Zuckerbrot und Peitsche: Mike Bickles Brandbrief an die „prophetische Bewegung“
Veröffentlicht: 21. Januar 2019
Von Felizitas KübleVorigen Herbst veröffentlichte der US-amerikanische Star-Prediger Mike Bickle (siehe Foto) einen an die Anhänger der „Prophetischen Bewegung“, also an seinen eigenen Fanclub.
Der pfingstbewegte Pastor Bickle ist eine Art geistlicher Ziehvater des katholischen Charismatikers Dr. Johannes Hartl, Leiter des Gebetshauses Augsburg. Näheres hier:
Bickle gehört zu den Führern der sog. Kansas-City-Propheten, die sich selber schlicht, aber nicht sonderlich bescheiden als „Propheten-Bewegung“ bezeichnet – siehe auch die Anrede des Starpredigers in seinem Offenen Brief.
In seinem Schreiben finden sich viele Kennzeichen schwarmgeistiger Strömungen. Dafür spricht schon der erste, typisch „dramatische“ Satz: „Wir stehen am Scheideweg der Geschichte.“
Sodann bittet der Autor – er ist Gründer des „International house of prayer“ (internat. Gebetshaus) – darum, man möge seinen Brief „im Gebet lesen“, da er von einer „seltenen Dringlichkeit in meinem Geist ergriffen“ werde.
Bald danach geht es um den charismatischen Dauerbrenner, nämlich „Erweckung“. Seit Jahrzehnten kündigen diese Kreise eine weltweite „Erweckung“ an, die gleichsam ein Zeitalter des Heiligen Geistes darstelle.
Wenn man sich an Jesus orientiere, so der Verfasser, könne „die Erweckung schneller kommen als ein rasender, windgepeitschter Grasfeuer im Hochsommer“.
Sodann zeigt sich der pfingstbewegte Leiter überzeugt davon, „dass wir in der Gebets-, Propheten- und Missionsbewegung am Abgrund einer neuen Ära stehen.“
Denn Erweckung hin oder her – zur Dramatik gehört auch das Gegenteil, Zuckerbrot und Peitsche ergänzen sich.
Er schreibt, das „Haus steht in Flammen“ – gemeint ist die gottlose Welt:
„Als Hirte, der Gott gegenüber verantwortlich ist, fühle ich mich belastet, die Wahrheit zu sagen, die ich wahrnehme… Ich habe jahrelang gesagt, dass Ärger kommen wird. Jetzt mus s ich es anders sagen: Ärger ist hier.
Dies bedeutet, dass die kommenden Tage und Jahre von Schwierigkeit und Komplexität abweichend sein werden als alles, was wir in der Vergangenheit jemals gekannt haben.“
BILD: Eines der zahlreichen Bücher von Bickle (übers.): „Wachstum in der Prophetie“
Sodann erklärt er selbstkritisch einige organisatorische Veränderungen in seiner Bewegung, wobei es weniger Marketing geben soll. Schließlich heißt es: „Was wäre, wenn Gott unsere Pläne unterbrochen hätte? Was wäre, wenn der Heilige Geist die Macht übernahm?“
Auch darauf ist man prophetischerseits eingestellt: „Wir werden um dieses höchste Ziel herum planen und unsere Chancen nutzen. Anstatt menschliche Persönlichkeiten und Prominentenstimmen zu erhöhen, konzentrieren wir uns absichtlich auf die Realität von Jesus, seine Agenda für den Planeten Erde und seine Gegenwart an diesen vier Tagen im Dezember.“ (Gemeint ist damit seine Konferenz „Onething 2018“, an der auch Dr. Hartl als Redner teilnahm.)
Kennzeichnend für charismatische Verstiegenheit ist auch der folgende Satz: „Obwohl wir auf der Erde stehen, streben wir nach Engeln um den Thron Gottes.“
Abschließend kommt der übliche Knie-Aufschwung für die Seinen:
„Die globale Gebetsbewegung… geht weit über den Schauplatz eines Ereignisses hinaus in den tiefen Wunsch des Vaters, die totale Überlegenheit seines Sohnes unter den Völkern bekannt zu machen und eine eng verbundene Familie aufzubauen, die einander tief schätzt und liebt. Wenn Sie sich zu diesem frischen Schwall göttlicher Liebe und strategischer Einsicht bewegen, glauben wir, dass die diesjährige Versammlung mehr als nur ein jährliches Ereignis ist.“