FAZ: Studien belegen einen „importierten Antisemitismus“
Frankfurt am Main (idea) – Es gibt einen neuen „importierten“ Antisemitismus, den muslimische Flüchtlinge nach Deutschland gebracht haben. Das belegen Studien aus den vergangenen beiden Jahren. Davon ist der Journalist Gerald Wagner überzeugt. Er warnt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung davor, diese Befunde „aus gesellschaftspolitischen Gründen“ nicht zur Kenntnis zu nehmen und zu verharmlosen. Es dränge sich der Eindruck auf, dass die Migrationsforschung das Thema „mit besonders spitzen Fingern“ anfasse. Wagner: „Mancher scheint dem Phänomen mit Methoden nachzuspüren, die den Nachweis seiner Nichtexistenz oder zumindest Unbedeutendheit nachgerade unausweichlich machen.“ Mathias Berek vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin etwa gehe es, so Wagner, eher um den Nachweis, dass sich das Phänomen eines importierten Antisemitismus gar nicht belegen lasse. Er beziehe sich beispielsweise auf Interviews mit Experten aus der Flüchtlingsarbeit. Sie hätten keine belastbaren Zahlen für Unterschiede im Ausmaß antisemitischer Einstellungen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen sowie Flüchtlingen, Migranten und Deutschen anführen können. Dazu Wagner: „Sollen also jetzt die Flüchtlingshelfer im Nebenberuf noch Sozialforschung betreiben?“ Das sei eine „Aufgabenkonfusion“.
Was besonders bemerkenswert ist
Nicht nachvollziehbar sei, dass Berek zu dem Ergebnis komme, man sei „über anekdotische Beispiele von Antisemitismus“ bisher nicht hinausgekommen. Wagner hingegen verweist auf andere Studien, etwa von der Oberbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, die 2016 Flüchtlinge in bayerischen Asylunterkünften befragte. Mehr als die Hälfte der Muslime unter ihnen habe deutliche Tendenzen zu antisemitischen Einstellungsmustern gezeigt. „Besonders bemerkenswert“ sei, dass der Antisemitismus laut der Studie über alle Altersgruppen und Bildungsschichten der muslimischen Flüchtlinge hinweg verankert sei. Bei der deutschen Gesamtbevölkerung hingegen sänken antisemitische Einstellungen, wenn das Bildungsniveau steige. Diese Konsistenz über alle Bildungsschichten hinweg werde die Integration der Flüchtlinge vor eine besondere Herausforderung stellen, so Wagner.