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Wiedersehen im Himmel?


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Rolf

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Wiedersehen im Himmel?




Über den Autor
Andrea Sturm (Jahrgang 1979) kommt ursprünglich aus dem Südschwarzwald. Eines ihrer „Hobbies“ ist Umziehen: nach einem Einsatz in Israel und einem Praktikum bei Duisburg, machte sie eine Ausbildung zur Diakonin & Erzieherin in Marburg (Marburger Bibelseminar). Nun lebt sie wieder im schönen Marburg und studiert dort Theologie.

Frage von EJ:

"Wenn wir mit Jesus zusammen in der Ewigkeit sind, werden wir einander dann erkennen? Oder sind wir Wesen ohne eigene Identität?"


Eine neuzeitliche Frage

So verständlich diese Frage zum Beispiel beim Tod des Ehepartners oder eines geliebten Angehörigen ist . Sie ist dennoch nicht ganz einfach von der Bibel her zu beantworten. Allerdings gibt es einige Anhaltspunkte, von denen aus man zu einer Lösung finden kann.

Zunächst einmal ist die Frage nicht ganz neu, ob und wie sich zwischenmenschliche Beziehungen im Himmel fortsetzen werden (siehe Matthäus 22,23-32). Allerdings stellen wir diese Frage heute vor dem Hintergrund einer durch und durch individualistischen Gesellschaft und Kultur. Dagen haben die Menschen in der Zeit, in der die Bibel entstand, viel stärker als wir heute von sich als Teil eines Ganzen gedacht. Sie sahen sich selbst innerhalb eines bestimmten Bezugsrahmens, als Teil eines Kollektivs. Sie waren z.B. Teil eines Volkes, Teil einer Sippe und Teil einer Familie.

Also hat die Frage nach der Individualität im Himmel für sie weniger stark eine Rolle gespielt. Dies drückt sich z.B. in der Offenbarung des Johannes aus. Dort ist davon die Rede, dass wir in der Ewigkeit als Kollektiv, als Volk Gottes, in der Gegenwart unseres Schöpfers sein werden:

Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.
Offenbarung 21,3


Die Ewigkeit

Einen weiteren Punkt sollten wir betrachten, um der Antwort auf die Spur zu kommen: Was wissen wir über die Ewigkeit?

Wir erfahren aus der Bibel, dass es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird, und es wird auch eine neue Stadt Jerusalem geben, das lesen wir in Offenbarung 21. So wie uns Johannes in diesem Kapitel das neue Jerusalem beschreibt, ist alles keineswegs "unwirklich" oder "rein geistig", sondern durchaus sehr materiell. Es gibt z.B. eine Stadtmauer mit Toren.

Bei Paulus erfahren wir etwas darüber, wie es sich mit dem neuen Körper verhält, den wir bekommen werden. Sein Bild dafür ist das eines Samens, der in den Boden gelegt wird und in einer anderen Gestalt wieder sichtbar wird:

Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich [...] Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib
1.Korinther 15,42


Das Grundmuster des jetzigen Leibes wird als Saatgut für den neuen Leib dienen.

Dabei ist zu beachten, dass das jüdische Umfeld, aus dem Paulus stammt, das Wort "Körper" (Luther: "Leib") anders verstanden hat, als wir es heute tun. Wir sind stark vom griechischen Denken geprägt, welches den Menschen in Seele (unvergänglich) und Leib (vergänglich, wertlos) einteilt.

In der hebräischen Vorstellung gibt es keine solche absolute Trennung, der Mensch wird in der Bibel immer als Gesamtheit gesehen. Zwischen Fleisch/Leib (Organisches, Vergängliches), Seele (Denken, Wollen, Fühlen) und Geist (übernatürliche Komponente) wird zwar unterschieden, aber völlig getrennt werden diese Aspekte des Menschseins nicht voneinander. Wenn also bei Paulus von „geistlichem Leib“ die Rede ist, dann handelt sich um die Beschreibung eines Daseins, bei dem sowohl materielle Körperlichkeit als auch der Geist eine Rolle spielt.

