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Obama und McCain: Kampf um die Christen


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Rolf

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Obama und McCain: Kampf um die Christen








"Megakirchen" boomen in den USA


Evangelikale Gruppen bieten an riesigen Versammlungsorten Gottesdienste, diverse Selbsthilfegruppen und Beratungen an.

In Amerika boomen die "Megakirchen": Die überdimensionalen Riesenkirchen sind ein Medienspektakel und melden explodierende Mitgliederzahlen. Das Konzept findet weltweit großen Anklang. Nun rückt der amerikanische Wahlkampf diese Massenkirchen in das Licht der Öffentlichkeit. Die "Saddleback Church" im kalifornischen Lake Forest, wo Barack Obama und John McCain gemeinsam an einer Veranstaltung teilnahmen, zählt mit 22.000 Besuchern zu einer der größten "Megakirchen" in den USA.

Selbsthilfegruppen

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein amerikanisches Einkaufszentrum, umringt von tausenden Parkplätzen, ist in Wirklichkeit ein Versammlungsort evangelikaler Glaubensgruppen. Hier sind die Gläubigen Kunden, die mit mehreren über den Tag verteilten Gottesdiensten wie am Fließband abgefertigt werden. Die wöchentliche Kollekte einer durchschnittlichen "Megakirche" beträgt im Schnitt 70.000 US-Dollar (46.958 Euro). Angeboten werden neben Gottesdiensten auch Selbsthilfegruppen und Kinder- und Berufsberatung. Therapeuten kümmern sich um das Seelenheil der Anhänger und Sporthallen sorgen für Abwechslung.


30.000 Gottesdienstbesucher

In den Vereinigten Staaten wurden 2005 laut der Studie "Megachurches Today 2005" über 1.200 Kirchen gezählt, die wöchentlich im Durchschnitt über 3.000 Gottesdienstbesucher verzeichnen. Die größte amerikanische "Megakirche", die "Lakewood Church" in Houston (Texas), hat durchschnittlich 30.000 Gottesdienstbesucher. Die Größe und Vielfalt der Kirchen variieren. Laut der Studie haben mehr als die Hälfte der "Megakirchen" zwischen 2.000 und 3.000 Mitglieder - vier Prozent würden von mehr als 10.000 Kirchgängern besucht.

Oberflächlich

Das Phänomen erregt internationales Aufsehen. "Die Megakirchen bieten eine große Auswahl an Glaubensrichtungen und Praktiken an", erklärt Scott L. Thumma, Religionssoziologe am Hartford-Institut für Religionsforschung in Connecticut, den Trend zur "Massenkirche". Mit etwa sieben Millionen Mitgliedern würden sie die drittgrößte religiöse Gruppe im Land darstellen, gleich hinter der römisch-katholischen Kirche und den Baptisten der Südstaaten, so Thumma. Samuel Kobia, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, kritisiert den Trend: "Theologisch gesehen hat diese Bewegung keine Tiefe. Das kann gefährlich sein, denn es scheint sich eine Art Christentum zu entwickeln, das zwar drei Kilometer lang, aber nur fünf Zentimeter tief ist." Die Kirchen würden sich nur darauf konzentrieren, dass sich die Leute gut fühlen. Viel mehr sei nicht dahinter.

Konfessionell ungebunden


Die meisten Kirchen dieser Art sind konfessionell ungebunden. Fast alle sind evangelikal. Die neueren Kirchen werden vorwiegend von jungem Publikum besucht. Umfangreiche technische Ausstattung wie Konzertbühnen und professionelle Licht- und Tontechnik machen einen Besuch in der Megakirche zu einer Art Rock-Event. Visuelle und akustische Effekte sowie Popmusik (elektrische Gitarren, Schlagzeug und Bass sollen in 93 Prozent der Gottesdienste zum Einsatz kommen) bringen die Besucher nicht nur in religiöser Hinsicht zum Staunen.

