„Nashville-Erklärung“ zur Homosexualität stößt auf Kritik
Den Haag (idea) – In den Niederlanden hat eine evangelikale Erklärung aus den USA, die sich kritisch zur Homosexualität äußert, zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte geführt. Der Anlass: Die „
“ war Anfang 2019 auf Niederländisch erschienen und unter anderem von dem Partei- und Fraktionschef der Reformierten Politischen Partei (SGP), Kees van der Staaij, unterzeichnet worden. Daraufhin wurden mehrere Strafanzeigen gegen die Unterzeichner wegen Volksverhetzung gestellt. Nun ermittelt die Polizei, berichtet die Zeitung „Volkskrant“. Nach der landesweiten Kritik haben die Initiatoren der Erklärung inzwischen mitgeteilt, keine weiteren Unterschriften in den Niederlanden mehr zu sammeln.Erklärung: Gott hat Menschen als Mann und Frau geschaffen
Die „Nashville-Erklärung“ war 2017 von 150 evangelikalen Leitern in den USA unterzeichnet worden. Sie wenden sich darin gegen Homosexualität und „Transgenderismus“. Christen, die sich an der Bibel orientierten, könnten dies nicht gutheißen. Denn Gott habe den Menschen als Mann und Frau geschaffen. Der Rahmen, in dem beide zusammenleben sollten, sei die Ehe, heißt weiter. Ein „homosexuelles oder transgender-basiertes Selbst-Konzept“ sei nicht mit „Gottes heiligen Intentionen“ vereinbar. „Wir verwerfen, dass Gott die Ehe als eine homosexuelle, polygame oder polyamoröse Beziehung angelegt haben soll.“ Die Erklärung lege dar, was die Bibel zu grundlegenden Fragen des menschlichen Zusammenlebens sagt. Inzwischen haben über 22.000 Christen in den USA die Erklärung unterzeichnet. Das theologisch konservative Netzwerk „Evangelium 21“ hat die Erklärung ins Deutsche übersetzt.
EU-Kommissar Timmermanns: Jesus hat sich über Dogmen gestellt
Van der Staaij verteidigte seine Unterstützung der „Nashville-Erklärung“. Er sagte der Zeitung „Volkskrant“, dass seine Partei nie ein Geheimnis „aus ihrer biblischen Ausrichtung über Fragen von Ehe, Familie und Sexualität gemacht“ habe. Die SGP stellt drei von 150 Abgeordneten im Parlament. Politiker anderer Parteien distanzierten sich von dem Papier. Der niederländische EU-Kommissar Franz Timmermanns schrieb auf Facebook: „Warum wird Liebe, das zentrale Thema des christlichen Glaubens, plötzlich sündhaft, wenn sie zwischen zwei Personen gleichen Geschlechts existiert?“ Jesus Christus habe Menschen immer über Dogmen gestellt: „War er nicht derjenige, der die Unberührbaren umarmt hat?“ Die niederländische Bildungsministerin Ingrid van Engelshoven von der linksliberalen Partei „Democraten 66“ postete auf Twitter: „Die Emanzipation ist noch lange nicht abgeschlossen.“
Regenbogenfahnen in Amsterdam und Arnheim
Die Städte Amsterdam und Arnheim haben als Reaktion auf die Erklärung eine Regenbogenfahne am Rathaus hissen lassen. Sie ist ein Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung. Dazu erklärte die Amsterdamer Stadtverwaltung auf ihrer Twitter-Seite: „In unserer Stadt kannst du sein, wie du willst, und lieben, wen du willst.“
Initiatoren: Unterschriftensammlung beendet
Angesichts der Kritik an der Erklärung teilte einer der Initiatoren, Pastor Maarten Klaassen (Arnemuiden bei Middelburg), gegenüber der christlichen Zeitschrift „Trouw“ (Treue) mit, dass man als Leitungskreis entschieden habe, vorläufig keine weiteren Unterschriften mehr für die „Nashville-Erklärung“ zu sammeln. Vielmehr wolle man zunächst einen Studientag einberufen. Klaassen: „Einige Passagen des Textes haben für Verwirrung gesorgt. Daher bedarf es einer weiteren Erklärung.“