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Fragen an John MacArthur


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11 Antworten in diesem Thema

#1
Guest_Hermann_*

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Challies: Welche zwei oder drei der drängendsten Probleme sehen Sie gegenwärtig in der nordamerikanischen Gemeinde?





MacArthur: Zwei der wichtigsten Anliegen werden in den nächsten beiden Fragen beantwortet. Darum gebe ich meine Antwort auf diese Frage später. Ein drittes Problem, das ich erkenne, ist die arminianische Methodologie [Arminius betonte den menschlichen Willen und war ein Gegenspieler Calvins, der als Begründer der Reformierten Kirche die Souveränität Gottes betonte], die viele in der Gruppe um Young Restless Reformed (junge Generation, die sich dem reformatorischen Glauben verpflichtet fühlt) kennzeichnet, obgleich sie ein reformatorisches Glaubensbekenntnis vertreten.

Traurigerweise ist es eine Ironie, dass diejenigen, die für sich beanspruchen, eine calvinistische Soteriologie (Lehre des Heils) zu vertreten, ekklesiologische [die Gemeinde betreffend] und evangelistische Methoden anwenden, die stark von gegenwärtigen Trends, cleveren Methoden und menschlichem Einfallsreichtum charakterisiert sind. Wenn Pastoren sich so sehr anstrengen, um „cool“ oder „hip“ oder „trendy“ zu sein, und wenn sie denken, dass die Art und Weise, wie sie sprechen oder sich kleiden, die Botschaft des Evangeliums für die Verlorenen angenehmer macht, dann verrät dies über sie, dass sie im Grunde eine arminianische Haltung eingenommen haben. Worte wie „Relevanz,“ „Innovation“ oder „Kontextualisierung“ sind zu Signalwörtern geworden, selbst in calvinistischen Kreisen, um die „Kirchenfernen“ zu erreichen. Aber diese Worte beinhalten eine menschenzentrierte Haltung, von der ich glaube, dass sie gänzlich unbiblisch ist.

Wieviel besser wäre es, die Haltung von Jonathan Edwards während dem Great Awakening (Große Erweckung ab ca. 1730) einzunehmen. Edwards war überrascht, wie die Menschen auf seine Verkündigung reagierten. Er manipulierte die Erweckung nicht (wie Finney es ein Jahrhundert später tat). Vielmehr konzentrierte er sich auf die Predigt der Wahrheit und vertraute dem Heiligen Geist, dass Er sein Werk vollenden werde. Wenn wir in unserer Soteriologie calvinistisch sind, sollten wir zumindest im gleichen Geist unsere Ekklesiologie betreiben – und vor allem unsere evangelistische Strategie.

Challies: Sie haben das Buch Charismatic Chaos geschrieben und trotzdem erleben wir in überraschender Weise, dass sich reformatorische Theologie mit charismatischen Lehren vermischt (wie in den Gemeinden, die der Sovereign Grace Bewegung angehören). Wenn Sie heute ein Buch schreiben würden, wie würden Sie Liebe für und Kritik an calvinistischen Charismatikern miteinander vereinen?

MacArthur: Ich würde meine Liebe und Wertschätzung für C. J. Mahaney, Wayne Grudem, John Piper und andere konservative im Lager der Nicht-Cessationisten [Befürworter aller geistlichen Gaben – Charismata – noch heute] zum Ausdruck bringen. Ich betrachte diese Männer als Freunde und Verbündete um des Evangeliums willen. Das Buch Charismatic Chaos wurde in erster Linie geschrieben aufgrund der Exzesse der pfingstlich-charismatischen Bewegung. Und für derartige Exzesse sind diese Männer gerade nicht bekannt.

Aber ich würde diese Männer dennoch auffordern, ihre Position über die Geistesgaben zu überdenken. Ich bin überzeugt, dass die charismatische Bewegung die Tür für mehr theologische Irrtümer geöffnet hat als irgendein anderer Faktor im 20. Jahrhundert (einschließlich des Liberalismus, der Psychologie und des Ökumenismus). Das ist eine energische Aussage, ich weiß. Aber wenn Sie es zulassen, dass Erfahrungen in den Mittelpunkt rücken, sind die Auswirkungen katastrophal.

