gemeinschaftsbewegung wurde in den Sog der neuen Frömmigkeit hinein gezogen. Im Dezember 1908 kam es zur ersten Konferenz der Pfingstbewegung in Hamburg. Im Juli 1909 folgte die Mülheimer Pfingstkonferenz mit 1700 Teilnehmern. Die Nachrichten aus den USA und Indien sowie zunehmend negative Erfahrungen ließen allerdings auch eine Front der Gegner entstehen. Wachsende Spaltungen in den eigenen Kreisen, die Zeugnisse der Brüder Dallmeyer von den Geistbotschaften, die man als okkulte Beeinflussungen deutete, eigene Erfahrungen in der Seelsorge an „Belasteten“ vor allem bei Seitz und Stockmayer verdichteten das Gefühl, einem fremden Geist von unten zu begegnen. Die gemeinsame Ablehnung konzentrierte sich schließlich vor allem auch auf die Verkündigung von Jonathan Paul bezüglich der Lehre vom reinen Herzen, der Geisttaufe und möglicher Sündlosigkeit sowie die Unterscheidung verschiedener Klassen von Christen.


7. Die Berliner Erklärung 1909

Anfang August 1909 kam es zu einer zweitägigen vertraulichen Zusammenkunft von führenden Gegnern der Pfingstbewegung, wobei eine gemeinsame Konferenz in Berlin verabredet wurde, zu der die wichtigsten Führer Gnadaus wie auch andere wichtige Vertreter aus dem Bereich der evangelischen Allianz eingeladen waren (ca. 60 Personen). Nach 19-stündiger Beratung verabschiedete man am 15.9.1909 einmütig die Berliner Erklärung, die zu einer der bedeutendsten Erklärungen der neueren Kirchengeschichte werden sollte. Diese (maßgeblich von Schrenk, Schopf, Stockmayer und Michaelis) verfasste Erklärung war kein offizielles Bekenntnis weder von Gnadau noch von der Allianz (und ist insofern auch nicht rücknehmbar) aber das bedeutendste gemeinsame Wort des deutschen Neupietismus/Evangelikalismus, das dieser je verabschiedet hat. Berühmt wurden ihre (in dieser Einseitigkeit nicht unproblematischen) Sätze: die Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten.“ Der Zusammenhang mit spiritistischen Phänomenen wurde herausgestellt. Im Blick auf die Geistesgaben differenzierte man, dass sie menschlich, dämonisch oder seelisch sein mögen. Ihre göttliche Herkunft können man jedenfalls nicht anerkennen. Der eigentliche Schwerpunkt der Erklärung ist jedoch die Ablehnung der Paulschen Lehre vom reinen Herzen und der möglichen Sündlosigkeit. Darum könne man Paul nicht mehr als Lehrer der Gemeinde Jesu anerkennen. Ausdrücklich bekennen die Verfasser ihre Mitschuld am Entstehen der neuen Lehre. Die Berliner Erklärung ist daher nicht nur als eine Beurteilung einer fremden Bewegung, sondern als kritische Bewältigung der eigenen Geschichte in der deutschen Heiligungsbewegung zu verstehen.


8. Polarisierungen

Die Pfingstler reagierten schon Ende September mit der Mülheimer Erklärung. Man räumte darin ein, dass es zu vielen unglücklichen Entgleisungen gekommen sei, gestand auch zu, dass es in Kassel und anderswo auch dämonischen Einfluss gegeben haben mag. Darin müsse man jedoch bedauerliche Fehlentwicklungen sehen, die den göttlichen Ursprung der Bewegung als solcher nicht in Frage stellen. Man bestritt, dass einzelne falsche Prophetien die Gabe der Prophetie als solche hinfällig machen könne. Die Kritik an Pauls Lehre von der Sündlosigkeit empfand man als Missverständnis. Gleichwohl wurde durch die Berliner Erklärung eine weitere Ausbreitung der Pfingstbewegung erst einmal gestoppt. Die allermeisten Zeitschriften aus dem Raum der Gemeinschaftsbewegung bekämpften inzwischen entschieden die neue Bewegung, ihre Vertreter wurden aus vielen Verbänden und Konferenzen ausgeschlossen bzw. diese gründeten zunehmend eigene pfingstliche Organisationen. Gnadau gelang der endgültige Befreiungsschlag auf der Gnadauer Pfingstkonferenz 1910, auf welcher der fast 80 jährige Elias Schrenk durch seine mit gründlicher Selbstkritik verbundene Absage an die Pfingstbewegung für die entscheidenden Akzente sorgte. Mit dem Vorsitzenden Walter Michaelis, so bedeutenden Patriarchen wie Schrenk, Stockmayer und Viebahn und anderen einflussreichen Personen wie Haarbeck und Seitz hatte die gesamte Gnadauer Spitze nun ihren eindeutigen Standpunkt gefunden. Neben entschiedenen Pfingstlern stand nun ein Block von entschiedenen Gegnern.


