Sonntag, 24. Mai 2009
Todd Bentley, Bob Jones, Patricia King und Astral-Projektion
Bob DeWaay
Bob DeWaay erteilte freundlicherweise die Genehmigung, diesen Artikel ins Deutsche zu übersetzen und einer deutschen Leserschaft zugänglich zu machen. Bob DeWaay ist seit 28 Jahren Pastor der unabhängigen evangelikalen Gemeinde Twin City Fellowship in Minneapolis, Minnesota (USA). Er studierte am North Central Bible College und am Bethel Theological Seminary. Er ist seit 36 Jahren verheiratet und hat zwei Kinder. Seit 1992 publizierte Bob DeWaay über 100 Artikel, in welchen er sich kritisch mit Lehren und Strömungen der Charismatik und des Evangelikalismus auseinandersetzt. Seine durchweg exzellenten Artikel sind im Internet unter der Rubrik Critical Issues Commentary (URL: auf der gemeindeeigenen Webseite abrufbar.
Originaltitel: Todd Bentley, Bob Jones and Patricia King Practice Astral Projection
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ln einem bizarren Video auf YouTube sprechen Patricia King, der „Prophet" Bob Jones und der Erweckungsprediger Todd Bentley über ihre Praxis, den „dritten Himmel“ zu besuchen. Jones sagte ferner, dass er Bentley und King lehrte, wie man dies praktiziert.1 In einem Videoclip ihrer Sendung „Extreme Prophetic“ (die mehr als 50000 mal aufgerufen wurde) führt Patricia King den Propheten Bob Jones als einen prophetischen Seher ein: „Viele Leute verstehen prophetische Seher nicht, weil sie Visionen und Offenbarungen und übernatürliche Erfahrungen und mystische Erlebnisse haben, und Bob Jones ist in unseren heutigen Tagen meiner Ansicht nach einer der führenden Seher. Tatsächlich ist er als Prophet wahrscheinlich der akkurateste Prophet in unserer Generation, aber er wird uns einige Einsichten mitteilen.“ King legt offensichtlich keine hohen Maßstäbe an die Zuverlässigkeit prophetischer Vorhersagen. 1997 prophezeite Jones, dass ein Erdbeben Los Angeles zerstören würde und dass Terroristen die Stadt mit einer Atombombe angreifen würden.2 Er riet Christen, zu fliehen, was beweist, dass er annahm, diese Ereignisse würden in Kürze stattfinden.
Das Thema dieser speziellen Sendung war jedoch nicht Prophetie, sondern ein Interview über Reisen in den dritten Himmel. Bentley hatte kürzlich mit King über seine Reisen in den Himmel gesprochen. Hier sein Bericht, wie er dies erlernte:
„Das erste Mal, als ich Bob traf, war ich in Grant's Pass, Oregon, und wir saßen in einem Restaurant. lch war wirklich hungrig, und ich wusste, dass Bob ein echter Seher und Prophet war, und ich dachte, dass der Herr mich besonders segnen wollte. lch habe alle diese Begegnungen und Visionen und Erfahrungen schon durchgemacht, aber ich dachte, Herr, ich muss mit jemandem sprechen, der darin bewandert ist und wirklich ein erfahrener Prophet ist. Als ich Bob traf, dachte ich: ‚Herr, ich werde eine besondere geistliche Offenbarung (impartation) empfangen.’ lch erinnere mich daran, wie ich mit Bob darüber sprach, wie es ist, wenn man in den Himmel geht, und wir sprachen über den dritten Himmel und wie es sei, wenn man an jenen Ort gelangt, in die Gegenwart Gottes. lch dachte, das ist wunderbar, ich habe großes Verlangen danach. lch wollte mehr, denn bis zu diesem Zeitpunkt war es lediglich so, dass der souveräne Herr mich besuchte, ja, der souveräne Herr besuchte mich, und ich verharrte einfach in seiner Gegenwart. Und Bob sagte zu mir. Wir können gerade jetzt hineingehen. Ich fragte ihn: ‚Was meinst du damit, wir können gerade jetzt hineingehen? Können wir einfach entscheiden, gerade jetzt, und in den Bereich des Geistes hinübergehen?’