In der Ewigkeit wird also nicht nur das Umfeld in dem wir leben (Jerusalem) leiblich und materiell sein, sondern wir werden auch einen Körper haben.

Beziehung - das Thema der Bibel

Abgesehen davon, dass wir in der Ewigkeit körperlich existieren werden, sollte man sich auch überlegen, wie es dort mit Beziehungen aussieht. Denn in der Bibel ist das ja das zentrale Thema: Gott hat den Menschen als sein Gegenüber geschaffen, mit dem er Beziehung leben will. Durch den Ungehorsam von Adam und Eva (1.Mose 3) wurde diese Beziehung und die Beziehung zwischen Mensch und Mensch massiv gestört. Die Sünde hat die Beziehung zwischen Gott und Mensch, die eigentlich sehr eng sein sollte, kaputt gemacht. Danach geht es um die Frage, wie die gute Beziehung zu Gott und zueinander wiederhergestellt werden kann.

Durch Jesu Tod und Auferstehung hat sich die Situation geändert: Nun ist wieder Leben möglich, dass nicht von der Macht der Sünde dominiert wird, sondern von einer engen Beziehung zu Gott. Das Neue Testament drückt diese wiederhergestellte Beziehung im Bild des Vaters und seiner Kinder aus:

Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder
1.Johannes 3,2


Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden.
Römer 8,16


Alle, die ihr Leben Gott anvertrauen, sind Gottes Kinder und sogar seine Erben!

Aber auch bezüglich der Beziehung zwischen Mensch und Mensch hat sich etwas geändert. In der Gemeinde Christi sind die einzelnen Mitglieder sehr eng miteinander verbunden:

So sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des anderen Glied [Körperteil].
Römer 12,5


Was uns hier vor Augen gemalt wird, ist ein Bild, das engste Gemeinschaft beinhaltet. Gemeinsam sind wir ein Körper, nur in Zusammenarbeit kann unser Tun gelingen. Jedes Körperteil ist auf das andere angewiesen, ja mehr noch, ohne die anderen Körperteile kann es nichts tun. Aber das ist noch nicht alles. Im sogenanntem Gebet hohepriesterlichen Gebet (Johannes 17) bittet er für seine Jünger gleich dreimal:

Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, gleichwie wir.
Johannes 17,11

[...] damit sie alle eins seien.
Johannes 17,21

Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind.
Johannes 17,22


Zunächst einmal bittet Jesus hier darum, dass die Einheit seiner Jünger dieselbe enge Gestalt annimmt, die Jesus mit dem Vater (und dem Heiligen Geist) hat. Diese Einheit untereinander soll in der gemeinsamen Nachfolge Jesu gelebt werden. Als Konsequenz ist es dann wohl anzunehmen, dass diese Beziehung in der Ewigkeit noch enger wird. Denn dort wird sie nicht mehr von den Wirkungen der Sünde betroffen sein. Gute Beziehungen werden sich im Himmel vertiefen.

Ist es dann anzunehmen, dass wir in Ewigkeit nur identitätslose Wesen sein werden, die sich nicht kennen?

Im ursprünglichen Paradies hat der Mensch in einem "vorsündlichen" Zustand gelebt. In der Ewigkeit werden wir auch in einem Umfeld leben, das nicht von der Sünde beeinflusst ist. In 1.Mose 2 lesen wir davon, dass es für den Menschen eine „Gehilfin“, ein Gegenüber, gefehlt hat. Es gab dort eine Sehnsucht nach einer Beziehung, die weder die Tiere noch Gott ausfüllen konnte. Und Gott hat dem Menschen ein passendes Gegenüber geschenkt.
Wenn der Mensch sich im sündfreien Zustand des Paradieses auch noch ein anderes Gegenüber als Gott hatte, warum sollten wir in der Ewigkeit nicht auch in den anderen, die ohnehin dort sein werden ein Gegenüber haben?

Fazit
Auch wenn die Bibel den Himmel nicht detailliert beschreibt, lehrt sie doch klar, dass wir nicht zu identitätslosen Wesen werden. Wir werden in der Ewigkeit eine leibliche Gestalt haben und in Beziehung zu Gott und untereinander leben.

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