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Ein Zeltmacher-Missionar im 17. Jh. In China.


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Ein Zeltmacher-Missionar im 17. Jh. In China.

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Historisches Umfeld [Bearbeiten]

Am Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit wußten Europäer und Chinesen noch kaum etwas voneinander. Ab 1405 rüsteten die Kaiser der Ming Dynastie mehrere Expeditionen des obersten Hofeunuchen und Admirals Zheng He aus, der daraufhin mit 30 Schiffen in See stach um die Küsten SO-Asiens, Indiens, der Arabischen Halbinsel und Ostafrikas genauer zu erkunden. Als sich China aber in der 2. Hälfte des 15 Jhdt. massiven Angriffen japanischer Seeräuber aus dem Osten und der Ankunft der wenig zimperlichen und der - vor allen in Religionsfragen - kompromisslosen Portugiesen aus dem Westen ausgesetzt sah, agierten die Ming-Herrscher wieder zurückhaltender und versuchten stattdessen das Land mehr und mehr vom Rest der Welt abzuschotten. Auch die Entdeckungen des Admirals gerieten bald wieder in Vergessenheit. Das Handelsmonopol der Portugiesen für den fernöstlichen Seehandel wurde im frühen 17. Jahrhundert von den Spaniern und den Holländern gebrochen die nun ebenfalls in China landeten und hier ihre Handelsstützpunkte errichteteten.
In Europa gab es ebenfalls nur wenige authentische Berichte über China, der von Marco Polo erschien zu märchenhaft um tatsächlich wahr zu sein. Vorherrschende Meinung in den Gelehrtenstuben war, dass es am anderen Ende der Welt nur zwei große Länder gab, Cathay und China, die erstmals 1575 auf einer europäischen Karte auftauchten. Mit Hilfe ihrer präzisen Messinstrumente gelangten portugiesische Entdecker, die der von Heinrich dem Seefahrer vorgegebenen Maxime zur Erforschung neuer Überseerouten folgten, bald bis in asiatische Gewässer. Dort errichteten sie an den Küsten erste Niederlassungen, zunächst nur im chin. Macao, 30 Jahre später jedoch auch im japanischen Nagasaki.

Leben [Bearbeiten]

Den portugiesischen Seefahrern und Entdeckern folgten schon bald darauf wagemutige Geistliche, im besonderen die Missionare der Jesuiten, der sog. „Gesellschaft Jesu“, die 1540 von Ignatius von Loyola gegründet wurden, in deren Umfeld wirkte auch Matteo Ricci. Nach seiner Jugendzeit in Macerata wurde er zunächst zur Ausbildung nach Rom geschickt und trat hierfür als Novize in den Jesuitenorden ein, wo er u.a. die Philosophie, Mathematik, Astronomie und Cosmographie studierte. 1578 schickte man den hochbegabten jungen Ricci nach Goa, den Verwaltungssitz der portugiesischen Besitzungen in Indien, wo er sich hauptsächlich als Missionar betätigen sollte.

Von Goa aus gelangte Ricci dann später mit dem Schiff nach China, was damals wegen zahlreicher Piratenüberfälle und Wirbelstürmen nicht ungefährlich war. Ricci wollte sich auf Dauer hier niederlassen um dort ebenfalls das Christentum zu verbreiten, da die vorangegangen Missionsversuche der Jesuiten gescheitert waren. In Macao, wo er 1582 eintraf, machte er sich zuerst eingehend mit der chinesischen Sprache, ihrer Schrift und Kultur der Chinesen vertraut.
1583 ließ er sich in Zhaocqing in der Provinz Guangdong nieder, gemeinsam mit seinem Mitbruder und Landsmann Michelle Ruggieri, dem er als Assistent zugeteilt worden war. Beide verhielten sich bei ihrer Missionstätigkeit sehr klug und zurückhaltend, nahmen das lokale Brauchtum an, trugen das Gewand buddhistischer Mönche und wurden von den Chinesen auch als solche angesehen. Da er scheinbar diesen Sinierungsprozess sehr rasch bewältigte, fand er bald zahlreiche einflussreiche Freunde im Reich der Mitte. Ein Ordensbruder charakterisierte ihn mit folgenden Worten:
"Matteo Ricci, Italiener, so ähnlich in allen den Chinesen, dass er einer von ihnen zu sein scheint in der Schönheit des Gesichtes und im Zartgefühl, und in der Sanftmut und der Milde, welche jene so schätzen". (Wolfgang Franke: China und das Abendland, Göttingen 1962, S. 21)

Von Zhaocqing aus begab sich Ricci weiter nach Shaozhou, sein Ziel war es aber bis in die Hauptstadt Peking zu gelangen um dort als Botschafter des Papstes Kaiser Wanli aufzusuchen und ihn womöglich bei dieser Gelegenheit auch gleich zum katholischen Glauben zu bekehren. Die politischen Zustände am Ende des 16. Jahrhunderts machte sein Vorhaben aber nicht leichter, 1592 besetzte Japan Korea woraufhin China seine Armee in Marsch setzte. Jeder Fremde in China konnte nun der Spionage für Japan verdächtig sein, auch die Jesuiten waren davon nicht ausgenommen.