Und er sagte: ‚Sicherlich können wir das tun, hast du keinen Glauben, Junge?’ Das sagte er zu mir (Gelächter). Und ich erinnere mich daran, wie Bob meine Hand nahm und wir alle am Tisch fassten uns an den Händen; ich weiß nicht mehr genau, aber es waren etwa 20-30 Leute, die miteinander am Tisch quasselten, und es war sehr laut, viele andere geistliche Leiter waren anwesend; und Bob nahm einfach meine Hand und sagte: ‚In Ordnung, also los geht's, schließe einfach deine Augen.’ Und ich erinnere mich, wie ich die Augen schloss und Bob sagte: ‚Okay, das ist es, kannst du es fühlen, also wir gehen hinein, wir gehen hinein, wir gehen hinein.’ Und plötzlich spürte ich, wie ich nach oben gezogen wurde. lch empfand, wie mein Körper nach oben ging, es ging alles schnell und dann sagte er mir: ‚Kannst du es riechen? Ah, das ist es, kannst du es riechen?’ Das sagte er zu mir und er sagte: ‚Es riecht wie Vanille, ’ und gerade als er sagte: ‚wie Vanille,’ sagte ich: ‚lch rieche Vanille,’ und dann haben wir alle diese Düfte der Salbung gerochen, und dann sagte er: ‚Nun wollen wir alle wieder zurückkehren.’“
ln dem Interview mit King sagte Jones, dass er willentlich in den dritten Himmel gehen kann und dies täglich praktiziert. Er behauptet auch, dass die „Haken“ Satans im zweiten Himmel herauskommen (um offensichtlich den Durchbruch zum dritten Himmel zu verhindern) und dass die Engel die Seelenreisenden begrüßen. Er behauptet auch, dass er Kinder lehrt, solche Erfahrungen zu machen, und dass die Kinder dies als ganz natürlich empfinden.
Die eigentliche Frage ist, ob Christen bedenkenlos diese Praxis der okkulten Astralprojektion (auch wenn sie dies anders nennen) praktizieren sollten. Die Erfahrung des Apostels Paulus unterscheidet sich drastisch von den Erfahrungen, wie Bentley und Jones sie für sich beanspruchen:
„Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass er vor vierzehn Jahren - ob im Leib, weiß ich nicht, oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es -, dass dieser bis in den dritten Himmel entrückt wurde. Und ich weiß von dem betreffenden Menschen - ob im Leib oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es -, dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die auszusprechen einem Menschen nicht zusteht.“ 2.Korinther 12:2-4
(1) Paulus erwähnte seine Erfahrung zunächst nicht einmal; erst 14 Jahre später berichtet er sehr verhalten darüber und nur zum Zweck, um die falschen Lehrer, die sich ihrer Visionen und Erfahrungen rühmten, zu widerlegen. Paulus spricht von sich selbst in der dritten Person, um sich nicht selbst zu rühmen oder seine Erfahrung in den Vordergrund zu stellen. Er fühlt sich nur deswegen dazu gedrängt, dies zu erwähnen, weil falsche Apostel sich aufgrund ihrer Erfahrungen als geistlicher als andere darstellten.
(2) Paulus berichtet, dass er „entrückt wurde“, ein Aorist Partizip Passiv (etwas, was an ihm geschah durch eine andere Person zu einem bestimmten Zeitpunkt). Es handelte sich dabei um etwas, das sich einfach ereignete; Paulus hatte diese Erfahrung nicht gesucht. David Garland erklärt das Verb:
„Dieses Verb weist darauf hin, dass Paulus eine unfreiwillige Erfahrung machte; Gott ergriff die Initiative, statt dass Paulus etwas dazu beitrug oder eine bestimmte Technik anwandte. Diese Erfahrung war nicht etwas, das er suchte oder initiierte, und aus diesem Grund konnte er sie nicht wiederholen, wie er wollte.“3
(3) Was immer Paulus hörte, durfte er nicht weitergeben. Gott bestimmte, was offenbar werden sollte - und was offenbar werden sollte, ist uns in der Schrift gegeben worden. Alles weitere, selbst wenn es sich um eine Erfahrung wie die des Paulus handelt, sollte nicht ausgesprochen werden.