Ferner bin ich fest davon überzeugt, dass die biblische Beschreibung der charismatischen Gaben (Geistesgaben) mit den charismatischen Gaben unvereinbar ist, wie sie heute in den pfingstlich-charismatischen Gemeinden praktiziert werden. Apostelgeschichte 2 beschreibt beispielsweise die Gabe der Zungenrede (Sprachenrede) explizit als die Fähigkeit, bis dahin unbekannte und nicht erlernte Sprachen sprechen zu können. Der Rest des Neuen Testaments unterstützt dieses Verständnis (wie auch das Zeugnis der Kirchenväter). Aber dies ist das genaue Gegenteil des unsinnigen Gelalles, das die heutige Glossolalie (Zungenreden) charakterisiert. Also würde ich von ihnen einfordern, dass sie erklären, warum sie an einer modernen Praxis festhalten, die in Wahrheit keine biblische Grundlage hat – insbesondere da die moderne Praxis die Türen für alle möglichen theologischen Irrtümer öffnet.
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#2
Rolf

Rolf

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Gute Antworten. Allerdings wundert mich die Werbung für den Calvinismus. Zumindest in Teilen ist der Calvinismus abzulehnen, z.B. die Prädestination.

Wichtig sind die aussagen zum Umgang der Pfingstbewegung mit den Geistesgaben. Da hat sich in der Tat viel Unbiblisches eiungeschlichen. Gleichzeitig betont McArthur aber auch, dass es nicht darum geht, die Geistesgaben einfach abzuschaffen, wie es die Dispensationalisten tun, sondern wieder zur biblischen Wahrheit zurückzukehren.


Herzliche Grüße


Rolf
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#3
Guest_Matthes_*

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Es ist interessant, dass MacArthur Jonathan Edwards als Vorbild hinstellt und dem gegenüber Finney als manipulativ. Eine ziemlich absurde Einschätzung. Es ist interessant, dass MacArthur das First Great Awakening im 18. Jh. als "das Great Awakening" bezeichnet, im offensichtlichen Gegensatz zu dem allgemein üblichen Sprachgebrauch, von dem First und dem Second Great Awakening zu sprechen, welcher Sprachgebrauch anerkennt, dass es zwei große Erweckungen gegeben hat. MacArthur ignoriert das und leugnet damit implizit die Existenz des Second Great Awakenings, vielleicht deshalb, weil dessen führende Theologen keine Calvinisten waren.

Beide Erweckungen waren großartig.

Es ist ja ein ganz merkwürdiges Phänomen, dass Gott Erweckung geschenkt hat mit Leuten, die calvinistisch dachten und lehrten (Jonathan Edwards, First Great Awakening), aber auch mit Leuten, die "arminianisch" dachten und lehrten (Finney, Second Great Awakening). Wie ist das wohl zu verstehen? Ob vielleicht Gott mehr auf das Herz als auf das Dogma schaut?

Leute wie MacArthur sagten seiner Zeit zu einem der Begründer der modernen protestantischen Mission mit Namen William Carey sinngemäß: Junger Mann, wenn Gott die Heiden in Übersee retten möchte, dann wird er das alleine tun. Carey hatte die Einstellung: "Expect great things from God; attempt great things for God." Zum Glück hat er sich durchgesetzt.

Das First Great Awakening erreichte vor allem kirchliche Menschen. Das Second Great Awakening erreicht auch nichtkirchliche Menschen.

Mit herzlichen Grüßen,

Matthes.
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#4
Rolf

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Das wundert mich in der Tat auch. Was ich von Charles Finney gelesen habe ist excellent und absolut bibeltreu.



Herzliche Grüße


Rolf
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#5
Guest_Matthes_*

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"Das First Great Awakening erreichte vor allem kirchliche Menschen. Das Second Great Awakening erreicht auch nichtkirchliche Menschen."

