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Langzeitarbeitslose pflegen Demenzkranke?


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Langzeitarbeitslose pflegen Demenzkranke?




Von Christian Döring

03.09.2008


Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, hat vor wenigen Tagen Pläne veröffentlicht, wonach Langzeitarbeitslose als Pflegeassistenten zur Betreuung von Demenzerkrankten eingesetzt werden sollen. Über 10 000 neue Beschäftigungsmöglichkeiten verspricht man sich davon.

Die Reaktionen aus der Bevölkerung sind verhalten bis ablehnend. Die Kommentare des größten Arbeitgebers, was Pflege von Demenzerkrankten in Heimen angeht, das Diakonische Werk der EKD, gehen sehr weit auseinander. Die Diakonie Baden – Württemberg beispielsweise, bezeichnet die Pläne als „unrealistisch“. Diakoniepräsident Klaus–Dieter Kottnik freut sich und schwärmt: „Ein zusätzliches Betreuungsangebot kann dazu beitragen, die Lebensqualität von Altenheimbewohnern mit Demenzerkrankungen zu verbessern.

Nun sollen also Langzeitarbeitslose in einem Qualifizierungs–Schnelldurchlauf von sechs Wochen dazu befähigt werden, demenzerkrankte Menschen zu pflegen. In meinen Augen ein skandalöser, menschenverachtender Plan für alle Beteiligten.

Nichts gegen Langzeitarbeitslose. Ich bezweifle weder ihre Motivation noch ihren guten Willen, den Krankenkassen als billige Arbeitskräfte zur Verfügung zu stehen. Viele würden sich für einen Arbeitsplatz an so ziemlich jeden Arbeitgeber verkaufen.

Aber tut die Bundesagentur für Arbeit den Langzeitarbeitslosen mit diesen Plänen einen Gefallen? „Viele Langzeitarbeitslose sind aufgrund ihrer Situation selbst in einer psychischen Ausnahmesituation. Demenzerkrankte brauchen Menschen an ihrer Seite, die nicht nur die Folgen von Demenz kennen. Wer in diesem Bereich arbeitet, muss sehr belastbar sein, eine Engelsgeduld haben und vor allem wissen: Wie muss ich mich verhalten?“ so jedenfalls sagt es Susanne Kahl–Passoth, die Berliner Diakonie–Direktorin.

Auch Demenzerkrankte haben Rechte. In Zukunft kann es also sein, dass ein Demenzerkrankter von jemandem durch den Alltag begleitet wird, der nie die Freiheit besaß, sich für oder gegen eine Arbeit mit Demenzerkrankten Menschen zu entscheiden. Susanne Kahl–Passoth meint: „Mit einer pauschalen und für die Kassen billigen Lösung ist jedenfalls niemandem gedient. Sie wird weder die Qualität der Arbeit steigern, noch zu einer dringend nötigen Anerkennung dieser Arbeit beitragen.“

Wie arm muss es um unser Gesundheitswesen bestellt sein, wenn man solcher Pläne bedarf? Fachleute auf diesem Sektor beklagen seit Jahren einen Mitarbeiternotstand. Gut ausgebildete Fachkräfte fehlen, oder werden nicht eingestellt, um Kosten zu sparen. Bekannt ist das Problem, mal wieder liegt es am fehlenden Geld.

Gut, dass wenigstens die Bundesagentur für Arbeit von ihren Plänen begeistert ist. Um über 10 000 Langzeitarbeitslose muss sie sich nicht mehr kümmern, wenn ihre Pläne umgesetzt sein werden.
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