(4) Jones behauptet, dass er auf seinen täglichen Reisen in den Himmel spürt, wie der Wind bläst und die Engel ihn begrüßen. Paulus traf auf keine Engel, sondern sein Erlebnis war Anlass für die Begegnung mit einem „Engel des Satan“ (2.Kor.12:7). Nach Garland gab es Berichte solcher Himmelserfahrungen in der jüdisch-apokalyptischen Literatur und in den heidnischen Mysterienreligionen: „Der Bericht des Paulus über seine Reise in den Himmel unterscheidet sich von den Berichten der apokalyptischen oder mystischen Schreibern seiner Zeit, die in den Himmel oder die Hölle gegangen waren. Er berichtet nichts darüber, auf welche Weise er in den Himmel versetzt wurde, denn er wusste es nicht. Er durchquerte auch nicht mehrere Himmel. Er wurde auch nicht über Geheimnisse informiert, die er dann anderen offenbaren konnte oder sie in einem Buch für spätere Zeiten niederschreiben sollte. Kein Engel führte ihn oder erklärte ihm, was er sah und hörte. Nach seiner Erfahrung musste er sich stattdessen mit einem Engel Satans herumplagen, der ihm ein ‚Dorn’ im Fleisch war, und dies führte ihn tiefer in das Verständnis seines Dienstes hinein.“4
Die Besuche im Himmel, wie sie von Bentley und Jones geschildert werden, sind den Berichten der Heiden ähnlich. Jones behauptet, dass er täglich in den Himmel reisen kann, weil er den Glauben für eine solche Erfahrung hat. Die Bibel lehrt nirgends, dass wir solche Dinge tun können, wenn wir genug Glauben haben; lediglich die heidnischen Lehren über Astral-Projektion weisen solche Merkmale auf.
Das besagte Video enthält ferner Lehren, die in der Wort-des-Glaubens-Bewegung Allgemeingut sind. Beispielsweise sagt Bentley:
„Ja, Herr, dieser Geist des Glaubens, diese spürbare Substanz, Glaube ist eine Substanz, und wenn wir sagen: ,So soll es sein' wird jener Geist auf jedem freigesetzt... jene Energie wird im Glauben freigesetzt. Dadurch wird etwas ins Leben gerufen, es ist eine Auferstehung, und es wird gerade jetzt freigesetzt; ein Geist des Glaubens, um Dinge zu glauben, für die du nie zuvor den Glauben hattest, und es wird einfach sein.“
Die Vorstellung, dass der Glaube eine „fassbare“ Substanz im Universum ist, eine Kraft, die man abrufen kann, ist absolut falsch. Der Glaube bedarf eines Objekts; der Glaube ist das Hauptwort von dem Verb „glauben“. Das Objekt unseres Glaubens ist Gott, jedoch niemals die Vorstellung, dass wir glauben, dass sich eine unbiblische Erfahrung ereignen wird. Bob Jones sagt: „Also habe ich Glauben an das Übernatürliche, damit es im Leib Christi im Natürlichen Realität wird.“ Solche Vorstellungen finden sich auch in der New Age Bewegung und deren Auffassungen über Wunder und das Übernatürliche.5 Jones sagt auch: „Und dass sie (die Christen)wirklich berufen sind; nicht nur, um Glauben an Gott zu haben, sondern um den Glauben Gottes zu haben.“ Das ist eine weitere lrrlehre der Wort-des-Glaubens-Bewegung - dass Glaube eine fassbare Substanz ist, die Gott gebraucht, und wenn wir lernen, diese Substanz so wie Gott zu gebrauchen, dann haben wir „Gottes Art von Glauben“, wie Kenneth Hagin es nennt.