9. Die Neutralen

Es gab freilich auch eine nicht unbedeutende Minderheit, die den Weg der völligen Abgrenzung nicht mittragen wollten. Die so genannten „Neutralen“ lehnten zwar Lehre und Praxis der Pfingstler für sich persönlich ab, hielten aber die Dämonisierung für überzogen, wollten auch nicht jeden Kontakt abbrechen und waren für eine begrenzte Zusammenarbeit offen. Die einflussreichsten Vertreter dieser Richtung waren Ernst Modersohn, Jakob Vetter (Deutsche Zeltmission), Theophil Krawielitzki (DGD) und Heinrich Coerper (Liebenzell). Bei allen Genannten stand eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit mit Jonathan Paul im Hintergrund, die sie die schroffe Verwerfung zunächst ablehnen ließ. Schließlich kam es sogar in Vandsburg Ende November 1910 zur Verabschiedung der Vandsburger Erklärungen, einem Einigungspapier zwischen Neutralen und Pfingstlern, das eine künftige Zusammenarbeit, aber auch gegenseitige Achtung der unterschiedlichen Standpunkt garantieren sollte. Diese Position ließ sich jedoch nicht lange halten. Auf der einen Seite wurden die Neutralen in Gnadau zunehmend kritisiert und unter Druck gesetzt. Auf der anderen Seite häuften sich aber auch problematische Erfahrungen mit der neuen Pfingstbewegung. Als in einer Sondersitzung des Gnadauer Vorstands am 24.1.1911 die Neutralen um Krawielitzki vor die Entscheidung Ablehnung oder Austritt gestellt wurden, trennten sie sich offiziell von der Pfingstbewegung.


10. Die weiteren Entwicklungen

Die deutschen Pfingstgemeinden blieben stets nur eine kleine Bewegung, die durch große Schwierigkeiten ging. Kurd Regehly erklärte schon 1911 seinen Rücktritt mit der Begründung, er halte 99% der Phänomene für das Ergebnis seelischer Überspanntheit, die er auch mit einer Nervenkrankheit in Zusammenhang brachte, die ihm weitere verantwortliches Mitarbeiten unmöglich machte. Eugen Edel bot 1919 seinen Rücktritt von allen Ämtern an nachdem offenbar wurde, dass seine Frau, die selbst viele Jahre lang im verkündigenden Dienst stand, seit Jahren im Ehebruch lebte. Der größte Schock war schließlich, dass Jonathan Paul 1919 ausdrücklich seine als Paulsche Lehren bekannt gewordenen Vorstellungen von der Heiligung widerrief. Unter dem neuen Leiter Carl Voget setzte nun ein betont nüchterner Kurs ein, der zu Korrekturen einer Reihe von Vorstellungen führte, so dass viele Gnadauer den Dissens in Lehrfragen schließlich als überwunden betrachteten. Vor allem der Mülheimer Verband bemühte sich zunehmend um eine Annäherung an Gnadau. Doch solche Bemühungen scheiterten schließlich am Streit um die Deutung der Kasseler Ereignisse. In Gnadau saß der Schock zu tief. Nachdrücklich wurde das Zeugnis der Gnadauer Väter Schrenk, Haarbeck und Stockmayer beschworen. Der langjährige Vorsitzende Walter Michaelis bekräftige diesen antischwärmerischen Kurs Gnadaus bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Unermüdlich betonte er die Hauptgründe: er verwarf die grundsätzliche Scheidung zwischen Gläubigen erster und zweiter Klasse. Dementsprechend abzulehnen sei auch die Vorstellung einer durch Zungenrede verbürgte Geisttaufe als Zugang zu einer höheren Form christlicher Existenz. Unter Berufung auf die reformatorische Rechtfertigungslehre, die nach dem Bruch mit den Pfingstlern eine größere Anerkennung in Gnadau fand, verschloss man sich so jeglicher Annäherung an die Pfingstler. Erst 1996 kam es zu einer offiziellen gemeinsamen Erklärung des Hauptvorstands der Deutschen Evangelischen Allianz und dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden.

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Die Berliner Erklärung war kein offizielles Bekenntnis, und deshalb kann wohl ihre Geltung im Geistesbereich nicht so gravierend gewesen sein, wie viele es sagen. Zudem kann man das, was in Deutschland zu Anfang des Jahrhunderts da geschah, nicht allein als Beispiel von Geistausgießung betrachten und diesen Dingen und den Reaktionen darauf einen generalisierend begegnen.
Es gab immer in der Kirchengeschichte Geistausgießungen, angefangen mit Pfingsten, wo es hieß: Das ist es, was der Prophet Joel bezeugt hatte............

Ein Beispiel einer Geistausgießung, die in großer Reinheit geschah, war das was die Kinder von Adullam erlebten. Sie waren später auch die Säulen der Gemeinde Jesu in Südwestchina, deren geistliches Feuer keine auch noch so grausige kommunistische Verfolgung auslöschen konnte.
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