Sorry, es muss heißen: "Das First Great Awakening erreichte vor allem kirchliche Menschen. Das Second Great Awakening erreichte mehr nichtkirchliche Menschen."

Mit herzlichen Grüßen,

Matthes.
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#6
Guest_Hermann_*

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Euer Hang zur Charismatik ist unübersehbar!
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#7
Rolf

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Lieber Hermann,

warum sprichst Du immer in der Mehrzahl und was willst Du bitte mit Deiner Provokation erreichen?


Herzliche Grüße

Rolf
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#8
Guest_Hermann_*

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Lieber Rolf,

da erkennbar ist, dass es hier eine Menge Leute gibt, die wie erwähnt, der Charismatik nicht abgeneigt erscheinen, möchte ich darauf aufmerksam machen und Euch zum Überdenken motivieren. Reicht das als Erklärung? Als Provokation sollte das aber nicht verstanden werden.

Herzliche Grüße

Hermann
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#9
Guest_Peter Wiem_*

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Lieber Hermann!

"denn der Sünde Sold ist Tod, Gottes Charisma aber ist ewiges Leben in Christus, unserem Herrn!" Rö 6,23

Ich bin auch "der Charismatik nicht abgeneigt", weil das ewige Leben laut der Schrift eben auch ein Charisma ist.
Ich distanziere mich aber von dem, was manche Christen aus dieser "Charismatik" angestellt haben.

Wir leben als Christ von der Liebe und Gnade Jesu. Die sollte uns befähigen, sein Wort so differenzieren zu können, dass eben nicht ein Schubladendenken dabei herauskommt, in der alle Zwischentöne unangreifbar verborgen werden.

Liebe Grüsse: Peter Wiem
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#10
Rolf

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Wir haben von Gott nicht den Auftrag, ganze Bewegungen zu verurteilen und alle, die da dabei sind in Kausalhaftung zu nehmen. Wie überall, stinkt auch in der Charismatik der Fisch meist von oben.

Es geht doch darum, anhand der Schrift zu prüfen und die Dinge zu beurteilen. In der Tat gibt es in der Charismatik vieles, was man kritisieren und ablehnen muss, aber es ist wie überall nicht alles falsch.

Deswegen sollten wir die Inhalte kritisieren und anhand des Wortes richtig stellen und uns bei den Personen auf die beziehen, denen wir definitv Irrlehre nachweisen können und nicht alles pauschal auf den Scheiterhaufen der Verdammnis werfen.


Herzliche Grüße

Rolf
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#11
Guest_Matthes_*

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Lieber Hermann, Du hast doch den Artikel mit John McArthur eingestellt. Er ist mit sehr guten Gründen sachlich kritisch rezensiert worden. Gehe doch auf die sachlichen Fragen ein, argumentiere sachlich richtig dagegen oder akzeptiere, dass die kritische Rezension berechtigt ist.

Statt dessen machst Du Bemerkungen, die nur als diffuse Unmutsbekundungen ankommen, wie z. B.: "Euer Hang zur Charismatik ist unübersehbar!"

Ich freue mich auf Deine sachlichen Beiträge.

Mit herzlichen Grüßen,

Matthes.
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#12
1.Kor.1,30

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Montanismus

Das Studium der Gründe für Mißerfolg und Fehler ist fast immer die entscheidende Stufe zum letztendlichen Sieg und Erfolg. Die Kirche kann viele Lektionen aus den verschiedenen Irrtümern hinsichtlich Lehre und Praxis lernen, die zu bestimmten Zeiten ihrer Geschichte auflebten: während sie zugleich Gott für die wunderbare Weise preisen kann, mit der Er Seine Wahrheit in all dem Wirrwarr von Jahrhunderten menschlicher Unvollkommenheit bewahrte.