Bentleys „Erweckung“ beruht nicht auf dem Evangelium Jesu Christi, auf wahrer Buße und wahrem Glauben, sondern auf schwerwiegenden lrrlehren und unbiblischen Erfahrungen, wie Bob Jones, Todd Bentley und Patricia King sie propagieren. Bentleys Definition von Glauben hat nichts mit der biblischen Definition von Glauben zu tun. Paulus warnt die Kolosser und die Korinther (2.Korintherbrief) vor überspannten Haltungen. Möge Gott den Menschen die Augen öffnen für die Gefahren, die sich dahinter verbergen, wenn sie diesen Leuten zuhören.
Anmerkungen
1 URL:
2 URL:
3 Garland, D. E. (2001, c1999). Bd. 29: 2 Corinthians (electronic ed.). Logos Library System; The New American Commentary (511). Nashville: Broadman & Holman Publishers.
4 Ibid.
5 URL:
Anmerkungen des Übersetzers
Astralreisen sind ein okkultes Phänomen der New Age Bewegung. Bei Astralreisen – oder auch Seelenreisen, wie dieses Phänomen u.a. bezeichnet wird – tritt die Seele oder der „feinstoffliche Geistkörper“ aus dem physischen Leib aus. Nach den Vorstellungen der Esoteriker kann dieser Geistkörper durch Wände gehen und die geistliche Welt oder andere Planeten besuchen. Im Folgenden die Definition des New Age aus Wikipedia:
New Age („Neues Zeitalter“) ist eine Bewegung, die sich als Gegenmodell zur aus der Aufklärung gewachsenen Moderne versteht. Vor dem Hintergrund fortschreitender Ausbeutung von Natur und Mensch wird ein Paradigmenwechsel angekündigt (Wassermannzeitalter): die Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung und desmechanizistischen Weltbilds sowie eine neue Ganzheitlichkeit von Leben und Wahrnehmung. New Age trifft sich dabei mit ökologischen, esoterischen und neureligiösen Strömungen verschiedener Art, deren Anliegen die Wiedereinbindung des Menschen in „natürliche Zusammenhänge“ ("Vernetzung") ist. New Age kennt keine zentrale Organisation; es gibt kein klar formuliertes Glaubenssystem. Die Bewegung lässt sich deshalb nur schwer eingrenzen. Obwohl die Bezeichnung New Age oft austauschbar mit dem allgemeinen Begriff der Esoterik verwendet wird, hat New Age den Anspruch, gesellschaftsverändernd zu wirken, während in der Esoterik dieser Anspruch auf die Persönlichkeit beschränkt ist.
Religiöse Aspekte:
Monismus und Pantheismus: Für New Ager stehen alle und alles miteinander in Beziehung, es gebe keinen wirklichen Unterschied zwischen Menschen, Tieren, Felsen oder Göttern. Unterschiede erschienen so, seien aber nicht wirklich. Und da "alles eins ist" habe auch die ganze Schöpfung Anteil an der Göttlichkeit. Der Mensch sei im Grunde göttlich, habe seine wirkliche Identität aber vergessen und müsse sein Bewusstsein weiterentwickeln, um sein wahres menschliches (göttliches) Potential zu erreichen. Die meisten New Ager glauben an Karma und eine Form der Reinkarnation, gewöhnlich die westliche Sicht, in der die wiederholten Leben in einer aufsteigenden Entwicklung stehen, welche schließlich in eine individuelle Perfektion mündet. Zum New-Age-Synkretismus: Elemente der verschiedensten Religionen werden verbunden und gleichzeitig oder nacheinander praktiziert. Es gibt viele religiöse Wege zur Erlösung; abgelehnt werden Dogmen, alleiniger Besitz der Wahrheit und definierte Glaubenssysteme. Zu den Religionen, die von Fall zu Fall praktiziert werden, gehören Schamanismus, Theosophie, (nichtjüdische) Kabbala, Gnosis, Hinduismus, Buddhismus, Sufismus (islamische Mystik).
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