Nachdem Ricci 1595 in der alten Hauptstadt Nanking eingetroffen war musste er zunächst wieder umkehren ehe er sich 1598 dort dauerhaft niederlassen konnte. 1601 gelangte er schließlich bis nach Peking und dort bald auch in die „Verbotene Stadt“ wo er als Botschafter der Europäer anerkannt und am kaiserlichen Hof empfangen wurde. Die Geschenke, die er mit sich führte wurden als Tribut entgegengenommen und Ricci durfte sich in der Hauptstadt niederlassen. Er hatte fast 19 Jahre gebraucht um bis in das Herz des Reiches vorzustoßen. Bald folgten ihm weitere Jesuiten aus Europa nach. Es gibt Mutmaßungen, denen zufolge er mit seinen mathematischen, geographischen und astronomischen Fähigkeiten die chinesischen Wissenschaftler sogar noch übertraf. Wegen seiner Fähigkeiten wurde später auch der Kaiser Wanli auf ihn aufmerksam und zeigte sich von den westlichen Errungenschaften beeindruckt. Ricci sollte dennoch, trotz seiner großen Verdienste und seines tadellosen Rufes, den Kaiser nie persönlich kennenlernen. Dieser gewährte ihm nach seinem Tod – im Jahre 1610 – jedoch die Ehre einer Grabstätte in Peking in der seine Überreste bis heute ruhen.

Forschungstätigkeit [Bearbeiten]

Schriftsteller und Mathematiker [Bearbeiten]

In Zaochinq nahmen Ricci und Ruggieri eine umfangreiche Übersetzungsarbeit in Angriff, ein portugiesisch-chin. Glossar. Zum ersten Mal wurde das Chinesische in eine europ. Sprache übersetzt. Seit 1588 alleiniger Leiter der katholischen Mission in China, gelang es ihm, langandauernde und enge Freundschaften mit hochrangigen Gelehrten und Beamten aufzubauen, denen er seine umfangreichen Kenntnisse über die Lehre des Konfuzianismus zu verdanken hatte. Mit ihrer Unterstützung und Hilfe übersetzte er 1591 Euklids Elemente und Kommentare von Christophorus Clavius (1538–1612), der Riccis Mathematiklehrer war, ins Chinesische. Dies war die erste ausführliche schriftliche Darlegung der abendländischen Mathematik im Reich der Mitte. Dadurch gelangte er auch als Mathematiker zu großen Ansehen.

1594 verfasste Ricci sein missionarisches Hauptwerk, Tiānzhǔ Shíyì (chin. 天主實義), Die wahre Lehre vom Herrn des Himmels, das nicht nur auf die Missionsgeschichte, sondern auch auf den späteren geistigen Austausch zwischen Abendland und Ost-Asien einen entscheidenden Einfluss ausübte. Im Jahr 1595 erschien sein erfolgreichstes Buch, Jiāoyǒu lùn (chin. 交友論) Über die Freundschaft, das basierend auf Ciceros De amicitia vom Ideal der Freundschaft und Ethik handelt. Dieses Buch gilt Historikern als eines der meistgelesenen westlichen Bücher im China der späten Ming-Zeit.

Ab 1599 widmete er sich mathematischen, astronomischen und geographischen Aufgaben. 1601 entwickelte er in Peking die Theorie, dass Marco Polos Cathay mit China identisch sei. Diese konnte aber erst durch die Landreise des Jesuiten Benedikt Goës (1602–1607) bestätigt werden. Nach seinem Tod erhielten die Jesuiten und einige chinesische Konvertiten 1613 den Auftrag den Kalender zu reformieren. Dies zeigt, dass die immer mehr stagnierende chinesische Wissenschaft auch auf dem Gebiet der Himmelskunde von den Europäern überholt wurde.

Seinen umfangreichen Bericht über die China-Mission Della Entrata della Compagnia di Giesu e Chirstianita nella Cin, den er zwischen 1609 und 1610 in Peking auf Italienisch verfasste, wurde nach seinem Tod von seinem Ordensbruder Nicolas Trigault ins Lateinische übersetzt und 1615 in Augsburg mit dem Titel De Christiana Expeditione apud Sinas Suscepta ab Societate Jesu. Ex P. Matthaei Riccij eiusdem Societatis Commentarijs Libri V. ad S. D. N veröffentlicht, er hatte großen Einfluß auf die europäische Sichtweise über das Chinesische Reich.
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