Wir sind überzeugt, daß sich ein kurzes Studium der montanistischen Ketzerei des zweiten Jahrhunderts wahrscheinlich gerade jetzt als sehr nützlich erweist. Wir scheinen in der Tat fast dazu gezwungen, wenn bestimmte Gegner des kostbaren gnädigen Spätregens, des Ausgießens des Heiligen Geistes, schlichtweg behaupten, daß die Pfingstbewegung lediglich ein Wiederaufleben des Montanismus sei.

Montanus, geboren in Ardaban, trat in Phrygien, Kleinasien, ungefähr 150 n.Chr. als Prophet und Reformer des Christentums in Erscheinung. Das praktische Ziel und der Zweck der Bewegung, die er gründete, war die Reformation der Korruption in der Kirche. Als die hervorstehenden Merkmale des Montanismus stellten sich jedoch bald Visionen und Prophezeiungen heraus, die in einem Zustand der Bewußtlosigkeit und Ekstase empfangen wurden. Zwei Frauen, Maximilla und Priscilla, die genauso schlafwandlerisch wurden und prophezeiten, gesellten sich zu Montanus; und die Bewegung verbreitete sich rapide. Sie entwickelte schnell höchst ernste und gotteslästerliche Irrtümer in der Lehre, so daß Montanus am Ende tatsächlich behauptete, der von unserem Herrn verheißene Mittler zu sein, der die Kirche in alle Wahrheit leiten sollte JOHANNES 16:13.

Solche gewaltigen Irrtümer und gefährlichen Täuschungen riefen die christlichen Führer Kleinasiens auf den Plan, die gehörig gegen die als ketzerisch erkannte Sache protestierten. Mehrere Synoden sprachen sich dagegen aus (ungefähr 170 n.Chr.), und die Verbreitung der Ketzerei wurde glücklicherweise aufgehalten.

Gereinigt von vielen Ausschweifungen und Irrtümern, bestand eine gesündere Form des Montanismus im Westen fort, und zu ihren Anhängern und fähigsten Verfechtern zählte der große Tertullian - "der bedeutendste christliche Lehrer seiner Zeit im Westen".

Jedem, der ernsthaft darüber nachdenkt, muß die Frage in den Sinn kommen, ob der Montanismus wirklich zumindest ein gewisses Maß eines realen Wirkens des Heiligen Geistes beinhaltet, gemäß der echten geistlichen Gaben, die im Neuen Testament beschrieben sind, und einen göttlichen Versuch darstellt, den Mißbrauch innerhalb der Kirche zu reformieren - oder ob er vollständig das Produkt eines unwissenden Fanatikers oder, vielleicht noch schlimmer, eine von dämonischen Mächten organisierte Täuschung war.

Wir meinen, daß die Antwort beinahe zwangsläufig von persönlichen Vorurteilen und Standpunkten gefärbt sein muß. Die intellektuell höheren Kritiker von heute lehnen den Montanismus als "Traum eines ungebildeten Fanatikers" ab. Die "fundamentalistischen" Lehrer, die sich aus der Dämonologie ein Hobby machen und Gläubige von jeglicher Form des Übernatürlichen in ihrer christlichen Erfahrung verscheuchen, werden die ganze Angelegenheit täuschenden Geistern zuschreiben. Man ist trotzdem von zwei Tatsachen zu Gunsten des Montanismus beeindruckt, die ursprünglich zumindest etwas Wahrhaftiges des Heiligen Geistes hatten: (a) dessen anerkannte Absicht, Mißbrauch zu reformieren; "ihre moralische Ernsthaftigkeit und Eifer gegen Weltlichkeit, Hierarchien und falsche Geistlichkeit leisteten der Kirche einen wichtigen Dienst" (Kurtz); (B) die Tatsache, daß die Bewegung einen Mann wie Tertullian, den ersten und größten Lehrer der theologischen Schule in Nordafrika, als Anhänger gewann, "der sich durch Realismus und praktische Veranlagung auszeichnete". Sicherlich kaum der richtige Boden für ein großangelegtes Täuschungsmanöver durch bloßen Fanatismus oder gar durch dämonische Mächte!

