Deutschland vernachlässigt seine Mütter
Willich (idea) – Deutschland vernachlässigt seine Mütter. Diese Ansicht vertritt die Journalistin und Buchautorin Birgit Kelle (Willich bei Düsseldorf) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Ihr zufolge gleichen familienpolitische Leistungen wie Eltern- und Kindergeld, Mütterrente sowie der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nicht die Aufwendungen aus, die Eltern im Vergleich zu Kinderlosen haben. So sei das Kindergeld „kein staatliches Almosen, für das ich mich bedanken müsste, sondern steuerrechtlich eine Rückzahlung zu viel erhobener Steuern“. Der Staat nehme den Familien erst das Geld, um ihnen dann gönnerhaft etwas davon zurückzugeben. Auch die Anerkennung von Erziehungszeiten bei der Rente („Mütterrente“) sei unzureichend: „Da bräuchte ich 18 Kinder, um später als Rentnerin über die Runden zu kommen.“ Das Rentensystem schicke Mütter in die Altersarmut, obwohl sie die nächste Generation der Renten- und Steuerzahler heranzögen. Kelle: „Meine vier Kinder zahlen später nicht die Rente für mich, sondern vor allem für Kinderlose. Mütter investieren also Zeit, Energie und Geld in das Humankapital ihrer Kinder, die Gesellschaft profitiert davon – nur die Mütter nicht.“ Kritik übte Kelle auch am Elterngeld. Es orientiert sich am letzten Einkommen und liegt zwischen 300 und 1.800 Euro pro Monat. Das benachteilige Mehrfachmütter, die zuletzt kein Einkommen hatten, sowie Frauen mit geringem Einkommen. Auch ein garantierter Platz in einer Kindertagesstätte entspreche nicht den Wünschen der meisten Mütter. Eine Anerkennung der elterlichen Erziehungsleistung wäre es, wenn der Staat die Kosten für einen Kitaplatz in Höhe von etwa 1.100 Euro pro Monat den Eltern geben würde, so Kelle: „Warum subventioniert der Staat massiv die Fremdbetreuung, anstatt in das Original – also in Mutter und Vater – zu investieren?“
Kernkompetenz der Frauen ist es, Kinder zu gebären
Als „Kernkompetenz der Frauen“ bezeichnete Kelle es, Kinder zu gebären und Leben zu schenken. Es sei ein Wunder, dass im Körper einer Frau ein anderer Mensch heranwachsen könne. Schwangerschaft und Geburt seien eine besondere Gabe der Frauen. Kelle: „Im Kreißsaal gibt es keine Männerquote.“ Die Publizistin räumte ein, dass das Leben mit Kindern manchmal auch zermürbend sein könne. Es gebe Quengeltage, Trotzphasen, kranke Kinder und schlaflose Nächte. Allerdings sei jeder von seinem Beruf mal genervt. Die meisten Leute schimpften über ihren Job, ihren Chef, ihre Kollegen oder über Überstunden. Verglichen damit sei das Leben mit Kindern keinesfalls furchtbar. Kelle: „Würde ich meine Kinder gegen ein Berufsleben eintauschen? Auf keinen Fall! Muttersein ist der beste Beruf der Welt.“ Kelle ist Autorin der Bestseller „Dann mach doch die Bluse zu“ sowie „GenderGaga“ (beide adeo). Nun erscheint von ihr „Muttertier. Eine Ansage“ (fontis Verlag).