Hamburg (idea) – Die Bibel hat für die EKD keine normative Bedeutung mehr. Das zeigt sich an der Debatte um die Segnung und Trauung homosexueller Partner. Diese Ansicht vertrat der Evangelist und Buchautor, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), im Interview mit der ZEIT-Beilage „Christ und Welt“ (Hamburg). Die Beziehung zwischen Mann und Frau sei angelegt darauf, Kinder zu zeugen. In einer homosexuellen Partnerschaft sei das nicht möglich. Parzany: „Sie Ehe zu nennen ist Willkür. Dass die Kirchen da mitmachen, verstehe ich nicht.“ Sie würden damit die Gemeinschaft mit der Mehrheit der Christen weltweit brechen. Es gebe einen Riss zwischen den Kirchen Asiens, Afrikas und Westeuropas. Nach Parzanys Worten wird über die Wahrheit nicht mit Macht abgestimmt: „Warum sollte die von der Aufklärung bestimmte Theologie Westeuropas die richtige sein?“ Es sei der einzige Teil der Welt, in dem die Kirche nicht wachse.
Den AfD-Wählern sollte man nicht ihr Christsein absprechen
Deutliche Kritik übte Parzany am gesellschaftlichen Umgang mit Ärzten, die Homosexuelle begleiteten, „die überhaupt keine Lust haben, ihre homosexuelle Neigung völlig okay zu finden und als Schöpfungsvariante anzusehen“. Diese Mediziner und Berater dürften heute gar nicht mehr helfen: „Sie werden von aggressiven Besserwissern sofort kriminalisiert. Es ist ja nicht wahr, dass alle, die homosexuell empfinden, sagen: Wenn ich doch nur anerkannt würde mit meiner Homosexualität, wäre ich glücklich.“ Zur Frage, ob Christen die AfD wählen dürften, erklärte der Theologe, dass offenkundig auch Leute in dieser Partei seien, die sich zu Christus bekennen: „Ob ich ihre politische Meinung teile, ist eine andere Sache. Aber ich denke nicht daran, ihnen ihr Christsein abzusprechen.“