Wir wollen keine Entschuldigung für das unverzeihliche Ausmaß an Irrtümern vorbringen, die Montanus selbst aufbrachte: Diese dienen nur als Warnung, die wir jetzt zur Beantwortung der Frage in Betracht ziehen werden, wo für inspirierte Bewegungen immer eine Gefahr besteht.

Doch wer kann sagen, daß nicht doch etwas von Gott im Montanismus vorhanden gewesen sein könnte? Eine Wiedergeltendmachung der schwächer werdenden Stellung, die der inspirierte Dienst durch geistliche Gaben in der frühen Kirche ursprünglich innehatte; eine andere Methode und Stimme, durch die der Herr die rapide abfallende Kirche zu ihrer ersten Liebe und ihren ersten Erfahrungen zurückzurufen versuchte, als Sein Geist sich in offensichtlicher Herrlichkeit und Kraft bewegte.

Was veranlaßte die Anhänger des Montanismus dazu, so weit vom rechten Weg abzuirren? Wir meinen, daß die Antwort zweifellos folgende sein muß: Der übertriebene Nachdruck und die Autorität, die den "prophetischen" Äußerun-gen und Visionen beigemessen wurden. Dies wurde schnell das herausragende Merkmal der ganzen Bewegung. Der Montanist rühmte sich der Reinheit seiner Lehre, aber diese hing immer von der Gnade eines Propheten mit einer neuen "Offenbarung" ab.

Wenn die Äußerungen und Visionen dieser Propheten in den Augen ihrer enthusiastischen Anhänger erst einmal mit einem Grad der Inspiration bekleidet war, der als unfehlbar angesehen wurde - wurde die Möglichkeit für Irrtümer und Täuschung schlichtweg unkalkulierbar. Satan mag niemals zufrieden gewesen sein, bis zu dem Punkt, wo er der menschlichen Schwachheit erlaubt, ihrer ganzen Torheit und ihrem Stolz freien Lauf zu lassen. Doch nun konnte er nur zu offensichtlich einen Kanal benutzen, durch den er unermeßlichen Schaden bewirken konnte. Das Versagen so vieler Inspirationsbewegungen in der Kirchengeschichte ist ein trauriger Bericht über dieses Prinzip des Irrtums.

Schnell stellte sich Stolz in erstaunlichem Maße ein. Montanus und seine direkten Nachfolger begannen sehr bald als einen ihrer fundamentalen Grundsätze zu lehren, daß die göttliche Offenbarung durch Christus und Seine Apostel nicht die volle Größe erreicht hatte. Dies wäre nur die Zeit der Jugend gewesen. Es bedürfe der Offenbarung durch die montanistische Bewegung, um die volle Mannesreife zu erlangen! Als erst einmal der Anker, der Akzeptanz des Alten und Neuen Testaments als die komplette göttliche Offenbarung, verworfen war, wunderte es nicht, daß das Schiff schnell auf die Felsen des hoffnungslosen Irrtums und der Überspanntheit zusteuerte.

Wir akzeptieren von Herzen den Grundsatz, daß "der Herr noch mehr Licht und Wahrheit aus Seinem Wort hervorbrechen lassen will", doch möchten wir betonen, daß dies etwas völlig Anderes ist als der Versuch, mehr Licht zu bekommen, indem man Seinem Wort etwas hinzufügt. Wir glauben, daß der gegenwärtige Dienst des Heiligen Geistes nicht darin besteht, dem Komplex der geschriebenen Offenbarung etwas hinzuzufügen, sondern die Schätze göttlicher Offenbarung, die in der Heiligen Schrift enthalten sind, zu enthüllen.

Die Wurzel des Irrtums des Montanismus und jeder ähnlichen Bewegung, die prophetische Äußerungen auf eine Ebene mit der Schrift setzt oder gesetzt hat, ist die falsche Auffassung der wahren Natur der geistlichen Gaben. Diese Auffassung kleidet Äußerungen durch geistliche Gaben mit einer Autorität und Bedeutung, die sie nicht haben. Der Irrtum mag in aller Aufrichtigkeit geschehen, doch ist er deshalb nicht weniger schädlich. Er kann in der Theorie von denen begangen werden, die jede praktische Erfahrung dieser Dinge zurückweisen, und kann sie in ihrer Lehre ebenso weit in die Irre führen wie andere in der Praxis.

