Sexueller Missbrauch Neuenstadt: Unglaublich, Prediger bekommt nur Arbeitsstunden
Für jeden, der ein Kind hat oder kennt, dem ähnliches widerfahren ist wie dem 13-Jährigen in Neuenstadt mit einem Prediger der freien Kirche „Grace-Life“, ist das Urteil des Heilbronner Amtsgerichtes ein Schlag ins Gesicht: Ein Prediger bekam am vergangenen Dienstag, den 15. Oktober 2019, lediglich 100 Arbeitsstunden verordnet wegen Kindesmissbrauchs.
Die Gründe für das milde Urteil lägen unter anderem, so ein Bericht des SWR, an der Kooperationsbereitschaft des Täters und dass er nicht vorbestraft gewesen sei. Wie bitte?
100 Arbeitsstunden für sexuellen Missbrauchs eines 13-Jährigen. Da fehlen einem die Worte. Wie werden nochmal Steuerdelikte in Deutschland bestraft? Welche Wirkung hat dieses Urteil wohl auf andere pädophil veranlagte Erwachsene?
Der Täter sei auch auf anderen einschlägigen Portalen unterwegs gewesen, wo sich junge Erwachsene präsentieren. Es kann somit nicht gesagt werden, zwischen dem Opfer und dem Täter habe „echte“ Liebe und Zuneigung geherrscht, wenn der Täter ein offensichtlich generelles Interesse an jungen Menschen hatte. Wir in unserer Redaktion kennen selbst einige Fälle von sexuellem Missbrauch und haben darüber berichtet. Besonders bei dem Thema „Freiwilligkeit auf beiden Seiten“ sei extreme Vorsicht geboten.
Das wohl Schlimmste aber an diesem Urteil ist, dass es sowieso schon für viele Opfer bedeutet, eine große Schamgrenze zu überwinden, darüber zu sprechen und damit auch vor Gericht zu gehen, wenn ihnen solche Dinge widerfahren. Durch derartige Urteile sinkt jedoch die Bereitschaft der Opfer, überhaupt darüber zu sprechen. Warum auch? Wenn es so gut wie keine Konsequenzen für den Täter nach sich zieht außer Arbeitsstunden.
Ein Kommentar von Dr. Sandra Hartmann