60.000 in E-Mail-Empfänger

"Technologie ist ein Kernelement unserer Tätigkeit", sagt Duncan Dodds, Geschäftsführer der "Lakewood Church". Mit einer hoch professionellen Homepage und einer 60.000 Namen umfassenden E-Mail-Liste erreicht die "Megakirche" Hunderttausende Menschen auf der ganzen Welt. Treffpunkt am Wochenende ist eine renovierte Basketball-Arena, in welcher vorher die NBA-Mannschaft "Houston-Rockets" trainierte. Pastor Joel Osteen rangiert auf Platz Fünf der 50 einflussreichsten Christen in den USA. Seine wöchentlichen Predigten werden von über 100 Millionen Haushalten in den USA live mitverfolgt und in über hundert Länder übertragen. Innerhalb eines WiFi-Netzwerks können sich die Zuschauer Bibelverse auf ihren Laptop laden, während eine Power-Point-Präsentation sie durch den Gottesdienst leitet.

Perfektes Markting

In den vergangenen Jahren haben die evangelikalen Gemeinden ein enges Marketing-Netz entwickelt. Mit Hilfe eigener Radiosender, Fernsehprogramme und Verlagshäuser konnten sich die "Megakirchen" einen großen Einfluss auf Politik und Wirtschaft des Landes erarbeiten. Selbst im Immobiliengeschäft wird bereits mitgemischt. Kritiker sprechen von einer "christlichen Parallelgesellschaft", die sich von der "weltlichen" Gesellschaft verselbstständigen will.

"Die Massenkultur hat triumphiert", zitiert die "Zeit" den amerikanischen Sozialwissenschafter Alan Wolfe. Die evangelikalen Gemeinden hätten sich sogar ein eigenes Ausbildungsnetzwerk aufgebaut. Eigene High Schools und Colleges wurden eröffnet, seinen Job bekommt man am gemeindeeigenen Stellenmarkt. In manchen amerikanischen Städten soll nach Angaben der Internetseite www.jesus.ch sogar schon ein eigenes "christliches Branchenverzeichnis" existieren. Das Geschäft mit der Religion scheint gut zu laufen. "Megachurches are megabusiness", schreibt das US-Wirtschaftsmagazin Forbes.

Nicht nur in den USA

Das Phänomen sehr großer Kirchen ist jedoch nicht auf die Vereinigten Staaten beschränkt. In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul befindet sich die derzeit größte Kirche der Welt: Über 700.000 Besucher füllen die "Yoido Gospel Church". Auch in Brasilien und in einigen afrikanischen Ländern befinden sich Gotteshäuser enormer Größe. Im Gegensatz dazu sind die evangelikalen Gemeinden in Europa dünn gesät. Die "Embassy of God" in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist laut www.jesus.ch mit 20.000 Mitgliedern Europas größte europäische Megakirche.

Religiöser Präsident


Im US-Wahlkampf spielt der "Jesus-Faktor" traditionellerweise eine große Rolle. Religion hat in der amerikanischen Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Nach Umfragen halten fast zwei Drittel der US-Bürger die Religion für "sehr wichtig" in ihrem Leben; und fast Dreiviertel meinen, ihr Präsident müsse starke religiöse Überzeugungen haben. In den konservativen bis fundamentalistischen Bewegungen, die einen hohen Anteil der US-Christenheit ausmachen, fischen vor allem die Republikaner um Wählerstimmen. Seit der Präsidentschaft von George W. Bush hat die religiöse Bewegung einen gewaltigen Aufschwung erlebt. Der Methodist Bush, der einst mit Hilfe einer Bibelstudiengruppe im texanischen Midland seine Alkoholprobleme überwinden konnte und sich seither als "wiedergeborener" Christ versteht, trat während seiner Amtszeit vehement für die Themen der religiösen Rechten, wie das Verbot von Abtreibung und Homo-Ehe, ein.

Artikel vom 25.08.2008 08:16 | APA | hjh

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