Ein sorgfältiges Studium des Neuen Testaments wird offenbaren, daß die frühe Kirche NIEMALS Äußerungen ihrer Propheten auf eine Ebene mit der Schrift setzte. Beachte besonders den charakteristischen Ausdruck, der in 2. PETRUS 1:20 gebraucht wird, um letzteres zu beschreiben - ""Weissagung in der Schrift."" Betrachte noch einmal die Entscheidung in APOSTELGESCHICHTE 15:28, wo das Problem NICHT dadurch gelöst wurde, daß man sich auf die anwesenden anerkannten Propheten (Barnabas, Judas, Silas etc.) berief, sondern auf die alttestamentlichen Schriften. Die Unfehlbarkeit der Propheten wird in der frühen Kirche klar bestritten 1. KORINTHER 14:29.

Wird nun dadurch unsere Auffassung von der Natur der geistlichen Gaben so herabgesetzt, daß sie für uns nicht mehr wert sind als gewöhnliche Naturtalente? Nicht im geringsten. Sie sind immer noch übernatürlich. Bis zum heutigen Tag bleiben sie die von Gott bestimmte Manifestation des Heiligen Geistes in und durch die Kirche siehe 1. KORINTHER 12:7-11. Ihre Grundlage ist eine echte Eingebung, aber diese Eingebung befindet sich nicht auf einer Ebene mit den Eingebungen der Schrift.

Tatsächlich macht diese richtige Auffassung der wahren Natur der geistlichen Gaben den Weg frei für die Anerkennung ihrer unveränderten Stellung und ihres Wertes innerhalb des christlichen Glaubenssystems. Denn sie beseitigt den falschen Gedanken, daß mittels dieser Gaben der Heilige Geist der Kirche die neutestamentlichen Schriften gab, und daß sie mit der Vollendung des Kanons aufhörten, weil sie nicht mehr länger notwendig waren. Der wahre Zweck geistlicher Gaben ist vielmehr, mit der lebendigen Kraft des ewigen Geistes die Wahrheit anzuwenden, die für alle Generationen im Heiligen Buch bewahrt ist. Im Licht eines solchen Verständnisses kann man klar erkennen, wie falsch der Gedanke ist, daß sie das Vorrecht einer einzigen Generation sein sollten.

Ist es gerechtfertigt, einen Vergleich zwischen dem Montanismus und der Pfingstbewegung zu ziehen? Wir meinen, daß dies sicherlich nicht geht, wenn man sich mit den Gruppen der Bewegung befaßt, die der Schrift treu geblieben sind. Für die anderen wollen wir die Verteidigung nicht übernehmen. Doch die Assemblies of God stehen wie ein Fels fest für jede fundamentale Wahrheit der biblischen Offenbarung ein; sie lehnen fanatische Ausschweifungen jeglicher Gestalt und Form ab; sie erheben prophetische Äußerungen nicht auf die Ebene der Schrift, erfreuen sich jedoch am Gebrauch geistlicher Gaben in ihrer Gemeinde mit einer vernünftigen und ausgewogenen Sicht im Hinblick auf ihren wahren Platz im Leben der Gemeinde, wie von ihrem großen Oberhaupt bestimmt, bis Er wiederkommt. Und das ""Vollkommene"" wird kommen, wenn wir Ihn ""von Angesicht zu Angesicht" "sehen. Dann werden sie Seinem Worte gemäß 1. KORINTHER 13:8-12 aufhören, doch nicht vorher.

von Donald Gee

(Donald Gee diente als Herausgeber von R.T. und war später als Rektor der Bibelschule tätig. Dieser Artikel erschien erstmals in R.T. im Dezember 1928.)

Quelle: Redemption Tidings, 26.4.1984

aus: www.cai.org.au/de/bibelstudien
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