Ein freikirchlicher Pastor glaubt nicht an die Jungfrauengeburt
Witten (idea) – Bisher galt der Bund Freier evangelischer Gemeinden als evangelikale Freikirche, in der es keine Kritik an biblischen Inhalten gab. Umso größer ist das Aufsehen, als jetzt in der Zeitschrift des Bundes – „Christsein heute“ – auch ein Beitrag veröffentlicht wurde, in dem behauptet wird, es habe sie als biologische Tatsache nicht gegeben. Es handele sich vielmehr um eine Glaubensaussage, die sinnvoll und bedeutsam sei, schreibt Pastor Sebastian Rink (Siegen). Zum Hintergrund: In der Verfassung der Freikirche wird in der Präambel auf das Apostolische Glaubensbekenntnis hingewiesen, mit dem die Gemeinden übereinstimmten. Dort heißt es: „Ich glaube … an Jesus Christus, geboren von der Jungfrau Maria.“ Rink begrüßt es, dass nicht mehr die Kirchen über „wahr“ entscheiden, „sondern der mit Argumenten gefütterte gesunde Menschenverstand“. „Wahr“ könne daher nur sein, „was vernünftig ist“. Die „Jungfrauengeburt“ als eine biologische Aussage sei aber unvernünftig und kaum mehr haltbar. Er glaube an Christus und nicht an eine „Jungfrauengeburt“. Sie stehe am Rand, nicht im Mittelpunkt des Glaubens. Ferner weist er darauf hin, dass ältere Texte des Neuen Testamentes die „Jungfrauengeburt“ nicht aufgriffen.
Heftiger Widerspruch in der Leserschaft
Der Beitrag von Rink stieß innerhalb der Leserschaft auf scharfen Widerspruch. Seit Erscheinen des Heftes am 29. November sei kein Tag vergangen, an dem er nicht kritische Rückmeldungen erhalten habe, sagte der Pressesprecher der Freikirche, Dietrich Ebeling (Witten), der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.
Empfängnis ohne Vater
Drei weitere Autoren in dem Heft, das sich mit dem Thema „Jungfrauengeburt – Was geschah mit Maria?“ befasst, bekennen sich zur Jungfrauengeburt. Der Professor für Neues Testament an der Theologischen Hochschule Ewersbach der Freikirche, Wilfried Haubeck, hält fest, dass die Empfängnis und damit Entstehung des Kindes nach dem Lukasevangelium ohne Vater geschah: „Dies wird nicht biologisch erklärt, sondern ist durch Gottes Handeln verursacht.“
Bei Gott ist kein Ding unmöglich
Der Dozent Andreas Maul vom Seminar für biblische Theologie in Beatenberg (Schweiz) schreibt, dass aufgeklärte Christen bei Wundergeschichten „keine Bauchschmerzen“ bekommen müssten, wenn sie glaubten, dass „bei Gott kein Ding unmöglich“ sei. Er zieht eine Parallele zwischen der Empfängnis und Auferstehung Jesu: „Wer Schwierigkeiten mit dem Glauben an die Jungfrauengeburt hat, wird auch bei den biblischen Berichten über die Auferstehung Jesu ins Straucheln geraten.“
Alttestamentler: Das Neue Testament berichtet historische Begebenheiten
Für den Alttestamentler an der Theologischen Hochschule Ewersbach, Prof. Julius Steinberg, erzählen die Evangelien historische Begebenheiten nach. Die großen Wundertaten Gottes, wie die Menschwerdung Jesu, ließen sich mit den Möglichkeiten der Vernunft nicht vollständig erfassen. Gott wirke innerhalb der Naturgesetze, aber auch abseits von ihnen. Die Evangelien ließen aber keinen Zweifel daran, dass bei der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus kein Mann beteiligt gewesen sei.